Wahlgang am 9. Juni - Rund 2,5 Millionen Menschen sind in Berlin zur Europawahl aufgerufen

Fr 07.06.24 | 11:57 Uhr
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Symbolbild: Ein Mann wählt auf einem Stimmzettel für die Wahl zum Europäischen Parlament per Briefwahl. (Quelle: dpa/Sebastian Gollnow)
Audio: Antenne Brandenburg | 08.06.2024 | Sabine Loeprick | Bild: dpa/Sebastian Gollnow

Millionen Berlinerinnen und Berliner sind zur Europawahl aufgerufen, zum ersten Mal auch Jugendliche ab 16 Jahren. Mit einer hohen Wahlbeteiligung wird nicht gerechnet, es ist bereits der vierte Wahlgang in der Stadt innerhalb von drei Jahren.

Rund 2,5 Millionen Berlinerinnen und Berliner sind am Sonntag zur Europawahl aufgerufen, darunter erstmals auch 16- und 17-Jährige. Es handelt sich in der Hauptstadt bereits um den vierten Wahlgang innerhalb von knapp drei Jahren. Zwar betrifft die Wahl zum Europäischen Parlament, die in der gesamten EU stattfindet, nicht direkt die Berliner Landespolitik. Sie gilt aber nach gut 13 Monaten Schwarz-Rot als Stimmungstest.

Bei der Europawahl 2019 in Berlin hatten die Grünen mit 27,8 Prozent ein historisch gutes Ergebnis erzielt. Platz zwei belegte die CDU mit 15,2 Prozent, drittstärkste Kraft wurde die SPD (14,0 Prozent), gefolgt von den Linken (11,9) und der AfD (9,9), die FDP kam auf 4,7 Prozent.

Die Wahllokale sind von 8 bis 18 Uhr geöffnet. Es stehen 2.220 Urnenwahllokale offen, hinzu kommen 1.205 Briefwahllokale. 30.000 Wahlhelfer sollen für einen reibungslosen Ablauf bei dem Wahlgang und der anschließenden Auszählung sorgen.

Viele EU-Ausländer nicht in Berlin wahlberechtigt

Neben etwa 2,5 Millionen Berlinern mit deutscher Staatsbürgerschaft sind auch etwa 251.000 in der Stadt lebende Bürgerinnen und Bürger aus anderen EU-Staaten wahlberechtigt. Nach Angaben von Landeswahlleiter Stephan Bröchler ließen sich indes nur rund 18.000 von ihnen in ein Berliner Wählerverzeichnis eintragen und können somit hier abstimmen. Andere wählen in ihren Heimatländern oder gar nicht.

Gewählt werden 720 Abgeordnete des EU-Parlaments, darunter 96 aus Deutschland. Eine Fünf-Prozent-Hürde wie bei Wahlen auf Bundes- und Landesebene gibt es nicht. In Berlin stehen 34 Parteien auf dem Stimmzettel, 2019 waren es noch 40.

Die CDU tritt als einzige Partei mit einer Landesliste an, Berliner Spitzenkandidatin ist die Europaabgeordnete Hildegard Bentele. Auf den Bundeslisten der anderen Parteien finden sich Politiker und Politikerinnen aus Berlin an mehr oder weniger prominenter Stelle: Die SPD-Europaabgeordnete Gaby Bischoff etwa rangiert auf Listenplatz sieben, der Grünen-Europaabgeordnete Sergey Lagodinsky auf Platz zwei. Beide Spitzenkandidaten der Linken-Bundesliste, Parteichef Martin Schirdewan und Carola Rackete, kommen aus Berlin. Auf der AfD-Liste steht der Berliner Alexander Sell auf Platz 15.

Rückgang bei Wahlbeteiligung erwartet

Die Mehrheitsverhältnisse im EU-Parlament sind wichtig für die Verabschiedung neuer EU-Gesetze. Auch bei der Verteilung von Geld wie den Milliarden aus der EU-Agrar- oder Strukturfondsförderung hat das Parlament großen Einfluss.

Die meisten Gesetze werden aber zusammen mit den EU-Staaten verhandelt und müssen auch im sogenannten Rat eine Mehrheit finden. Dort entscheiden Vertreter der nationalen Regierungen. Auf die Mehrheitsverhältnisse im Europäischen Rat hat die Europawahl keinen direkten Einfluss.

Die Wahlbeteiligung bei der Europawahl 2019 betrug in Berlin 60,6 Prozent - das war der bis dato höchste Wert bei Europawahlen in der Hauptstadt (Bund: 61,4 Prozent). Ob sich dieses Niveau halten lässt, ist offen. Seinerzeit spielte laut Wahlforschern der Brexit-Effekt eine große Rolle, also der Austritt Großbritanniens aus der EU, die die Wahlbeteiligung nach oben trieb.

Vierter Wahlgang innerhalb von drei Jahren

So mancher in Berlins Politikbetrieb befürchtet eine gewisse Wahlmüdigkeit: Wahl zum Abgeordnetenhaus, Bundestagswahl und Volksentscheid im September 2021, Wiederholung der Wahl für das Landesparlament im Februar 2023, Teilwiederholung der Bundestagswahl im Februar 2024 - zuletzt ging es Schlag auf Schlag. Und 2025 geht es mit der Bundestagswahl weiter, 2026 folgt die nächste Abgeordnetenhauswahl.

Die Briefwahl spielt bei Wahlen seit vielen Jahren eine immer wichtigere Rolle. Der Trend zeigt sich auch dieses Mal. Laut Landeswahlleitung beantragten in Berlin bis einschließlich Mittwoch 721.084 Wahlberechtigte (29,0 Prozent) Briefwahlunterlagen. 2019 waren es zum selben Zeitpunkt, also vier Tage vor der Wahl, 499.236 Wahlberechtigte (19,9 Prozent).

Sendung: Antenne Brandenburg, 08.06.2024, 21:00 Uhr

23 Kommentare

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  1. 23.

    Traurig, dass Sie den Unterschied zwischen Panne und Manipulation nicht kennen. Vielleicht vergleichen Sie Wahlen in Moskau und Berlin und verstehen dann den Unterschied.

  2. 22.

    Ich muß etwas relativieren. Das mit dem Tempolimit stimmt schon, Wasserstoff ist schon effizient, aber trotzdem bin ich noch nicht überzeugt!

  3. 21.

    Pferdekutschen statt Autos wäre doch sinnvoll. Der richtige Schritt zum Entwicklungsland.

  4. 20.

    Die Europawahl dürfte für SPD, Grüne, FDP und Linke morgen zum Debakel werden.
    Denke mal, dass es eine Abrechnung mit der Asylpolitik geben wird - wie letztes Jahr in Bayern und Hessen.
    In Berlin dürften die Verluste der Grünen bis zu 10% betragen.
    Viele werden in Richtung Volt oder Tierschutzpartei abwandern.

  5. 19.

    Es ist ein entscheidender Unterschied, ob kontinuierliche Tempi von 100, 130 und bspw. 180 und über 200 km/h gemessen werden oder ob die "Gemengelage" untersucht wird, die ein freigegebenes Tempo oberhalb von 130 km/h verursacht. - Selbstverständlich kommt es bei einem freigegebenen Tempo oberhalb von Tempo 130 zu mehr "Huddeleien" als wenn das Tampo ab diesem Wert abgeregelt ist.

    Genau die Abbrems- und Wiederbeschleunigungsvorgänge, die bei einem freigegebenem Tempo oberhalb von 130 stattfinden, sind bei den von Ihnen gemeinten Untersuchungen nicht enthalten. Dadurch werden sie unrealistisch und entsprechen analog dem Wahrheitsgehalt der Prüfstand-Emissionen im Vergleich zu den Realsituationen auf der Straße.

    Eine am Schreibtisch, am Computer-Programm gefundene "Wahrheit", keine aber, die den tatsächlichen Gegebenheiten auf den Autobahnen - diesem faktischen Tollhaus incl. Hahnenkämpfe - standhält.

  6. 18.

    Sie können jederzeit Wahlbeobachter in der Form eines Mitglied des Wahlvorstandes sein und helfen, für einen reibungslosen Ablauf zu sorgen. Dann müssten Sie sich allerdings für die Zeit dieser Tätigkeit solche unbelegbaren Behauptungen verkneifen.

  7. 17.

    Soviele Quellen, dass Sie nicht mal eine nennen können. Dafür eine Quelle die anderes besagt und Ihre Aussage ad absurdum führt:

    https://www.umweltbundesamt.de/themen/tempolimits-koennten-mehr-treibhausgase-sparen-als

    Und jetzt Sie.

  8. 15.

    Siehste ... die gleichen Worte, die gleiche fehlende Begründung, neu im Post ist die offensichtliche Ignoranz der von mir aufgeführten unabänderlichen physikalischen Tatsachen hinsichtlich der Lieblingsprojekte der FDP. Ergo ... Meinung - ja, Begründung Ihrerseits dafür - nicht vorhanden. Schade, denn statt schöner Prospektsätze zählen im Umwelt- und Klimaschutz nur Zahlen und Fakten. Der Rest ist Greenwashing.

  9. 14.

    ....mit 'Siehste' über so etwas diskutieren zu wollen, ist wie gegen Windmühlen zu kämpfen. Er wird nicht einen einzigen Millimeter von seiner immer wieder gebrachten, gleichen Argumentation abweichen (ich sag nur "Grün:innen") ;)

  10. 13.

    Nein. Also mein, weil es keine Wahlbeobachter gibt. Und nein, hier gibt's nicht (öfters) Wahlmanipulationen.

  11. 12.

    „Tempolimit hat Wirkung mit wenig Aufwand“
    Alle Quellen belegen Ihre Klima-Falschaussage. Alle.

  12. 11.

    Das ist keine Satire.
    Der „gelbe“ Umweltschutz ist ziehlführender. Weil er nachmessbar ist. Weil er finanziert wird. Weil er die Menschen mitnimmt. Weil er Befriedigung verschafft, wenn Leistung und Umwelt im Einklang gebracht werden kann.
    Das alles kann ein 9€ Ticket nicht leisten. Ein T.limit schon gar nicht. Fast alle Parteien sind „grüner“ als die „Grün:innen“ selbst. Die haben nichts Abrechenbares. Außer Gleichmacherei und Armut gleichmäßig verteilt.

    P.S. Liberale Politik ist deshalb positiv besetzt, weil das Wort LIBERAL positiv ist. Man ist nicht im Wettstreit um Clicks, was ja mit der Erderwärmung nichts zu tun hat. Schauen Sie genau hin, was gemessen wird...

  13. 10.

    Nachmessbar falsch. Tempolimit hat Wirkung mit wenig Aufwand. eFuels hingegen sind ... auf einfachster physikalischer Ebene nicht zu ändern ... absolut ineffizient. Wasserstoff ebenso. Die Präferenzen der FDP sind im absolut und einfach nachvollziehbar nicht zielführend für die effiziente Nutzung regenerativer Energien.

    Aber ich denke, ihr Beitrag war Satire.

  14. 9.

    Der „gelbe“ Umweltschutz ist ziehlführender. Weil er nachmessbar ist. Weil er finanziert wird. Weil er die Menschen mitnimmt. Weil er Befriedigung verschafft, wenn Leistung und Umwelt im Einklang gebracht werden kann.
    Das alles kann ein 9€ Ticket nicht leisten. Ein T.limit schon gar nicht. Fast alle Parteien sind „grüner“ als die „Grün:innen“ selbst. Die haben nichts Abrechenbares. Außer Gleichmacherei und Armut gleichmäßig verteilt.

  15. 7.

    Gibt es auch in Berlin internationale Wahlbeobachter da hier ja öfters Wahlmanipulation statt finden (Stichwort Wahlwiederholung)?

  16. 6.

    ....kenne viele, die sich freuen, wirklich.....sogar Erstwähler, mit 42 Jahre....

  17. 5.

    Ich finde die Wahlplakate witzig. So derart offensichtlich gelogen und veräppelt wurden wir lange nicht mehr. Die Plakate schreien das eine(Bsp. Frieden, Gleichberechtigung) und in den Nachrichten sieht man aktuell das exakte Gegenteil(Kriegsvorbereitungen, Waffenlieferungen und Ausgrenzung)
    Naja hauptsache Frau von der Leyen wird dort irgendwie beschäftigt gehalten, dann macht sie hier wenigstens keinen Quatsch und vielleicht sind ja unsere Nachbarn bald mal wieder schlauer....

  18. 4.

    Gelb ist aber die Farbe des Neides!? Neid auf alle, die leben, statt arbeiten wollen. Blau ist ein Zustand, Rot ist Wut, Schwarz ist das Ende, bleibt eigentlich nur noch Grün - die Farbe der Hoffnung oder?

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