Vom 2. bis 4. Juni 2023 feiert das Haus der Kulturen der Welt seine Wiedereröffnung.

Die Kongresshalle ist 66 Jahre alt. Sie wurde vom Architekten Hugh A. Stubbins geplant und als Beitrag der USA zur Internationalen Bauaustellung 1957 eingeweiht.

Jetzt glänzt die "Schwangere Auster", wie das Haus liebevoll genannt wird, wieder. Und nicht nur das Gebäude ist frisch renoviert. Auch die Leitung im Haus der Kulturen der Welt ist - seit Januar 2023 - neu:

Bonaventure Soh Bejeng Ndikung ist neuer Intendant und Chefkurator. Der promovierte Biotechnologe stammt aus Kamerun und lehrt an der Kunsthochschule Weißensee. 2015 war er im kuratierenden Team der Documenta 14 in Kassel und Athen.

Er löst den Philosophen Bernd Scherer ab, der seit 2006 für 17 Jahre Intendant war. Er initiierte etwa ab 2013 das Langzeit-Anthropozän-Projekt [archiv.hwk.de], das sich mit dem Einfluss des Menschen in die Prozesse auf der Erde beschäftigte: "Unsere Vorstellung von der Natur ist überholt. Der Mensch formt die Natur", heißt es darin. Die Süddeutsche Zeitung schreibt damals: "Mit dem 'Anthropozän-Projekt' hat er das HKW ab 2013 zu einer Art Think Tank für die Forschung zur neuen Erdepoche gemacht."

Der neue Intendant Ndikung will nach Strategien für ein besseres Zusammenleben "in und mit dieser Welt" suchen. Das HKW soll zu einem Haus der Begegnungen werden, in dem Kulturen nicht einfach präsentiert oder ausgestellt, sondern gelebt und erfahren werden. Im Haus sollten "Liebe, Respekt und Großzügigkeit" gelebt werden, so Ndikung. Damit reagiert er auch auf frühere Vorhaltungen [swr.de], die ihn in die Nähe der antiisraelischen Boykottbewegung BDS gerückt hatten.

Das HKW geht von einer Pluralität von kulturellen, politischen, ökologischen oder auch wirtschaftlichen Welten aus. Es genüge nicht, den verheerenden Zustand dieser Welten nur zu erkennen, so das Haus. "Wir müssen die Verantwortung annehmen, Welten zu reparieren, zu rehabilitieren, zu restituieren und neue, bessere Welten für die kommenden Gerenationen zu erschaffen."

Stellvertretende Intendantin ist Henriette Gallus. Bisher war sie stellvertretende Intendantin des "Steirischen Herbstes". Auch sie war zuvor für die Documenta tätig.

Eine Reihe von Konzerten, Lectures, Performances, Prozessionen, Lesungen und Ritualen sind geplant.

Zugleich wird die Ausstellung "O Quilombismo" eröffnet. Im Foyer wird die Wandarbeit des Komponisten Tanka Fonta aus Kamerun zu sehen sein.
Sendung: Radioeins, 01.06.2023, 15:00 Uhr | weitere Bildergalerien