Kommunalwahlen 2019 - AfD punktet in Stadt und Land, CDU und SPD verlieren deutlich

Mo 27.05.19 | 21:41 Uhr
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Endergebnis Kommunalwahl Brandenburg (Quelle: rbb|24)
Video: Brandenburg aktuell | 27.05.2019 | Studiogespräch mit Thomas Bittner | Bild: rbb|24

Drei Monate vor der Landtagswahl haben die etablierten Parteien bei der Kommunalwahl in Brandenburg starke Verluste einstecken müssen. Die CDU bleibt zwar knapp vor der SPD stärkste Kraft, der große Gewinner ist allerdings die AfD.

Ergebnisse in allen Brandenburger Landkreisen und kreisfreien Städten

Bei den Brandenburger Kommunalwahlen behauptet die CDU mit 18,3 Prozent der Stimmen (-6,5 Prozent) den ersten Platz - knapp vor der SPD, die nach dem vorläufigen Endergebnis 17,7 Prozent (-6,9 Prozent) holt.

Als Gewinner darf sich allerdings die AfD fühlen. Sie erreicht 15,9 Prozent der Stimmen, rund zwölf Prozentpunkte mehr als 2014. Sie ist damit auch in den Kommunalparlamenten angekommen. Die im Land mitregierende Linke kam auf 14,1 Prozent, die Grünen erreichten 11,1 Prozent, die Freien Wähler 6,3 Prozent. Die FDP lag bei 4,9 Prozent.

Es zeigt sich eine deutlich höhere Wahlbeteiligung als 2014: Während vor fünf Jahren nur 46 Prozent der Wähler an die Urnen ging, taten es dieses Jahr rund 58 Prozent. 

Ergebnisse in den Landkreisen und kreisfreien Städten

AfD gewinnt im ganzen Land dazu

Dabei kann die AfD nicht nur in allen 14 Landkreisen punkten, auch in den vier kreisfreien Städten legt sie in der Wählergunst stark zu. Am deutlichsten zeigt sich das in Cottbus: Mit 22,3 Prozent der Stimmen wird die AfD hier stärkste Kraft – mit großem Abstand zur CDU (17,2). In Brandenburg/Havel und Frankfurt (Oder) ist sie jeweils an dritter Stelle.

Einzig in Potsdam kann sie mit 4,9 Prozentpunkten einen relativ kleinen Sprung im Vergleich zu 2014 machen. In der Brandenburgischen Landeshauptstadt erhält die SPD nach mehr als 20 Jahren wieder die meisten Sitze in der Stadtverordnetenversammlung.

Wahl von drei hauptamtlichen Bürgermeistern

In drei Brandenburger Städten waren die Bürger am Sonntag aufgerufen eine neue hauptamtliche Bürgermeisterin oder einen Bürgermeister zu wählen. In Wildau (Dahme-Spreewald) wird die SPD-Kandidatin Angela Homuth neue hauptamtliche Bürgermeisterin. Laut dem vorläufigen Endergebnis setzte sich Homuth in einer Stichwahl mit 57,14 Prozent der abgegebenen Stimmen gegen Matthias Mnich von der Linken durch, der auf 42,86 Prozent kam.

In Uebigau-Wahrenbrück (Elbe-Elster) wurde der FDP-Kandidat Delf Gerlach zum Bürgermeister gewählt. Laut vorläufigem Endergebnis lag Gerlach mit 54,45 Prozent der abgegebenen Stimmen vor dem einzigen Gegenkandidaten, Thomas Lehmann von der CDU. Lehmann kam demnach auf 45,55 Prozent.

In Zehdenick (Oberhavel) waren am späten Abend (23.15 Uhr) noch nicht alle Stimmen ausgezählt. Es zeichnete sich aber ab, dass der parteilose Kandidat Bert Kronenberg laut dem Zwischenergebnis die meisten Stimmen erhielt. Auf Platz zwei kam demnach der CDU-Kandidat Waldemar Schulz. Weil wohl keiner der insgesamt vier Kandidaten die erforderliche absolute Mehrheit erreichte, kommt es am 16. Juni wahrscheinlich zu einer Stichwahl zwischen Kronenberg und Schulz.

Keine Bürgermeister-Kandidaten in sieben Gemeinden und Städten

Am Sonntag wurden in 264 Gemeinden zudem ehrenamtliche Bürgermeisterinnen und Bürgermeister gewählt.

Eigentlich hätten noch sieben weitere der insgesamt 271 Gemeinden und Städte über ihre Bürgermeisterinnen und Bürgermeister abstimmen können. Weil aber in Gollenberg und in Großderschau im Amt Rhinow (beide Havelland), in der Gemeinde Neulewin im Amt Barnim-Oderbruch (Märkisch-Oderland), im Ort Kroppen im Amt Ortrand und in den Orten Grünewald und in Guteborn im Amt Ruhland (alle drei Oberspreewald-Lausitz) sowie in Heinersbrück im Amt Peitz (Spree-Neiße) niemand für den ehrenamtlichen Posten kandidieren wollte, werden die ebenfalls an diesem Tag gewählten ehrenamtlichen Gemeindevertreter später aus ihren Reihen eine Bürgermeisterin oder einen Bürgermeister wählen.

Karte Kommunalwahl Brandenburg (Quelle: rbb|24)

Was und wer wird gewählt?

Die Kommunalwahl erstreckt sich auf verschiedenste Arten der lokalen und regionalen Volksvertretungen. Schon die hohe Zahl der zu vergebenden Ämter zeigt die großen und kleinen Verästelungen der Brandenburger Lokalpolitik: Insgesamt wählten die Brandenburger am Sonntag knapp 9.000 ehrenamtliche Vertreterinnen und Vertreter für ihre örtlichen Parlamente und Versammlungen.

Somit ist die Kommunalwahl in Brandenburg einerseits die wohl unscheinbarste, andererseits aber auch die größte Wahl, die die Region zu bieten hat - und sie ist ziemlich unübersichtlich.

Die Wählerinnen und Wähler in Brandenburg haben ihr Votum für ein breites Spektrum unterschiedlicher Institutionen abgegeben:

  • in den 413 Gemeindevertretungen und Stadtverordnetenversammlungen der kreisangehörigen Städte
  • in den Kreistagen der 14 Landkreise
  • in den Stadtverordnetenversammlungen der vier kreisfreien Städte Potsdam, Frankfurt (Oder), Cottbus und Brandenburg/Havel
  • gewählt werden auch 264 ehrenamtliche Bürgermeister der amtsangehörigen Gemeinden und zwei hauptamtliche Bürgermeister in Uebigau-Wahrenbrück (Elbe-Elster) und Zehdenick (Oberhavel)
  • außerdem 367 Ortsvorsteher und 1.282 Ortsbeiräte in den etwa 1.650 Ortsteilen, die dann die Interessen der Ortsteile gegenüber der Gemeinde vertreten, zu der sie gehören
Die insgesamt 142 hauptamtlichen Bürgermeister und Oberbürgermeister des Landes werden wie die Landräte in einem eigenen Acht-Jahres-Turnus und direkt gewählt.

21.000 Kandidaten für rund 6.100 Mandate

Mit gut 21.000 Kandidaten haben sich knapp 1.000 mehr Bürger als bei der letzten Kommunalwahl im Jahr 2014 auf die rund 6.100 Sitze in den kommunalen Vertretungen in Brandenburg beworben.

In den Kreistagen und kreisfreien Städten haben sich 6.131 Kandidaten beworben, wobei nur jeder vierte eine Frau war (26,9 Prozent). Für die Gemeindevertretungen und Stadtverordnetenversammlungen der kreisangehörigen Städte bewerben sich knapp 15.000 Kandidaten. Dabei seien es zunehmend jüngere Kandidatinnen und Kandidaten, lautete eine Einschätzung des Städte- und Gemeindebundes.

Wahlkampf betrieb vor allem in den kleineren Orten und Gemeinden kaum jemand. Man kennt sich, viele Bewerberinnen und Bewerber sind bereits ehrenamtlich aktiv - etwa bei der Feuerwehr. Die Ortsbeiräte und -vorsteher vertreten die Interessen dann in den Stadtverordnetenversammlungen, an denen sie teilnehmen und sich mit einbringen dürfen.

Parteien bei Kommunalwahlen weniger dominant

Die Gemeindevertretungen, Stadtverordnetenversammlungen sowie ehrenamtlichen Bürgermeister werden in Brandenburg alle fünf Jahre getrennt von den Landtagswahlen gewählt. Wahlberechtigt  sind dabei alle Brandenburgerinnen und Brandenburger sowie EU-Bürger ab dem vollendeten 16. Lebensjahr, wenn sie im Land Brandenburg ihren ständigen Wohnsitz haben.

Anders als im Landesparlament oder in den Kreistagen und kreisfreien Städten spielen die Parteien in den Kommuneni nicht die dominierende Rolle. Vor allem in den Gemeindevertretungen sind die Wählergruppen besonders stark.

Die Landkreise

Die kreisfreien Städte

21 Kommentare

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  1. 21.

    Die Bürger sind ja nicht blöd. Sie haben früher gemerkt dass sie veräppelt werden, das hat zur Wende geführt, dass sie heute wieder veräppelt werden, merken sie auch. Irgendwann ist das Maß eben voll.
    Wir leben im 21. JH. Die Quellen bestehen nicht mehr nur aus der Blase ARD und ZDF Einheitsbrei. Was Twitter und Facebook im arabischen Frühling viel gelobt geschafft haben, das Schicksal steht auch den Kartellparteien bevor. Daher wohl auch die Bestrebung mit immer neuen vorgeschobenen Gründen das Internet tot zu machen. Klarnamenzwang ist wie geheime Wahlen abschaffen.
    Früher sind sie über die Grünen hergezogen, dann über die Linkspartei, dann Piraten und heute eben AfD. Immer das selbe Spiel wenn es um Machtverlust geht.

  2. 20.

    "... dann hör' ich, wie's in Kreuzberg/Hamburg rummst und kracht"?

  3. 19.

    Da schließe ich mich doch an:
    Erklären Sie uns doch mal den Unterschied zwischen extrem und extremistisch und wie es für dieselbe Sache noch zusätzlich Tendenzen geben kann.

  4. 18.

    Habe eben das Trio der neuen SPD Führung gesehen, diese Damen & Herren sind auf dem Foto sehr belustigt, daran kann man sehen das diese SPD den Ernst der Lage immer noch nicht begriffen hat, sind wie die 3 Affen Augen, Ohren, Mund zu, mit solchen SPD Personal braucht die AFD gar keinen Wahlkampf mehr zu führen, haben schon gewonnen.

  5. 17.

    Ihre Satzkostellationen sind spektakulär! Erklären Sie uns doch mal den Unterschied zwischen extrem und extremistisch und wie es für dieselbe Sache noch zusätzlich Tendenzen geben kann.

  6. 16.

    Die AfD ist eine durch und durch rechtsextreme Partei mit rechtsextremistischen Tendenzen. Warum wohl arbeitet man fest mit Rechtsextremisten und Verfassungsfeinden zusammen? OB "IB" oder Pegida, die Rechtsextremisten in dieser "Partei" setzen sich immer mehr durch.

    https://hpd.de/artikel/afd-rechtsextremistische-partei-16139

    https://www.tagesspiegel.de/politik/extremismusforscher-zu-afd-der-verfassungsschutz-ist-viel-zu-spaet-dran-/23897302.html

  7. 15.

    ICH habe Demokratie nicht verstanden? Die rechtsextreme AfD hat Demokratie nicht verstanden.

  8. 14.

    Die Kanzlerin regt sich nicht einmal mehr und der große Wirtschaftseinbruch steht erst noch vor der Tür. Auf was will man denn da noch warten?

  9. 13.

    Super Ansicht. Was haben denn die bisherigen Parteien in den letzten Jahren bewegt? Außer Parteibefindlichkeiten, eigene Meinungen zu äußern und der Kanzlerin zu Munde reden haben doch diese Situationen in Deutschland erst geschaffen. Augen verschließen vor - jedes 6 Kind in Deutschland lebt in Armut, Rentner gehen zum Amt, um leben zu können oder Obdachlose auf den Straßen usw. usw. Öffnen sie die Augen. für die Realität in Deutschland.

  10. 11.

    Die AfD ist demokratisch gewählt, ist aber keine demokratische Partei, sondern eine rechtsextreme Partei.

  11. 10.

    Was haben Sie an der Demokratie nicht verstanden, dass Menschen gewählt haben?

  12. 9.

    Sie haben Demokratie nicht verstanden: Selbst wenn es einen Kurswechsel geben würde, egal wohin, wäre es durch eine demokratische Wahl, demokratisch. Die Mehrheit entscheidet. Und wäre die Mehrheit, für Sie nicht zufriedenstellend, müssten Sie das demokratisch hinnehmen.

  13. 8.

    Dann hat aber ihr Engagement überhaut nichts gebracht!!

  14. 7.

    Danke für die Antwort. Die Grafik für Potsdam wird dann wenige noch interessieren.

  15. 6.

    Wo rechtsextreme "Parteien" über 5% kommen sind es dunkel aus für Deutschland und für die Demokratie.

    Auch wenn das arrogant klingt, ich habe mich mein ganzes Leben lang für Politik interessiert und mich gegen Nazis engagiert. Sie müssen mich nicht "in Sachen Demokratieverständnis" aufklären.

    Eher die Wähler, die Leute wählen, die den Schulterschluß mit Rechtsextremisten, Rassisten und Neonazis suchen.

  16. 5.

    Wieso Dunkeldeutschland?!? Nur weil CDU scheinbar recht gut abgeschnitten hat? Besser als Blau oder Braun... Aber ich verstehe schon... Alles was rechts von der Linken steht, sind Nazis...Mit Ausnahme der Grünen. Die sind ja auch ok...
    Da besteht wohl Nachholbedarf in Sachen Demokratieverständnis... ;-)

  17. 4.

    Denk ich an Dunkeldeutschland in der Nacht...

  18. 3.

    Lieber Potsdamer,
    aus technischen Gründen können wir die Sonstigen (u.a. "die Andere") erst nach Ende der Auszählung aller Stimmen unterteilen. Danach werden Sie auch in der Grafik aufgeführt. Beste Grüße

  19. 2.

    Lieber RBB bitte die Grafik für Potsdam überarbeiten. Wenn eine Partei wie "die Andere" fast soviel Stimmen wie die "C"DU bekommt, sollte dies nicht vertuscht werden.

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