AfD-Politiker bei Eröffnung - Co-Chefin der Berlinale begründet Ausladung mit hohem Druck

Sa 10.02.24 | 12:17 Uhr
  77
Symbolbild: Mariette Rissenbeek, Geschäftsführerin der Berlinale. (Quelle: dpa/Jens Kalaene)
Audio: Antenne Brandenburg | 10.02.2024 | Mariette Rissenbeek | Bild: dpa/Jens Kalaene

Die Geschäftsführerin der Berlinale, Mariette Rissenbeek, hat die Entscheidung verteidigt, AfD-Politiker von der Eröffnungsgala auszuladen. Angesichts breiter Kritik sei es "eine sehr schwierige Geste, zu sagen: 'Sie sind willkommen!'"

Nach Angaben von Co-Berlinale-Chefin Mariette Rissenbeek ist die Ausladung von AfD-Politikern von der Eröffnungsgala des Filmfestivals aufgrund der scharfen Kritik voin vielen Seiten erfolgt.

Wie Rissenbeek der rbb24 Abendschau am Freitag sagte, gab es Reaktionen "auf die Tatsache, dass AfDler von der Berlinale eingeladen werden, über den roten Teppich willkommen geheißen werden im Berlinale-Palast, wo gleichzeitig alle Menschen, die dort sind, für Antidiskriminierung, gegen Rassismus, für Demokratie und für Gleichheit sind." Rissenbeek betonte: "Es ist eine sehr schwierige Geste dann zu sagen: Sie sind willkommen! Kommen Sie zu uns!"

Die AfD fürs Publikum einfach zulassen? - Ja. Doch einladen? - Nein.

Man habe im Team und im Publikum der Berlinale gespürt, wie schwer es falle, als weltoffenes, demokratisches Festival aktiv Politiker der AfD einzuladen, so Rissenbeek. Das explizite Einladen sei eine andere Geste als die AfD bei Filmvorführungen einfach zuzulassen, so die 68-Jährige. Dies sei weiterhin möglich.

Auf die Frage, ob es bessere Absprachen zwischen Senat und Berlinale hätte geben müssen, sagte Rissenbeek dem rbb, es sei gängige Praxis, Einladungslisten zur Verfügung gestellt zu bekommen. Diverse AfD-Äußerungen in den letzten Wochen hätten jedoch die undemokratische und ausgrenzende Grundhaltung der Partei klargemacht.

Unterstützung durch Branchenverband

Ähnlich äußerte sich Michael Schäfer, Beirat im Vorstand des Bundesverbands Regie, der einen offenen Brief von 200 Filmschaffenden unterzeichnet hatte. Die AfD habe in den vergangenen Jahren gezeigt, dass sie "ein antidemokratisches Verhalten an den Tag legt und zwar in einem Maße, wie es jetzt auch vom Verfassungsschutz teilweise überwacht", sagte Schäfer am Samstagmorgen im rbb24 Inforadio. Damit sei es "nicht mehr akzeptabel, Vertreter:innen solcher Parteien oder dieser Partei auf öffentlichen Veranstaltungen zu haben".

Die AfD sei zuletzt auch durch Anfeindungen von Filmschaffenden und Vorwürfe gegenüber Kultur- oder Medieneinrichtungen aufgefallen. So werde gefordert, "das Regelungen über Diversität zurückgenommen werden sollen und dass der Rundfunk und des Fernsehen schon eine gewisse Gleichschaltung erfahren sollen".

Die AfD sei zwar als demokratisch gewählte Partei im Senat und anderen Parlamenten vertreten, sagte Schneider. "Als solche ist es politische Gepflogenheit, sie wie jede andere Partei zu solchen Veranstaltungen einzuladen." Dennoch müsse seiner Ansicht nach die Einladungspraxis überdacht werden.

Natürlich müssten in einer Demokratie Parteien und Vertreter von Parteien gleich behandelt werden. "Auf der anderen Seite: Wie wie geht man mit Menschen um, die diese Partei vertreten, die offen und nachweislich eben antidemokratisch handelt und dieses System, in dem sie sich im Moment noch bewegt und von dem sie auch profitiert, zerstören will oder zumindest in großen Teilen abschaffen will?"

Bislang feste Kontingente des Festivals für alle Parteien im Landesparlament

Die Berlinale zählt neben Cannes und Venedig zu den großen Filmfestivals. Die diesjährige Ausgabe wird am kommenden Donnerstag eröffnet. Zur Eröffnung waren zunächst auch AfD-Politiker eingeladen. Die Festivalleitung erklärte, dass die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien und der Berliner Senat Einladungskontingente für die Berlinale erhielten, die an Mitglieder aller Parteien im Bundestag und im Abgeordnetenhaus vergeben werden. Nach heftiger Kritik hatte das Filmfestival die Parteivertreter der AfD wieder ausgeladen.

Die Berliner AfD-Fraktionschefin Kristin Brinker kritisierte die Entscheidung der Berlinale-Leitung als "kulturpolitisches Fanal". Die Berlinale grenze nicht nur AfD-Abgeordnete, sondern auch deren Unterstützer aus, anstatt sich für Pluralität einzusetzen.

Sendung: Antenne Brandenburg, 09.02.2024, 21:00 Uhr

 

Die Kommentarfunktion wurde am 10.02.2023 um 20:07 Uhr geschlossen. Die Kommentare dienen zum Austausch der Nutzerinnen und Nutzer und der Redaktion über die berichteten Themen. Wir schließen die Kommentarfunktion unter anderem, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt.

77 Kommentare

Wir schließen die Kommentarfunktion, wenn die Zahl der Kommentare so groß ist, dass sie nicht mehr zeitnah moderiert werden können. Weiter schließen wir die Kommentarfunktion, wenn die Kommentare sich nicht mehr auf das Thema beziehen oder eine Vielzahl der Kommentare die Regeln unserer Kommentarrichtlinien verletzt. Bei älteren Beiträgen wird die Kommentarfunktion automatisch geschlossen.

  1. 77.

    "Dieses Festival masst sich an, Volksvertreter einfach auszuladen. Somit hat die Berlinale auch alle die Menschen "mitdiskriminiert" die der AfD ihre STimme gegeben haben. Und das sind hanz schön viele...."

    .....identifizieren sich die AfD Wähler so mit ihrer Partei? Das klingt für mich schon fast etwas gruselig. Jeder Mensch kann doch privat da hingehen, wenn er es möchte. Ich denke, viele AfD Wähler werden es sowieso nicht sein. Mir wäre es vollkommen schnurz, ob die Partei, die ich gewählt habe, irgendwo eingeladen ist oder nicht. Ich bin und bleibe doch ein eigenständiger Mensch und kann meine eigenen Entscheidungen treffen.

  2. 76.

    "Somit hat die Berlinale auch alle die Menschen "mitdiskriminiert" die der AfD ihre STimme gegeben haben."

    Und worin besteht da ein Problem?

    Ernsthaft. Den Quatsch glaubt doch keiner, auch wenn es von den AfD: Politikern wiederholt wird. Es dient nur der Spaltung der Gesellschaft.
    Und es würde ja im Umkehrschluss bedeuten, dass die Wähler der Rechten erwarten, dass Politiker zu solchen Veranstaltungen gehen, Sekt schlürfen und Film gucken.

  3. 75.

    "Somit hat die Berlinale auch alle die Menschen "mitdiskriminiert" die der AfD ihre STimme gegeben haben."

    Dann sollen die "Mitdiskriminierten" halt nicht zur Eröffnungsgala gehen. Würde ich auch nicht tun, wenn ich mich "mitdiskriminiert" fühlte.
    Diejenigen, die von der sogenannten "afd" aus den verschiedensten Gründen "mitdiskriminiert" werden, übertreffen in der Zahl allerdings locker zehn Mal die jetzt "mitdiskriminierten" Fans der sogenannten "afd".
    Und das sind dann auch ganz schön viele, gell?

  4. 74.

    "Scheint eine politische Veranstaltung links von der Mitte zu sein."

    Ah, verstehe, wenn man mit Rechtsextremisten nichts zu tun haben will ist man also "links der Mitte", nach ihrer Auffassung.
    Ja, das klingt genau so, wie es ein "Demokrat" formulieren würde...............NICHT!

  5. 73.

    Die AfD wurde gewählt von Menschen, die von dieser Partei vertreten werden wollen. Sie haben das getan, weil sie unzufrieden mit der Politik der anderen Parteien sind. Nun gibt es in Berlin ein grosses Festival, dass von öffentlichen Geldern existiert. Dieses Festival masst sich an, Volksvertreter einfach auszuladen. Somit hat die Berlinale auch alle die Menschen "mitdiskriminiert" die der AfD ihre STimme gegeben haben. Und das sind hanz schön viele....

  6. 72.

    Scheint eine politische Veranstaltung links von der Mitte zu sein. Anders kann ich mir die „Ausgrenzung“ nicht erklären.

  7. 71.

    "Auch wenn Sie alle Mauerwerksverbände beherrschen, vermutlich nicht das Honorar oder die Gage eines Künstlers. ;-)"

    Stimmt, es gibt jede Menge Künstler, das ist sogar die absolute Mehrheit, die weitaus weniger für einen Auftritt bekommen, als ein Handwerker.

  8. 70.

    Wieviel wurde iIhnen für Ihr Mauerwerk gezahlt? Auch wenn Sie alle Mauerwerksverbände beherrschen, vermutlich nicht das Honorar oder die Gage eines Künstlers. ;-)

  9. 69.

    Wo bleibt die Entschuldigung von unserer Kulturstaatsministerin Claudia Roth? Sie hat die Einladung der AFD Fraktion verteidigt und befürwortet...

  10. 68.

    Schon toll das das Wort „oktroyiert“ eingebracht wird.
    „Kunst und Kultur haben immer was mit Politik zu tun. Künstlern wird nur in einer Diktatur die Meinung der Herrschenden oktroyiert.“ – das „nur in einer Diktatur“, da gibt es sicher Streitpunkte.
    Selbst das „Kunst und Kultur haben immer was mit Politik zu tun“ sollte seit dem Jahre Null mit was zu beweisen ist?
    Und auch witzig, aber echt: „Art. 5 Abs. 3 GG“ – das im Grundgesetz von Verfassung geredet wird ist schon sonderlich, da = welche Verfassung?
    Da ist für mich auch immer wieder rätselhaft, wer oder was bestimmt was Kunst ist, wer oder was bestimmt – du bist Künstler!
    Ich war Maurer, keiner hat die Steine so gelegt wie ich – somit = Künstler?

  11. 67.

    Nun kommen Sie mal bitte wieder auf den Teppich ...

    "Umwerben" ist doch Quark.
    Die Einladung ist ein normales Procedere bei solchen Veranstaltungen.

    Und Ihr "Die/die" spricht auch eine gewisse Sprache gegenüber anderen Menschen.

  12. 66.

    Was war denn in den Jahren zuvor ? Wo waren denn da die KulturschafferInnen ? Da ging es auch reibungslos über die Bühne.

  13. 65.

    Kunst und Kultur haben immer was mit Politik zu tun. Künstlern wird nur in einer Diktatur die Meinung der Herrschenden oktroyiert.
    Art. 5 Abs. 3 GG: Kunst und Wissenschaft, Forschung und Lehre sind frei. Die Freiheit der Lehre entbindet nicht von der Treue zur Verfassung.

  14. 64.

    Weltoffenheit birgt viele Themen in sich, auch politische, religiöse, humanistische, queere, feministische, das sagt das Wort Offenheit doch aus.
    Das beißt sich aber mit ethnischer Abgrenzung, Frauenfeindlichkeit und Homophobie, mit Antisemitismus und Rassismus. Denn all das steht nicht für Weltoffenheit.

  15. 63.

    Dieses ganze Theater hätte man sich sparen können, wenn man vorab, bevor eingeladen wird, überlegt hätte. So hat man, mit diversen Beiträgen, die Opferrolle der AfD bestärkt. Genau das, was sie so gerne wollen. Abgesehen davon, daß das Interesse der AfD an der Berlinale wohl äußerst gering ist. So werden wir potentielle AfD Sympathisanten nicht umstimmen.

  16. 62.

    Gibt es irgendwo eine öffentlich ausgelegte Liste der Geladenen zur Eröffnungsgala?

  17. 61.

    Ist die Berlinale eine politische Veranstaltung oder soll sie es werden?
    Schon die Stellung zur Ukraine als Stateman empfand ich grenzwärtig.
    Kommt auch eines zu Israel/Palestina?
    Kommt auch eins zu Trump?
    Kommt auch eins zum Handwerk in Deutschland?
    Kultur soll Kultu bleiben!!!

  18. 60.

    Müssen Sie das schreiben? Verlangt das irgendwer? Könnte ja sein.
    Rechtsextremismus ist die größte Gefahr im Land.
    Niemand wählt freiwillig Unfreiheit und Rassismus und Antisemitismus und Homophobie und Misogynie. Nope.

  19. 59.

    Noch nicht verstanden? Die Kulturschaffenden wollten keine Rechtsextremen auf der Veranstaltung. Das blanke Entsetzen stand im Raum. Die Kulturschaffenden wollten das wirklich nicht, 500 internationale Kulturschaffende unterschrieben eine Petition. Gegen die AfD. Und das ist ein sehr starkes Zeichen gegen Rechts und wir sollten darauf stolz sein, dieses Zeichen gesetzt zu haben.
    Im Übrigen hatten 2 der 5 geladenen Gäste der AfD gar kein Interesse an der Teilnahme, verständlich, auf der Berlinale geht es um queere und humanistische und weltoffene und politische Themen, zu denen ja die AfD eindeutige Meinungen hat. Alles was dort geschieht, lehnt die AfD ab.
    Ethnische Abgrenzung nach innen und außen.
    Teilnehmende fühlen sich unwohl, wenn Rechtsextreme teilnahmen oder teilnehmen.
    Wer noch Fragen hat, immer gerne.

Nächster Artikel