Mähroboter - Tödliche Gefahr für Igel

Sa 15.07.23 | 07:59 Uhr | Von Annette Miersch
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Symbolbild: Mähroboter - gesteuertes automatisiertes Rasen mähen. (Quelle: dpa/A. Hofer)
Audio: rbb24 Inforadio | 14.07.2023 | Annette Miersch | Bild: dpa/A. Hofer

Was für Gartenbesitzer bequem ist, kann für manch kleines Wildtier lebensgefährlich sein: Mähroboter. Igel tragen bei einer Begegnung mitunter schlimmste Verletzungen davon. Ein Besuch in der Igelstation in Bernau. Von Annette Miersch

Igel Biesi schnauft und faucht. Sein schwarzes, feuchtes Näschen wackelt aufgeregt. Denn Igelschützerin Daniela Grübner muss sein Kranken-Nest in Ordnung bringen. Dafür wechselt sie das verschmutzte Papier in einer Katzen-Transportbox aus. "Der hat nun auch noch Durchfall und so viel gekackt, dass wir jetzt schnell mal sauber machen müssen", erklärt Grübner und reißt frische Zeitungsstreifen ab. Biesi verschwindet in der raschelnden Wolke, meckert noch ein Weilchen und ist dann wieder still.

Der braun-schwarze Igelmann hatte sich in einem Netz verfangen und wurde dabei fast stranguliert, erzählt die ehrenamtliche Tierpflegerin. Beim Igelverein in Bernau wird er jetzt wieder hochgepäppelt.

Mähroboter-Unfälle sind viel brutaler

Biesi gehört zu den normalen Fällen, hat gute Heilungschancen. Mähroboter-Unfälle dagegen können wesentlich brutaler sein, wie Vereinsgründerin Grübner sagt. Die Igel geraten oft mit der Schnauze oder dem Gesicht zuerst unter die Klingen. "Halbe Gesichter, Schädeldecken, Ohren, Schnauzen werden dabei einfach abgefräst." Igel Keks zum Beispiel sei ein besonders schwerer Fall gewesen, erinnert sie sich: "Dem wurde der komplette Rücken weggesägt." Da seien keine Haut und Stacheln mehr gewesen, nur ein kreisrundes Loch und das blanke Muskelfleisch.

Das Problem: So große Hautschäden würden, wenn überhaupt, nur sehr langsam zuwachsen, erklärt Daniela Grübner. Da komme es dann darauf an, dass die Helfer schneller als die Fliegen sind. Denn die würden sofort Eier in die Wunden legen. Jetzt im Sommer entstehen daraus ruckzuck Maden und die fressen den Igel auf.

Archivbild: Ein durch einen Mähroboter verletzter Igel, aufgenommen am 26.06.2018 im Tierheim München. (Quelle: dpa/Tierschutzverein München/Lydia Schübel)Ein durch einen Mähroboter verletzter Igel.

Der Igel läuft nicht weg

Zwölf von Mährobotern verletzte Igel wurden der Station im vergangenen Jahr gebracht. Nur fünf von ihnen hätten überlebt, so schwer seien die Tiere durch die rotierenden Klingen zugerichtet worden, berichtet sie.

Doch wie kann es dazu kommen? Beim Nachbarn dürfen wir uns seinen Mähroboter in Aktion anschauen: Mit einer App wird er gestartet. Dann zieht das halbovale Gefährt seine Bahnen, stoppt und wendet an den programmierten Rasenkanten.

Doch auf meine Füße mitten im Gras ist dieser Roboter nicht vorbereitet. Er rollt weiter auf mich zu: 3 Zentimeter vor dem Aufprall springe ich erschrocken weg - der Igel tut das nicht: "Weil er kein Fluchttier ist. In dem Moment, wo der Roboter ankommt, kriegt der Igel Angst und bleibt stehen. Er rollt sich nicht zusammen und er rennt nicht weg. Und dann ist er halt dran", sagt Grübner.

Hundertprozentig sicher ist fast kein Roboter

Es gibt inzwischen viele unterschiedliche Geräte, die wenige hundert oder einige tausend Euro kosten können: Mähroboter mit und ohne Begrenzungskabel, mit mehr oder weniger Sensoren zur Hinderniserkennung und -umfahrung, mit verschiedenen Gehäusen, die das Schneidwerk abdecken.

Doch wirklich sicher für Kleinsttiere oder auch Kinder im Gras war bislang fast keiner. Das habe die Stiftung Warentest in ihrem letzten Mähroboter-Test [test.de] erneut ermittelt, bestätigt Test-Leiterin Christiane Böttcher-Tiedemann. Dem rbb24-Inforadio sagt sie: "Es ist nicht so, dass jede Kollision den Igel verletzt. Viele Mähroboter drehen ab, weil sie das Hindernis erkennen. Auszuschließen ist es aber gerade bei kleinen Igeln nicht."

Der Sommer ist Wurfzeit für die Igel. Bereits jetzt schon ist erster Nachwuchs mit den Müttern unterwegs. Entsprechend rechnet Grübner von der Igelstation Bernau täglich damit, dass die Zahl der Mähroboter-Unfälle wieder in die Höhe geht.

Die Nacht und die Dämmerung den Igeln lassen

Sie sagt, da helfe es nur, selbst Verantwortung zu übernehmen, wenn man einen Rasenroboter hat. Das heißt vor allem: Niemals das Gerät nachts und in der Dämmerung laufen lassen, damit sich die nachtaktiven Igel und die Roboter nicht in die Quere kommen.

Und was, wenn es trotzdem einen Igel im eigenen Garten trifft? Dann sollte man dazu stehen und helfen: "Gern bei uns melden, Einsicht zeigen und für die Tierarztkosten geradestehen", wünscht sich Igelschützerin Daniele Grübner. Sie hofft außerdem auf den technischen Fortschritt: Offenbar gibt es inzwischen schon erste Rasenmähroboter mit Fotosensoren und bilderkennender Künstlicher Intelligenz.

Sendung: rbb24 Inforadio, 14.07.2023, 12:05 Uhr

Beitrag von Annette Miersch

60 Kommentare

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  1. 60.

    Mähroboter sind keine Gefahr für Igel - eher deren Besitzer. Jeder, der im Biologie-Unterricht aufgepasst hat, weiß, dass Igel nachtaktive Tiere sind. Am Tag bekommt die keiner zu Gesicht. Einen Mähroboter lässt man aber nachts nicht mähen, schon allein, weil das Gras feucht ist.

  2. 59.

    Es gibt zu diesem Thema eine herzerweichende Reportage.

    Die Igel-Retter aus dem Piemont (360° - GEO Reportage)
    Zu finden bei YouTube.
    Kann ich jedem wärmstens ans Herz legen.

  3. 58.

    Wenn man ganz scharf nachdenkt stellt man fest dass Grünanlagen in der Stadt für Menschen und nicht für Tiere sind. Rasen sind Monokultur ohne Artenvielfalt. Insekten finden weder Unterschlupf noch Nahrung. Ökologisch ist das Mist.

  4. 57.

    Ach ja? Sehr unlogischer Kommentar. Doch eher subjektiv. Schauen Sie in öffentliche Grünanlagen, kurzgeschnittene Rasenflächen. Selbst bei Grünen Regierungen. Alles klar.

  5. 56.

    Kurz geschnittene Rasenflächen allgemein deuten ja eher darauf hin, dass der Besitzer sich nicht um die Natur schert.

  6. 55.

    Man muss ja nicht gleich alles verbieten, was einem nicht gefällt.
    Auf Motorsensen, Laubbläser und Mähautomaten könnte man vielleicht freiwillig verzichten?
    Mir kommt dergleichen nicht auf den Hof.
    Freilich sieht’s hier auch so aus - aber das ist auch so gewollt. Staunend nehme ich zur Kenntnis, daß die „Landschaftspflege“ parallel zur B112 inzwischen beidseitig bis zu 30 Meter jenseits der Begrenzungspfähle erfolgt.
    Der Landwirt soll Blühstreifen anbauen - die Straßenpflege schafft inzwischen Schneisen - ohne Sinn.

  7. 54.

    Schön, dass es Gartenbesitzer gibt, die Igeln Unterschlupf gewähren. Kleiner Tipp: Jetzt Schälchen mit Wasser und ab Frühherbst kleine Döschen mit Katzenfutter hinstellen - das hilft jungen Igeln, ihr Winterschlafgewicht von 500-600g zu erreichen.
    Mein Hund bleibt nachts immer mitten auf der Straße stehen, wenn er Igel entdeckt hat, damit ich den Verkehr anhalte, um die Igel die Fahrbahn gefahrlos überqueren zu lassen. Darüber hat sich seltsamerweise noch kein Autofahrer beschwert.
    Igel sind übrigens nachtaktiv.

  8. 53.

    Ich würde so ein Ding grundsätzlich morgens fahren lassen sodass er sich nachmittags mit billigem Strom von der PV Anlage auf den nächsten Einsatz vorbereiten darf.
    Wenn ich sowas hätte.
    Mit dem Staubsauger mach ich es jedenfalls so.

  9. 52.

    Die Benutzer, welche ihre Roboter Abends und Nachts laufen lassen, werden freiwillig nichts umprogrammieren. Das wird der Hersteller schon übernehmen. Ist ein leichtes., wenn die Dinger mit WLAN arbeiten.

  10. 51.

    Immer öfter interessiert nur noch der Schotter, der dort, wo mal ein Vorgarten war, vors Haus gekippt wird. Und zwar nicht nur bei Eigenheimen, sondern auch bei Mietshäusern.

  11. 50.

    Sorry, aber das ist falsch. Mähroboter sind so programmierbar, dass man nachts und abends weglassen kann fürs Mähen.

  12. 49.

    Vom Nachbargrundstück fällt im Herbst ganz schön viel Laub auf unser Gemeinschaftsgrundstück. Hinter einigen Büschen trage ich es extra zusammen weil sich hier schon mehrfach ein Igel über Winter eingefunden hat. Der bekommt auch einige Leckerli geboten und alsbald lege ich dann ein Stück derbe Folie über den Laubhaufen damit nichts durchnässt. Schön, dass noch andere WORX kennen. Habe die Qualität dieser Werkzeuge schnell erkannt und in meiner Familie erfolgreich eingeführt. Auch die Akku s sind Spitze.

  13. 48.

    Dank solcher Erfindungen wie z.B. Mähroboter, Saug-, Navi, Fastfood,..... wird der Mensch immer fauler, kranker und letztlich, weil er nicht mehr denken muss, dümmer. Gibt es erste Studien zu!
    Die KI wird ihn letztlich ganz überflüssig machen.
    Die restlichen Lebewesen, die vom Menschen dann noch nicht ausgerottet wurden, werdens danken.

  14. 47.

    Auch Laubbläser sind für Igel und andere Kleinstlebewesen meist rötlich, da diese eine Luftaustrittsgeschwindigkeit von bis zu 270 km/std haben.
    Laubsauger sind ebenfalls tödlich, die haben ein häckselwerk und töten somit gleich.

  15. 46.

    Wir kümmern uns um Igel und seit letztes Jahr auch präventiv, das heißt wir haben eine „Interessengemeinschaft zum Schutz der Igel in TKSuU“ gegründet, Teltow, Kleinmachnow, Stahnsdorf und Umgebung.
    Zum Thema Mähroboter: hier gibt es keinen einzigen, der Igel und andere Kleinstlebewesen unversehrt läßt. Einzig die Firma Worx hat reagiert und kann per Firmware die Betriebszeiten so vorgeben, das in den Abend und Nachtstunden ein Betrieb nicht möglich ist.

  16. 45.

    Am Mähroboter unten eine umlaufende hochwertige Gummischürze mit einigen implantierten Sensoren anbringen und das Ding steht beim kleinsten Igel. Ohne Laubbläser kommt unser Bauhof nicht mehr aus. Die blasen das Laub und auch Papier in die Büsche. Sehr ökonomisch;, einen Besen zu benutzen ist ja "Schwerarbeit".

  17. 44.

    Es ist per se kein Vorteil, nur geht es technisch und billig eben nicht anders.

  18. 43.

    Mähroboter abschaffen finde ich gut.Gleichzeitig auch noch die Laubbläser, die braucht auch kein Mensch.

  19. 42.

    Wir reden hier alle aneinander vorbei ;-) Wenn schon jemand beim Mulchen Fehler macht. Stimme zu, macht keinen Sinn, mit Blinden über Farbe zu reden.

  20. 41.

    Ich habe weder gesagt, welcher Mulch auf Beeten verwendet werden soll, noch habe ich eine Aussage zu Rasendüngung gemacht. Ich habe geschrieben, dass Mulchen für Blühwiesen schädlich ist, da sie hierdurch überdüngt werden. Als offenbar Sachkundige* sollte Ihnen der Unterschied zwischen Rasen und Blühwiese bewusst sein. - Aber was ist jetzt mit den Igeln?

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