Jugendschutz - Brandenburger Stelle für Suchtfragen befürwortet Alkoholverbot bis 18 Jahre

Mi 28.08.24 | 21:01 Uhr
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Eine Gruppe junger Erwachsener trägt Bierkästen. (Quelle: dpa/Gerald Matzka)
Bild: dpa/Gerald Matzka

In mehreren europäischen Ländern ist Alkoholtrinken erst ab 18 Jahren erlaubt, statt wie in Deutschland bereits ab 16. Für eine höhere Altersgrenze sprechen sich nun auch Suchtexperten im Bund und in Brandenburg aus. Das "begleitete Trinken" lehnen sie ab.

Die Brandenburgische Landesstelle für Suchtfragen (BLS) spricht sich für eine Altersgrenze von 18 Jahren für das Trinken von Alkohol aus. Das sagte die Geschäftsführerin der Landesstelle, Andrea Hardeling, rbb|24 am Mittwoch auf Anfrage.

Damit stimmte sie dem Sucht- und Drogenbeauftragten der Bundesregierung Burkhard Blienert (SPD) zu, der seine Forderung in einem Interview mit der "Rheinischen Post" bekräftigt hatte. "Der Genuss von Alkohol sollte erst ab 18 Jahren, mit dem Erreichen der Volljährigkeit, erlaubt sein", sagte Blienert der Zeitung.

Das bezeichnete auch die Brandenburger Suchtexpertin Hardeling als sinnvoll. "In vielen europäischen Ländern ist der Erwerb und Konsum von Alkohol erst ab 18 Jahren erlaubt. Das ist aus entwicklungspsychologischer und gesundheitlicher Perspektive durchaus sinnvoll: Der Konsum von Alkohol kann erhebliche Auswirkungen auf die Gesundheit, insbesondere auf das sich entwickelnde Gehirn, haben", sagte Hardeling rbb|24. "Das menschliche Gehirn entwickelt sich bis in die frühen Zwanzigerjahre, und Alkoholkonsum kann diese Entwicklung beeinträchtigen."

"Ältere Jugendliche und junge Erwachsene haben in der Regel eine größere Fähigkeit zur Selbstkontrolle"

Die Studie "Brandenburger Jugendliche und Substanzkonsum" zeige, dass bereits 17 Prozent der Zehntklässler im Land Brandenburg regelmäßig Rauschtrinken betreibe [gesundheitsplattform.brandenburg.de]. "Das bedeutet, sie trinken mehr als fünf alkoholische Getränke an mindestens drei Tagen im Monat", sagte Hardeling.

Durch das Verbot des Alkoholkonsums für Personen unter 18 Jahren solle eine Kultur des verantwortungsvollen Umgangs mit Alkohol gefördert werden. "Ältere Jugendliche und junge Erwachsene haben in der Regel eine größere Fähigkeit zur Selbstkontrolle und ein besseres Verständnis für die Folgen ihres Handelns", sagte Hardeling.

In EU-Ländern wie Italien, Spanien, Frankreich, Portugal, Polen, Tschechien und Kroatien darf man Alkohol erst ab 18 Jahren trinken.

Die BLS ist die zentrale Institution in Brandenburg, die sich mit der Prävention und Behandlung von Suchtproblemen beschäftigt. Ihre Hauptaufgaben umfassen die Entwicklung, Förderung und Koordination von Suchtprävention und Suchtkrankenhilfe. Sie wird vom Brandenburger Gesundheitsministerium gefördert und arbeitet in einem Netzwerk mit regionalen und überregionalen Partnern zusammen.

Bundesbeauftragter: "Vom begleiteten Trinken ab 14 Jahre halte ich gar nichts"

Der Bundesbeauftragte Burkhard Blienert argumentierte hinsichtlich eines Alkoholverbots bis 18, die Altersgrenze von 18 Jahren gelte bereits für Tabakprodukte. Derzeit lässt das Jugendschutzgesetz zu, dass Jugendliche in Begleitung Sorgeberechtigter in der Öffentlichkeit alkoholische Getränke wie Bier oder Wein zu sich nehmen. "Vom begleiteten Trinken ab 14 Jahre halte ich gar nichts", sagte Blienert dazu und führte aus: "Alkohol ist ein Zellgift, das ab dem ersten Tropfen wirkt. (...) Es gibt keinen Alkoholkonsum, der unbedenklich ist."

Die Gesundheitsministerkonferenz der Länder hatte sich im Juni mit dem Thema beschäftigt und beschlossen, dass Fachleute bis zum November die Regeln im Jugendschutzgesetz noch einmal genauer unter die Lupe nehmen sollen. Auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) sprach sich für ein Verbot des sogenannten begleiteten Trinkens für 14- bis 16-Jährige aus.

DEG: Alkohol auch in Maßen nicht gesund

Erst vor wenigen Wochen hatte die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DEG) dazu geraten, keinen Alkohol zu trinken und damit eine frühere Einschätzung geändert. Auch in Maßen sei Alkohol nicht gesund - es gebe keine potenziell gesundheitsfördernde und sichere Alkoholmenge für einen unbedenklichen Konsum, schrieb die Fachgesellschaft in einem Positionspapier, das Mitte August veröffentlicht wurde. "Alkohol ist eine psychoaktive Droge", die als Ursache von mehr als 200 negativen gesundheitlichen Folgen wie Krankheiten und Unfällen identifiziert worden sei, heißt es darin.

Wer trotzdem Alkohol trinken wolle, sollte vor allem große Mengen vermeiden, riet die Fachgesellschaft. Das gelte insbesondere für junge Menschen. Kinder, Jugendliche, Schwangere und Frauen, die stillen, sollten gar keinen Alkohol trinken.

Alkoholkonsum werde unter anderem mit Entwicklungsstörungen bei ungeborenen Kindern, Unfällen, Verletzungen, Gewalt und "psychosozialen Beeinträchtigungen von Menschen, die Alkohol trinken, sowie ihrem sozialen Umfeld" in Verbindung gebracht, schrieb die Gesellschaft. Insgesamt sinkt der Alkoholkonsum in Deutschland seit Jahren. Auch Jugendliche geben in vergleichbaren Langzeitumfragen heute weniger Alkoholkonsum an, als noch vor einigen Jahren.

Sendung: Fritz, 28.08.2024, 21:30 Uhr

31 Kommentare

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  1. 31.

    vom Cannabis ist zumindest noch nie jemand gestorben beim Alkohol 74.000 tote in Deutschland jährlich.

  2. 30.

    Wollte man nicht das Wahlalter auf 16 Jahre ändern? Ach ja, wenn kein Alkohol, dann eben kiffen! Ironie Off:)

  3. 29.

    Sie sind hoffentlich auch nicht gegen die Cannabis Teil Legalisierung?
    Ansonsten bringen Verbote ,meiner Meinung,nicht viel.
    Ehrliche Aufklärung wäre besser.
    Und Wahlen und Alkohol Konsum lassen sich nicht wirklich vergleichen.

  4. 28.

    Wir dürfen uns auch ganz legal mit irgendwelchen Müll vollstopfen und jährlich sterben hunderttausende Menschen an den Folgen. Und zig tausende sterben nicht an den Folgen des Alkoholkonsums. Was wollen Sie denn noch alles verbieten?

  5. 26.

    bei Alkohol ab 18 sollten sich vorallem die Eltern dazu in der Verantwortung sein

  6. 25.

    So lange das Anstoßen an besonderen Tagen oder Ereignissen zum guten Ton gehört und der Alkohol in unseren Supermärkten neben Obst und Schokolade frei präsentiert wird ect ,wird es wohl weiterhin auf den gesunden Menschenverstand ankommen maßvoll zu genießen. Gefahren lauern überall für unsere Jugendlichen und nicht alles kann man mit Gesetzen verhindern. Gerade in der Zeit des Erwachsen werden probieren wir aus und manchmal geht es auch gründlich daneben. Aber gerade das bleibt uns doch in Erinnerung. Trinken Jugendliche aber regelmäßig müssen die Alarmglocken läuten, denn dann läuft etwas gehörig schief.

  7. 24.

    Und wer soll es kontrollieren? Es gibt viele Verbote, nur leider keine Kontrollen mehr, weil es an Kräften mangelt

  8. 23.

    Wählen ab 16 Ok aber Alkohol ab 14 im meinem Kulturkreis undenkbar und um gleich die Kommentare vorweg zu nehmen wir kommen aus den USA und dort ist trinken erst ab 21 erlaubt und schon garnicht in der Öffentlichkeit, damit werden viele Probleme aus meiner Sicht vermieden.

  9. 22.

    bei Jährlich 74.000 toten Deutschen durch Alkohol verstehe ich bis heute nicht warum das legal ist.

  10. 21.

    Ja beste - bitte Alkohol ab 18 und am besten nicht mehr im Supermarkt oder Kios sondern in Fachgeschäften, dann können die dort auch gleich das Cannabis mit verkaufen.

  11. 20.

    Unsinnige Diskussion ! Wer trinken will, der trinkt auch, ist wie mit dem Kiffen. Fangt mal lieber an, den Sozialstaat wieder aufzubauen, damit das Frustsaufen nicht weiter überhand nimmt !

  12. 19.

    Wozu diese Diskussion?? Egal was beschlossen wird, es hält sich eh keiner dran und kontrollierbar ist es auch nicht. Wenn Eltern meinen, „betreutes“ saufen ist gut, dann sollen sie es so machen. Der Rest der Jugendlichen wird sich weiterhin Alkohol aus allen Chargen beschaffen und in sich hineinpumpen.

  13. 18.

    Dummer Kommentar. Als ob Eltern ihren Kindern grundsätzlich schaden wollen…. Mit Verboten gleitet das Saufen dann nur eben in den Bereich, den keiner kontrollieren kann. Wir haben gerade Cannabis aus bestimmten Gründen zugelassen. Damit es Kontrolliert konsumiert wird. Beim Alkohol den genau anderen Weg zu gehen, ist widersprüchlich. Wer Drogen haben will kommt immer daran. Das begleitete Trinken hatte wohl den Sinn, Jugendliche behutsam an den meist unausweichlichen späteren Alkoholkonsum zu führen. Fand ich … na ja. Aber jetzt plötzlich zu sagen, es ist eine unsinnige Regelung? Wenn man jetzt wissenschaftlich begründet, jede Form des Alkohols schade jedem, dann muss man komplett umdenken. Aber wir sollten erwarten können, dass Eltern und Jugendliche das eigenständig begreifen können. Wie wir auch erwarten, dass diese andere Rechte eigenverantwortlich wahrnehmen. Nur weil etwas erlaubt ist, muss ich es nicht machen.

  14. 16.

    Lieber Alkohol- und Nikotinverbot bis 21 Jahre. Grundsätzlich sollte die Volljährigkeit wieder auf 21 Jahre hochgestuft werden. Die jungen Menschen sind mit 18 Jahren aktuell noch nicht soweit...

  15. 15.

    Vergessen Sie nicht, dass man nach Meinung des Gesetzgebers mit 17 zu unreif ist, um Lotto zu spielen bzw. den enormen Gefahren der Lottospielsucht zu widerstehen. Aber dazu, mitzuentscheiden, wer regiert, reicht's dann doch schon.

    Man muss eben schauen, was wichtig ist.

  16. 14.

    Wie jetzt? Nur bis 18 Jahre? Wo bleiben denn die tollen Studien und lustigen Grafiken, die uns beweisen, dass Alkohol mindestens bis zum 30. Geburtstag verboten sein MUSS? Natürlich absolut, strikt und total.

    Den verantwortungsvollen Umgang mit legalen Drogen lernt man auf keine Weise besser, als wenn diese Substanzen durch hysterische, wichtigtuerische Verbote besonders attraktiv gemacht werden. Anschaulich zu erleben in den USA oder in Schweden.

  17. 13.

    Absolut überfällig. Fände auch eine Spirituosen-Freigabe erst ab 21 eigentlich sinnvoll.

  18. 12.

    Ach der Staat wieder !
    Wie war es denn früher ? Da hat sich der Staat so gar nicht eingemischt ? Bei einigen Dingen leider tatsächlich nicht. Und bei anderen um so mehr.
    „Begleitetes Trinken“ ist wie „begleitetes Koksen“ nur billiger ! Und wenn man meint Alkohol ist für den Körper gesund, dann braucht man nicht über medizinische Erkenntnisse zu reden. Warum dann nicht Alkohol während der Schwangerschaft ? Alkohol im Kindesalter ?
    Keine Verbote ? Sie meinen eher keine Regeln.

  19. 11.

    Ich halte eine Politik für angemessen, in der das Schädliche künstlich verteuert wird, um mit den Erlösen das Positive zu fördern.

    Die Gesellschaft muss bereit dazu sein, Probleme lösen zu wollen und beim Alkohol ist das Problem überhaupt nicht erkannt, denn Alkohol ist eine gesellschaftlich anerkannte Droge, die in Bayern als Grundnahrungsmittel gilt und die Werbung dafür begleitet die Erdenbürger von Kindesbeinen auf.

    Wie kann von Kindern und Jugendlichen erwartet werden, ihre Neugierde zu zügeln, wenn Erwachsene den Alkoholkonsum vorleben und ihn für gut befinden?

    Wenn positive Veränderungen eine Chance haben sollen, braucht es in den nächsten Jahrhunderten positive Vorbilder und keine Verbote.

  20. 10.

    Ähm, es war doch schon immer verrückt. Schließlich Saufen ab 16 erlaubt, oder strafmündig. Aber wählen nicht.

  21. 9.

    Alles Verbotene fördert einen Reiz, es trotzdem zu tun. Welche Möglichkeiten haben Jugendliche denn heute? Auf dem Land werden schon um 18:00 Uhr die Bürgersteige hochgeklappt. Der letzte Bus ist weg. Mal geguckt, was der Lappen für's Moped so kostet? So ein Moped bedeutet Freiheit, Unabhängigkeit und angesichts der Kosten will man den nicht wegen Suff verlieren. Saufgelage von Jugendlichen auf dem Lande haben ihre Ursache nicht im Reiz des Rausches, sondern in der Perspektivlosigkeit. Da der Bus durch Wahlversprechen weder öfter kommt noch abends fährt und das 49€-Ticket nutzlos ist, wäre es sinnvoll, die Führerscheine zu subventionieren, statt hier 9€-Tickets zu fordern, mit denen viele gar nichts anfangen können.
    Verbote bringen gar nichts, wer soll das denn kontrollieren?

  22. 7.

    Auch wenn Sie es anders meinten, sehe ich es schon so, dass man dann die Altersgrenzen für andere Bereiche überdenken sollte. Auf der einen Seite sollen Jugendliche ab 16 alle Rechte eines Erwachsenen haben und auf der anderen will man ihnen bis 18 das ‚Saufen’ verbieten. Bei Straffälligkeit können sich junge Menschen bis 21 auf das Jugendstrafrecht berufen, sollen aber reif genug sein, um ab 16 wählen zu gehen - was denn nun? Es wird immer verrückter in unserem Land!

  23. 6.

    "Und was Eltern ihren Kindern erlauben sollen sie bitte noch selbst entscheiden dürfen. Es wird aus meiner Sicht zunehmend bedenklich, wie sich der Staat in private Angelegenheiten einmischt."

    Jawoll! Wir lassen uns nischt verbieten als Eltern! Ick sauf mit meinen Kindern so viel ick will!
    Nieder mit der Fürsorgepflicht des Staates!

    Prost, Michael!

  24. 5.

    Wie gut das es immer wieder Experten gibt, die jeden erklären was gut und was schlecht ist.
    Das die Kurve oben immer weiter sinkt (Alkohol unter 18) scheint nicht zu interessieren. Gibt wohl doch den einen oder anderen der für sich selbst Entscheidungen treffen kann.
    Ist gerade wieder die Zeit sich bei Verboten gegenseitig zu überbieten ?
    Und da ja immer alle lernen…. Verbot von Drogen hat was gebracht ? Achja Deutschland ist Drogenfrei juhuu… naja theoretisch wenn es nach den Verboten geht.

  25. 4.

    Dann auch wieder Wählen auf 18 erhöhen bzw. wenn es keine Änderung gibt auf 16 reduzieren. Alles andere wäre unlogisch.
    Ach, und Cannabis erst....

    Ok, ernsthaft: wie üblich klagt man über die Jugend von heute, nicht mal Wehrdienst machen die, vielleicht Gendern sie, richtig arbeiten ist nicht ihrs.... aber mit 16 Bier(Mixgetränke) oder Wein aus dem Eimer - hach was für ein Spaß; wir waren doch mal alle jung.

    Wobei das Anheben der Altersgrenze nur wenig Sinn macht, wenn der Drogenkonsum weiterhin öffentlich zelebriert wird (Familienfeiern, Volksfeste) und der Alk so problemlos verfügbar ist (Discounter, Späti).

  26. 3.

    Na endlich! Wird auch Zeit Ich hatte auch mit 15 dar erste Bier getrunken und das war der Anfang vom Ende!°°°

  27. 2.

    Verbieten Verbieten Verbieten. Scheinbar jetzt die einzige Lösung für Probleme in Deutschland.

    Die Saufgelage finden doch meist mit harten Alkoholika statt. Die Jugendlichen, die sich keinen Schnaps oragnisieren, sondern wie im Gesetz vorgesehen bei Bier bleiben, sind gerade nicht die, die in den Krankenhäusern landen.

    Und was Eltern ihren Kindern erlauben sollen sie bitte noch selbst entscheiden dürfen. Es wird aus meiner Sicht zunehmend bedenklich, wie sich der Staat in private Angelegenheiten einmischt.

  28. 1.

    Im privaten Umfeld kann man es sowieso nicht verbieten.
    Und: lieber begleitetes Trinken „unter Anleitung“, als unbegleitetes Komasaufen mit Kumpels. Ist ja genauso schlimm wie Sexualaufklärung mit Schulhofwissen.

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