Kommunalwahlen in Brandenburg - AfD gewinnt in 16 der 18 Landkreise und kreisfreien Städte

Mo 10.06.24 | 11:32 Uhr
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Deutschlandfahnen liegen auf einer Wahlparty in der AfD-Parteizentrale vor der ersten Hochrechnung zur Europawahl bereit. (Quelle: dpa/Jörg Carstensen)
Audio: rbb24 Inforadio | 10.06.2024 | Christoph Kober | Bild: dpa/Jörg Carstensen

Seit dem frühen Montagmorgen sind auch die letzten Stimmen in den Brandenburger Wahlkreisen ausgezählt. Die AfD geht als stärkste Partei aus den Kommunalwahlen 2024 hervor, die Regierungspartei SPD kann nur Potsdam für sich behaupten.

Die AfD ist erstmals klare Siegerin der Kommunalwahlen in Brandenburg. Nach Auszählung aller Stimmen haben sich 25,7 Prozent der Wählerinnen und Wähler für die AfD entschieden, die damit 9,8 Prozentpunkte mehr als bei den letzten Kommunalwahlen vor fünf Jahren verbuchen kann. Der Brandenburger AfD-Landesverband wird vom Verfassungsschutz als rechtsextremistischer Verdachtsfall eingestuft.

Leicht hinzugewonnen hat auch die CDU: Sie erhielt 19,3 Prozent (+1 Prozentpunkt im Vergleich zu 2019). Die Christdemokraten schließen damit die Kommunalwahlen in Brandenburg auf Platz zwei ab. Die SPD verliert 1,1 Prozentpunkte und landet bei 16,6 Prozent.

Klare Verlierer der Kommunalwahlen in Brandenburg sind die Linke (- 6,3 Prozentpunkte), die auf 7,8 Prozent kommt. Auch die Grünen verlieren deutlich (-4,4 Prozentpunkte) und erreichen 6,7 Prozent. Die Freien Wähler gewinnen 1,1 Prozentpunkte hinzu und landen bei 7,4 Prozent. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) trat nicht unter diesem Namen zur Kommunalwahl an, sondern lokal mit anderen Bündnissen.

In fast allen Landkreisen und kreisfreien Städten hat die AfD die meisten Stimmen erzielt. Vor allem im Süden Brandenburgs gewann sie mit deutlichem Vorsprung und bekam teilweise über 30 Prozent der Stimmen. Nur in Potsdam-Mittelmark gewann die CDU. Einzig in der Landeshauptstadt Potsdam hatte die SPD die Nase vorn. Die Wahlbeteiligung lag laut dem Landeswahlleiter [wahlergebnisse.brandenburg.de] bei 66,1 Prozent.

10.000 Kommunalämter standen zur Wahl

Zur Wahl standen so gut wie alle politischen Ämter der Brandenburger Kommunalpolitik, vom Sitz im Kreistag bis zum Posten des Ortsvorstehers. Gesucht wurden mehr als 10.000 ehrenamtliche Kommunalpolitikerinnen und Kommunalpolitiker. Rund 2,1 Millionen Bürgerinnen und Bürger waren in Brandenburg zu den Kommunalwahlen aufgerufen. Die Wahlen galten als Stimmungstest dreieinhalb Monate vor der Landtagswahl, auch wenn sie nicht vergleichbar sind. In Brandenburg spricht man von einem Super-Wahljahr.

Gewählt wurden in Brandenburg nach Angaben des Landeswahlleiters 14 Kreistage, die Stadtverordnetenversammlungen der Städte Potsdam, Brandenburg an der Havel, Cottbus, Frankfurt (Oder) sowie 408 Gemeindevertretungen und Stadtverordnetenversammlungen der kreisangehörigen Gemeinden und Städte. Auch über 271 ehrenamtliche Bürgermeisterinnen und Bürgermeister der amtsangehörigen Städte und Gemeinden sowie sieben hauptamtliche Bürgermeister wurde entschieden. Dazu kam die Wahl von mehr als 1.300 Ortsbeiräten und über 340 Ortsvorstehern. Mehr als 20.000 Kandidatinnen und Kandidaten bewarben sich. Die Bürgerinnen und Bürger der Stadt Werneuchen entschieden zudem über die Abwahl von Bürgermeister Frank Kulicke (Unabhängige Wählergruppe Werneuchen).

Grafik: Ergebnisse der Kommunalwahlen 2024 Brandenburg.(Quelle: rbb)

Vorkommnisse in Brandenburg

In Wiesenburg (Potsdam-Mittelmark) kamen mehr Wählende als erwartet. Die Stimmzettel gingen aus, konnten aber aus anderen Wahllokalen beschafft werden. Weil die fehlenden Zettel rechtzeitig bemerkt worden waren, bildeten sich keine Schlangen.

In Wittenberge (Prignitz), Brandenburg an der Havel und Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin) mussten am Nachmittag zusätzliche Wahlurnen an die Wahllokale ausgegeben werden. Wegen der großen Wahlzettel und der Papiermengen waren die zur Verfügung stehenden Urnen schon voll. Teilweise mussten die Zettel in den Urnen mithilfe von Linealen oder Stiften gestaucht werden, beobachteten rbb-Reporter und -Reporterinnen.

Der Bürgermeister von Panketal (Barnim), Maximilian Wonke, forderte die Einführung von Wahlautomaten, da die Auszählung womöglich bis in den frühen Montag hineingehen werde und Wahlhelfende arg strapaziert würden.

Hinweis: Die Ergebnisse der Wahlen der Vertretungen in den Brandenburger Städten und Gemeinden finden Sie beim Landeswahlleiter [wahlergebnisse.brandenburg.de].

Sendung: rbb24 Inforadio, 10.06.2024, 7:00 Uhr

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402 Kommentare

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  1. 402.

    Wenn ich mir die Karte der Wahlergebnisse von ganz Deutschland ansehe ...
    Wenn ich mir überlege wie die DDR-Führung die Mauer genannt hat ...
    Irgendjemand hat da was mit "Antifaschistischer Schutzwall" eindeutig falsch verstanden.

  2. 400.

    Das schlimme ist, dass die Volksparteien nichts daraus lernen, ihren Stiefel weiter machen und die Augen verschließen. Man tut es,mit Protestwahl ab, anstatt endlich die Ohren dem Volke zuzuwenden und die Politik anzupassen, nur das lässt Wähler anders wählen als blau

  3. 399.

    Ja ist richtig so. Das muss man aushalten.
    Aber man darf auch sagen, dass man das was 25,7% der Brandenburger letzten Sonntag im Wahllokal gegen ihre Gemeinde getan haben doof findet und kein Verständnis dafür hat.

  4. 398.

    Ich liebe AfD Wähler, die andere zum Nachdenken auffordern.

  5. 392.

    Welche Ausstrahlung, Begeisterung und Aufbruchstimmung löst denn Herr Krah aus?

  6. 390.

    Wir hatten schon einmal in Deutschland, dass etwas als "Fiktion" abgetan wurde und schwups war die "Fiktion" Realität und alles noch viel schlimmer.

    Man sollte hinhören, Programme lesen und glauben, was man von den Parteien gesagt bekommt. Nicht immer irgendetwas hineininterpretieren, was man gern hätte oder denken "das meinen die nur überspitzt" .

    Wenn die "Grünen" sagen Benzin soll 5€ kosten und alle Autos weg. Oder die AFD mit "Ausländer raus" argumentiert ...

    Glauben! Dann gibt es später keine Enttäuschungen und ....keiner hat es gewusst!

  7. 389.

    Sollte eigentlich genau so sein. Die Realität sieht leider anders aus.
    Aus der NS Zeit leben ja auch kaum noch Zeugen.
    Nur hält das ja nicht von Wahldummheit ab.
    Es wird das weiter getragen, was gehört werden will.
    Manche Menschen wollen nicht aus der Vergangenheit lernen.
    Sie machen lieber die selben Fehler wieder.

  8. 388.

    Es ist für mich unverständlich, dass in Brandenburg die AfD, so massiv gewählt wurde . Gerade die Leute mit einem tatsächlichen Brandenburger Hintergrund müssen doch genau wissen, wofür sie die Wiedervereinigung wollten. Freiheit, Recht und Frieden. Nur im Eigennutz ? Das lässt tief blicken..

  9. 387.

    Habe mir die Mühe gemacht, alle bis jetzt vorhandenen Kommentare,zu lesen. Mit den Foristen die nu nicht mehr ins Land Brandenburg wollen kann das Land mit Leben, sind ja nicht so viele. Umgedreht wird es genauso sein.
    Andersrum, am Wochenende waren wir bei meinem ehemaligen Kollegen in Schwerin bei Teupitz. Da haben wir auch vorm Essen einen Spaziergang durch den Ort gemacht weil er uns zeigen wollte, was so alles neu gebaut worden ist.
    Und,oh Wunder, überall waren Autos mit dem B auf dem Nummernschild zu sehen,überwiegend bei den Baustellen neuer Villen. Aber auch in der Umgebung, viel B auf dem Schild. Ob die nun auch alle AFD Fans sind?

  10. 386.

    Genauso ist es , wenn eine demokratische Partei gute Politik machen würde, dann müsste diese nix verbieten . Die Leute lernen nicht draus, was haben die Altparteien gemacht die letzten 50 Jahre ? Schulbildung und Gesundheitssystem kaputt gespart, Marode und desolate INfrastruktur , aber Hauptsache Radwege in Peru sponsoren. 65 MRD Steuergeld und mehr für sinnfreie Dinge im Ausland. siehe 16 Seiten PDF , verschenken sie als Privathaushalt auch Mitte des Monats ihr gesamtes EInkommen an ihre Nachbarn ? Sehen sie , macht niemand, nur die BUnte Regierung . alles marode in einem der reichsten Länder dieser Welt , und warum ? Weil man alles sinnfrei verteilt anstatt im Land zu lassen .

  11. 384.
    Antwort auf [Oleg] vom 10.06.2024 um 14:49

    Was genau wollen Sie mir jetzt mit diesem Kommentar mitteilen?

  12. 383.

    "Die AFD hingegen ist eine demokratische Partei welche bestimmte Grundwerte und Ausrichtungen verkündet."

    Soll ich hier Zitate bekannter AgD Politiker wiedergeben? Ich denke das können wir uns beide sparen. Sie wissen es, ich weiß es.

    Höcke und Krah machen keinen Hehl daraus wen sie bewundern. Höcke zielt sogar direkt auf die "Wolf Rede" von Gobbels ab.

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