Schleppender Ausbau - Berliner Senat plant 2025 noch weniger neue Radwege als im vergangenen Jahr

Do 06.02.25 | 07:31 Uhr
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Symbolbild: Radweg in Berlin (Bild: dpa/ Lutz Deckwerth)
Video: rbb24 Radio Fritz | 06.02.2024 | Boll, Marie | Bild: dpa/ Lutz Deckwerth

Der Berliner Senat kommt beim Radwege-Ausbau kaum voran. Es mangele an Geld und den personellen Ressourcen, sagt die Verkehrssenatorin - und sucht deshalb neue Finanzierungsmöglichkeiten.

Der Berliner Senat hängt seinem Ziel, mehr Radwege zu bauen als die Vorgängerregierung, weiter hinterher.

"Für 2025 gehen wir davon aus, dass wir 29 Projekte mit einer Gesamtlänge von 17,5 Kilometern realisieren werden", sagte Verkehrssenatorin Ute Bonde (CDU) der Deutschen Presse-Agentur. Das wären knapp fünf Kilometer weniger neue Radwege als im vergangenen Jahr. 2024 wurden demnach 23,3 Kilometer im Rahmen von 40 Projekten neu gebaut.

Das reicht nicht, um die Zahlen des vorherigen Senats zu übertreffen. Im Jahr 2022 waren unter der grünen Verkehrssenatorin Bettina Jarasch rund 26,5 Kilometer Radwege hinzugebaut worden. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) hatte diese Bilanz kurz nach Amtsantritt kritisiert und angekündigt: "Die werden wir locker überbieten."

Finanzielle und personelle Engpässe erschweren Fahrradweg-Ausbau in Berlin

Doch davon ist die schwarz-rote Landesregierung weiter entfernt denn je. "Wir haben nicht nur finanzielle, sondern auch personelle Restriktionen, was Planung und den Bau angeht", sagte Bonde. Die Verwaltung sei personell zwar gut aufgestellt. "Wir haben aber sehr enge externe Planungs-, Umsetzungs- und Bauressourcen."

Es müsse daher vor allem darum gehen, die Verkehrsinfrastruktur der Stadt grundsätzlich als Teil der Daseinsvorsorge am Laufen zu halten. "Wir müssen unser Augenmerk auf die Brücken, die Uferwände und die Straßen richten und all das funktionstüchtig halten, was letztlich auch dem Rad- und Fußverkehr zugutekommt", betonte die Senatorin.

Notfalls Abstriche an der Radwege-Breite in Berlin

Bei Radwegen müssten zudem Umfang und Bauweise geprüft werden. Sicherheit habe absoluten Vorrang. "Ob wir aber wirklich so breite Radwege benötigen, dass zwei Lastenräder parallel fahren können? Die Frage stellt sich in der Tat", sagte Bonde.

Dennoch strebe der Senat weiter an, den Radwege-Ausbau in Berlin "auf einem realistisch hohen Niveau zu halten". "Dafür müssen wir aber vielleicht zu anderen Finanzierungsformen kommen und weniger aus dem Landeshaushalt generieren", schlug die Politikerin vor. Eine eigens gebildete Gruppe in der Verwaltung scanne etwa sämtliche verfügbaren Bundes- und EU-Fördermittel. "Das ist ein großes Potenzial, was da an Fördertöpfen tatsächlich zur Verfügung steht." Dies müsse so gut wie möglich genutzt werden.

Radfahrer bei Unfällen häufig Verursacher

Bonde bedauerte die hohe Zahl an Verkehrstoten. Im vergangenen Jahr starben in der Hauptstadt elf Fahrradfahrer bei Verkehrsunfällen. Die Polizeistatistik führt in acht der elf Fälle die betroffenen Radfahrerinnen und Radfahrer als Alleinverursachende des Unfalls auf. Fahrradverbände kritisieren die Statistik unter anderem als eindimensional. Dennoch geht es für Bonde auch um die Frage, wie sie dafür sensibilisiert werden können, dass sie im Verkehr zu den schwächeren Teilnehmern gehören "und vielleicht auch viel mehr auf sich achten müssen, damit eben solche Unfälle nicht passieren". Frühzeitige und stetige Bildung seien dafür wichtig, sagte Bonde.

Sie sprach sich auch für eine neue Straßenaufteilung an Ampeln aus, um Rechtsabbieger-Unfälle zu vermeiden. Bisher stünden die Autos an Ampeln in der Regel vor den Radfahrern. "Das macht aus meiner Sicht keinen Sinn, sondern es müsste umgekehrt sein, damit die Fahrradfahrenden vorne stehen und so die Sichtbeziehung Auto - Fahrrad verbessert wird."

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Sendung: rbb24 Radio Fritz, 06.02.2025, 5:30 Uhr

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157 Kommentare

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  1. 157.

    Vielleicht werden dann Garagen statt Wohnungen gebaut. Aber wir sehen dann auch wieviel Wert das Auto hat, wenn man die Politik nicht erpressen kann. Es lebe die "Freie Marktwirtschaft". Zu irgendwas muß sie ja gut sein. Nur mit Schufa Auskunft, Einkommensnachweis und Bürgen, der Stellplatzanbieter kann ja nicht an jeden gehen.

  2. 156.

    Ich bin für das Tokioter Modell. Wer keine privaten Parkplatz vorweisen kann, kann kein Auto in Berlin anmelden, ganz einfach.

    Das begrenzt dann auch den Wahnsinn der Zweit-, Dritt- und Viertwagen in einer Familie.

  3. 155.

    Die Poller müssen ja nur aufgestellt werden, weil sich viel zu viele Autofahrer überhaupt nicht an Regeln halten.

    Und alles zugeparkt von Falschparkern ist viel schlimmer für Feuerwehr und Rettungswagen, als die Poller.

  4. 154.

    Ich sehe das etwas pragmatischer, wenn man in eine Gegend zieht oder fährt, in der 30 Mietparteien oder gar zusätzlich Gewerbe angesiedelt ist, passen vor die übliche Hausfront von 20m nur 4 Autos geparkt und nur 1 Fahrendes. Da kann davon ausgegangen werden, daß es mit dem Parkplatz nicht klappt und die Straßen eng werden. Damals ohne Poller waren sogar die Bürgersteige zugeparkt. Radfahrer zu beschimpfen hilft da auch nicht. Die geben den Autofahrern sozusagen "ihren" Parkplatz, da muß mir ja nicht auch noch das Recht abgesprochen werden dieses zu benutzen. Meine Vorschläge würde allen, die ein Auto oder Nutzfahrzeug brauchen oder unbedingt betreiben wollen helfen.

  5. 153.

    Autofahrer und Sonderrechte? Dazu fällt mir grad nichts ein. Oder sprechen sie von den 80/90 iger Jahren? Da war das noch so. Heute wird nur noch eine einzige Gruppe ungerechterweise gehätschelt.

  6. 152.

    150 Kommentare und nix neues, alles beim alten.
    Jede "Gruppe" schimpft, meckert oder beleidigt die Andere, schön wenn man seinen Frust hier ablassen kann.

    Ich radel lieber im Speckgürtel, da ist es ruhiger, die Radwege sind besser und meistens von der Straße getrennt!
    Nice day

  7. 151.

    Ich glaube es ist eine verzehrte Wahrnehmung. Radfahrer bilden genau den gleichen Durchschnitt in der Bevölkerung wie andere Verkehrsgruppen auch. Schauen sie doch mal, wie oft gehupt wird. Wie oft einer ins Lenkrad flucht. Bei Radfahrern fällt das halt mehr auf, weil sie sich zum einen erschrecken und zum anderen sieht man sie beim Fluchen.
    Ich habe z.b die Beobachtung gemacht das Rentner komplett schlechter im Straßenverkehr unterwegs sind. Fahrrad ohne Licht und entgegen der Kreuzung ist Recht gerne passiert. Aber gleichzeitig fahren sie auch Auto. Das ist aber meine persönliche Wahrnehmung. Wahrscheinlich schließe ich von 5 schlechten Erlebnissen im letzten Monat auf 95% der Rentner Deutschlandweit. Man muss sich bewusst sein, dass man hier einen Trugschluss unterliegt. Unser Gehirn will Gefahren vorher erkennen und liebt Schubladen. Genauso wie ich Schrott-Golf und Opel Fahrer nur mit Sicherheitsabstand folge. Vielleicht sind sie aber super tüchtig und nett.

  8. 150.

    Ich kann dieses kindische "dann sollen doch die Radfahrer alles mit dem Rad machen" auch nicht ansatzweise verstehen. Einsatzkräfte stehen im Stau, Handwerker stehen im Stau, Pflegekräfte stehen im Stau, Paketdienstleister können nirgends halten ... alles eine Folge des für die Strassen zuviel gewordenen MIV. Dabei brauchen wir die Strassen genau für diese Leistungen und Dienstleistungen und jene, die wirklich auf das Auto angewiesen sind. Vom Rückgang des MIV, vom Umstieg auf Rad und ÖPNV profitieren wir in der Gesamtschau. Etwas weniger Egoismus ist dringend nötig.

  9. 149.

    Genau diese und andere Dienste, wie Pflegekräfte, würden mit dem verstärkten Rückgang des persönlichen Autoverkehr, ihre Arbeit wieder störungsfrei ausüben.

  10. 148.

    Dann sollte man die Radfahrer auch nicht mehr mit Dingen versorgen wozu ein LKW bzw PKW zum transportieren benötigt wird. Sprich sie können ihr Gemüse vom Balkon holen und wenn ein Krankenwagen benötigt wird dann nur mit dem Lastenrad

  11. 146.

    das Radeln(d)e nimmt z.b. jeden Tag in Kauf, daß unverpollerte Radwege und Streifen als willkommene (Kurz)parkzone, oft mit vorheriger Notbremsung und ansatzloses Einbiegen auf solche, benutzt werden.

  12. 145.

    Es ist immer wieder erschütternd, wie die Gruppe der Autofahrenden, welche den öffentlichen Verkehrsraum dominiert, andere Verkehrsteilnehmer abkanzelt, die diese Dominanz in Frage stellen. Die umweltfreundliche, gesunde und emissionsarme Mobilität einfach entsprechend dieser positiven Eigenschaften gefördert sehen wollen. Dieses jahrzentelang aufgebaute Autofahrermindset ist einfach asozial par excellence. Auf mehreren Ebenen.

  13. 144.

    Je lauter einige Autofahrer mit dem glauben, daß sie naturgewollt Sonderrechte genießen, auch noch die sowieso lächerlichen Summen für Radwege oder die Subventionen für den Öpnv neiden, desto schneller kommen City Maut und gerechte Preise fürs Parken. Da kämpfen sie nämlich genauso Laut bei jeder Ankündigung gegen jeden Cent, den sie zahlen müßten Nur dadurch wird die Fahrzeugdichte so gering, daß Lieferanten, Rettungskräfte, Busse, Radfahrer und gegen Gebühr Private wirklich freie Wege und Abstellmöglichkeiten vorfinden. Ich mach solche Vergleiche nicht gern, aber man sollte sich die schon existierenden Maßnahmen in anderen Ländern mal genau ansehen.

  14. 143.

    Hallo "Sascha1" (76),
    so leid es mir tut: Wieviele davon haben u.U. ihren Unfall selbst verursacht? Ich fahre auch Rad, Auto, laufe und nehme auch die Öffis, wenn´s passt. Wenn man sich an Regeln hält, aufmerksam am Straßenverkehr teilnimmt, können Unfälle vermieden werden. Die ständige, einseitige Betrachtung hilft Niemandem und macht das Zusammenleben nicht einfacher.

  15. 142.

    Zu Recht angemerkt.
    Bei "überwiegende Teil des Radelnden" ist eine konkrete Bestimmung schwer.
    Was bei einen Schwenkbereich von links nach recht von 2-3 Metern nicht plausibel oder erklärbar wäre, ne Eigenart halt.

    Ersetze ich bei "überwiegende Teil des Radelnden" das "des" durch "der", gibt es sicher andere Vorstellungen ;-)

  16. 141.

    Zu Recht angemerkt.
    Bei "überwiegende Teil des Radelnden" ist eine konkrete Bestimmung schwer.
    Was bei einen Schwenkbereich von links nach recht von 2-3 Metern nicht plausibel oder erklärbar wäre, ne Eigenart halt.

    Ersetze ich bei "überwiegende Teil des Radelnden" das "des" durch "der", gibt es sicher andere Vorstellungen ;-)

  17. 140.

    "das sich der überwiegende Teil des Radelnden egoistischer, rücksichtsloser und anmaßender durch alle Bereiche/Gebiete von Stadt und Land bewegen."

    Wenn schon, dann der überwiegende Teil der Radelnden. Oder radelt da irgendein Körperteil des einzelnen doch nicht so "egoistisch, rücksichtslos und anmaßend" mit? ;-)

  18. 139.

    Bzgl. den Heulsusen hier, den KFZ-Verkehr, ob privat, gesellschaftlich, versorgend, transportierend, gibt es seit über 100 Jahren, nicht nur in dieser Stadt auf diesen Planeten.
    Viele verdanken dem ihre eigene Existenz.
    Wie war es mit Luftqualität und Lärm noch Ende der Neunziger, und ganz verwegen, in den 70igern?
    Aber klar, man hat ja schon zu Beginn der 50iger, in West wie Ost, die Befürchtung gehabt, kurz nach Anbrechen der 2000er werde es da ne Volksgruppe aufbegehren, überwiegend auf zwei Rädern, via Muskelkraft angetrieben, die für sich den meisten Raum für Mobilität beanspruchen.

    Ich bleibe aber der Ansicht/Beobachtung, auch wenn es verallgemeinert wirkt, das sich der überwiegende Teil des Radelnden egoistischer, rücksichtsloser und anmaßender durch alle Bereiche/Gebiete von Stadt und Land bewegen.
    Das werden zwar keine Abgase ausgestoßen, aber assoziale Züge!
    Egal wie und mit was man sich selber fortbewegt - ich fahre am besten.

  19. 138.

    Der Knoten Leonoren ;Kaiser Wilhelm Str.;Paul Schneider ist als Unfallschwerpunkt den Behörden bekannt!Passieren tut nix!
    Auch eine weiträumig Umfahrung westlich über Mühlenstr.ist vom Bezirk bislang nicht vollständig umgesetzt worden.
    Die geplante Vorangroute im Radverkehrsnetz Lankwitzer Str. Kaiser Wilhelm Str. haben im Senat keine Priorität.Laut Mobilitätsgesetz müßte eine geschützte Radverkehrsanlage von 2,50m je Seite und der Bus/Radstreifen auf mind. 5,50 aufgeweitet werden!
    Übrigens wird die lange geplante Sanierung des Hochbordradweges Königsberger/Munsterdamm ebenfalls Jährlich verlängert