Die Lithographie von Robert Geissler um 1870 zeigt einen Bahnübergang in Cottbus. 1872 werden in Cottbus, so die Informationen der Städtischen Sammlungen, die Eisenbahnwerkstätten gegründet. Seit 1874 werden hier Dampflokomotiven und Wagen ausgebessert. 1885 folgt die Übernahme der Hauptwerkstatt in das Werkstätten-Wesen der Preußischen Staatsbahn unter dem Titel "Königliche Hauptwerkstätte Kottbus".

1968 wird laut Cottbuser Stadtmuseum [stadtmuseum-cottbus] die erste Diesellokomotive in dem Werk repariert, das inzwischen Reichsbahnausbesserungswerk (RAW) heißt.

"Bahnwerk Cottbus wird deutlich verkleinert" lautet eine rbb|24-Schlagzeile am 1. Oktober 2018. Die Zukunft des Bahnwerks ist zu diesem Zeitpunkt unsicher. Es soll verkleinert werden, weil es weniger Bedarf an der Reparatur von Dieselloks gibt. Die Bahn wolle den Standort von 415 auf rund 260 Mitarbeiter verkleinern, heißt es damals. Allerdings sei eine befürchtete Schließung des Werks vom Tisch. Und: Trotz Verkleinerung werde investiert - in die Umrüstung von Dieselloks mit Elektromotor.

Im April 2019 wird bekannt: Die Bahn plant eine Neuausrichtung. Künftig soll das Werk mit seinen 400 Mitarbeitern Diesel-Rangierloks aus dem Güterverkehr auf einen elektromechanischen Hybridantrieb umrüsten. Das könne bis zu 500 Arbeitsplätze im Werk sichern, heißt es. Im Bild: eine so genannte HELMS-Lok (Hybrid Electro Mechanical Shunter).

Im Juni 2019 sind erste Details zu den neuen Plänen für den Standort Cottbus zu erfahren. Die Rede ist von zwei neuen Werkhallen, um künftig Dieselloks umzurüsten, E-Loks und ICE-Züge instandsetzen zu können. Bahnvorstand Ronald Pofalla kündigt im Rahmen eines Gesprächs mit Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) in Cottbus an, dass die Zahl der Mitarbeiter auf 700 bis 750 aufgestockt werden soll.

Nach der Zustimmung von Bundestag und Bundesrat über Finanzhilfen für die Kohleregionen zeigt sich der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) im Juli 2020 optimistisch. Zum ersten Mal spricht er von 1.200 zusätzlichen Arbeitsplätzen im Bahnwerk. Davor hatte schon Brandenburgs Wirtschaftsminister Jörg Steinbach (SPD) entsprechende Pläne angedeutet.

"Lausitzer Kohlekumpel könnten Zukunft bei der Bahn bekommen" berichtete rbb|24 am 6. November 2020. Der Energiekonzern Leag und die Deutsche Bahn wollen bei Ausbildung, Qualifizierung und Übernahme von Personal zusammenarbeiten, heißt es. Die Bahn wolle auch vorhandene Strukturen nutzen, wie die Ausbildungswerkstätten der Leag in Schwarze Pumpe und Jänschwalde (beides Spree-Neiße). Es sollen "langfristig berufliche Perspektiven für Leag-Beschäftigte, die vom Kohleausstieg betroffen sind, geschaffen werden", so die Bahn damals.

Der Baustart wird von 2023 auf 2022 - also um rund ein Jahr - vorgezogen. Gestartet werden soll mit Straßen- und Gleisbauarbeiten auf dem Werksgelände, heißt es im Mai 2021. Und: Das Werk soll damit auch früher in Betrieb gehen.

Das Gelände zwischen Hauptbahnhof Cottbus und dem bereits bestehenden alten Bahnwerk wird bereits 2021 nach Fundmunition aus dem 2. Weltkrieg abgesucht. An anderer Stelle werden alte Gebäude abgerissen und befestigte Böden aufgebrochen. Außerdem müssen Tiere umgesiedelt werden, unter anderem Eidechsen. Sie kommen in Habitate am entstehenden Cottbuser Ostsee.

Im Mai 2022 findet der offizielle Spatenstich für das neue Bahnwerk mit Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) statt. Am Rand sagt Woidke: "2024 werden hier die ersten ICE-Züge gewartet und unser Ziel sollte es sein, möglichst zeitnah auch die ICE-Züge in Cottbus losfahren und enden zu lassen." Der Hinweis auf eine mögliche ICE-Anbindung von Cottbus schlägt Wellen. Doch Anfang 2024 ist klar: Cottbus bekommt auf absehbare Zeit keinen ICE-Anschluss.

Mai 2023: Die Fassade der ersten Halle ist inzwischen zu 90 Prozent geschlossen. Es wird bekannt, dass der erste überarbeitungsbedürftige ICE Anfang 2024 in die erste Halle einrollen soll. Dass die Bauarbeiten trotz Fachkräfte- und Baustoffmangel wie geplant vorangehen, liege an der "partnerschaftlichen Projektallianz", mit der für Cottbus gearbeitet wird, sagt damals der Projektleiter. Die Partner konnten demnach relativ frühzeitig Material und andere Ressourcen sichern.

Im Januar 2024 nimmt das Cottbuser ICE-Instandhaltungswerk vorzeitig die Arbeit auf. Rund um die erste Instandhaltungshalle sieht es zwar noch aus wie auf einer Baustelle, aber drinnen haben Arbeiter bereits mit der Wartung des ersten Zuges begonnen, drei Tage vor der offiziellen Eröffnung. Das neue ICE-Instandhaltungswerk wird in zwei Teilen gebaut. Die zweite Halle soll dann bis zum Jahr 2026 fertiggebaut werden. Insgesamt 1.200 Arbeits- und Ausbildungsplätze sollen entstehen.

Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 11.01.2024, 19:30 Uhr