Umstrittener neuer Weg - Warum der BFC Dynamo seine Fans jetzt an Pyro-Strafen beteiligt

Mo 08.04.24 | 18:39 Uhr
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Die Fans des BFC Dynamo zünden beim Auswärtsspiel in Cottbus Pyrotechnik (picture alliance/Fotostand)
Bild: picture alliance/Fotostand

In dieser Saison wurde der BFC Dynamo bereits mehrfach mit Strafen belegt, weil dessen Anhänger Pyrotechnik im Stadion abbrannten. Nun wagt der Regionalligist ein Novum: Erstmals soll ein Teil der Geldstrafen auf die Fans umgelegt werden.

21.000 Euro – so hoch ist die Summe der Strafen, zu der der BFC Dynamo in der laufenden Saison bereits vom Nordostdeutschen Fußballverband (NOFV) für das Abbrennen von Pyrotechnik verurteilt wurde. Eine Menge Geld für die klamme Kasse des Regionalligisten, der für das Fehlverhalten einiger Fans aufkommen muss.

Für den Berliner Klub ist das kein neues Problem. Immer wieder zünden die eigenen Anhänger im Stadion pyrotechnische Gegenstände und immer wieder hat der Verein die Kosten dafür zu tragen. Bereits in der vergangenen Saison beliefen sich die Strafen laut Verein auf mehr als 30.000 Euro. Auch in diesem Jahr wird die Summe bis zum Ende der Spielzeit wohl noch weiter ansteigen.

Drei Euro Aufschlag im Spitzenspiel

Laut einer Vereinsmitteilung stellt das mittlerweile ein nicht kalkulierbares wirtschaftliches Risiko dar. Man habe als Verein nur bedingt Einfluss auf das Verhalten der Zuschauer und es sei "eine Situation, die den Verein aus nachvollziehbaren Gründen zu einer entsprechenden Reaktion zwingt", heißt es weiter.

Deswegen will der BFC nun auf andere Art und Weise versuchen, das Problem zu lösen: Statt die Strafen allein aus der Vereinskasse zu tragen, sollen diese nun teilweise auf die Fans umgelegt werden. Und zwar über die Eintrittspreise. Ausgesucht hat man sich dafür das Spitzenspiel gegen den FC Energie Cottbus am 4. Mai, wo mit einem rappelvollen Stadion im Sportforum Hohenschönhausen (Kapazität von 4.500 Plätzen) zu rechnen ist.

Dort wird der Verein dann erstmals einen Zuschlag in Höhe von drei Euro pro Ticket erheben. Insgesamt 18 Euro (ermäßigt 13 Euro) wird somit ein Tagesticket für die Viertliga-Partie kosten. "Eine Maßnahme, die zum Nachdenken für die Zukunft anregen soll und die verdeutlicht, dass Pyroaktionen dem Verein finanziell schaden", erklärt der BFC. Zusätzlich sprach man sich aber auch für einen zeitnahen Diskurs zwischen Verband, Vereinen und Fans zu dem Thema aus.

Fanorganisation kritisiert Vorgehen

Diskurs fordert auch Jost Peter. Er ist 1. Vorsitzender der Fanorganisation "Unsere Kurve", welche für die Belange von Fußball-Fans einsteht. Von dem Vorgehen des BFC Dynamo hält er wenig. "Dadurch das man jetzt jeden Besucher in Haftung nimmt, wird es eher polarisieren als dem Thema helfen", erklärt er.

Von dem Ticketpreis-Aufschlag seien schließlich nicht nur die Pyro-Zünder betroffen, sondern auch alle anderen Menschen im Stadion. Sogar die Gästefans von Energie Cottbus sind nicht von dem Aufschlag befreit. "Damit regt man die Fans ja nicht zum Nachdenken an. Das ist zerstörerisch und der erhoffte Dialog wird gerade dadurch schwieriger, weil sich die Fronten verhärten", erklärt er.

Für den wirtschaftlichen Schaden der Berliner habe er aber grundsätzlich Verständnis und sieht viel mehr die Verbände in der Pflicht. "Das Problem wird nicht mit Geldstrafen für die Vereine gelöst, schließlich hat sich an der Situation in den letzten Jahren auch gar nichts verändert. Es bräuchte vom Verband einen Vorschlag zum Dialog, der tragfähig ist. Aber dieser existiert seit Jahren nicht."

Peter wünscht sich, dass durch einen intensiven Diskurs, an dem auch Polizei und Feuerwehr beteiligt sind, Lösungen gefunden werden, wie das Abbrennen von Pyrotechnik in Stadien reguliert und sicher gemacht werden könnte.

Geldstrafen für den Verband alternativlos

Laut NOFV-Geschäftsführer Till Dahlitz stehen die Türen für einen Diskurs immer offen. "Der generelle Austausch zwischen Verband, Vereinen und Fans ist wichtig und dem stehen wir grundsätzlich nicht im Wege. Unsere Position zum Thema Pyrotechnik ist allerdings klar und es ist fraglich, ob man da auf einen Nenner kommt."

Denn die deutschen Fußballverbände lehnen das Abbrennen von pyrotechnischen Gegenständen im Stadion aus Sicherheitsbedenken strikt ab. Deswegen sieht Dahlitz auch trotz der klammen Vereinskassen der Regionalligisten kaum eine Alternative zu den Geldstrafen. "Es ist nun mal verboten und alles, was verboten ist, müssen wir sanktionieren. Einige Vereine sind da sicherlich macht- und hilflos, aber die Sanktionen zu reduzieren oder auszusetzen ist aktuell keine Alternative."

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Die Fans des BFC Dynamo zünden bei einem Auswärtsspiel in Chemnitz 2022 Pyrotechnik (imago images/Picture Point)
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Der BFC Dynamo musste in dieser Saison bereits mehr als 21.000 Euro Strafe bezahlen, weil seine Anhänger pyrotechnische Gegenstände im Stadion gezündet haben. Nun will der Regionalligist einen Teil dieser Summe auf die Fans umlegen, indem er die Ticketpreise erhöht. Ist das der richtige Weg?

Viel Raum für Verhandlungen gäbe es in einem Diskurs zwischen Verband, Vereinen und Fans also wohl nicht. "Ich wünschte mir sehr, es gäbe eine Patentlösung für das Problem. Aber selbst in höheren Ligen gibt es diese eben nicht. Deswegen erhoffen wir uns, dass die Vereine unter anderem mithilfe der Sanktionen angeregt werden, mit den Fans in den Austausch zu gehen, damit das vereinsschädigende Verhalten seitens der Fans unterlassen wird", sagt der NOFV-Geschäftsführer.

BFC-Weg als Lösung?

Das scheint beim BFC bislang nicht funktioniert zu haben, weshalb die Berliner nun die Fans zur Kasse bitten und damit einen neuen Weg gehen. "Ob das der richtige Weg ist, wage ich zu bezweifeln. Ich kann das Anliegen und die Situation des BFC Dynamo grundsätzlich verstehen, aber es ist die Frage, ob erhöhte Eintrittspreise nicht eher die Fans verschrecken, die mit dem Zünden von Pyrotechnik überhaupt nichts zu tun haben. Ich hoffe es nicht", sagt Dahlitz.

Es ist aber zumindest ein Versuch, etwas an der schwierigen Situation zu ändern, in der der Verein derzeit der größte Verlierer ist. Die Partie gegen Cottbus wird zu einer vielbetrachteten Premiere werden und zeigen, ob der Ticket-Aufschlag künftig auch für weitere Begegnungen und auch andere Klubs in Frage kommen könnte.

Sendung: Der Tag, 08.04.2024, 18 Uhr

24 Kommentare

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  1. 24.

    Ihr Vorschlag ist ja nun mal völlig absurd, Thorsten. Denn, was meinen Sie wohl was passiert, wenn ein Löschkommando große Mengen an Löschmittel mit Hochdruck in eine eng zusammen zitzende oder stehende Menschenmasse sprüht, die kaum Ausweichmöglichkeiten hat? Ganz genau: Massenpanik bricht aus.

  2. 22.

    Korrektur des Brademann'schen Deutsch:
    Wenn der Verein keine Steuern zu bezahlen braucht, machen wir das so.
    ...
    Wieso "wir"?
    Sind SIE anteilig am Steueraufkommen des "Familienbetriebes" beteilgt?
    Der Hauptinhalt meiner Wortmeldung betraf übrigens die FanUNkultur im MÄNNERfußball!
    Diese wiederum tangiert Sie allerdings nur peripher!

  3. 21.

    Dann hören Sie doch einfach auf Fußball (im Stadion) zu schauen, wäre sowieso für alles das beste wenn es das endlich nur noch als Sport gibt.

  4. 20.

    Um es klar zu formulieren,
    Weis ich der Zeit nicht, was mich mehr erschrickt.
    Das Abbrennen von Pyrotechnik oder das Phänomen des Raubrittertums mit dem Kugelschreiber und den Griff in die Kasse anderer Vereine.
    Wenn wir den Gedanken Weiterführen, kommen wir dann an den Punkt, wo Haftung Dritter greifen soll, weil sie zur falschen Zeit am falschen Ort waren.
    ...
    Wie bereits in einem Kommentar geschrieben, sollte der / die eigentlichen Verursacher auch in Haftung genommen werden können. Ob das ernsthaft betrieben wird oder betrieben werden soll, hege ich immer mehr Zweifel. Die Praxis der Vereinshaftung gibt es nicht erst sein ein oder zwei Jahren und geändert hat sich nichts.

  5. 18.

    Sorry, aber ich würde einen Pyro-Zuschlag auf den Ticketpreis als Einladung verstehen, dann auch Pyro abbrennen zu dürfen. Den Ticketpreis zu erhöhen, ist psychologisch gesehen eine sinnlose Idee.

  6. 17.

    Ich mag das Verhalten des Vereins nicht. Die Toleranz der Verantortlichen gegenüber Gewalt (z. B. Fans oder Trainer) ist schlicht und einfach nicht mehr akzeptabel.

  7. 16.

    Die gesamte Komplexität greift hier kaum für 999 Zeichen!
    1. Der Verein muß ein Summe xyz zahlen. Hier nennt der Artikel ca 21.000 Euro.
    2. Gibt es einen Zuschlag von drei Euro, oder anders ein halbes Bier weniger. In Prozent wäre es 18/15 ca. 20%
    3. An wen gehen die zusätzlichen Erlöse? Primär an den Verein
    4. Wer ist der wirtschaftliche Nutznießer der Erlöse.
    Lt. Dem Artikel erfolgt die Zahlung an den Nordostdeutschen Fußballverband.
    5. Wofür verwendet der Verband das Geld? Für den allgemeinen Haushalt oder für Projekte in der Kinder- und Jugend Arbeit, beispielsweise.
    7...
    Es steht die grundsätzliche Frage im Raum, ob die kollektivstrafe, Griffe in die Kasse des Vereins bzw Umlage auf die Tickets, angemessenen ist.

  8. 15.

    Man sollte als Lösung lieber den Fanblock sperren für 3 Spiele und wenn es dann wieder vorkommt dann bleibt der Fanblock für den Rest der Saison gesperrt. Somit werden dann aber nicht alle Zuschauer bestraft und es wäre nur gerecht den normalen Zuschauern gegenüber damit diese den fussball in ruhe genießen können.
    Einen ganzen Block sperren das geht doch nicht werden einige jetzt sagen...... Aber klar geht das denn zu Corona Zeiten hat es ja auch geklappt dies zu ermöglichen zuschauer draußen zu lassen. Und somit werden dann die bestraft die es dann auch verbockt haben dem Verein zu schaden

  9. 14.

    Da fehlt wie so oft in unseren Diskussionen das Gerechtigkeitsempfinden. Der Verband bestraft den Verein, der nichts für solche Anhänger kann, und der Verein legt die Strafe auf alle Kunden also Zuschauer um. Es gibt einen neuen Löschschaum, absolut ungefährlich, aber wirksamm auch gegen Metallbrände. Einfach die Spritze auffahren und den Mist löschen. Die übrigen betroffenen Zuschauer würden den durchgebrannten sicher ein paar Reihen erzählen. Rein sicherheitstechnisch wäre das Löschen durchaus zu rechtfertigen. Warum macht man das nicht? Weil man dann auch die "bestrafen" würde, die unschuldig daneben stehen oder sitzen. Wie wäre es denn mal, einfach die Brandstifter zu identifizieren und anschließend zu bestrafen?

  10. 13.

    Alle entstehenden Kosten inkl. Polizei, Feuerwehr und Zerstörungen von Transportmittel hat der Verein zu tragen. Wenn er das nicht will, müssen eben die Spiele ohne dieses "Publikum" ausgetragen werden. In Flugzeugen gibt es diese Ausfälle nicht.
    Dann ist Ruhe vom Pöbel.

  11. 12.

    Eins vorweg: Ich bin gegen Pyro. Es gibt im Fußball soviele Auflagen für die Lizenzierung und Durchführungsbestimmungen. Wenn man es wirklich wollen würde, dann könnte man dem Einhalt gebieten. Aber nein, die Verbände profitieren doch davon. Das sind Einnahmen die man gerne einnimmt, um sie dann großzügig woanders verteilen kann. Ohne dieses Geld würden viele Projekte vielleicht nie verwirklicht.

  12. 11.

    Bei einem "Premium" Spiel die Ticketpreise für alle Zuschauer zu erhöhen, weil man mit der eigenen, sehr überschaubaren Ultra-Anhängerschaft offensichtlich nicht ins Gespräch kommt, ist schon 'ne ziemlich schwache Nummer. Aber da es HSH keine Ultra-Kurve gibt, für die man die Preise eventl. separat erhöhen könnte, müssen nun selbst die Gästefans tiefer in die Tasche greifen. Hilflose Aktion des "Rekordmeisters".

  13. 10.

    Wenn man Nichtverantwortliche für durch den eigenen Anhang verursachte Strafen im wahrsten Sinne des Wortes abzockt, dann kann man die Sachlichkeit getrost beiseite schieben, macht man in diesem Falle seitens des BFC nicht anders ;-) sachlich wäre hier den eigenen Anhang dafür in Regress zu nehmen.

  14. 8.

    Ich finde es so peinlich und inakzeptabel, wie daneben sich erwachsene Personen benehmen können und das teilweise auch die Allgemeinheit für diesen ausufernden Vandalismus aufkommen muss. Wenn es gehäuft vorkommt, würde ich Spiele der jeweiligen Vereine ja ganz absagen.

  15. 7.

    Na klar, lass uns Züge auseinandernehmen und sich prügeln auch in bestimmten Zonen und zu bestimmten Zeiten erlauben, oder? Dann noch eine Zeit in der man einfach überall hin urinieren darf und es gibt gar keine Probleme mehr!

  16. 6.

    Pyrotechnik Legalisieren und geplante Choreos Erlauben und Zonen für das Abbrennen einrichten! Mit Regeln erlauben statt verurteilen, Eisern!

  17. 5.

    Wieso soll die Polizei und die Feuerwehr sich was überlegen und richten?
    Wer brennt das Zeug ab? Doch die Fans! Wer keine Disziplin als Fan hat, der soll für das Spiel auch mehr zahlen.

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