Nach dem Mauerbau 1961 war zunächst 28 Monate lang kein persönlicher Kontakt zwischen Ost- und Westberlin möglich.

Am 17. Dezember 1963 unterzeichneten die West-Berliner Senatsverwaltung und die Regierung der DDR schließlich das erste Passierscheinabkommen.

Nun durften West-Berliner ihre Ost-Berliner Verwandtschaft zwischen dem 19. Dezember 1963 und dem 5. Januar 1964 besuchen. Den Ost-Berlinern blieb der Weg in den Westen versperrt.

Da es zu dieser Zeit weder eine gegenseitige Anerkennung staatlicher Einrichtungen zwischen der BRD und der DDR noch offizielle Kontakte zwischen den Behörden in Ost- und West-Berlin gab, ergab sich ein Problem: Mit welchem Personal sollten die Passierscheinstellen in West-Berlin besetzt werden?

Polizisten aus der DDR waren in West-Berlin unerwünscht. Die Lösung des Problems: Es wurden Mitarbeitende der DDR-Post eingesetzt. Sie erweckten zumindest den Eindruck, wie hier bei der Arbeit in einer Turnhalle in der Schillerstraße in Charlottenburg. In Wirklichkeit handelte es sich um Mitarbeitende des Ministeriums für Staatssicherheit.

Auf dem Foto warten West-Berliner in Dreierreihen auf die Kontrolle am Kontrollpunkt an der Sonnenallee.

Insgesamt machten im Winter 1963/64 etwa 700.000 Menschen rund 1,2 Millionen Besuche in Ost-Berlin. Für die Beantragung eines Passierscheins nahmen sie lange Schlangen und stundenlanges Warten in der Kälte in Kauf.

Nach dem Auslaufen des ersten Passierscheinabkommen sollten bis 1966 drei weitere folgen. Die Menschen auf dem Foto passieren gerade den Grenzübergang an der Oberbaumbrücke.

Nach dem Auslaufen des letzten Abkommens (Pfingsten 1966) bliebt den West-Berlinern der Besuch in Ost-Berlin wieder verwehrt.

Es sei denn, sie durften aufgrund der Entscheidung einer Härtestelle in seltenen "dringenden Familienangelegenheiten" in den Ostteil der Stadt reisen.

Das Viermächteabkommen über Berlin sollte ein weiteres Passierscheinabkommen schließlich überflüssig machen. (Hier zu sehen: ein Familienwiedersehen an der Oberbaumbrücke)

Es wurde am 3. September 1971 unterzeichnet und trat am 3. Juni 1972 in Kraft. (Hier ein Foto vom Grenzübergang Sonnenallee)

Von nun konnten die Bewohner West-Berlins nicht nur Verwandte, sondern auch Bekannte im Ostteil der Stadt und in der gesamten DDR besuchen. (Hier zu sehen: Passierende in der Invalidenstraße)

Vorausgesetzt, sie hatten einen "Berechtigungsschein zum Empfang eines Visums".

Es waren damit auch rein touristische Einreisen möglich. Wie hier ein Foto aus dem Jahr 1972 zeigt.