Drehort: Geyer Kopierwerk - An den Geyer-Filmwerken
Eine Serie, die im Berlin der Zwanzigerjahre spielt, ohne die Geyer-Werke in Neukölln? Das geht überhaupt nicht und deshalb haben die Macher eine kurze Szene als Hommage an den Berliner Filmbetrieb eingebaut.
Die Geyer-Werke in Neukölln sind ein Urgestein der Berliner Filmgeschichte. Ihr Gründer, Karl August Geyer, ist Ingenieur. Er ruft 1911 die "Kino-Kopiergesellschaft mbH" ins Leben. Die Firma widmet sich ausschließlich der technischen Postproduktion von Filmen. Denn Geyer ist überzeugt, dass das "ausgesprochen künstlerische oder auch nur bohèmehafte Niveau" vieler Filmschaffender dem technischen Fertigungsprozess "in höchstem Grade abträglich" sei. Seine Firma kümmert sich daher um die Vorbereitung der unbelichteten Rohfilme, zum Beispiel das Stanzen der Perforation, die für den gleichmäßigen Filmtransport in der Kamera unerlässlich ist. Nach dem Filmdreh sorgt Geyers Unternehmen für die Entwicklung des belichteten Filmmaterials, den Schnitt, die Zwischentitel und die Anfertigung der Filmkopien.
Das größte Kopierwerk in Deutschland
Das neue Dienstleistungsunternehmen überzeugt, die Filmfabrik wächst schnell. Im ersten Firmensitz in der heutigen Sonnenallee arbeiten zunächst nur drei Mitarbeiter. Er wird rasch zu klein, weitere Räume werden angemietet. Aber bereits zwei Jahre nach ihrer Gründung kauft die Firma einen Industriebau in der Harzer Straße 39 und zieht mit einer Belegschaft von nun 80 Mitarbeitern um. Trotz Weltkrieg, Wirtschaftskrisen und Inflation: Anfang der Zwanzigerjahre sind die Geyer-Werke AG, wie die Firma seit 1926 heißt, das größte Kopierwerk Deutschlands. Die Filmbranche boomt und mit ihr die technische Fertigung und Bearbeitung von Filmen. In ihrer Blütezeit hat Geyer über 200 Beschäftigte.
Die Geyer-Werke produzieren auch technische Geräte, die der Firmengründer selbst austüftelt. Geyer entwickelt zum Beispiel ein erstes maschinelles Perforiergerät. Außerdem meldet er das Patent auf einen feuerfesten Schrank zur Lagerung der leicht entzündlichen Zelluloidfilme an. Dem Versuch, Motorräder und Amateurkameras zu vertreiben, ist allerdings kein Erfolg beschert. Eine echte Herausforderung, eine Zeitenwende der Filmindustrie, ist die Einführung des Tonfilms. Die Geyer-Werke müssen sich mitten in der Weltwirtschaftskrise rasch auf die neue Technik einstellen, um auf dem Weltmarkt, vor allem angesichts der wachsenden Konkurrenz aus Übersee, mithalten zu können. Die Geyer-Werke prosperieren auch nach dem Zweiten Weltkrieg. Inzwischen jedoch gibt es die Traditionsfirma nicht mehr.
Die Pförtnerloge musste nachgebaut werden
Dutzendfach ist der Firmenname der Geyer-Werke in die dunkelrote Klinkerfassade des Eingangsbereichs eingelassen. Diese moderne Fassade, die vom Selbstbewusstsein der Filmfabrik zeugt, entsteht 1928 anlässlich eines Umbaus und einer Erweiterung des Firmengeländes. Der Eingangsbereich nebst Pförtnerloge ist ein Ort voller Erinnerung. Neuköllnern sind die edlen Limousinen der Filmschauspieler im Gedächtnis, die vor den Geyer-Werken vorfahren, um ihre neuesten Streifen abzunicken. Und Berliner Filmschaffende entsinnen sich, wie sie früh morgens ihr Tagwerk zur Weiterverarbeitung beim Pförtner abgegeben haben.
Daher ist die Szene beim Pförtner der Geyer-Werke in Episode 5 vor allem eine Hommage an den Berliner Filmbetrieb, oder, wie Szenenbildner Uli Hanisch formuliert, ein "nostalgischer Spaß". Allerdings ist die Pförtnerloge heute ein Kabuff aus den Achtzigerjahren und musste für die Dreharbeiten komplett nachgebaut werden.