200 Veranstaltungen - Berlin feiert eine Woche lang den Mauerfall
4. November 1989: Hunderttausende demonstrieren auf dem Berliner Alexanderplatz für Meinungsfreiheit. Genau 30 Jahre später ist genau dort eine Festwoche mit mehr als 200 Veranstaltungen gestartet - und an sieben Orten in Berlin wird an den Mauerfall erinnert.
In Berlin haben einwöchige Feierlichkeiten zum 30. Jahrestag des Mauerfalls begonnen. Bis zum 9. November sind in der Hauptstadt rund 200 Veranstaltungen an Orten der friedlichen Revolution 1989 geplant.
Auf dem Alex hatten sich am 4. November 1989 - also wenige Tage vor dem Mauerfall am 9. November - Hunderttausende DDR-Bürger versammelt. Nun wurde am Schauplatz der größten Demonstration im Wendeherbst mit einer riesigen Videoprojektion sowie Licht- und Soundeffekten der historische Tag wieder lebendig.
"Gegen jede Form der Ausgrenzung"
Zum Auftakt erinnerte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD) am Montagabend auf dem Alexanderplatz an den Mut der Menschen, die dort am 4. November 1989 für Meinungsfreiheit und Demokratie in der DDR demonstriert hatten. Daher müsse von Berlin als Stadt der Freiheit heute das Signal "Wir kämpfen gegen jede Form der Ausgrenzung" ausgehen, sagte Müller.
Die Festivalwoche spielt sich an sieben Orten in der Stadt ab, an denen an die Ereignisse vom 9. November 1989 erinnert werden soll. Darunter sind der Alexanderplatz, die Gethsemanekirche, das Brandenburger Tor, der Schlossplatz, der Kurfürstendamm, die East-Side-Gallery und die Stasi-Zentrale in Lichtenberg.
"Sprechende Fassaden" in 3D-Optik
Nach Einbruch der Dunkelheit sind dort zudem 3D-Videoprojektionen gestartet. Die "sprechenden Fassaden" erzählen ortsspezifische Geschichten mit historischen Filmaufnahmen. In Programmpavillons gibt es zum Ort passende Konzerte, Lesungen und Diskussionen. Als einziger Ort im ehemaligen Westteil der Stadt wird das Europacenter am Kurfürstendamm bespielt – es soll einen Ort der Sehnsucht und der Hoffnung nach persönlicher Freiheit darstellen.
Besucher können bis zum 9. November auf einer Route der friedlichen Revolution Lesungen, Filme, Installationen und Open-Air-Ausstellungen erleben. Außerdem soll es Gespräche mit Zeitzeugen geben. Die Open-Air-Angebote sind rund um die Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.
Entwickelt wurde auch eine App, die einen dreidimensionalen Eindruck der einst knapp 160 Kilometer langen Berliner Grenze zwischen Ost-West vermittelt.
Schwebende Botschaften
Ein weiteres Highlight ist eine Installation des US-amerikanischen Künstlers Patrick Shearn zum Mauerfalljubiläum am Brandenburger Tor. Das "Skynet", ein bunter Teppich aus 100.000 Stoffstreifen, spannt sich scheinbar schwerelos vom Lindenrondell aus über hundert Meter weit bis zur Straße des 17. Juni in den Himmel.
30.000 der Stoffstreifen tragen persönliche Botschaften, die Berliner und Berlin-Besucher seit September abgeben konnten. Die schwebenden "Botschaftsbänder" sollen laut dem Künstler Shearn versinnbildlichen, dass, wer gemeinsam die Stimme erhebt, Diktaturen überwinden und das scheinbar Unmögliche möglich machen könne.
Reden von Steinmeier und Birthler
Höhepunkt der Festivalwoche soll am Abend des 9. November eine große Bühnenshow mit einer Rede von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier am Brandenburger Tor sein.
Die Zuschauer erwartet den Veranstaltern zufolge ein multimediales Showereignis, das den Themen Mut, Sehnsucht nach Freiheit und ihre Bedeutung für die Menschen damals und heute in vielfältigen künstlerischen Formaten Ausdruck verleiht.
Die Staatskapelle unter Daniel Barenboim wird die Schicksalssinfonie von Beethoven spielen. Auch eine Rede der früheren Bürgerrechtlerin Marianne Birthler ist vorgesehen.
Veranschlagt ist laut der Kulturprojekte GmbH, die die Feiern im Auftrag des Berliner Senats organisiert, ein Budget von rund zehn Millionen Euro. Davon fließen etwa fünf Millionen Euro in das Programm, wie eine Unternehmenssprecherin sagte. Weitere 2,5 Millionen Euro seien für Sicherheit und Infrastruktur einkalkuliert.
Sonderticket von VBB und S-Bahn
Auch die Deutsche Bahn hat sich etwas zum Mauerjubiläum einfallen lassen. Für die Zeit zwischen 4. und 10. November kann man unbegrenzt allein oder zu zweit im Tarifbereich AB mit einem Ticket für 30 Euro fahren.
Darüber hinaus soll es einen auf 1.000 Stück limitierten Sonderdruck mit einem Wackelbild geben. Das Bild auf der Rückseite des Tickets wechselt dann durch Kippen von der alten S-Bahn aus den 1980er-Jahren auf die aktuelle Baureihe. Die Sonderedition kann bis zum 10. November bei der S-Bahn erworben werden.