Kommunalwahlen 2024 - Wie Senioren in Frankfurt (Oder) politisch mitmischen
Das Durchschnittsalter aller 190 Kandidierenden bei der Kommunalwahl in Frankfurt (Oder) beträgt rund 50 Jahre. Unter ihnen sind auch Politiker deutlich älteren Semesters. Sie treibt die Teilhabe und das Engagement für Gleichaltrige an. Von Magdalena Dercz
Bei den Kommunalwahlen in Brandenburg werden Tausende zum größten Teil ehrenamtliche politische Posten verteilt. Doch wie funktioniert Kommunalpolitik überhaupt, was wird hier entschieden und welche Probleme gibt es? rbb|24 schaut sich in den Landkreisen und kreisfreien Städten um, welche Themen dort relevant sind.
Etwa ein Drittel aller Brandenburger sind Rentner oder Pensionäre. Das spiegelt sich zum Teil auch bei den Kandidatinnen und Kandidaten der anstehenden Kommunalwahl wider. Die einen starten mit dem Renteneintritt in die ruhige Phase des Lebens, die anderen engagieren sich nun erst recht. Das zeigt sich zum Beispiel in Frankfurt (Oder), wo Senioren die politische Bühne für sich erobern wollen, um die Demokratie zu retten.
Der älteren Generation Gehör verschaffen
Angelika Schneider (Grüne) weiß, wo sie in ihrer Heimatstadt auf Senioren trifft. Gemeinsam mit zwei Mitstreiterinnen sitzt die 72-Jährige an einem Wahlkampf-Tisch in der Frankfurter Innenstadt. Als ein älterer Herr mit Gehstock vorbeikommt, springt Schneider auf, zückt einen Flyer und beginnt gut gelaunt ein Gespräch mit dem Passanten.
Die Grünen-Politikerin ist der Meinung, dass es genau die Gruppe älterer Menschen ist, deren Interessen in der Politik zu wenig vertreten sind. Die Frankfurterin will sich deshalb um einfache, doch für die Älteren oft lebenswichtige Belange kümmern. Dazu zählt etwa das Thema Mobilität, besonders im Alltag.
Dank ihr funktioniere ein seit langem defekter Fahrstuhl in einer Einkaufspassage wieder, berichtet Schneider stolz: "Mit Rollator und mit Rollstuhl ist es schwer. Drei Mal habe ich diesen Fahrstuhl wieder zum Fahren gebracht. Das wissen die hier alle in dem Umfeld. Ein anderes großes Problem, für das ich schon zwei Jahre kämpfe, ist, dass man mehr Bänke hat." Das Fehlen merke man, "wenn man älter wird oder krank war und sich von Bank zu Bank hangelt".
Aktiv bleiben durch Engagement
Fit bleiben und der Gesellschaft anzugehören - das ist auch für Wolfgang Neumann (Linke) die Motivation, sich noch im hohen Alter zu engagieren. Der 75-Jährige kandidiert für die Stadtverordnetenversammlung. "Es hält mich auch aktiv", sagt der Linken-Politiker: "Ich muss Dinge lesen, mich kümmern, recherchieren, mit Gesetzlichkeiten auseinandersetzen, mit Menschen, mit Parteien - das alles hält fit."
Auch im Alter noch lernen
Fit hält sich auch Manfred Schütz (CDU). Er ist sowohl in der ökumenischen Kirche als auch für die CDU in der Frankfurter Stadtpolitik aktiv. Je größer die Lebenserfahrung, desto besser könne man inhaltlich zum Gemeinwohl beisteuern, sagt er. Seine Erfahrung wolle er einbringen, um Frankfurt beispielsweise wirtschaftlich voranzubringen. Zudem wolle er zeigen, dass selbst mit 88 Jahren ein erfolgreicher Wahlkampf mit zeitgemäßer Kommunikation möglich ist. "Ich bin gut vernetzt", sagt Schütz: "Ich habe mit allen im Internet Kontakt. Wir verkehren fast nur per E-Mail oder kurzen Nachrichten." Jüngeren Kollegen stehe er dort in nichts nach.
Ob nun alltägliche Belange oder große Ziele - die Senioren wollen sich bei der Kommunalwahl am 9. Juni mit aller Kraft für ihre Stadt einsetzen. Für Wahlkampf und Politik braucht es vor allem eines: Engagement. Und daran mangelt es unabhängig vom Alter in Frankfurt (Oder) offenbar nicht.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 18.05.2024, 19:30 Uhr