Nach Hiobsbotschaften - Regionalligist Berliner AK kann auf Aufschwung hoffen
Vor wenigen Wochen stand der Berliner AK 07 ohne Präsident, Trainer und Hauptsponsor da. 20 Spieler gingen. Burak Isikdaglioglu ist Nachwuchs-Leiter des Vereins und moderiert nun als "Funktionär für alles" den Umbruch auf allen Ebenen. Von Anton Fahl
Die Zuversicht ist zurück in Moabit. "Die größte Krise konnten wir gut bewältigen. Der Verein muss auf einem gesunden Fundament und mehreren Schultern stehen. Wir sind optimistisch", sagt Burak Isikdaglioglu im Gespräch mit rbb|24. Der 36-Jährige ist seit 2005 in verschiedensten Funktionen für den Berliner Athletik Klub 07 tätig, seit 2018 leitet er die Nachwuchs-Abteilung des Vereins. Eigentlich. Momentan sei er "Funktionär für alles".
Denn nachdem der BAK die Regionalliga-Saison 2022/23 sportlich solide mit 49 Punkten auf dem elften Platz beendet hatte, häuften sich die Hiobsbotschaften: Präsident Ebubekir Han trat zum 30. Juni zurück, Cheftrainer Volkan Uluc zog es vor, Moabit und das Poststadion gegen ein Engagement in der vierten belgischen Liga einzutauschen und gleich 20 Spieler verließen den Berliner AK.
Umbruch auf allen Ebenen
Seitdem versucht Isikdaglioglu, den Umbruch auf allen Ebenen bestmöglich zu orchestrieren und moderieren. "Der Verein ist die Heimat von über 400 Kindern und Jugendlichen sowie deren Eltern. Auch für den Kiez und den Bezirk ist der BAK sehr wichtig, seine Strahlkraft geht über die Grenzen Berlins hinaus. So ein Verein muss weiterleben, dafür wurde in den letzten Jahren zu viel erreicht und bewegt", sagt er.
Nun ist es vor allem an Isikdaglioglu selbst, etwas zu bewegen. Ein neuer Trainer für die Regionalliga-Mannschaft wurde am vergangenen Montag vorgestellt: Jeffrey Seitz, der zuletzt sechs Jahre für den SC Staaken in der Oberliga an der Seitenlinie stand. "Der Berliner AK ist ein Traditionsverein, spielt schon lange in der Regionalliga", sagt der 38-jährige 'Aufsteiger' gegenüber rbb|24. "Mir ist bewusst, was für eine Aufgabe mir bevorsteht. Ich weiß, dass es nicht einfach wird. Es geht darum, mit allen Verantwortlichen und mit der Mannschaft das einzige Ziel zu erreichen, das wir haben: den Klassenerhalt."
Die Suche nach der Achse
Um diese Mission erfüllen zu können, darüber sind sich Seitz und Isikdaglioglu einig, bedarf es noch einiger entscheidender Transfers. Unisono sprechen beide davon, "eine Achse" finden zu wollen: bestehend aus Torhüter, Innenverteidiger, zentralem Mittelfeldspieler und Stürmer. Auch wenn der BAK nämlich nach aktuellem Stand – und trotz allem – über genügend Kicker verfüge, um am Spielbetrieb teilzunehmen, ist für Coach Seitz klar: "Unsere Mannschaft ist sehr jung. Wir brauchen noch einige erfahrene Spieler – gerade für das Zentrum."
Ein Umstand, der auch Isikdaglioglu bekannt ist: "Wir wollen vor allem auf hungrige Berliner Spieler setzen. Es ist aber klar, dass es nicht möglich sein wird, in der Regionalliga nur mit jungen Fußballern zu bestehen. Auch von außerhalb müssen wir noch Spieler holen. Wir brauchen eine gesunde Mischung aus jung und erfahren."
Shinji Yamada, 29 Jahre alt, vorrangig im rechten Mittelfeld zu Hause, Drittliga-erprobt und einer der Wenigen, die dem BAK nach Saisonende treu blieben, wurde von seinem neuen Trainer bereits als möglicher Schlüsselspieler ausgemacht: "Shinji ist sehr erfahren. Er ist einer der Spieler, die vorangehen und die Mannschaft tragen werden", so Seitz über den Japaner. Weitere, ähnlich routinierte Spieler sollen in den kommenden Wochen zum Kader dazustoßen. Wenn möglich: für die Achse.
Letztlich ist die Kaderplanung naturgemäß auch eine Frage des Geldes. Ganz davon abgesehen, dass kaum Zeit bleibt: Am 30. Juli (13 Uhr) beginnt für den Berliner Athletik Klub 07 mit einem Gastspiel beim FSV 63 Luckenwalde die neue Saison in der Regionalliga Nordost.
Doch Isikdaglioglu ist zuversichtlich. Auch hinsichtlich der wirtschaftlichen Handlungsfähigkeit des BAK. Seit 2001 war der Berliner Bauunternehmer Mehmet Ali Han, Vater des jüngst zurückgetretenen Präsidenten Ebubekir Han, treuer Hauptsponsor des Vereins. Allerdings endete auch diese Geschäftsbeziehung vor wenigen Wochen.
Neue Sponsoren mussten her - und wurden gefunden
Aber einen neuen Hauptsponsor "und viele weitere kleine Sponsoren" habe man inzwischen für den BAK gewinnen können, sagt Isikdaglioglu. Bei den Geldgebern handele es sich vor allem um Leute aus dem Umfeld des Vereins. Genauere Angaben wolle er dazu noch nicht machen.
Der Regionalliga-Spielbetrieb sei "nie gefährdet" gewesen, sagt Isikdaglioglu weiter. "Wir waren optimistisch, dass der Berliner AK mit seiner Reichweite im Kiez, im Bezirk und in der Stadt auch kurzfristig neue Sponsoren finden kann. Und wir sind stolz und froh, dass wir unsere Teilnahme an der Regionalliga weiter finanzieren können."
Hinter Isikdaglioglu liegen lange Tage und kurze Nächte. Und während die kommenden Wochen versprechen, nicht minder herausfordernd zu werden, ist seine persönliche Perspektive längst klar: Sobald ein neuer Vorstand gewählt und "neue Leute eingearbeitet" seien, könne er sich endlich wieder seiner eigentlichen Aufgabe widmen. "Das wird noch einige Monate dauern, aber dann werde ich zurück in den Nachwuchs gehen."