Der Tierpark Neukölln ist das Reich von Robert Seuntjens. Der Tierpfleger fasst seine Arbeit so zusammen: "Man denkt, was denken die Tiere eigentlich wirklich? Aber ist beim Menschen manchmal genauso."

Robert Seuntjens sagt, er liebt sie alle gleich – die Tiere. Auch Gänse. Das beruht nicht immer auf Gegenseitigkeit. Aus irgendeinem Grund gehen sie ihn auch manchmal an und versuchen ihn ins Bein zu beißen. Spoiler: Tut weh.

Das Thema “Freiheit” ist für Robert Seuntjens ein schwieriges Thema. Es gehe weniger um den Platz als vielmehr um die Beschäftigung. Die meisten Raubtiere beschäftigen sich hauptsächlich über die Jagd, sagt Seuntjens. Das fällt in einer Zoo-Haltung weg. Andere Tiere sind wiederum den ganzen Tag beschäftigt, zum Beispiel durch das Knabbern, Kauen und Wiederkäuen von Blattwerk und Grünzeug.

Die Tiere im Tierpark Neukölln sind zum größten Teil ohnehin Haustiere - vom Menschen gezüchtet und an den Menschen gebunden. Seuntjens wünscht sich eine Tierhaltung, die mit Bildungsangeboten und Aufklärung verbunden ist. Das hat er im Tierpark Neukölln gefunden. Hier gibt es Lernpfade und viel Austausch mit Kindern und Kitas. Auch Patenschaften mit einzelnen Tieren sind möglich.

Danny Baurose (43) absolviert gerade seine Berufsbildung im Tierpark Neukölln. Nach zwei Jahren erhält er ein Zertifikat, das ihm eine Weiterbeschäftigung ermöglicht. Auch der (Wieder-)Einstieg in den allgemeinen (ersten) Arbeitsmarkt könnte möglich sein. Sozialarbeiter:innen bei der USE helfen dabei und vermitteln weitere Praktika oder ein passendes Unternehmen.

"7407 ist die weichste Ziege." Peter Kodat (56) ist seit etwa einem Jahr dabei und betreibt die Tierpflege am liebsten bei den Kaschmirziegen. Er hat die Arbeit durch das Jobcenter vermittelt bekommen und findet es toll, als Tierpfleger arbeiten zu können. Der Job wird zusätzlich zum Bürgergeld mit einer sogenannten Mehraufwandsentschädigung (MAE) durch 2 Euro pro Stunde vergütet.

Als Integrationsberater ist Jens Lüttig der "coolste Chef" im Dienst. Er bildet für die MAE-Mitarbeitenden die Schnittstelle zwischen dem Tierpark und der BUS (Bildung, Umschulung, Soziales gGmbH). Die BUS ist ein Bildungs- und Beschäftigungsträger. Sie will arbeitslosen und benachteiligten Menschen Hilfestellungen bieten, um den (Wieder)Einstieg in den ersten Arbeitsmarkt zu ermöglichen.

Auf die Ernährung der Tiere wird besonders geachtet. Frisch und artgerecht soll es sein. Deshalb gibt es im Tierpark auch keine Futterautomaten mit Tier-Snacks. Das Futter von Besucher:innen wäre für die Tiere zu viel, so Seuntjens. Er mahnt außerdem davor, die Tiere mit mitgebrachten oder gefundenen Sachen zu füttern. Es komme immer wieder zu Magenverstimmungen oder Unverträglichkeiten bei den Tieren, die dann ärztlich behandelt werden müssten.

Hier im Bereich des Wirtschaftshofs sind nur Mitarbeitende und Besucher:innen mit Anmeldung zugelassen. Hühner, Enten, Gänse und Pfauen dürfen aber auch rumlaufen und teilen sich die gemeinschaftlichen Leckereien.

Ziegen sind Wiederkäuer und kriegen dabei eine richtig dicke Backe - wie diese Kaschmirziege genussvoll beweist.

Auch der Schutz von Hornissen gehört zum Artenschutz dazu. In einem hohlen alten Baumstamm finden sie ein geräumiges Zuhause. Der blau angesprühte Baum steht im Tierpark-angrenzenden Rhododendronhain.

Der Hermannplatz befindet sich nur wenige hundert Meter vom Tierpark Neukölln in der Hasenheide. Die Nähe zu diesem Brennpunkt, geprägt durch Drogenhandel und -konsum, führe auch dazu, dass einem in der Hasenheide ab und an Menschen begegnen, die man nicht so richtig einschätzen könne. Damit sich alle sicher fühlen (auch mit Blick auf die Wintermonate) möchte Seuntjens ein gemeinsames Ankunfts- und Feierabend-Konzept entwickeln. | Zum Beitrag | Weitere Bildergalerien