Sicherheit im Straßenverkehr - Verkehrsministerium will Blinker für alle Fahrräder erlauben

Mo 15.01.24 | 06:08 Uhr | Von Stefan Oberwalleney
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Illustration: Absicht der Bundesregierung, Blinker zum Abbiegen für alle Fahrräder zu erlauben. (Quelle: rbb)
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Video: rbb|24 | 15.01.2024 | Stefan Oberwalleney | Bild: rbb

Bisher sind Blinker nur an breiten Fahrrädern erlaubt. Doch das könnte sich ändern. Aufgrund der steigenden Zahl an Unfällen mit E-Bikes, will das Bundesverkehrsministerium Blinker als freiwillige Ausstattung zulassen. Von Stefan Oberwalleney

Blinker an Fahrrädern sind bislang im Straßenverkehr die absolute Ausnahme. Nur an mehrspurigen Rädern, wie etwa Rikschas oder Lastenfahrrädern sind sie bisweilen verbaut und laut Straßenverkehrsordnung auch zugelassen. Das soll sich ändern, denn die Bundesregierung plant jetzt die Zulassung von Blinkern zum Abbiegen für alle Fahrräder. Grund dafür dürften steigende Unfallzahlen mit E-Bikes sein, über die das Bundesverkehrsministerium "besorgt" sei, wie jüngst eine Sprecherin sagte.

Solche Fahrräder mit Hilfsmotor haben ein anderes Fahr- und Bremsverhalten als herkömmliche Räder. Doch auch bei ihnen muss das Abbiegen durch Handzeichen signalisiert werden. Die Hand muss folglich vom Lenker genommen werden. Solch schwierige Situationen könnten durch "optional zulässige Fahrtrichtungsanzeiger entschärft werden", heißt es aus dem Bundesverkehrsministerium.

Akkublinker schon entwickelt

Berlin-Prenzlauer Berg: Firmensitz der Velorian GmbH, die sich auf Fahrradblinker spezialisiert hat. An, aus, an, aus. Sechs Augenpaare schauen auf ein kleines gelbes Licht, dass regelmäßig blinkt. Begleitet wird es von einem Geräusch: "plegg", "plegg", "plegg". Das Lichtlein befindet sich am Heck eines Fahrrads, links neben dem Gepäckträger. Sein Pendant rechts, lässt sich mit einem kurzen Tastendruck auf den Lenkerschalter aktivieren. Eine grüne Lampe signalisiert, es wird geblinkt. Vorn am Lenker befinden sich in den Lenkerenden ebenfalls Blinkerleuchten. Dezent, klein und hell.

Mit einem gewissen Stolz präsentieren Eckehard Bahr und sein Team die selbstentwickelten Fahrradblinker. Fünf Jahre haben der Ingenieur und seine Mitstreiter:innen an dem Projekt getüftelt. Dann waren die verschiedenen Modelle serienreif und können jetzt problemlos an allen E-Bikes montiert werden. Es gibt unterschiedliche Ausführungen zum Preis zwischen 200 und 300 Euro.

Außenvor bleiben zunächst Fahrräder mit konventionellem Dynamo, aber das ist nur eine Frage der Zeit, versichert Eckehard Bahr. Ein entsprechendes Set mit eigenem Akku ist fertig entwickelt und soll in diesem Jahr auf den Markt kommen.

Fast wie am Motorrad

Dass die Bundesregierung Blinker zum Abbiegen für alle Fahrräder erlauben will, sei längst überfällig, meint Karl Grünberg, Sprecher vom ADFC Berlin. Gerade bei schlechten Lichtverhältnissen sei der ausgestreckte Arm eines Radfahrenden oftmals kaum zu erkennen, wohl aber ein Blinklicht, ähnlich denen von Mopeds und Motorrädern.

Um genau so ein Produkt handelt es sich bei dem Fahrradblinker von Velorian. Das Model, das am Lastenfahrrad fest montiert wurde, soll wartungsarm sein und so hell, wie es möglich ist. Es lässt sich dank Gummilagerung mit dem Finger in alle Richtungen bewegen. Fällt das Fahrrad doch einmal um, schützt diese Halterung den Blinker. Im Regelfall sollte nichts kaputtgehen, sagt Eckehard Bahr.

Illustration: Absicht der Bundesregierung, Blinker zum Abbiegen für alle Fahrräder zu erlauben. (Quelle: rbb)

Die Ähnlichkeit zu Produkten aus dem Motorradbau ist nicht zufällig, schließlich ist an der Herstellung des Fahrradblinkers eine bekannte Firma beteiligt, die sich auf Blinker für Motorräder spezialisiert hat. Aus den Büroräumen in der Storkower Straße schieben Bahr und sein Team die beiden Vorführräder nach draußen. Hier biegen sie im späten Sonnenlicht des Tages auf der Straße immer wieder rechts und links ab in eine andere Straße. Der Arm der Radfahrenden bleibt unten, dafür leuchtet hell und gutsichtbar der Fahrradblinker.

E-Bike-Boom bei den Älteren

Während einer Fahrradtour sei er auf den Gedanken zum Fahrradblinker bekommen, erzählt Bahr. Damals habe er sich gefragt, warum es so etwas bisher nicht gebe. Im Internet habe er sich schlau gemacht und auch entsprechende Modelle gefunden. Die allerdings kämen fast ausschließlich aus Fernost, würden mit einer lächerlichen Batterie betrieben, wirkten billig und seinen schlichtweg "Schrott". Der Entwicklergeist des Ingenieurs war geweckt. Allerdings sollte das Endprodukt qualitativ hochwertig sein. So wie eben auch bei Motorrädern, die er früher selbst gefahren ist.

"Sehen Sie sich das Lastenfahrrad an. Das ist ein imposantes Gerät. Da sind Sie froh, wenn Sie die Hand am Lenker behalten und nur den Blinkerknopf drücken müssen", sagt er und tippt kurz auf den Schalter am Lenker. Sofort macht es "plegg". "Oder denken Sie an die steigende Zahl von Fahrradtouristen. Durch den Boom der Elektrofahrräder sind jetzt auch viel mehr ältere Menschen mit dem Rad unterwegs. Für sie ist so ein Blinker ebenfalls eine große Hilfe und ein Sicherheitsplus."

Illustration: Absicht der Bundesregierung, Blinker zum Abbiegen für alle Fahrräder zu erlauben. (Quelle: rbb)

Das findet auch Radfahrerin Martina Schwarz, eine ältere Dame, die in Pankow unterwegs ist: "Ich würde mir so einen Blinker kaufen", sagt sie. Und auch Radfahrer "Manne", der auf einem älteren Fahrradmodell sitzt, ist von der Idee eines Blinkers angetan. "So ein Blinker ist doch gut", sagt er, schließlich gebe es Unfälle, wo niemand die Hand rausstrecke, "dazu sind sie meistens zu faul, manche können es vielleicht auch gar nicht", da wäre ein Blinker doch sinnvoll und sehr bequem.

"Schnickschnack" oder insbesondere im Winter praktisch

Andere Radfahrende sind da eher skeptisch. "Ich denke, das ist überflüssig", meint Berti. "Das ist noch mehr Schnickschnack am Fahrrad, noch mehr Sachen, die die Polizei kontrollieren könnte. Die dann eventuell auch zu einer Strafe führen, weil es nicht funktioniert. Also ich bräuchte das nicht."

Das sieht auch Nancy so, die am Alexander Platz mit ihrem Rad unterwegs ist. Statt Blinkern wünscht sie sich mehr Ampeln, an denen die Radfahrenden vor den Autos losfahren können. So ein Blinker könnte vielleicht sinnvoll sein, sagt kurz darauf Renate, die ihr Rad über die Ampel schiebt. Allerdings sei das ja wieder ein Teil mehr am Fahrrad und sie wolle es simpel und praktisch. Die Hand habe sie immer dabei, der Arm sei auch da. Den könne sie ausstrecken. "Klappt bei mir." Nur nachts ist ihr Arm im dunklen Ärmel mit dem schwarzen Handschuh vermutlich kaum zu sehen.

Ein Fahrradblinker ist ein zusätzliches Werkzeug, bekräftigt Jonas Kremer vom Radlogistikverband Deutschland. "Es soll keine Verkehrspolitik ersetzen, sicherere Rad- und Verkehrswege zu bauen, sondern es sorgt einfach nur dafür, dass es für den Radfahrer im aktuellen Straßenverkehr sicherer ist."

Sendung: Fritz, 15.01.2024, 15:30 Uhr

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Beitrag von Stefan Oberwalleney

68 Kommentare

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  1. 68.

    Ein Grund mehr, sich nicht wie Kampfradler zu gebärden und sämtliche Verkehrsregeln für sich außer acht zu lassen und zu ignorieren.

  2. 67.

    Hallo, sofern die Blinker von vorne und von hinten gut sichtbar sind, machen die Dinger Sinn. Solche Fun-Artikel gabs schon in den Siebzigern, war aber nix, weil an einem Bonanza Rad sahen die echt sch.. aus. Also wenn Blinker kommen dann nur mit TÜV - Abnahme und Plakette. Fahrradfahrer nehmen sich im Straßenverkehr viel zu oft viel zu wichtig. Wenn ich Fahrradfahrer mal mit Fußgängern vergleiche, kommen die Fußgänger besser weg. Da gibt es auch viel weniger "Zusammenstöße" . Also wenn schon, denn schon. Wenn es dann doch mal kracht hat der Fahrradfahrer wohl was falsch gemacht.

  3. 66.

    Warum sollte man eine Kennzeichen für normale Fahrrad haben. Wenn ich normal Fahrrad fahren brauche ich doch nicht tanken, TÜV oder Steuer bezahlen. Ich habe bei meiner zwei Fahrräder und zwei Anhänger eine Code mit eine Kennzeichen drauf. Wen meine Fahrräder klaut. Blinker sind bei Helm oder auf Rucksack aufgebaut.

  4. 65.

    „Fahrräder wie alle Zweiräder“
    Lassen wir mal beiseite, dass es zwischen „allen“ Zweirädern unterschiede gibt… das fängt beim Führerschein an über den TÜV und endet beim Kennzeichen/Versicherung.
    Der Anblick eines 5jährigen der einen Helm nach Norm ECE-R 22.06 trägt dürfte ein wirklich schönes Bild abgeben und wie er strampelt um das Tagfahrlicht am laufen zu halten…. Und beides dann im Sommer.
    Wenn sie sich mal wenigstens im Ansatz mit der Materien beschäftigt hätten, hätten sie diesen peinlichen Beitrag nicht verfasst aber hey fordern kann man alles, ist ein freies Land… aber bitte nicht wundern wenn sich alle anderen kopfschüttelnd wegdrehen.

  5. 64.

    Nur mal so zur Einordnung Ihres Beitrags meine Nachfrage: Wie viele Autofahrer sind im letzten Jahr durch Radfahrer zu Tode gekommen?

  6. 63.

    Es ist schon erstaunlich, dass Blinker an Rädern bisher verboten gewesen sein sollen; denn angesichhs von sonstiger blinkender LED-Ausstattung an Rad und Fahrer fällt so eine Rechts-Links-Kombi nun auch nicht mehr auf.

  7. 62.

    So ein Blödsinn, die Blinker müssten viel weiter aus einander.

  8. 60.

    Bitte auch Rückspiegel und Kennzeichen

  9. 59.

    Für mich stellt sich eher die Frage,ob sich durch das veränderte Fahrzeug (E)und dessen verhalten,nicht auch ab einem gewissen Maas,die stvo geändert werden muss und der Radfahrer dementsprechend eine Ausbildung absolvieren muss sei es Verjehrsschule oder ähnliches.Sicherlich macht das sein Schutzschild nicht sicherer,jedoch würde es evtl.etwas bei den Versicher erwirken zum anderen muss das Bewustsein der Gefahr von Verkehr und der Geschwindigkeit klar werden ohne dabei davon abzuraten.

  10. 58.

    Fragen sie die Autolobby und die Verkehrsplaner!
    Es hat sich bei den S-Pedelecs gezeigt, dass sie trotz 45 km/h permanent ausgebremst und angehupt werden.
    Mofas gehören nicht auf Radwege, schon weil sie schwer und behäbig sind. Die Autolobby will keine Radfahrer im Straßengefüge. Das stört nur die Kraftfahrer.
    Es gibt im Übrigen klare gesetzliche Vorgaben, wie viel Watt und Newtonmeter am Rad anliegen dürfen. Diese Faktoren entscheiden über Zulassung oder keine Zulassung.
    Nicht also hämisch Polemik betreiben sondern vorab informieren. So nimmt man sie letztlich nicht ernst und sie müssen mit einem neuen Nick posten…

  11. 57.

    E-Bike = Mofa = Mofa-Vorschriften-Werk ... Technisch, verkehrs- und privatrechtlich … Wie kann/konnte man E-Bikes jemals anders definieren wollen als wie Mofa ?!

  12. 56.

    Heute früh auch wieder gesehen, Vater mit Lastenrad SUV,3 Kinder im Korb, auf dem gerade so breiten Fußweg.
    Natürlich mit Schmackes. Ein Glück das dort,zu der Zeit,niemand zu Fuß unterwegs war.

  13. 55.

    Ein Satz in der STVO reicht aus:
    Fahrräder sind eigenständige Fahrzeuge und haben die Gleichen Pflichten wie alle Zweiräder....

  14. 54.

    Was sollen Blinker am Fahrrad? Versicherung und gelbe Weste wären wirksam. Bestraft müssen die Bürgersteig Fahrer, damit alle die sich an die Verkehrsregeln halten ihr Ansehen als Verkehrsteilnehmer behalten.

  15. 53.

    Er hat doch völlig recht. Kennzeichenpflicht für alle Verkehrsteilnehmer. Gerade Radfahrer hauen ja gern unkenntlich ab, wenn sie wissentlich oder unwissentlich eine Sachbeschädigung verursacht haben.

  16. 52.

    Blinker gibt es an E- Rollern bereits seit Jahren. Benutzen tut sie fast niemand.

  17. 51.

    Wenn der Radweg kein blaues Schild hat besteht keine Pflicht den Nutzen. Das heißt auch dass er nicht geräumt wird und keine Wurzeln entfernt werden. Wenn die Radler lieber auf der Straße sind hat das meist gute Gründe.

  18. 50.

    Habe diese Blinker schon in Aktion gesehen, wenn ich als Fußgänger unterwegs war.
    Wenn ich als Radfahrer oder als Autofahrer bei Tageslicht unterwegs bin, kann man diese Blinker allerdings nur schwer als solche wahrnehmen. Einfach, weil man es nicht gewohnt ist, weil man nicht damit rechnet. Es geht nichts über einen ausgestreckten Arm oder eine Hand zum Fahrbahnwechsel.

  19. 49.

    Was ist eigentlich aus dem Kennzeichen-für Fahrräder-Befürworter Hr. Teichert geworden, der meldet sich gar nicht mehr zu dem Thema. Ist er vom Glauben abgefallen oder inzw. Autofahrer geworden...?

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