Konzertkritik | Andromeda Mega Express Orchestra - Jazz umarmt Popmusik

Mo 14.08.23 | 08:51 Uhr | Von Hans Ackermann
Symbolbild: Andromeda Mega Express Orchestra (Quelle: Andromeda Mega Express Orchestra)
Audio: rbb24 Inforadio | 14.08.2023 | Hans Ackermann | Bild: Andromeda Mega Express Orchestra

Das Berliner Andromeda Mega Express Orchestra wurde 2021 mit dem Deutschen Jazzpreis ausgezeichnet. Beim Konzert am Sonntag in Berlin mischten die 12 Musiker gekonnt modernen Jazz und zeitgenössische Avantgarde. Von Hans Ackermann

Gewissermaßen auf dem Wasser beginnt der Konzertabend in der Ufa-Fabrik: "Meer" heißt die erste Komposition. Der 1984 in Düsseldorf geborene Komponist und Bandleader Daniel Glatzel läßt sein Andromeda Mega Express Orchestra nun ganz langsam in Fahrt kommen. Lange Töne, von sechs Bläsern gespielt, Glatzel auf der Klarinette, hinzu kommen drei Flöten, sowie je eine Posaune (vorzüglich: Marleen Dahms) und die Trompete von Johannes Böhmer.

Das Bläsersextett bildet in der Mitte der Bühne einen Halbkreis. Dahinter agiert die energiegeladene Rhythmusgruppe: Marius Wankel am Schlagzeug, der immer wieder mit der Perkussionistin Evi Filippou um die Wette trommelt, am Kontrabass der vorzügliche Mathias Pichler. Für elektrische Klänge sorgen das Keyboard von Valentin Gerhardus und Kalle Zeier - ein ganz offenkundig kreativer E-Gitarrist, der den guten alten Wah-Wah-Effekt in den modernen Jazz zurückholt. Aus dem elektro-akustischen Gesamtklang ragen schließlich noch impressionistische Harfenklänge heraus, gespielt von Anna Viechtl.

Eigenkompositionen im kollektiven Klang

So mitreißend die einzelnen Instrumentalisten auch spielen - die besondere Qualität des Andromeda Mega Express Orchestra ist seit der Gründung im Jahr 2006 die kollektive Klangentwicklung dieses Ensembles . Hier drängt sich niemand in den Vordergrund, alle denken "orchestral" und auch wenn einzelne Instrumente Jazz-typisch abwechselnd solistisch hervortreten, finden die Musikerinnen und Musiker im Gesamtklang immer wieder zusammen. Bei Stücken, die Glatzel allesamt neu für sein Ensemble komponiert hat - mit rätselhaften Titeln wie "Xixaxa", aber auch ganz bildhaft und eindeutig, wenn Songs "Flamme" oder "Sky" heißen und das Orchester kluge Klangbilder von größter Schönheit malt.

Wayne Shorter und Hermeto Pascoal als Zugabe

Daniel Glatzel, der unter anderem an der Berliner Musikhochschule "Hanns Eisler" ausgebildet wurde, hat für den Abend nur zwei Stücke ausgewählt, die nicht von ihm selbst, sondern von zwei Vorbildern stammen: "Palladium", das der Anfang des Jahres gestorbene Saxofonist Wayne Shorter für die Band Weather Report geschrieben hat und "Viagem", eine beschwingte musikalische "Reise" aus der Feder des brasilianischen Multiinstrumentalisten Hermeto Pascoal. Mit dieser 1936 geborenen Legende des brasilianischen Jazz, erzählt Glatzel dem Publikum, habe sein Andromeda Mega Express Orchestra in der Vergangenheit schon zusammen gespielt.

Leichtigkeit und Eleganz

Die Freilichtbühne der Ufa-Fabrik ist an diesem Sommerabend genau der richtige Ort für die luftig-elegante Musik, die Daniel Glatzel, Sohn einer koreanischen Opernsängerin, in größter Stilsicherheit komponiert und aufführt. Rhythmisch und harmonisch höchst anspruchsvolle Stücke, die aber schwerelos von der Bühne zum Publikum herüberstrahlen.

Am Abend zuvor, erzählt Daniel Glatzel noch, sei das Ensemble an einem idyllischen See in Schweden aufgetreten, auf einer Freilichtbühne, umgeben von Wald und Wasser. Noch so ein idealer Ort für den modernen musikalischen Sommernachtstraum, der an diesem Abend auch in der Ufa-Fabrik seinen Zauber entfaltet.

Sendung: rbb24 Inforadio, 14.08.2023, 9:55 Uhr

Beitrag von Hans Ackermann

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