Gestoppt, verzögert, Gelder verfallen - Ausbau der Berliner Radwege hat deutlich an Fahrt verloren

Mo 29.01.24 | 06:07 Uhr
  58
Rot-weiß-gestreifte Leitkegel an einer Fahrbahnmarkierung für Radfahrer (Quelle: Chromeorange/KHSPR)
Audio: rbb24 Inforadio | 29.01.2024 | Jan Menzel | Bild: Chromeorange/KHSPR

Der Ausbau der Berliner Radwege hat nach der Abwahl von Rot-Rot-Grün deutlich an Geschwindigkeit verloren. Verkehrssenatorin Schreiner stoppte viele Projekte im vergangenen Jahr sogar zeitweise. Nun geht es langsam weiter.

Nach dem vorläufigen Stopp durch Verkehrssenatorin Manja Schreiner (CDU) im vorigen Sommer ist die Realisierung zahlreicher Radwege nicht vorangekommen. Das geht aus der Antwort der Verwaltung auf eine Parlamentsanfrage hervor, die dem rbb vorliegt.

Danach ist bis jetzt keiner der seinerzeit 19 überprüften Radwege fertiggestellt worden. Der Ausbau von drei Radwegen ist nach wie vor angehalten und wird weiterhin geprüft. 16 Radwegprojekte waren von der Senatorin mittlerweile wieder "freigegeben" worden. Fertiggestellt wurde bisher keines davon.

Unter der Rot-Rot-Grünen Vorgängerregierung war der Bau dieser Radwege noch im Jahr 2023 angestrebt worden. Die Verkehrsverwaltung teilt nun mit, dass sie bei den meisten Projekten mit einem Start der Arbeiten in diesem Jahr rechnet. Lediglich für die Köpenicker Landstraße heißt es: Baubeginn unbekannt. Hier sollen auf einer Strecke von zwei Kilometern Radwege entstehen.

Aufträge teilweise noch nicht einmal vergeben

Ob auf den anderen Straßen tatsächlich, wie von der Verwaltung mitgeteilt, im Laufe dieses Jahres Bauarbeiten beginnen werden, erscheint jedoch fraglich. Aus der Antwort auf die Anfrage geht hervor, dass bei mehreren Vorhaben die Aufträge noch gar nicht vergeben wurden.

So kann die Verkehrsverwaltung für 1,6 Kilometer Radstreifen entlang der Grunewaldstraße in Tempelhof-Schöneberg keinen Termin nennen. Das Gleiche gilt für rund 1,5 Kilometer entlang der Hansastraße und einen 500 Meter langen Abschnitt der stark befahrenen Hermannstraße.

Ebenfalls offen ist, wann Firmen beauftragt werden, die lange geplanten Radwege an der Sonnenallee, am Adlergestell (rund 2,6 Kilometer) und im Verlauf Schlesische Straße/Köpenicker Straße zu realisieren.

Mittel nicht voll ausgeschöpft

"Es bleibt bei mehr Stopp als Go beim Radwegebau", stellt die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen, Oda Hassepaß, fest. Auch die Verkehrsverwaltung räumt in der Anfrage ein, dass das Anhalten aller Radprojekte durch Senatorin Schreiner eine Ursache für den Zeitverzug ist. Weitere Faktoren seien fehlende Mitarbeiter in den Bezirksverwaltungen, Engpässe bei Fachfirmen und Verzögerungen durch andere Bauvorhaben im Straßenland.

Grünen-Politikerin Hassepaß kritisiert darüber hinaus, dass die Verkehrsverwaltung den Radwegebau auch finanziell ausbremst. 2023 konnten durch die Verzögerungen 5,2 Millionen Euro nicht ausgegeben werden. "Diese Mittel sind jetzt verfallen", sagt Hassepaß. In diesem Jahr könnte es noch einmal enger werden, befürchtet sie. Der Senat muss mindestens eine Milliarde Euro aus dem laufenden Landeshaushalt zusammenstreichen. Von den Kürzungen könnte auch der Radwegebau betroffen sein.

Die Kommentarfunktion wurde geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

58 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 58.

    "Angemessen versteht sich, nicht das wegen 3 Radfahrern Hunderte Autos in nur noch einer Spur stehen müssen zumal die Radwege in den meisten Fällen nicht mal genutzt werden."

    Nein, das geht natürlich überhaupt nicht. Und die hunderte Autofahrer stehen natürlich auch nicht wegen der Autos im Stau sondern ausschließlich wegen "drei" Radfahrern auf dem Radweg.

  2. 57.

    "Hochboardradwege zu reparieren klingt einfach,ist es aber nichtt"
    Ok, was passiert dann mit diesen beschädigten Radwegen?

  3. 56.

    "Aufträge teilweise noch nicht einmal vergeben
    Ob auf den anderen Straßen tatsächlich, wie von der Verwaltung mitgeteilt, im Laufe dieses Jahres Bauarbeiten beginnen werden, erscheint jedoch fraglich. Aus der Antwort auf die Anfrage geht hervor, dass bei mehreren Vorhaben die Aufträge noch gar nicht vergeben wurden."

    Braucht es noch weitere Infomationen? Das sagt doch alles darüber aus, wo der jetzige Senat die Prioritäten setzt. Das ist absolut keine Überraschung. So etwas nennt man den Versuch, die eigenen Wähler bei guter Laune zu halten.

  4. 55.

    bestes beispiel wannsee b1, vermutlich die besten ausgebautesten und breitesten fahrradwege aller bezirke, zwischen wannsee und rathaus wannsee oder so kurz vor dem schäferberg, wo fahren die werten zweiradfahrer... na klar.. auf der straße ... kann mir irgendeiner mal erklären warum in wannsee die blauen radfahrweg pflichtbenutzung schilder abgebaut wurden ?

  5. 54.

    "Radwege braucht niemand"
    ......Radfahrer zählen für Sie nicht. Es ist immer wieder interessant, solche Verallgemeinerungen zu lesen.

  6. 53.

    Ein Schlag ins Gesicht für jeden, der nicht unbedingt mit dem Auto heil zur Arbeit kommen möchte! Oder sollen die auch wieder ins Auto steigen? Eine europäische Hauptstadt entzieht sich der Zukunft! Gute Nacht

  7. 52.

    30 J. Altherrenpolitik mit Ehegattensplitting und Frührente, aber Verarmung "gefallener Mädchen" aka alleinerziehender Mütter. Bis heute nur Anspruch auf Kitaplatz, aber keine Plätze. Dafür Einkommens-/Karriereknick, Altersarmut.

    Da gibt es halt nicht genug nachwachsendes "Personal", sondern einen Boomer-Wasserkopf auf der Rentenpyramide. Immerhin hatten sie's schön, wir zahlen jetzt für die Rentenansprüche. Ob die so laufen wie die Kitaansprüche?

  8. 51.

    Kleiner Hinweis auf eine oft genutzte falsche Gedankenkonstruktion zur bequemen Einnahme der Opferrolle: In den meisten Fällen stehen Sie nicht im Stau. Sie sind Teil des Staus und mithin mitverantwortlich.

  9. 50.

    es nervt. In hamburg wurde in diesem Jahr 57km gebaut tendenz steigend.

    Wir krebsen dank CDU irgendwo bei 20km rum. Das wird uns allet wieder auf die Füße fallen.

  10. 49.

    Ich kann Ihnen sagen, warum: Sehr gern würde ich die nutzen, ich bekomme allerdings keine Luft, aber Hustenafälle und meine Lunge brennt. Diesel-Dreckschleudern, Giftwolken. Autos halt.

    > K.-Marx-Allee stadteinwärts inkl. den parallel verlaufenden Fahrradstraßen rege Nutzung sieht anders aus.

  11. 48.

    Immerhin fand der Radwegeausbau statt, und zwar mit sehr guten Auswirkungen: Fahrradstraßen gebaut, Luft besser, weniger Lärm, ruhiger. Danke an die Grünen, sie habe echte Realpolitik gemacht und das Leben hier verbessert.

  12. 47.

    Ihre Wahrnehmung wird offenbar durch die schiere Volumenpräsenz von - oft ebenfalls nur mit einer Person besetzten - Fahrzeugen auf unseren Straßen getrübt. Mit ein wenig Reflektion aber kommt - so hoffe ich - jeder Mensch zur der Frage: Ist ein immer größeren Platz beanspruchendes Fahrzeug in einer flächenmäßig begrenzten Stadt wirklich sinnvoll? Oder nur für die Zwecke, die es unerlässlich machen? Und reichen für dieses Zweck die vorhandenen Straßen nicht vollkommen aus?

  13. 46.

    Ich sag nur Konservative und GroKo, Altherrenklub macht Politik. 30 J. Unfähigkeit, Spendenskandale, Postengeschiebe. Was wollen Sie erwarten? Bürotiger, die nix hinbekommen.

  14. 45.

    Danke CDU Regime!

  15. 44.

    "Radwege braucht niemand, zumal da Sie nur für wenig Leute und auch nur für einen kurzen Zeitraum benötigt/genutzt werden. Da will man andere Leute im Stau stehen lassen...."

    Ok, dann alle Radwege sofort abschaffen und die Radfahrer fahren ab sofort wieder zwischen den Autos durch und behindern Sie dann eben da. Oder sollen sie sich am besten gleich alle in Luft auflösen? Das wäre doch noch besser für Sie oder? Ich plädiere für: weg mit diesen ganzen "lästigen" Radfahrern.

    Die Antwort war ungefähr auf dem gleichen Level wie Ihr Kommentar.

  16. 43.

    Ja genau, z.B. Radwege in Peru. Dies wird zwar nicht iim Roten Rathaus entschieden, aber immerhin auch in Berlin.

  17. 42.

    16 Radwegprojekte waren von der Senatorin mittlerweile wieder "freigegeben" worden. Fertiggestellt wurde bisher keines davon, Mittel verschleppt-abgelaufen. Also alles wie früher, Infrastruktur verkommt, das Land gelähmt.

    An alle, die in Schwarz eine Alternative sehen und die Rolle rückwärts wählen: So wird es dann aussehen. Deutschland als Museum. Boomer-Ideologen. Bravo!

  18. 41.

    Optimistisch würde ich sagen: Fehlt heute noch Personal. Auf jeden Fall ist das Fahren einer Straßenbahn auf zumeist eigenem Gleiskörper oder in Kfz-armen Straßen mit weniger Stress verbunden, als Busse durch die Kochstraße, Oranienstraße oder Urbanstraße zu fahren.

  19. 39.

    Lieber Volker, hier liegt wohl ein Denkfehler vor - nicht Radler nehmen Busspuren den Platz weg - es sind immer die PKW, die den meisten Platz wegnehmen - parken rechts und links - stehen in der Mitte im Stau - (schlimmstes Verhältnis aller Verkehrsteilnehmer beim beanspruchen von Platz vs. Menge transportierter Menschen) aber klar man kann dann natürlich besser auf die Radler schimpfen - die den PKW den ganzen Plaz auf der Straße wegnehmen. Ein Blick auf eine tatsfächliche Straße - hilft da immer - die PKW sind nicht zu übersehen ....

Nächster Artikel