Kommunalwahlen 2024 - Andrang bei Schulen bringt Potsdam-Mittelmark an seine Grenzen

Di 21.05.24 | 16:20 Uhr | Von Jacqueline Piwon
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Das eingezäunte Gelände der Grundschule Borkheide in Potsdam-Mittelmark. (Quelle: rbb/J.Piwon)
Bild: rbb/J.Piwon

Potsdam-Mittelmark ist beliebt bei Zuzüglern. Viele Gemeinden kommen dadurch mit ihren Schulen an die Kapazitätsgrenzen. Vor allem kleine Orte stellt das vor große Herausforderungen. Von Jacqueline Piwon

Bei den Kommunalwahlen in Brandenburg werden Tausende zum größten Teil ehrenamtliche politische Posten verteilt. Doch wie funktioniert Kommunalpolitik überhaupt, was wird hier entschieden und welche Probleme gibt es? rbb|24 schaut sich in den Landkreisen und kreisfreien Städten um, welche Themen dort relevant sind.

Wenn die Schulkinder morgens um halb acht in der Borkheider Hans-Grade-Grundschule eintrudeln, sind die Bauarbeiter schon am Werk. Bald wird hier ein Containerbau stehen. Jahrelang hatten sie in der Waldgemeinde in Potsdam-Mittelmark darum gerungen, die Schule vergrößern zu können.

Ein kompletter Schulanbau hätte die kleine Gemeinde 30 Millionen Euro gekostet, das konnte sie sich nicht leisten - und vom Landkreis gab es kein Geld für die dringend benötigten Klassenräume. Deshalb kommt jetzt die wesentlich günstigere Containerlösung für 2,8 Millionen Euro.

Es ist ein Problem, dass viele Gemeinden in Potsdam-Mittelmark haben: Schulen, die wegen des großen Zuzugs aus allen Nähten platzen und zugleich klamme Kassen in den Kommunen. Auch in Werder (Havel) soll die Grundschule mit preisgünstigeren Containern erweitert werden statt massiv neu zu bauen.

Es ist eine Herausforderung, die die Kommunalpolitiker in den Gemeinden und im Kreistag auch in den nächsten Jahren beschäftigen wird. Im Gegensatz zu den Brandenburger Landkreisen, die mit Bevölkerungsschwund zu kämpfen haben, steigt die Einwohnerzahl in Potsdam-Mittelmark stetig an. Aktuell leben rund 213.000 Menschen hier, vor fünf Jahren waren es etwa 6.000 weniger, kurz nach der Wende noch rund 172.000.

Viele Familien zieht es in den wachsenden Landkreis

Potsdam-Mittelmark ist beliebt, wenn auch nicht alle Regionen des Landkreises gleich stark vom Zuzug betroffen sind. Der nördliche Teil des Landkreises boomt, vor allem der Berliner Speckgürtel mit Orten wie Teltow, Werder oder Beelitz. Neben Alteingesessenen leben in Potsdam-Mittelmark inzwischen viele Berliner und Potsdamer, die vor die Tore der Städte gezogen sind. Dort, wo der Regionalzug in unter einer Stunde in Berlin ist, zieht es viele hin. Vor allem Familien mit Kindern finden den Landkreis im Fläming attraktiv.

Grafik: Kommunalwahlen BB 2024 SSV Potsdam-Mittelmark vorläufiges Ergebnis (Quelle: rbb/dpa/dpa-Zentralbild)
rbb/dpa/dpa-Zentralbild

Kommunalwahlen 2024 - Potsdam-Mittelmark

Aktuell sitzen 56 Abgeordnete im Kreistag Potsdam-Mittelmark:

  • CDU (zwölf)
  • SPD (elf)
  • Grüne (neun)
  • AfD (sechs)
  • Linke (sechs)
  • BVB/Freie Wähler (vier)
  • FDP (drei)
  • FBB (zwei)
  • ParteiPiraten (eins)
  • BiK-BiT (eins)
  • IG Havel (eins)

Seit dem 1. April 2022 ist Marko Köhler (SPD) Landrat des Landkreises Potsdam-Mittelmark. Er wohnt in Brück und war 20 Jahre lang im Polizeidienst tätig, bevor er in die Kommunalpolitik ging.

Insgesamt sind rund 183.000 Wahlberechtigte in fünf Wahlkreisen zur Wahl aufgerufen.

 

Doch in vielen der wachsenden Gemeinden hinkt die Infrastruktur hinterher, vor allem eben auch bei den Schulen. Im April 2023 hat der Kreistag Potsdam-Mittelmark einen neuen Schulentwicklungsplan aufgestellt. Auf Grundlage von Bevölkerungs-Entwicklungszahlen werden dort die Bedarfe der einzelnen Schulen festgelegt. Doch daran gibt es Kritik. Denn als Grundlage für die Planung wurden die Zahlen der Jahre 2011 bis 2021 verwendet. Die seien aber zu alt, kritisiert der Kreisschulbeirat.

Das Gremium aus Eltern, Schülern und Lehrkräften bemängelt: "Vielerorts sind die Prognosen schon überboten." Daraus folgen vielerorts Kapazitätsengpässe. "Was in der Schulentwicklungsplanung nicht berücksichtigt ist, kann in den nächsten fünf Jahren nicht gebaut werden", sagt der Vorsitzende des Kreisschulbeirats, André Haase. Nach Auffassung des Kreisschulbeirats müsse die Schulentwicklungsplanung "erneut auf den Prüfstand und den aktuellen und zukünftigen Lebenswirklichkeiten angepasst werden".

Kosten für Schulbauten "nicht mehr zu stemmen"

Auch Amtsdirektoren betroffener Gemeinden kritisieren die Planung. "Der Schulentwicklungsplan spiegelt leider nicht die reale Entwicklung wieder", sagt etwa der Brücker Amtsdirektor Matthias Ryll (CDU). Zu seinem Verantwortungsgebiet gehört die Schule in Borkheide, aber auch Orte wie Golzow, wo die Schule ebenfalls ausgebaut werden müsste. Der Plan stelle die Entwicklung "in Grundzügen dar, jedoch in einer sehr vorsichtigen Art und Weise", so Ryll weiter.

Vor allem für die kleineren Gemeinden werden Schulvergrößerungen so zum finanziellen Problem. "Solche großen Projekte sind bei den heutigen Baukosten und Zinsen schlichtweg nicht mehr zu stemmen, da die zukünftige Leistungsfähigkeit der Gemeinden nicht mehr gegeben ist", sagt Matthias Ryll. Er schlägt vor: "Der Landkreistag sollte daher gemeinsam mit dem Städte- und Gemeindebund und der Landesregierung an einem Programm arbeiten, welches die Gemeinden bei der Finanzierung von Schulinfrastruktur unterstützt." Das wäre beispielsweise durch zinslose Darlehen oder stark verminderte Zinsen möglich.

In jedem Fall wird die Schulentwicklungsplanung und die Unterstützung der Gemeinden beim Ausbau von Schulplätzen auch die nächste Legislaturperiode der Kommunalpolitiker in Potsdam-Mittelmark beschäftigen.

In Borkheide wird der Containerbau voraussichtlich ab dem neuen Schuljahr in Betrieb gehen. In der Gemeinde Golzow aber warten sie noch auf eine Lösung ihres Platzproblems.

Beitrag von Jacqueline Piwon

12 Kommentare

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  1. 12.

    Dann sollten Sie aber bitte auch "Nichtarbeitende", Studenten, Privatiers erwähnen - wenn ,kleinlich', dann richtig! ;-)

  2. 11.

    Ihr Kommentar stimmt nicht. Nicht nur "Arbeitende" zahlen Steuern. Ich bin Rentner und zahle auch sehr viel Einkommens-Steuern, die zum Teil auch in meine Gemeinde fließen. Weiterhin fahre ich Auto(Mineralölsteuer, Kfz-Steuer), Rauche (Tabaksteuer), trinke Alkohol (Alkoholsteuer) und kaufe auch ein (Mehrwertsteuer).

  3. 10.

    Müsste es dann nicht korrekter heißen: „Schulfehlentwicklungsplan“? Man erinnere sich wie vor Wahlen und mehr Steuern geworben wird: „Mehr Geld für gute (?) Bildung“. Und? Wo ist jetzt das Geld geblieben und die gute (!) Bildung auch? Wo liegt Brandenburg im Vergleich? Da wo Brandenburg etwas wirklich bewirken kann, da sind die Ergebnisse im Vergleich schlecht. Sehr schlecht sogar.

  4. 9.

    Wir bedanken uns für den Hinweis und haben die entsprechende Stelle korrigiert!

  5. 7.

    Ihr schafft das!

  6. 6.

    Was ist daran denn merkwürdig. Eine Gemeinde hat einen Haushaltsplan. Schulen sind dort ebenso mit geplant wie Straßenbewirtschaftung, Feste, andere öffentliche Einrichtungen etc.

    Gerade in den Gemeinden im Berliner Speckgürtel passiert allerdings etwas, mit dem man vor 10 Jahren noch nicht gerechnet hat: Berlins Probleme werden jetzt zu Umlandproblemen. Familien ziehen aus Berlin weg, weil hier die Infrastruktur schon lange überfordert ist und Wohnen zum Luxus wurde. Für den Preis meiner Mietwohnung könnte ich mir in PM ein Miethaus leisten und das ist nahezu idyllisch für Familien mit Kindern.

    Das ganze 10-15 Mal und schon ist rechnerisch eine gesamte neue Klasse entstanden. Das, was in Berlin aufgrund der Masse einfach machbar ist, ist in kleinen Gemeinden ein Problem. Eigentlich hat niemand einen Fehler gemacht, nur das System gibt keine passenden flexiblen Lösungen her.

  7. 5.

    Ich weiß, Klugschei*er haben keine Freunde, aber trotzdem:
    - Die vermeintliche "Hans Gerade-Schule" heißt nach dem großen Sohn der Stadt bestimmt "Hans Grade-Schule".
    - Der Kreistag eines der größten Landkreise Brandenburgs hat mit ziemlicher Sicherheit mehr als die im Infoblock aufgeführten 20 Abgeordneten. Woher kommt denn diese seltsame Zahl und Zusammensetzung?

  8. 4.

    Wieso fehlen Millionen für die Schulen unserer Kinder?
    Wäre es dann nicht erste Politiker-Pflicht, woanders Ausgaben zu kürzen bzw. Gelder vom Land, Bund oder von der EU zur Verfügung zu stellen?

  9. 3.

    In der DDR war es aus gewissen Gründen nicht unüblich das Schüler und deren Eltern beim Schulbau mitgeholfen haben.
    Zum einen konnten Kosten eingespart werden und zum anderen wurden die Schulen, das Inventar und die Aussenanlagen durch die Schüler mit dem nötigen Respekt und Sorgfalt versehen. Es wurde selten etwas vorsätzlich beschädigt, zertsört oder geklaut. Früher hieß es Volkseigentum heute sind es immer noch Steuergelder(von den Arbeitenden)!!!
    Auf dem Dorf sollte das unter gewissen Bedingungen wohl noch Möglich sein. Wenn vielleicht auch nicht gewollt durch Politik und die Neuzugezogenen?!?

  10. 2.

    Redaktion: Der Kreistag in PM hat 56 Mitglieder.

  11. 1.

    Beim Schulbau ist Aktionismus unangebracht. Wenn die zugezogen Familien bleiben, braucht man jetzt für ein paar Jahre Grundschulen, spätestens in 10 Jahren weiterführende Schulen und in 20 Jahren stehen diese Gebäude leer. Die Kinder von heute sind dann erwachsen, ihre Eltern aber bleiben.
    Insofern müssen bundesweit für Regionen mit großer Wohneigentumsdichte andere Lösungen gefunden werden
    Vllt. wären Gemeinschaftsschulen eine Lösung, die ihren Platz flexibel nutzen können?

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