Fußball-Bundesliga - Union will die Wende, Werder aber auch
In der vorigen Saison feierte Union mit einem Sieg gegen Werder Bremen den Einzug in die Königsklasse. Nun darben die Berliner punktgleich mit den Bremern in der Abstiegszone. Die anstehende Begegnung ist für beide Klubs wegweisend.
Fakten zum Spiel
- beide Teams sind mit sechs Punkten bei je sechs Niederlagen Tabellennachbarn
- Werder verlor die letzten drei Bundesliga-Spiele, Union die letzten sechs. Es sind derzeit die längsten Niederlagen-Serien
- wettbewerbsübergreifend droht Union Berlin die zehnte Pleite in Folge
- Unions Stürmer Kevin Behrens wartet seit neun Stunden auf einen Treffer. Der gebürtige Bremer war mit vier Toren nach zwei Spielen sensationell in die Saison gestartet
Der Gegner-Check
So läuft es sportlich bei Werder Bremen:
"Die Lage ist schwierig", sagt Lars Knieper, Fan von Werder Bremen und Stimme des Podcasts "Hör mal Werder hämmert" vor der Partie gegen Union Berlin (Samstag, 15:30 Uhr). In der zweiten Saison nach dem Wiederaufstieg knirscht es beim Klub von der Weser durchweg. Im Pokal flog das Team gegen den Drittligisten Viktoria Köln aus dem Turnier. Und in der Liga blieb Ole Werners Mannschaft hinter den Erwartungen zurück, verlor unter anderem gegen die vermeintlichen Abstiegskandidaten Darmstadt 98 und 1. FC Heidenheim jeweils mit vier Gegentreffern.
Entsprechend bereite dem 29-Jährigen die Abwehr die größten Sorgen, die überdies unter akuter Personalnot leidet: Verletzungsbedingt müsse regelmäßig rotiert werden, so Knieper. Aktuell fallen die beiden Innenverteidiger Stark und Pieper aus, die eigentlich gesetzt sind. Auch Defensivspezialist Nicolai Rapp wird gegen Union wohl krankheitsbedingt fehlen. Zuvor musste Kapitän Marco Friedl für zwei Spiele verletzt passen. "Ole Werner muss die ganze Zeit rotieren." Das mache es umso schwerer, sich in der Defensive einzuspielen.
Auch von den Neuzugängen Senne Lynen auf der Position des Außenverteidigers sowie Olivier Deman im defensiven Mittelfeld hatte sich Knieper mehr erhofft. "Das sind Schlüsselpositionen, die immer wieder Kopfschmerzen bereiten."
Hoffnung mache die 0:1-Niederlage in der vergangenen Woche gegen Borussia Dortmund, wo Werder weitgehend eine "starke Abwehrleistung gezeigt hat", so Knieper.
Das bewegt die Fans:
Die Verpflichtung Naby Keitas vom FC Liverpool im Sommer hatte selbst bei notorisch nüchternen Hansestädtern Wallungen der Euphorie ausgelöst. In fünf Spielzeiten lief der 28-jährige Mittelfeldspieler in der Premier League auf, war dort allerdings auch durch zahlreiche Blessuren und Ausfälle aufgefallen.
Auch in Bremen fehlte der einstige Leipziger Starspieler die ersten fünf Saisonspiele wegen einer Adduktorenverletzung, spielte dann zweimal, und war prompt wieder verletzt. "Die Verletzungsanfälligkeit von Naby Keita ist ganz bitter", sagt Knieper.
Heiß diskutiert werde außerdem, wer den nach Dortmund abgewanderten Topstürmer Niclas Füllkrug ersetzen könnte. Neuzugang Dawid Kownacki spielte eine gute Vorbereitung, sagt Knieper, konnte in der Bundesliga allerdings noch keine entscheidenden Akzente setzen. Hoffnung mache Justin Njinmah: "Ein junger Spieler, der richtig Spaß macht", so der Podcaster. "Die Frage ist, wer sich durchsetzt." Außerdem verfügt der Klub über den von Eintracht Frankfurt geliehenen Rafael Borré. "Nominell sollte er sicherlich der Stammspieler sein, aber er scheint noch nicht ganz angekommen zu sein", findet Knieper.
Auf diesen Spieler muss Union achten:
"Für Gegner ist gerade ganz unangenehm, gegen Romano Schmid zu spielen", sagt Knieper begeistert. "Er füllt die Zehnerposition aus, die es im Bremer Spielsystem eigentlich gar nicht so richtig gibt." Fast jeder Angriff laufe über den Offensivmotor aus Österreich. "Wenn die anderen Spieler um ihn herum funktionieren, dann ist der Angriff ziemlich gut aufgestellt."
Die Stimmen der Trainer
Urs Fischer (Union Berlin): "Das sind wirklich unnötige Themen", sagte Urs Fischer am Donnerstag mit Blick auf vermeintliche atmosphärische Verstimmungen im Klub. "Mit dieser Resultatkrise haben wir genug zu tun."
Ole Werner (Werder Bremen): "Wir sind in einer Situation, in der wir Punkte brauchen."
David Fofana wird das Spiel in Bremen unfreiwillig verpassen. Der Ivorer wurde für zwei Spiele gesperrt, wie der Klub am Donnerstag mitteilte, Grund dafür ist der verweigerte Handschlag mit Urs Fischer nach seiner Auswechslung beim Champions-League-Spiel gegen SSC Neapel (0:1).
Ebenfalls unzufrieden wegen fehlender Spielzeit soll Abwehrmann Leonardo Bonucci gewesen sein, so zumindest berichteten es italienische Medien. Der Italiener selbst ließ über die sozialen Medien verlauten, es handele sich um "erfundene Berichte".
Sein Trainer attestierte ihm am Donnerstag jedenfalls eine astreine Einstellung: "Wenn es um das Verhalten geht, für die Mannschaft da zu sein, da verhält sich Leo wirklich vorbildlich. Er hilft mit, peitscht die Jungs an, ist für sie da, gibt ihnen Tipps", sagte Urs Fischer.
Dass Bonucci wirklich für die Mannschaft da ist, kann er voraussichtlich am Samstag beweisen, denn Stammkraft Doekhi wird ausfallen.
Unions mögliche Startelf: Rönnow – Bonucci, Knoche, Diogo Leite – Gosens, Khedira, Trimmel – Tousart, Haberer – Becker, Behrens
Prognose
Beide Teams werden am Samstag alles in die Waagschale werfen, um eine Trendwende zu erzwingen. Ein Remis dürfte niemandem wirklich weiterhelfen. Bei einer Niederlage droht der Absturz auf einen Abstiegsplatz.
Gegner-Experten-Tipp: "Man kann nicht verneinen, dass die Hoffnung gerade groß ist, dass man Unions schlechte Phase nutzen kann", sagt Werder-Fan Knieper vorsichtig. Er glaubt an einen 2:1-Sieg seiner Mannschaft.
Redaktionstipp: Die Unioner Niederlagen-Serie endet mit einem 2:2-Remis.
Sendung: rbb24, 27.10.2023, 18 Uhr