17. Juni 1953 - Wegner und Woidke würdigen Opfer des Volksaufstands in der DDR

Mo 17.06.24 | 15:34 Uhr
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17.06.2024, Berlin: Cornelia Seibeld (CDU, l-r), Präsidentin des Berliner Abgeordnetenhauses, Kai Wegner (CDU), Regierender Bürgermeister von Berlin, Cem Özdemir (Bündnis 90/Die Grünen), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, und Mike Mutterlose, Vorsitzender der Vereinigung 17. Juni 1953 e.V., richten am Gedenktag an den Volksaufstand in der DDR vom 17. Juni 1953 auf dem Friedhof Seestraße die Kränze zurecht.(Quelle:dpa/M.Skolimowska)
Audio: rbb24 Inforadio | 17.06.2024 | Jonas Ziegler | Bild: dpa/M.Skolimowska

Am 17. Juni 1953 sind in Ost-Berlin und an etwa 700 weiteren Orten in der DDR rund eine Million Menschen auf die Straße gegangen. In Berlin und Brandenburg wird auf mehreren Veranstaltungen an diesen denkwürdigen Tag erinnert.

Die Bundesregierung und das Land Berlin erinnern am Montag an den Volksaufstand in der DDR vom 17. Juni 1953. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sagte auf dem Friedhof Seestraße, dass weder Freiheit noch Demokratie selbstverständlich seien. Wer gegen Demokratie und ein einiges Europa hetze, der sei gegen die Werte, für die die Menschen am 17. Juni 1953 auf die Straße gegangen seien. "Sie kämpften für Freiheit. Sie kämpften für Menschenrechte, für eine Gesellschaft, die das Verbindende über das Trennende stellt", so Wegner.

Berlin habe immer wieder in schweren Zeiten viel Solidarität von außen erfahren. "Zeichen der Dankbarkeit dafür ist, dass es für uns Berlinerinnen und Berliner selbstverständlich ist, allen beizustehen, sie zu unterstützen, die für ihre Freiheit kämpfen. Ob in der Ukraine oder in anderen Ländern auf der Welt."

Anschließend eröffnete Wegner die Ausstellung einer zehnten Klasse zum Thema am Dreilinden-Gymnasium in Berlin-Wannsee und sprach mit den Schülerinnen und Schülern.

Woidke: "Dieser Mut ist bis heute beispielhaft"

Auch in Brandenburg wurde an mehreren Orten an den Volksaufstand vom 17. Juni 1953 erinnert. Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) lobte beim zentralen Gedenken in Brandenburg an der Havel den Mut der Menschen, die gegen Unrecht und staatliche Willkür aufbegehrten. "Sie riskierten, verhaftet und verurteilt zu werden oder gar ihr Leben zu verlieren", sagte Woidke am Montag laut Mitteilung des Landtags. "Dieser Mut ist bis heute beispielhaft. Er ist ein Symbol für den unbedingten Willen der Menschen nach Freiheit und gegen Unterdrückung."

Landtagspräsidentin Ulrike Liedtke und die Landesbeauftragte zur Aufarbeitung der Folgen der kommunistischen Diktatur, Maria Nooke, forderten ein stetes Erinnern. "Wir dürfen niemals vergessen, was Diktatur und staatliche Willkür bedeuten für die Freiheit, für das Leben des einzelnen und der Gesellschaft", sagte Liedtke. Nooke verwies darauf, dass die Aufständischen vom 17. Juni 1953 einen hohen Preis für ihren Einsatz für Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Demokratie hätten zahlen müssen. "Heute gilt es, diese Werte, die erst mit der Friedlichen Revolution von 1989 errungen werden konnten, zu bewahren und zu stärken und antidemokratischen Tendenzen beherzt entgegenzutreten."

Der Landtag, die Landesregierung, die Aufarbeitungsbeauftragte, die Generalstaatsanwaltschaft und die Stadt Brandenburg an der Havel erinnerten am damaligen Kreisgericht an den Aufstand. Damals stürmten Demonstranten das Gebäude. Inzwischen ist dort die Generalstaatsanwaltschaft untergebracht. Am Montag waren unter anderem auch Gedenkveranstaltungen in Potsdam und Prenzlau vorgesehen.

55 Menschen wurden bei dem Volksaufstand getötet

Am 17. Juni 1953 waren rund eine Million Menschen in Ost-Berlin und an etwa 700 weiteren Orten der DDR auf die Straße gegangen. Der Anlass war Protest gegen eine Erhöhung der Arbeitsnormen. Der Begriff "Arbeitsnorm" beschreibt das vom Staat vorgegebene Arbeitspensum.

Die Demonstranten stellten aber auch politische Forderungen wie nach Verbesserung der Lebensbedingungen, freien Wahlen und der Einheit Deutschlands. Die DDR-Führung und sowjetische Besatzungstruppen gingen mit Gewalt gegen die Demonstranten vor und beendeten die Proteste. Mindestens 55 Menschen wurden getötet, 15.000 weitere wurden verhaftet, rund 1.500 von ihnen später verurteilt.

Protest statt Schicht

Sendung: rbb24 Inforadio, 17.06.2024, 07:00 Uhr

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31 Kommentare

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  1. 31.

    Mir fällt beim Lesen der Kommentare das Buch des Richard von Weizsäcker ein:
    "Lernen Sie, miteinander zu leben, nicht gegeneinander. Reden zur Demokratie"
    Lesenswert!

  2. 30.

    Das war die von vielen hier ach so gelobte DDR: Eine russisch gesteuerte Unterdrückungsmaschinerie. Mit brutaler Gewalt und mit Drohungen wurden die Bürger ihrer Freiheit beraubt. Natürlich hatten sich die Menschen dort gemäß Stockholm-Syndrom irgendwann mit dem Zustand angefreundet. Es war ja auch ein Großteil ihres Lebens.

    Dass heute viele 35 Jahre nach der DDR in der Freiheit nicht richtig angekommen sind, ist mehr als traurig. 40 Jahre Sozialismus und "Führung" von oben haben offenbar ihre Spuren hinterlassen.

  3. 29.

    Ich muss Ihnen widersprechen: Selbstverständlich wurden nach außen hin - in Bezug auf den Viermächtestatus - die Regularien eingehalten. Jeder Beschluss der DDR-Volkskammer wurde einzeln von der (Ost-)Berliner Stadtverordnetenversammlung bestätigt. Das galt der Beruhigung aller vier Mächte, auch der drei westlichen.

    So konnte gesichtswahrend auch über das "Stöckchen" gesprungen werden, dass die DDR quasi P R -mäßig den Ostteil Berlins paradoxerweise als Hauptstadt der DDR ausrief, obwohl der Ostteil Berlins völkerrechtlich und nach dem Vier-Mächte-Status garnicht auf dem Gebiet der DDR lag.

    Es war ein gentlement aggrement. Nur zweimal gab es hartnäckige Proteste: Einmal, als sich DDR-Organe anmaßten, am Checkpoint Charlie US-amerik. Streitkräfte zu kontrollieren, ein zweites Mal, als mit Hilfe der sow. Militärmacht einseitig das Ost-Berliner Gebiet in Richtung Hönow ausgedehnt wurde - Protest als Erklärung, während sich im ersten Fall die Panzerrohre gegenüber standen.

  4. 28.

    Nicht zu vergessen, was die sowjetischen Besatzer nach Deutschland kommen ließ!!!
    BEVOR die "Besatzer" ins "Land der Dichter und Denker" einmarschiert sind, haben die Deutschen die UdSSR überfallen.
    Übrigens waren außer den "Russen" noch andere "Besatzer" im Land der NSDAP-Wähler.

  5. 27.

    Die Blöd lese ich nicht. Anführungszeichen haben aber auch andere in Berlin verwendet.
    Also ja, es geht natürlich um "demokratisch". Aber das haben Ihnen ja schon andere erklärt.
    Seltsam, dass dies noch nötig ist.

  6. 26.

    Mal abgesehen davon, daß ich bezgl. der Erinnerungs'kultur' es beschämend finde immer wieder im Fernsehen 'die größten Unglücke', 'die gefürchtesten Gefängnisse', 'Wo es sich die Partei gut gehen lies' etc etc. präsentiert zu bekommen, so beschämend ist die pol. u. mediale Ignoranz insgesamt. Käme irgendein Royal ins Krankenhaus würden alle Sendungen um 1,5 Stunden verschoben werden ...achja dem tapferen Manne vor dem Panzer in China wird ja auch wieder und den Ungarn ... ach so, ich bin Wossi

  7. 25.

    Na ja, ein Unterschied war da schon, die Versorgung der Ostberliner war wesentlich besser als im Rest der DDR.
    Übrigens, die Volksarmee gab es in Berlin nicht, nur das Wachregiment. Die Soldaten für die Grenze, genannt Grenztruppen der DDR, waren im Bezirk Potsdam stationiert. War übrigens ein Kniff um die Personalstärke der Volksarmee zu Erhöhen, heutiger Name Outsourcing.

  8. 24.

    Nix na und ! Er hat beanstandet und gewarnt, dass sich die Parteien den Staat zur Beute gemacht haben. Übrigens einige andere auch. Schon in den 50ziger Jahren !! Umsonst gibt es die große Partei-und Politik-Verdrossenheit nicht, außer bei Ihnen natürlich !

  9. 23.


    Wäre möglich, jedenfalls möchten das viele Wähler. Aber es ist ein Zerrbild, denn die Mehrheit des Deutschen Volkes will diese rechtsradikalen Personen im Bundestgag nicht. Die wollen die Freiheit zerstören und sich unser Geld in ihre braunen Taschen stopfen. Sie rechnen mit der Blödheit dieser Menschen und nutzen deren Frust eiskalt aus. Ist wie mit den Lämmern, die zur Schlachtbank gerufen werden.

  10. 22.

    Na und?

    Und wo hat Weizsäcker behauptet, wir hätten keine Demokratie (mehr)?

  11. 21.

    Danke an den Alle immer und überall verbessern wollenden Westler, der hiermit nun einen weiteren Grund hat und Wissen darüber, warum die AFD im Osten so stark wird.
    Das Wort "Klugsch....." werde ich hier ausdrücklich nicht verwenden!

  12. 20.

    Neben Richard von Weizäcker hat auch schon Britta Haßelmann diese Verschwörungstheorien vertreten ! Also nicht nur die AfD !

  13. 19.

    Machen Sie es doch KONSTRUKTIV besser statt nur rumzumeckern, dass IHNEN die Politik nicht gefällt und es deshalb nicht demokratisch sei! Aber nicht wie die AfD, die nur an ihre eigenen Vorteile denkt und dafür gern auch Honorare aus Russland und China bezieht, um deren Interessen in Deutschland zu vertreten, weil Ihnen in Ihrer Gier die Bundestagsbezüge nicht ausreichen!

  14. 18.

    Kausal:
    "Antwort auf [Immanuel] vom 17.06.2024 um 14:41
    Die Demokratie wird von den "Demokraten" immer mehr ausgehöhlt und verliert nicht nur an Partizipation des Volkes, sondern verkommt auch immer mehr zu einer elitären Zuschauer-Veranstaltung. Die Parteien haben sich den Staat zur Beute und damit zu einem Parteienstaat gemacht, Gesetze werden zunehmend in eigener Sache gemacht. Das Problem der Ausbeutung des Staates durch Parteien geht einher mit der Entmachtung der Staatsbürger."

    Verschwörungswahn!

    Nur, weil Ihnen die Politik der demokratisch gfewählten Regierung nicht gefällt, heißt dies noch lange nicht, dass dies keine Demokratie sei.

    Finden Sie sich damit ab, dass Sie zu einer lautstarken Minderheit gehören, von denen sich die Mehrheit nicht die Demokratie kaputtmachen lässt!

  15. 17.

    Warum?

    Das in Anführungszeichensetzen der DDR macht auch ohne Springer Sinn, denn schließlich war die Deutsche Demokratische Republik (DDR) nicht demokratisch, wie es der Name suggeriert, sondern eine Diktatur! Richtig wäre also Deutsche "Demokratische" Republik oder kurz "DDR".

  16. 16.

    Helmut Krüger:
    "In puncto Berlin haben sich übrigens beide Seiten an die Regularien gehalten: Sowohl das Abgeordnetenhaus als auch die Stadtverordnetenversammlung bestätigten EINZELN die Beschlüsse des Bundestages bzw. der Volkskammer - dies deshalb, weil weder West-Berlin zum Bundesgebiet, noch Ost-Berlin zur DDR gehörten. Auch wenn Jene die Halbstadt zur Hauptstadt erklärten."

    In Bezug zu BRD und Westberlin richtig. In Bezug zu DDR und Ostberlin falsch! Die DDR machte keinen Unterschied zwischen Ostberlin und Rest-DDR! Alle Volkskammergesetze galten auch für Ostberlin! In der Volkskammer saßen die (undemokratisch nicht geählten) Abgeordneten aus Ostberlin "gleichberechtigt"! Im Bundestag saßen keine Abgeordneten aus Westberlin. In Ostberlin gab es auch die Volksarmee, in Westberlin gab es keine deutsche Armee.

  17. 15.

    Die Demokratie wird von den "Demokraten" immer mehr ausgehöhlt und verliert nicht nur an Partizipation des Volkes, sondern verkommt auch immer mehr zu einer elitären Zuschauer-Veranstaltung. Die Parteien haben sich den Staat zur Beute und damit zu einem Parteienstaat gemacht, Gesetze werden zunehmend in eigener Sache gemacht. Das Problem der Ausbeutung des Staates durch Parteien geht einher mit der Entmachtung der Staatsbürger.

  18. 14.

    Danke, schön, dass Sie das alles noch wissen. Ich weiß es auch - war vom Anfang bis zum Ende der DDR deren Bürger. In diesen Zusammenhängen könnte man dann ja auch noch über die Hallstein-Doktrin reden oder über die Aufnahme der DDR in die UNO - aber das führe hier zu weit.

    Eigentlich wollte ich ja vom Schreiber nur wissen, ob er bei der Bild-Zeitung war...

  19. 13.

    An den Gänsefüßchen haben sich jz.lang die Erzeugnisse des Springer-Verlages erkennen lassen, andere waren da schon realistischer und sprachen von den beiden deutschen Staaten. Die Deutsche Bundesbahn versetzte bei Errichtung ihrer damals neuen Reisezentren die DDR nachvollziehbarer ins (Bahn-)Ausland, logischerweise, weil da ja keine DB-Regie darüber war. Dann gab es in den Reisezentren Zusätze: Ausland + DDR

    Auch so kam die DDR zu ihrem Namen. Nach der Anerkennung der DDR seitens Indien war es auch vorbei mit dem unverzüglichen Abbruch der diplomat. Beziehungen ggü. jenen Staaten, die die DDR anerkannten.

    In puncto Berlin haben sich übrigens beide Seiten an die Regularien gehalten: Sowohl das Abgeordnetenhaus als auch die Stadtverordnetenversammlung bestätigten EINZELN die Beschlüsse des Bundestages bzw. der Volkskammer - dies deshalb, weil weder West-Berlin zum Bundesgebiet, noch Ost-Berlin zur DDR gehörten. Auch wenn Jene die Halbstadt zur Hauptstadt erklärten.

  20. 12.

    Paula:
    "Selbst so ein Aufstand, würde heute nicht helfen die Ampel zum Teufel zu jagen, leider."

    Paula hat offenbar nicht den Unerschied zwischen unserer Demokratie und der DDR-Diktatur verstanden, gegen die der Aufstand gerichtete war.

    Eine domokratische geählte Regierung "zum Teufel zu jagen" wurde im Capitol und auch schon vor dem Reichsttag versucht - zum Glück erfolglos! Aber es gibt wohl immer noch Demokratiegegner, die davon träumen.

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