Polemik | Europawahl in Brandenburg - Das angstfreie Leben, was wir einst hatten

Di 28.05.19 | 08:52 Uhr | Von Adrian Bartocha
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Archivbild: Schlangestehen vor einem Bekleidungsgeschäft für Jugendliche in Ost-Berlin im April 1986 (Quelle: dpa/Chris Hoffmann)
Bild: dpa/Chris Hoffmann

Bei der Europawahl in Brandenburg ist die AfD stärkste Kraft geworden. Der Grund ist simpel: In der DDR war einfach alles schöner, sicherer, der Zusammenhalt enorm und niemand war von Brüssel ferngesteuert. Eine Polemik von Adrian Bartocha.

Liebe Ossis und AfD-Wähler! Ich bin Pole. Ich kann Eure Entscheidung an der Wahlurne verstehen. Bei uns Polen war - und ist es nicht viel anders. Wir fühlen ähnlich. Wie die Wahlergebnisse aus Warschau zeigen. Denn auch wir vermissen den Zusammenhalt von damals, die Sicherheit, das angstfreie Leben, was wir einst hatten. Als wir alle gleich, ein Volk und noch nicht von Brüssel ferngesteuert waren.

Zusammenhalt? Bombe!

In der Platte zum Beispiel - da waren wir ja alle gleich. Da gab es nicht die Reichen und die Abgehängten. Höchstens "die da oben". Aber die waren ja noch beschissener dran als wir. Zum Glück. Vor allem Samstagabend, als alle im zehnstöckigen Hochhaus gleichzeitig baden, kochen und waschen wollten und die Wasserwerke mit dem Wasserdruck in den maroden Plattensiedlungen des Landes nicht nachkamen.

Das lag daran, dass die komplette Infrastruktur am Arsch war. Straßen, Nahverkehr, Versorgung: Havanna-Charme. In Jahrzehnten der Gleichheit und Sicherheit von sich bereichernden Opportunisten runtergewirtschaftet.

Und so standen die Nachbarn von den oberen Stockwerken bei uns vor der Tür - wir wohnten Parterre - Schlange, mit Schüsseln und Krügen in der Hand. Aber irgendwie war es ja schön. Man kam ins Gespräch. Und der Zusammenhalt: Bombe! Die Sicherheit hatten wir auch, dass es nächsten Samstag wieder kein Wasser geben wird.

Schlangestehen? Längst vergessen!

Dass die Ehefrau des ersten Parteisekretärs zweimal die Woche nach Paris flog, zum Friseur, während die Arbeitermasse - 'tschuldigung: Arbeiterklasse - vier, fünf Stunden lang in der Schlange stand, für ein paar Rollen Klopapier, und sich dabei die Köpfe einschlug; das erfuhr man erst nach der Wende. Längst vergessen.

Überhaupt die Schlangen damals: vorm Metzger, vorm Bäcker, vorm Amt oder vor der Apotheke (da standen meistens die Frauen für Watte an, weil es keine Binden gab). Sicherheit und jede Menge Zusammenhalt erfuhr man da, so unter Gleichen, unter Polen. Galt aber nicht für die Mitarbeiter des Sicherheitsdienstes, nicht für Parteibonzen oder sonstige Sicherheitsorgane. Die hatten ihre eigenen Läden. Ohne Schlangen. Ich schätze mal, so ähnlich wie damals in der Waldsiedlung in Wandlitz.

Stasi und SB? Schwamm drüber!

Es ist richtig: Gäbe es weiter den Ostblock, die Volksrepublik Polen, die DDR - dann gäbe es den schwabendurchgentrifizierten Prenzlauer Berg nicht. Sicher. Wahrscheinlich auch nicht mehr die Krakauer Altstadt oder das Erfurter Andreasviertel, sie wären längst in sich zusammengefallen. So ähnlich wie in Havanna. Aber dafür war die Sicherheit da.

Wir waren sicher und brauchten keine Angst haben. Vor der Zukunft nicht, vor den Türken nicht, auch nicht vor den Arabern. Und ja: Vor allem waren unsere Arbeitsplätze sicher. Keiner wurde arbeitslos. Man musste sich keinen Kopf machen. Ständig zittern. Wir sind morgens in den Betrieb, haben Freunde getroffen. Mindestens einer von ihnen war bei der Stasi oder dem polnischen Pendant, dem SB, aber Schwamm drüber. Vergessen. Schön war's irgendwie. Wie gesagt: sicher.

Fünf-Jahres-Plan? Alles gut!

Zu tun gab's auch nicht wirklich was. Kein Druck irgendwie. Keine Schrauben, kein Stahl, kein gar nichts, woraus man irgendwie irgendwas produzieren konnte. Und wenn es mal was gab, ging es mit Güterzügen in die Sowjetunion - zum großen Bruder. Nachts, damit es keiner sieht.

Und wenn sich einer von der Partei doch ins Werk bemühte, wurden das Gras grün und die Kohlen schwarz gestrichen. Nicken, nochmal nicken, Händeschütteln. Danke, Genossen. Fünf-Jahres-Plan. Alles gut.

Betriebe wurden nicht geschlossen (wie heute), Leute hat man nicht von heute auf morgen entlassen (nur ab und zu willkürlich in den Knast gesteckt). Nur einmal, da hat man gleich den ganzen Staat insolvent gemeldet - und mit ihm Millionen von Menschen ihrer Existenz beraubt.

Schnaps und Aktuelle Kamera? Schön war das!

So groß war unsere Sicherheit damals. Aber ablenken konnte man sich gut. Bei der Aktuellen Kamera zum Beispiel - nix da Lügenpresse. Oder bei einem weiteren "Sowjets-besiegen-mutig-die-Nazis"-Film im einzigen Kino weit und breit. Oder noch besser: im privaten Kreis, zu viert, mit vier Schnapsflaschen. Die gab es immer, dafür hat die Partei gesorgt (zumindest in Polen, wo Schnaps eine Zeit lang jegliche Zahlungsmittel ersetzt hat). Schön und sicher war das.

Und heute? Ausländer, wohin man sieht!

Schlimm, gaaanz schlimm! Wohin man guckt in Europa: Krieg, Hunger, Pest, Ausländer und Cholera. So schlecht ging es uns noch nie auf diesem Kontinent. Und schuld daran sind die da oben! In Berlin, Warschau, Brüssel. Die Eliten. Die Politiker, die Presse natürlich auch. Alle unter einer Decke. Sie sind nicht nur schuld. Sie kümmern sich nicht mehr um uns. Um die Abgehängten, die das Pech hatten, damals auf der falschen Seite des Eisernen Vorhangs zu sein. Dass man im Westen auch arbeiten und fürs Gemeinwohl Mitverantwortung übernehmen muss, hat uns überrascht - das stand so nicht im Otto-Katalog.

Also sind wir die Opfer des Systems. Und bitte! Wir sind keine Demokratiefeinde, keine Rechtsextremen oder gar Nazis. Aber die sagen uns gerade, wie einfach doch alles gehen könnte, und deswegen wählen wir sie wieder.

Mauer wieder hoch, Zelten an der Ostsee!

Dazu auch noch die Wölfe. Die kommen. Aus Polen. Also abschießen. Ganz einfach: "Grenzen dicht", "Diesel ist super!", "Windräder stoppen". Fertig. Aus. Einfach und unbürokratisch. Übersetzt: Mauer wieder hoch, Zelten an der Ostsee. Mit dem Zweitakter hin, am Fenster ziehen blühende Braunkohlereviere vorbei. Farbenfroh. Frank Schöbel aus dem Radio. Wie damals. Und am Straßenrand winken die Milicja oder die freundlichen Beamten der Volkspolizei. Und bloß nicht zu lange in die Augen gucken.

Wie früher. Als es noch sicher war. Und als alle gleich waren. Nicht reich, nicht arm. Sich in Sicherheit wiegend und nicht abgehängt. Vereint in einer maroden Platte, unter einem Parteisekretär oder einem Präsidenten - ist auch scheißegal wie das heißt -  einem richtigen Führer halt. Er wird's richten. Hat er ja schon mal.

Beitrag von Adrian Bartocha

120 Kommentare

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  1. 120.

    Super, Danke! Das tut gut! :-)

  2. 119.

    Nunja, das ist wohl heftig übertrieben. Kam dann eher auf die jeweilige Sozialisierung und den Wohnort an. Ich bin in West-Berlin geboren, kenne dieses extreme Berlinern auch nicht und bin definitiv "etwas" geworden. Natürlich wurde auch in West-Berlin berlinert, aber nicht annähernd so stark, wie man es jetzt oft hört. Müllmänner, Busfahrer oder Handwerker bildeten da eine Ausnahme ;-) . Es ist auch keine Wertung, sondern entspricht ganz offensichtlich den Lebenserfahrungen einiger Menschen., so auch meiner. Auch in meiner Familie galt das Berlinern als unangebracht und wurde sich verbeten. Andere Menschen, andere Erziehung, andere Zeiten^^

  3. 118.

    Da muss ich Ihnen beipflichten. Auch bei uns und in unserem Umfeld wurde nicht berlinert. Den Begriff „Berliner Schnauze“ empfand ich dadurch auch immer etwas verstörend, denn das hört sich schon sehr abwertend und respektlos an. Wer berlinerte wurde von Eltern und Lehrern oft schief angesehen oder gerügt. Nach dem Mauerfall war ich ziemlich verblüfft, dass auch sehr viele bildungsnahe Menschen und Künstler „von drüben“ so hemmungslos berlinerten und verbal oft recht deftig austeilten. Das kannte ich bis dato nicht in der Form. Ich muss im Nachhinein und jetzt in gehobenerem Alter schon sagen, dass da in Berlin nach der Einheit schon Welten und große Unterschiede aufeinander prallten. Inzwischen wird ja in der ganzen Stadt berlinert was das Zeug hält.

  4. 117.

    Sie müssen es ja wissen, denn ich bin ja auch kein gebürtiger Berliner. Dann war ich wohl damals nur von Prolls umgeben. Alleine die Fahrt im 19er Doppeldecker war eine Zeitlang dass Vergnügen. Der Fahrer hatte für jede Haltestation ein Scherz auf Lager und das mit Schnauze. Benannte diese einfach um. Aus Möckernbrücke wurde Meckerbrücke u.s.w. Einmal hörte ich ihn sogar an einer Kreuzung sagen: Muttchen, nu mach mal hinne, sonst wird ne Wohnung frei. Aber es stimmt wohl was Sie behaupten, denn nicht lange und es war Schluß damit. Für einen Westfalen wie mich war sowas neu und ich fand die Berliner auf Anhieb sympathisch. Es wurde offen geredet und man nahm kein Blatt vor dem Mund. Begriffe wie Knorke und duffter Kumpel sind mir in guter Erinnerung geblieben.

  5. 116.

    Dumm bloß, dass die "Prollecken" ziemlich groß waren. Durch die Nazis, ihren Krieg und die folgende Teilung war West-Berlin ja durchgreifend proletarisiert worden: Wer konnte, ging nach Westdeutschland, weil man da auch etwas werden konnte. In Gegenden wie Westend blieben dann die Frontstädter übrig, die es nicht nach Bonn, Frankfurt am Main, Hamburg oder München geschafft hatten, wie alle anderen West-Berliner am Bonner Subventionstopf hingen, sich aber wichtig und als etwas Besseres fühlen wollten und deshalb auch nicht jenen Dialekt sprachen, der inzwischen in Berlin im Aussterben begriffen ist. Will ich meine Muttersprache hören, die Sprache des Volkes(in ihrer Diktion: "der Prolls"), muss ich möglichst weit nach Brandenburg hineinfahren.

  6. 115.

    Da muss ich Sie enttäuschen. Im ehem. Westteil war Berlinern verpönt und nur in "Prollecken" üblich. So viel zum Thema Urberliner. Weder daheim, noch in der Schule oder im Studium habe ich berlinert. Im Freundeskreis auch nicht. Wie gesagt, war den sog. Prollgegenden vorbehalten.

  7. 114.

    Mit Verlaub. Wir Westfalen sind sehr dickköpfig und stur. Gegensätze ziehen sich oftmals an. Deshalb liebe ich ja die Ur-Berliner so. Gerade wegen ihrer Kodderschnauze.

  8. 113.

    Sie meinen es sicherlich gut, merken aber nicht, wie Sie selber jede Menge Klischees bedienen. Es als wundersame Ausnahme zu schildern, dass „Ossis“ fleißig und hilfsbereit sind, ist schon heftig daneben. Wie gesagt, ich vermute keine Absicht dahinter, möchte Sie nur drauf aufmerksam machen. Im Übrigen finde ich das pflegen von Klischees ohnehin befremdlich. Ich empfand „die Münsterländer“, die ich in meiner Studienzeit kennengelernt habe als sehr distanziert und von sich eingenommen, auch als relativ rechthaberisch und stur. Trotzdem knüpfte ich Freundschaften ;-) Aber wir Berliner müssen uns ja auch ewig die „Berliner Schnauze“ vorbeten lassen. Vielleicht haben wir die ja wirklich. Alle?? Wahrnehmungen sind halt verschieden^^

  9. 112.

    Nur so am Rande bemerkt. Keinesfalls wollte ich Sie kritisieren. Habe Sie schon sehr gut verstanden. Auch ich kenne bezaubernde und sehr aufgeschlossen, gebildete Ostdeutsche, mit denen ich gerne ausgehe und mich unterhalte. Als ehem. Münsteraner weiß ich Weltoffenheit sehr zu schätzen. Habe mich im übrigen diebisch darüber gefreut, das die AfD in Münster vollkommen durchgefallen ist. Westfälischer Dickkopf eben. LG.

  10. 110.

    Liber Lothar,
    ich will da auch gar nicht verallgemeinern, ich kenne wunderbare Ostdeutsche, die noch nie rechts- oder linksextrem gewählt haben, sich die Arme nebst Beinen bei der Arbeit ausgerissen haben, nie arrogant waren, immer hilfsbereit - nein, waren keine Münsterländer, waren "Ossis". Gebildet, ethisch und moralisch ausgereift, waren aber nach dem Krieg und nach der Wende jedes Mal Verlierer, ohne dadurch in Bitterkeit oder AFD-Wahn zu verfallen.

    Da ist im Oberstübchen etwas anders gepolt bei denen, und auch in der Herzregion. Anders als bei den blau-Wählern. Ich fürchte, diese wunderbaren Menschen haben den Tellerrand über-blickt (und der war nicht preussisch Blau...) und mehr gesehen, denn die Welt ist bekanntlich keine Scheibe und endet nicht an der Oder oder Elbe :-)

  11. 109.

    Liebe Berlinerin,
    seien Sie nicht so hart. Wenn auch spät, arbeite ich täglich daran meine Vorurteile gegenüber die Ostdeutschen zu minimieren. Gelingt mir zwar nicht oft, aber immer besser. Auch im Alter lernt man nie aus.

  12. 108.

    "Die Ostdeutschen haben sich auf ihre Identität zurück besonnen, daran müssen sich die Westdeutschen gewöhnen. Miteinander reden könnte helfen."

    Nein, da ist keine Identität da ist Verlierermentalität und mangelndes Selbsbewußtsein und auf diesem Nährboden sprießt bekanntlich Rechtsextremismus, Rassismus und Nationalismus am besten.

    "Solange es Leute gibt, die nichts können, nichts wissen und nichts geleistet haben, wird es auch Rassismus geben. Denn auch diese Leute wollen sich gut fühlen und auf irgendwas stolz sein. Also suchen sie sich jemanden aus, der anders ist als sie, und halten sich für besser. Oder sie sind bekloppterweise stolz darauf, deutsch zu sein, wozu keinerlei Leistung ihrerseits nötig war."

  13. 107.

    Lothar, diese Typen sind vom (aus)sterben bedroht. Noch wählen sie AFD... Die paar Leutchen , die zur Wendezeit noch im sog. Osten wohnten und über 20 waren, sind nun bald rentenfähig. Und die 17 Mio sind auch nicht mehr geworden. Vielmehr sterben ganze Landstriche aus. Kurz vorher wählen sie noch rasch AFD.. selbst wenn alle Bewohner so entschieden würden, wäre ihr Gesamtanteil in der BRD gering. Da läge sogar die SPD drüber :-)

    Das von der Post wußte ich nicht. Gruselig!

  14. 106.

    Ich bedanke mich aufrichtig beim Autor für diesen wirklich guten Artikel. Er spiegelt nun mal die Realität wieder. Ich weis auch nicht was man sich so oft bei der AFD vorstellt. Dinge die schon im Ansatz nicht funktionieren können werden als ultimative Lösung gepriesen. Bis wir wieder eine Mauer haben …

  15. 105.

    Noch ein abschließender, gutgemeinter Lese-Tipp: "Wiedervereinigung vor dem Mauerfall", bpb, zum Thema gut investierte 1,50€ ;-) Deckt sich sehr mit den Schilderungen meiner Kollegen und Freunde. Der Wessi wünscht einen schönen Herrentag (gibt es auch erst seit der Wiedervereinigung, das war bei uns vorher Vatertag. So borniert sind wir nämlich gar nicht ;-)).

  16. 104.

    Ich schrieb ja auch "gehofft", nicht damit gerechnet. Soviel zu Ihrer großen inneren Ruhe^^ Streiten bis Blut fließt lohnt nicht. Ich möchte Ihnen natürlich nicht erklären wie ein Leben in der DDR war, ich musste das zum Glück nicht leben. Die vielen Menschen in meinem Umfeld, die das aber taten, sind auch allesamt bildungsnah und haben das ganz anders geschildert, haben da sehr von Ihnen abweichende Erfahrungswerte.Sei es drum, Sie erlebten das anders, dennoch jubelte fast die ganze DDR als die Mauer fiel, dass der böse Spuk endlich vorbei war. Ulkig^^. Und nun ist das 30 Jahre her und in den neuen Bundesländern wird gerne rechtsradikal gewählt. Das ist bestürzend und verunsichert und besorgt uns alle. Darüber gibt es jetzt wohl keine Diskussion, oder? ;-) Gute Nacht!

  17. 103.

    Stasileute wurden auch im Westen gerne wieder genommen, weil es A...kriecher waren, die ihren neuen Vorgesetzten bis zum Anschlag.. na sie wissen schon. Schwerer hatten und haben es die Nichtangepassten, Widerspenstigen. Machtlos mußten wir mit ansehen, wie die Spitzel von gestern die Führungskräfte von heute wurden.
    Andereseits kamen "Berater" oder Beamte aus dem Westen, die im Osten endlich mal richtig groß rauskommen konnten. Daraus resultierten dann zum Beispiel solche Sachen wie die viel zu großen Klärwerke, die den Kommunen heute noch zu schaffen machen.
    Wo will man da anfangen, wo will man da aufhören? Bei den Westdeutschen, die sich heute noch darüber kaputtlachen wie sie dem doofen Ossi eine Schrottmühle, im Ruhrgebiet für 200,- DM gekauft, für 3000,- verhökert haben?
    Die Ostdeutschen haben sich auf ihre Identität zurück besonnen, daran müssen sich die Westdeutschen gewöhnen. Miteinander reden könnte helfen.

  18. 102.

    Hallo Lothar, ich bin zwar nicht der Steffen, dem Sie geantwortet haben, aber ich möchte trotzdem meinen Senf dazu geben: Idioten, die nach dem Mauerfall undankbar und überheblich waren, gab es auf beiden Seiten, in Ost, wie in West. Genau so mussten die Menschen in beiden Ländern hart für ihr Auskommen arbeiten. Weder die Marktwirtschaft noch der tolle Sozialismus haben den Menschen was geschenkt, SED-Parteibonzen mal ausgenommen. So manche verwandtschaftliche Beziehungen sind nach der Wende zerbrochen, weil sich die Westverwandtschaft nicht mehr als großer Samariter mit "Westpaketen" darstellen konnte und der Meinung war, dem faulen Ostdeutschen jetzt mal das Leben erklären zu müssen, genau so wie manche Ostverwandtschaft der Meinung war, man müsse für sie eine neue Existenz im Westen aufbauen. Die absolut meisten Verwandtschaften sind aber fest zusammen gewachsen, ganz ohne Vorurteile, aber mit dem Wissen, dass es Unterschiede in den Mentalitäten gab.

  19. 101.

    Meine Erfahrung bei der Post war da sehr gemischt. Zum einen habe ich als Wessi großen Zuspruch besonders von den Ostdeutschen Kolleginnen erhalten, als wir im Jahr 2000 ins Briefzentrum 14 geschickt wurden um zu zeigen wie es im Betrieb so läuft. Da gab es keine Unterschiede. Aber wieder zurück in Berlin im Briefzentrum 10 lief es genau anders herum. Wir bekamen Vorgesetzte aus dem Osten vorgesetzt und sogar einen Ex-Stasi als Niederlassungsleiter. Der Ton änderte sich rapide und hinter vorgehaltener Hand wurde von den“ Neuen“ gesagt: Euch zeigen wir mal, was Arbeiten heißt. Bis zu meiner Rente wurde ich gemobbt. Unter der alten Wessibelegschaft im BZ 10 hat sich bis jetzt der Name“Stasiamt“ erhalten.

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