Ampel-Aus - Bundeskanzler Scholz entlässt Finanzminister Lindner - Vertrauensfrage am 15. Januar
Die Ampel-Koalition ist am Ende. Finanzminister Christian Lindner (FDP) ist am Abend von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) entlassen worden. Scholz will am 15. Januar die Vertrauensfrage stellen, er strebt Neuwahlen bis Ende März an.
- Ampel-Koalition aus SPD, Grünen und FDP gescheitert
- Bundeskanzler Scholz (SPD) entlässt seinen Finanzminister Lindner (FDP)
- Scholz will sich am 15. Januar im Bundestag der Vertrauensfrage stellen
- Neuwahlen strebt der Kanzler bis Ende März an
- Lindner spricht von "kalkuliertem Bruch" der Koalition
- Grüne wollen in Regierung bleiben
- FDP-Minister ziehen sich komplett aus Ampel-Regierung zurück
Die Ampel-Koalition ist nach knapp drei Jahren im Amt gescheitert. Bundeskanzler Olaf Scholz hat am Mittwochabend Finanzminister Christian Lindner entlassen.
Wie Scholz auf einer Pressekonferenz mitteilte, habe er das getan, um "Schaden vom Land abzuwenden". Der Kanzler wollte mit Blick auch auf die Folgen des Ukraine-Kriegs ein Aussetzen der Schuldenbremse. Das lehnte die FDP ab."Wir brauchen eine handlungsfähige Regierung, die die Kraft hat, die nötigen Entscheidungen für unser Land zu treffen", sagte Scholz. Lindner habe egoistisch gehandelt und nur an seine Partei gedacht. "Zu oft hat Minister Lindner mein Vertrauen gebrochen. Es gibt keine Vertrauensbasis", so Scholz.
Nun will sich Scholz am 15. Januar im Bundestag der Vertrauensfrage stellen. Neuwahlen soll es nach Vorstellung des Kanzlers bis spätestens Ende März geben.
Lindner weist Scholz Schuld am Scheitern der Ampel zu
In einem Pressestatement sagte Lindner im Anschluss an das Treffen und seine Entlassung: "Olaf Scholz hat leider gezeigt, dass er nicht die Kraft hat, unserem Land einen neuen Aufbruch zu ermöglichen. Stattdessen hat der Bundeskanzler seit heute Nachmittag ultimativ von mir verlangt, die Schuldenbremse des Grundgesetzes auszusetzen. Dem konnte ich nicht zustimmen."
Er vermute, dass Scholz sein Pressestatement für den Abend bereits im Vorfeld des Treffens vorbereitet habe, sagte der FDP-Chef. "Wir haben Vorschläge für eine Wirtschaftswende vorgelegt, um unser Land wieder auf Erfolgskurs zu bringen. Diese Vorschläge wurden von SPD und Grünen nicht als einmal als Beratungsgrundlage akzeptiert. Wir wissen seit dem genau vorbereiteten Statement des Bundeskanzlers vom heutigen Abend, warum." Linder warf Scholz vor, die Zusammenarbeit mit ihm und der FDP aufgekündigt und damit einen "kalkulierten Bruch dieser Koalition" herbeigeführt zu haben.
FDP-Minister ziehen sich komplett aus Ampel-Regierung zurück
Die FDP zieht am Abend all ihre Minister aus der Bundesregierung zurück. Das kündigte Fraktionschef Christian Dürr in Berlin an. Damit beendet die FDP das Dreierbündnis der Ampel-Koalition. Die FDP hat vier Minister in der Ampel-Regierung:
- Christian Lindner (Finanzminister)
- Marco Buschmann (Justizminister)
- Volker Wissing (Verkehrsminister)
- Bettina Stark-Watzinger (Bildungsministerin)
Grüne wollen in der Regierung bleiben
Die Grünen wollen nach dem Ende der Ampel-Koalition zunächst Teil einer Minderheitsregierung mit der SPD bleiben. Das machte Vizekanzler Robert Habeck deutlich. Er sprach sich aber auch dafür aus, "jetzt zügig den Weg zu geordneten Neuwahlen frei zu machen", die demnach im Frühjahr stattfinden sollen.
Habeck bedauerte den Bruch der Ampel-Koalition. Er betonte , "dass sich das heute Abend falsch und nicht richtig anfühlt". Obwohl Lösungsmöglichkeiten auf dem Tisch lagen, habe man die Haushaltslücke nicht schließen können. "Die FDP war nicht bereit, diese Wege zu gehen", sagte Habeck. Die Entlassung Lindners sei letztlich so folgerichtig wie unnötig gewesen.
Scholz will Gespräch mit Merz suchen
In mehreren Runden hatte Scholz in den vergangenen Tagen mit Lindner und Habeck nach Auswegen aus der Krise gesucht. Lindner hatte in einem Papier vor dem Hintergrund der Konjunkturflaute eine zum Teil völlige Neuausrichtung der Ampel-Politik gefordert.
In dem Papier wird etwa als Sofortmaßnahme die endgültige Abschaffung des Solidaritätszuschlags auch für Vielverdiener gefordert, ein sofortiger Stopp aller neuen Regulierungen sowie ein Kurswechsel in der Klimapolitik. Dagegen gab es großen Widerstand bei SPD und Grünen. Weiter ging es darum, wie ein Milliardenloch im Haushalt 2025 gestopft werden kann.
Scholz will nun Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU) anbieten, rasch gemeinsam nach Lösungen zur Stärkung der Wirtschaft und der Verteidigung zu suchen. "Ich werde nun sehr schnell auch das Gespräch mit dem Oppositionsführer, mit Friedrich Merz suchen", sagte der Kanzler. Er wolle Merz anbieten, in zwei oder gerne auch noch mehr Fragen, "die entscheidend sind für unser Land, konstruktiv zusammenzuarbeiten: Bei der schnellen Stärkung unserer Wirtschaft und unserer Verteidigung", sagte der Kanzler.
Sendung: rbb24 Inforadio, 06.11.24, 21 Uhr