Alkohol für 14- bis 16-Jährige - Was es mit dem "begleiteten Trinken" für Jugendliche auf sich hat

Mo 15.07.24 | 16:15 Uhr
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Symbolbild: Ein Mädchen hält am 03.07.2021 ein Sektglas in der Hand. (Quelle: Imago Images)
Audio: rbb24 Antenne Brandenburg |11.07.2024 | Jürgen Häning | Bild: Imago Images

Der Bundesgesundheitsminister will das "begleitete Trinken" abschaffen. Was das ist? 14 bis 16-Jährige dürfen in Anwesenheit ihrer Eltern offiziell Bier und Wein konsumieren. Seit wann das so ist, was die Idee dahinter ist und was das Problem ist.

Was ist "begleitetes Trinken"?

In Begleitung von Eltern oder anderen Sorgeberechtigten dürfen Jugendliche bereits ab 14 Jahren legal Alkohol (Bier, Wein, Schaumwein) trinken. Auch in Gaststätten und in der Öffentlichkeit. Geregelt ist das seit 1952 im Jugendschutzgesetz unter Paragraf 9, Absatz 2.

Was ist das Ziel von "begleitetem Trinken"?

Die Idee dahinter: Wenn Minderjährige Alkohol unter Aufsicht und kontrolliertem Umfeld kennenlernen, wird ihr Umgang damit bewusster, was zugleich Exzesse verhindern könnte.

Was will Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach ändern?

Gerade für Jugendliche birgt Alkohol erhebliche gesundheitliche Gefahren. Deshalb sollten unter 16-Jährige, wenn es nach Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geht, gar nicht trinken. Auch nicht, wenn die Eltern dabei sind und ihr Ja zu einem Glas Bier oder Wein geben. Für Lauterbach ist die Lage eindeutig: "Aus gesundheitspolitischer Sicht kann es zu diesem Thema keine zwei Meinungen geben. Das sogenannte 'begleitete Trinken' sollte untersagt werden."

Welche Gesundheitsgefahren für Jugendliche gibt es beim Alkoholkonsum?

Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene reagieren empfindlicher auf Alkohol, weil sich ihre Organe und vor allem das Gehirn noch entwickeln, heißt es von der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung [kenn-dein-limit.de]. Noch bis etwa zum Alter von 21 Jahren gebe es Umbauprozesse im Gehirn, die durch Alkohol gestört werden können. Schon kleine Mengen können demnach "erheblichen Schaden" anrichten.

Wie steht es mit dem Alkoholkonsum der 12-17-Jährigen?

Der Alkoholkonsum der 12- bis 17-Jährigen sinkt zwar ingesamt - trotzdem liegt Deutschland im europaweiten Vergleich hinter Dänemark auf Platz zwei. In Deutschland gaben in einer Umfrage 16 Prozent der 12- bis 15-Jährigen laut einem WHO-Bericht an, dass sie in den vergangenen 30 Tagen mindestens eine "Rauscherfahrung" gemacht haben.

Wer ist für eine Abschaffung - wer dagegen?

Wenn es nach Bundesgesundheitsminister Lauterbach, den Bundesländern Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Niedersachsen geht, soll sich das bald ändern. Die Bundesländer setzen sich dafür ein, dass beim Jugendschutz in Sachen Alkohol nachgebessert wird. Auch die bayerische Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) und die Berliner Gesundheitssenatorin Ina Czyborra (SPD) sind für eine Abschaffung des "begleiteten Trinkens". Der Vorsitzende des Bundeselternrats, Heyartz, sagte der "Rheinischen Post", ein Verbot sei überfällig und sollte schnellstmöglich kommen.

Zuspruch kam auch vom Deutschen Brauer-Bund. Eine Sprecherin erklärte, man unterstütze wirksame und ausgewogene Präventionsstrategien. Auch von der Krankenkasse DAK wird die Debatte begrüßt. Begleitetes Trinken gehöre auf den Prüfstand, sagte Kassenchef Andreas Storm der Deutschen Presse-Agentur.

Die Idee, das "begleitete Trinken" für Teenager zu verbieten, wird aber auch skeptisch gesehen. Kein Teenager, der das erste Mal einen Schluck vom Bier seines Vaters probiere, werde dadurch zum Alkoholiker, sagte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Tino Sorge, der DPA. Gegenwind gibt es aus dem Gaststätten-Gewerbe.

Wie ist die Regelung in anderen europäischen Ländern?

In Dänemark dürfen Jugendliche ab 16 Jahren laut Gesetz Wein und Bier kaufen. Der Konsum selbst ist nicht gesetzlich geregelt.

In Frankreich ist der Kauf von Alkohol erst mit 18 Jahren gestattet. Konsumieren dürfen Jugendliche aber schon ab 16 Jahren, sofern die Eltern dabei sind.

In Großbritannien gibt es eine ähnliche Regelung: Alkohol darf nicht an unter 18-Jährige verkauft werden. Allerdings dürfen Menschen ab 16 Jahren ein Bier oder Cider in einem Restaurant trinken, die Bestellung muss dann von einer volljährigen Person aufgegeben werden.

In Spanien, Portugal und Italien ist man strenger: Dort gibt es jedweden Alkohol erst ab der Volljährigkeit.

Ab wann dürfen Jugendliche ohne Eltern in Deutschland Alkohol trinken?

Jugendliche dürfen in Deutschland derzeit nach Jugendschutzgesetz regulär vom 16. Geburtstag an Bier, Wein und Sekt kaufen sowie trinken – es sei denn, sie sind erkennbar betrunken. Getränke und Lebensmittel, die Spirituosen, also Hochprozentiges enthalten, dürfen sie weder konsumieren noch kaufen. Das gilt auch für Mixgetränke – selbst wenn der Alkoholgehalt dem von Bier und Wein entspricht.

Sendung: Antenne Brandeburg, 11.07.2024, 18:00 Uhr

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40 Kommentare

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  1. 40.

    >"Beim Kaffee wird es schwieriger…. es ist wohl das einzige Lebensmittel das die Gesundheit der Leber unterstützt."
    Aber auch hier gilt der Grundsatz aller Genussmittel: In Maßen ist es anregend, in Massen schädlich.

  2. 39.

    Es wird halt immer wieder eine neue „Sau durchs Dorf getrieben“.
    Wie war das mit der Currywurst oder dem Veggie Day ?
    Ich vermute das Gleiche wird auch mit dem Alkohol 14-16 passieren…. viel bla bla und zum Schluss wird nichts passieren.
    Und dann wird das nächste gesucht.
    Beim Kaffee wird es schwieriger…. es ist wohl das einzige Lebensmittel das die Gesundheit der Leber unterstützt.

  3. 38.

    Moin! Trink grad meinen Kaffe, weil er gesund ist und muß jetzt Ihren Quatsch lesen. Am frühen Morgen schon als Verschwörerin unterwegs? Schlecht geschlafen nehm ich an!

  4. 37.

    Wie oft gibt es denn Probleme durch / für 14- oder 15-Jährige? Wie oft landet da einer im Krankenhaus? Machen junge Menschen ein besseres Abitur / eine bessere Ausbildung, wenn sie vor 16 nicht mit Alkohol in Kontakt kamen? Mir sind eher Fälle bekannt, bei denen Kinder dann große Nachteile hatten, wenn ihre Eltern sie panisch vor jedem Alkoholkontakt fern hielten. Das ist natürlich ein subjektiver Eindruck. Gibt es da denn Studien?

  5. 36.

    Ich freue mich schon auf die nächste, natürlich aufgeregte Umerziehungsdebatte: Irgendwelche Experten haben in irgendwelchen Studien wie gewünscht herausgefunden, wie schädlich Kaffee ist, wie er unsere Gesellschaft und unsere Volkswirtschaft ruiniert usw. Freiwillige Maßnahmen haben natürlich nichts gebracht, es muss also ein Gesetz kommen. Verbot des Kaffeetrinkens in Anwesenheit von Kindern unter zwanzig Jahren. Als erste, kleine Sofortmaßnahme zur Rettung der Volksgesundheit. Und natürlich zum Schutz der Jugend (man kann etwas ja gerade für Heranwachsende kaum unattraktiver machen, als wenn man es verbietet). Weitere Verbote (und Kampagnen) werden folgen.

    Unsere Sorgen möcht ich haben ...

  6. 35.

    Schon traurig durch die Kommentare mitzubekommen, was für eine Lesekompetenz hier herrscht. Kein Wunder, dass es so viele Verschwörungsschwurbler gibt.
    Es ist gut, dass Lauterbach das Thema anspricht, nur so kann man eine längst überfällige Diskussion in unserer Gesellschaft anstoßen. Der verantwortungslose Alkoholkonsum gehört viel zu sehr zu unserer deutschen Gesellschaft dazu, da setzt man mit der derzeitigen Gesetzeslage falsche Zeichen. Gerade in den südlichen Bundesländern oder auf dem Land ist Bier teilweise "Alltagslebensmittel".
    Meine Mutter erzählte mir, dass es ganz normal war zu ihrer Ausbildungszeit in Bayern, das dort die unruhigen Kindern zum Einschlafen zur Beruhigung ein paar Schlücke Bier gegeben wurden.
    Damit die Leute selbstverantwortlicher handeln, muss über Drogenkonsum gesprochen werden. Dazu trägt ein Diskurs, wie ihn Laterbach durch seinen Vorschlag anstößt, bei

  7. 34.

    „ Mit erlaubtem Saufen werden medizinsche Entgiftungen rapide zunehmen.“
    Das was er abschaffen möchte ist seit 70 Jahren erlaubt.
    Aber sie haben bestimmt eine Studie die belegt… welche Gesundheitskosten entstehen wenn 14-16 jährige im Beisein der Eltern ein Glas trinken oder vermuten sie mal einfach das es so sein muss ?

  8. 33.

    Gerade in Ihrem/meinen „Kulturkreis“ , denn für die Menschen, die Sie unterschwellig meinen, ist Alkohol eine Sünde!

  9. 32.

    Das ist Aufregen mit Ansage. Alles was Lauterbach macht ist offenbar von vornherein falsch. Was bringt das? Das hat nichts mit der Sachlage zu tun. Alkohol ist schlecht für die Kinder, keine Frage. Kiffen ist schließlich auch erst ab 18 erlaubt. Wo ist das Problem also?

  10. 30.

    Sie beziehen sich wohl auf die Altersspanne der 12-15-jährigen mit mindestens einer Rauscherfahrung pro Monat, mit Ihrer Aussage „12-14 finde ich heftig!“
    „Aber ab 16 …“ ?
    Ab 16 Jahren wird dann der Brauchtumspflege nachgegangen - oder wie? Hat ja auch damals niemandem Schaden zugefügt. Weiter so!
    Als Klassenlehrerin, mit besten Leberwerten noch dazu, haben Sie bestimmt auch keine Probleme mit der Entsorgung von 2cl-Schnapsflaschen (sind ja einzig Fläschchen) und Bierdosen aus den Sanitärbereichen.

  11. 29.

    Und was machen Sie beruflich? Was leisten Sie für unsere Gesellschaft? Haben Sie einen verantwortungsvollen Job? Ja?

  12. 28.

    >"Hierbei geht es doch um ein Verbot des "begleiteten Trinkens" für 14 bis 16-Jährige, also um Jugendschutz."
    Diesen Jugendschutz gibt es schon. Für Jugendliche unter 16 ist Alkohol öffentlich tabu. Unter 16 Jahren haben Eltern grundsätzlich die volle Verantwortung für Ihre Racker, auch im privaten Rahmen. Das kann Ihnen kein Gesetz abnehmen. Hier zählt der Gesetzgeber auf verantwortungsbewusste Eltern.

  13. 27.

    Zu Silvester ein halbes Glas Sekt oder einen Eierlikör. Normales Ding.

  14. 26.

    Eine absolute Zumutung dieser Mann, auf Schulhöfen ist Kiffen in aller Munde.

  15. 25.

    Zitat: "Aber eins ist komisch: der Konsum des einen Suchtmittels wird legalisiert bzw. gelockert, ein anderes soll aber verschärft werden. Hmm ..."

    Hierbei geht es doch um ein Verbot des "begleiteten Trinkens" für 14 bis 16-Jährige, also um Jugendschutz. Das Kiffen ist erst Erwachsenen ab 18 Jahren erlaubt.

  16. 24.

    Zitat: "Und ich dachte daß Lauterbach medizinische Kosten einsparen wollte? Mit erlaubtem Saufen werden medizinsche Entgiftungen rapide zunehmen."

    Welches Saufen will Lauterbach denn Ihrer Meinung nach erlauben? Er fordert doch das genaue Gegenteil; nämlich, ein Verbot vom bisher erlaubten "beaufsichtigten" Alkoholkonsum unter 16-Jähriger. Oder haben Sie das irgendwie überlesen, "auch das noch"?

  17. 23.

    >"welche Eltern trinken mit Ihren Kinder zwischen 14 - 16 Jahren Alkohol? Jedenfalls nicht mein Kulturkreis"
    Ihrem Nicknamen zu deuten, sind Sie dem christlich beeinflussten und humanistischem Kulturkreis zugehörig? Als Einzelschicksale gibts solche Elternhäuser leider auch, wenn auch seeehr selten. Dass Eltern ihren noch kindlichen Jugendlichen mit der Jugendweihe bzw. Konfirmation 14 Jahre schon mal im Beisein ein Glas Bier gestatten, kommt schon vor. Hat aber nix mit erlaubten oder gar "begleitetem" Komasaufen zu tun. In anderen noch mehr religiös beeinflussten Kulturkreisen als dem unseren christlichen, ist Alkohl eigentlich eine Sünde sondersgleichen - für alle Altersgruppen.

  18. 22.

    ,,Berauscht Euch!'' - Zitat von Ch. Baudelaire, ein berühmter französischer Dichter. Aber er meinte damit nicht, Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren! Mein erster Rausch war mit 15J. War toll, aber der Beginn von einem sehr langen Rausch...

  19. 21.

    Naja, es gibt in unserer Kultur schon Kreise, in denen Eltern mit ihren Kindern trinken.
    Es kommt einfach auf das Niveau der Eltern an!

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