Berliner Hauptverkehrsader - Warum die Bauarbeiten auf der Landsberger Allee so lange dauern
Die Landsberger Allee ist ab Mitte April für fünf Jahre nur eingeschränkt befahrbar. Dass die Bauarbeiten so lange dauern, liegt daran, dass die Autos immer ein bisschen durchkommen sollen. Und daran, dass wir weiter trinken müssen. Von Anna Bordel
Die Hauptstadt mit Trinkwasser zu versorgen, ist wichtiger, als ständig überall gut mit dem Auto durchzukommen. Mit diesem Argument rechtfertigen die Berliner Wasserbetriebe, dass die Landsberger Allee, eine der Hauptverkehrsadern Berlins, ab Mitte April bis vermutlich Ende 2029 von Autofahrern nur teilweise nutzbar sein wird. "Ich glaube, dass der Hauptwert einer Gesellschaft ist, nicht überall freie Fahrt zu haben, sondern der Hauptwert ist immer gutes Trinkwasser zu haben", sagt Stephan Natz, Sprecher der Wasserbetriebe.
Trinkwasser muss weiter fließen
Ab dem 15. April erneuern die Berliner Wasserbetriebe auf einem Abschnitt von zwei Kilometern zwischen dem S-Bahnhof Landsberger Allee und der Vulkanstraße die Trink- und Abwasserrohre. Die dort liegenden Rohre sind laut Wasserbetrieben mittlerweile teils 130 Jahre alt.
"Diese Leitungen haben nun wirklich ihren Lebensabend erreicht und bevor sie kaputt gehen, wollen wir sie gegen Neubauten austauschen", so Natz. Das dauert ihm zufolge vor allem deshalb so lange, weil das Trinkwasser auch während der Bauarbeiten weiter fließen muss. "Wir können immer nur in kleinen Abständen arbeiten, in denen eine neue Leitungen verlegt werden und dann der Umschluss von den alten auf die neuen Leitungen erfolgt", erklärt er.
Die Landsberger Allee ist nach Angaben der Wasserbetriebe eine der wichtigsten Lebensadern für die Wasserversorgung der Stadt. Allein durch die Trinkwasserrohre fließen der Mitteilung zufolge etwa elf Prozent des Berliner Wasserbedarfs - vor allem für Teile von Mitte, Friedrichshain, Lichtenberg, Prenzlauer Berg und Weißensee.
Vollsperrung hätte weitere Baumaßnahmen zur Folge
Komplett für den Verkehr gesperrt ist die Landsberger Allee nicht, aber es sind teils nur zwei Fahrstreifen pro Fahrtrichtung freigegeben. "Wir versuchen in guter Zusammenarbeit mit den Wasserbetrieben, die Landsberger Allee für den Verkehr offen zu halten", sagt Britta Elm, Sprecherin der Verkehrsverwaltung.
Den Verkehr vollständig lahm zu legen, hätte die Bauarbeiten zwar beschleunigt, dafür aber an anderen Stellen zu Chaos geführt. "Wenn die Landsberger Allee für mehrere Jahre komplett gesperrt wäre, wäre das schon schlimm. Die Leute würden sich Wege durch die Wohngebiete suchen, manche Strecken würden sich etablieren", so ein Sprecher der Verkehrsinformationszentrale Berlin (VIZ).
Das hätte große Auswirkungen auf die Lebensqualität in den Wohngebieten und außerdem seien die Nebenstraßen nicht ausgelegt für viele Lkw. Eine Vollsperrung hätte laut VIZ zahlreiche weitere Baumaßnahmen zur Folge, diese Straßen wieder instand zu setzen.
Kaum Einschränkungen für ÖPNV
Erneuert werden vier Trinkwasser- und zwei Abwasserdruckleitungen. Dabei werden nicht alle Leitungen aus der Erde genommen, so Natz von den Wasserbetrieben. Ein Großteil der alten Rohrabschnitte werde stillgelegt und dann im Boden gelassen. "Auch wenn das komisch klingt bei einer Bauzeit von fünf Jahren: Diese Maßnahme verkürzt die Bauzeit", sagt Natz.
Auch wenn beim Verlegen der Rohre vor mehr als 100 Jahren noch nicht deutlich gewesen sein kann, wie wichtig die Landsberger Allee mal für den Verkehr in Berlin sein würde, würde man Trinkwasserroher vermutlich noch heute unter große Verkehrsstraßen legen, sagt Natz. Zwar müsse der Verkehr für die Zeit der Bauarbeiten eingeschränkt werden, dennoch kommme man an Rohre, die unter einer Straße lägen, eher einfach ran.
Der Bus- und Straßenbahnverkehr auf der Route soll durch die Baumaßnahmen übrigens kaum beeinträchtigt werden während der nächsten fünf Jahre.
Sendung: rbb24 Abendschau, 04.04.2024, 19:30 Uhr