Fußball - Fünf besondere Geschichten aus der Regionalliga Nordost in der Saison 2023/24
Auch abgesehen vom Aufstieg der Cottbuser in die 3. Liga und der damit verbundenen Rückkehr in den Profifußball schrieb die Regionalliga Nordost in der Saison 2023/24 einige denkwürdige Geschichten. Eine Auswahl.
BFC-Trainer Heiner Backhaus wird entlassen – und steigt auf
Fünf Spiele waren in der Regionalliga-Saison 2023/24 gespielt, als der BFC Dynamo letztes Jahr am 2. September auf seiner Webseite eine Meldung bestehend aus einem einzigen Satz veröffentlichte: "Der BFC Dynamo stellt Trainer Heiner Backhaus wegen vereinsschädigendem Verhalten mit sofortiger Wirkung vom Trainings- und Spielbetrieb frei."
Vier Siege hatten die Aufstiegs-ambitionierten Berliner in ihren ersten fünf Partien gefeiert, das sechste Spiel beim Greifswalder FC wartete am nächsten Tag. Heiner Backhaus hingegen wartete wohl nur noch darauf, den BFC schnellstmöglich verlassen zu dürfen.
Bereits eine Woche zuvor hatte Backhaus den BFC Dynamo mit einem Wechselwunsch zu Alemania Aachen überrascht. Der Traditionsklub aus Nordrhein-Westfalen suchte einen Trainer, Backhaus war angefixt von der Idee einer Rückkehr in sein Heimat-Bundesland und der Nähe zu seiner Familie, aber der BFC erteilte ihm eine Absage. Dann wurde aus der Absage ein Rausschmiss.
Der BFC verpflichtete kurz darauf Dirk Kunert, der den Klub lange im Aufstiegsrennen hielt, aber schlussendlich nur auf Platz vier der Regionalliga Nordost führen konnte. Und Heiner Backhaus? Der unterschrieb vier Tage nach seiner Beurlaubung in Berlin tatsächlich einen Vertrag bei Alemannia Aachen – und führte den Klub acht Monate später zum Aufstieg in die 3. Liga.
Volkan Uluc wird zum vierten Mal Trainer des BAK – und steigt erstmals ab
In den vergangenen Jahren wurde Volkan Uluc bereits mehrfach als neuer Trainer des Berliner AK vorgestellt – in der Saison 2002/03, der Spielzeit 2004/05 und zuletzt im März 2023. Es war also ein gewohntes Bild, als der 54-Jährige im Februar dieses Jahres erneut als Cheftrainer des BAK übernahm.
Der ewige Regionalligist, der seit der Gründung der Regionalliga Nordost stets in eben dieser gespielt hatte, schwebte da bereits in akuter Abstiegsgefahr. Im Grunde wenig überraschend, hatte doch Vereinspräsident Ali Han im Vorsommer nicht nur seinen Rücktritt erklärt, sondern auch sein Engagement als Mäzen des Klubs mit sofortiger Wirkung für beendet erklärt. In Kombination mit weiteren Rücktritten eine Entscheidung, die gleich 24 Spieler und damals auch Volkan Uluc zum Gehen bewog.
Im Februar aber war Uluc zurück. Es sei "eine Herzenssache", seinen Klub im Kampf gegen den Abstieg zu unterstützen, sagte er bei seinem Amtsantritt. Schlussendlich blieb besagte Unterstützung ungenügend. Zu schwer wog die Harmlosigkeit der Offensive, zu anfällig war die Defensive der Berliner. Von seinen letzten elf Ligaspielen verlor der BAK ganze neun, gewann kein einziges.
Nach 4.290 Tagen in der Regionalliga war der Abstieg des BAK in die Oberliga besiegelt. Dort will der Klub sich nun neu aufstellen, vertraut dabei aber auf eine Konstante: Volkan Uluc hat seinen Vertrag beim Berliner AK bereits verlängert.
Änis Ben-Hatira kehrt zu Hertha BSC zurück
Zwischen 2011 und 2016 mauserte sich der gebürtige Berliner Änis Ben-Hatira zu einem Publikumsliebling bei Hertha BSC. Auf den Bundesliga-Abstieg 2012 folgte der unmittelbare Wiederaufstieg 2013 – sämtliche Höhen und Tiefen durchlebte der ehemalige tunesische Nationalspieler im blau-weiß gestreiften Trikot.
Es folgten diverse Wechsel und eine Odyssee durch das In- und Ausland, ehe Ben-Hatira vor der Saison 2023/24 in sein fußballerisches Zuhause zurückkehrte. Für Herthas Zweitvertretung kam der 35-Jährige 20 Mal in der Regionalliga Nordost zum Einsatz (zwei Tore, eine Vorlage) – am Ende reichte es für die "Hertha-Bubis" aber nur für einen etwas enttäuschenden 14. Platz in der vierthöchsten deutschen Spielklasse.
Flath und Frahn erzielen "Tor des Monats"
Gleich zwei Kickern aus der Regionalliga Nordost wurde in der Saison 2023/24 eine ganz besondere Ehre zuteil: Sowohl Christian Flath (FSV 63 Luckenwalde) als auch Daniel Frahn (SV Babelsberg 03) schossen Tore, die später zum "Tor des Monats" der Sportschau gewählt werden sollten.
Luckenwaldes Kapitän Flath schrieb am 24. Januar 2024 Geschichte, indem er das Kunststück fertig brachte, einen Eckball direkt zu verwandeln und somit der erste Spieler des Brandenburger Vereins zu werden, der die Auszeichnung "Tor des Monats" erhielt. Noch dazu sicherte er seinem Team mit dem Kunstschuss in der zweiten Minute der Nachspielzeit gegen den späteren Regionalliga-Meister FC Energie Cottbus einen Punkt – schließlich war die direkt verwandelte Ecke auch der Schlusspunkt zum 1:1-Endstand.
Knapp drei Monate später, am 7. April 2024, traf Daniel Frahn mit einem sehenswerten Volley zum 3:1-Endstand der Babelsberger gegen den FC Rot-Weiß Erfurt. Ein Traumtor des "Nulldrei"-Kapitäns, das es ebenso verdient hätte, zum "Tor des Monats" gewählt zu werden.
BFC Dynamo legt Pyro-Strafen auf Fans um
Im April ging der BFC Dynamo neue Wege – im Umgang mit Strafen, die der Verein an den Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) zahlen musste, nachdem während mehrerer Spiele von einigen Anhängern Pyrotechnik abgebrannt wurde.
Auf 21.000 Euro bezifferte sich die Summe der Strafen schon zum damaligen Zeitpunkt der Saison. Einer Vereinsmitteilung zufolge gleichbedeutend mit einem nicht kalkulierbaren wirtschaftlichen Risiko. Man habe als Klub nur bedingt Einfluss auf das Verhalten der Zuschauer, und es sei "eine Situation, die den Verein aus nachvollziehbaren Gründen zu einer entsprechenden Reaktion zwingt", hieß es weiter.
Aus diesem Grund entschied sich der BFC Dynamo dazu, die Kosten teilweise auf die Fans umzulegen – in Form einer Erhöhung der Ticketpreise für das Spitzenspiel gegen den FC Energie Cottbus.