Ausbildung in Cottbus - Südbrandenburg bekommt Tele-Notärzte für weniger dringende Einsätze

Tele-Notärzte sollen in Südbrandenburg ab April bei Notfällen aus der Ferne Anleitung geben. Sie werden jetzt in Cottbus ausgebildet - und sollen dann landesweit arbeiten. Von Iris Wussmann
Ein Verkehrsunfall, der Rettungswagen rast mit Blaulicht an, der Notarztwagen hinterher. Dieses große Besteck soll in Brandenburg künftig bei weniger dringlichen Einsätzen etwas abgespeckt werden, also in Fällen, die nicht lebensbedrohlich sind.
In solchen Fällen sollen ab 1. April zunächst in Südbrandenburg die Notfallsanitäter aus der Ferne von einem Tele-Notarzt gesteuert werden, der in der Leitstelle Lausitz vor einem Bildschirm sitzt. In dieser Woche wurden 24 Notärztinnen und Notärzte in Cottbus bei einer zweitägigen Schulung an der Rettungsdienstschule für den neuen Job fit gemacht.

Herausforderung: Demografischer Wandel
"Hier ist der Tele-Notarzt, guten Tag, wie kann ich helfen?" In verteilten Rollen spielen die Ärzte einen fiktiven Einsatz durch. "Hier ist der RTW 1836, wir haben einen jungen Mann, der Hypoglykämie [Unterzuckerung, d. Red.] bei bekannter Diabetes hat. Wir haben ihm 12 Gramm Glucose gegeben und jetzt ist er eigentlich wieder fit."
Alle 125 Notarztfahrzeuge und Rettungswagen in Südbrandenburg werden für den Tele-Notarzteinsatz mit der entsprechenden Technik ausgestattet. Dazu gehören eine Kamera, Tablets und die nötige Software. Der Arzt könne sich so künftig ein Bild vom Patienten machen und bekomme alle wichtigen Daten überspielt, wie zum Beispiel EKG und Sauerstoffsättigung, sagt Ingolf Zellmann, der Chef der Leitstätte Lausitz. "Wir stehen ja alle vor gewaltigen Herausforderungen im demografischen Wandel. Wir erhoffen uns davon, dass es die Versorgungssicherheit stärken wird." Ein zweiter Punkt ist laut Zellmann, dass die Notfallsanitäter dadurch in ihrer Kompetenz gestärkt werden.

Die Tele-Notärzte werden die Notärzte vor Ort also nicht ersetzen, sondern nur entlasten, so der Leitstellenchef. Das ist laut der ärztlichen Leiterin des Rettungsdienstes im Oberspreewald-Lausitz-Kreis auch dringend nötig, weil sie "wirklich große Not haben, alle Einsätze entsprechend abzuarbeiten, auch die ärztliche Besetzung zu gewährleisten." Deshalb sei es ein wichtiges Bindeglied zur Beratung und zur Anleitung der Notfallsanitäter vor Ort, wenn diese Probleme haben.
Diese seien sehr gut ausgebildet, bräuchten aber bei Diagnosen und Entscheidungen ärztliche Unterstützung, zum Beispiel bei der Frage, ob ein Patient zu Hause bleiben kann oder mit ins Krankenhaus muss.
Hilfe durch Strukturwandelgelder
Die 24 erfahrenen Notärzte, die dafür gerade ausgebildet wurden, kommen aus ganz Brandenburg. "Zielstellung des Landes war, mit diesem Pilotprojekt eine landesweite Lösung zu etablieren", so Ingolf Zellmann.
Es sei auch ausdrücklich keine Notlösung angesichts des Ärztemangels, sondern eine Ergänzung, betont er. "Es ist eine moderne Versorgungsform, die eigentlich erst durch den technischen Fortschritt möglich ist." Unterstützt wird die Einrichtung des neuen Systems mit 900.000 Euro aus Strukturstärkungsmitteln für den Kohleausstieg.
Sendung: Antenne Brandenburg, 04.03.2025, 16:10 Uhr