Offener Brief an Claudia Roth - Filmschaffende um Scorsese kritisieren geplanten Berlinale-Führungswechsel

Mi 06.09.23 | 18:55 Uhr
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Martin Scorsese am 21.05.2023 in Cannes. (Quelle: dpa/MAXPPP/Sebastien Botella)
Audio: rbb Kultur | 07.09.2023 | Katharina Wilhelm | Bild: dpa/MAXPPP/Sebastien Botella

Zahlreiche internationale Filmschaffende haben Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) im Zusammenhang mit dem geplanten Führungswechsel bei der Berlinale heftig kritisiert. Ihr Umgang mit dem bisherigen künstlerischen Leiter Carlo Chatrian sei "schädlich und unprofessionell", hieß es in einem beim US-Fachblatt "Variety" veröffentlichten offenen Brief am Mittwoch.

Zu den Unterzeichnenden gehörten unter anderem die Regisseure Martin Scorsese und Margarethe von Trotta.

Berlinale sei zuletzt sehr beliebt gewesen

Trotz schwieriger Umstände wie die Pandemie oder finanzielle Einschränkungen seien die vergangenen Ausgaben unter der Leitung von Chatrian "sehr lebendig, voller positiver Überraschungen und trotz einer geringeren Anzahl gezeigter Filme sehr beliebt" gewesen.

Roth hatte vor rund einer Woche angekündigt, die Berlinale solle künftig nur noch von einer Person geleitet werden - statt wie bislang von einer Doppelspitze. Das bisherige Führungsduo aus Chatrian und Mariette Rissenbeek soll demnach von einem Intendanzmodell abgelöst werden.

Roth bedauert Chatrians Entscheidung

Chatrian hatte daraufhin Konsequenzen gezogen und angekündigt, das Festival nach der Ausgabe 2024 zu verlassen. Das angekündigte Ausscheiden bedauerte Roth am Mittwoch. Sie bedauere sehr, dass Chatrian nun nicht mehr für eine Weiterarbeit bei der Berlinale zur Verfügung stehe, sagte ein Sprecher der Grünen-Politikerin.

Laut dem Sprecher hatte Roth aus Gesprächen den Eindruck gewonnen, "dass bei Herrn Chatrian Bereitschaft bestünde, mit einer neuen Intendanz das Gespräch aufzunehmen". Richtig und notwendig bleibe aus Sicht der Kulturstaatsministerin und des gesamten Aufsichtsrats eine Neuaufstellung der Berlinale mit einer Intendanz, die sowohl die künstlerische Leitung und Verantwortung als auch den geschäftlichen Bereich konsequent zusammendenke. "Das ist eine notwendige Korrektur gegenüber der vor fünf Jahren eingeführten Struktur."

Jetzt gelte es, gemeinsam die anstehende Berlinale zu einem Erfolg zu machen. "Dabei wird die Kulturstaatsministerin Carlo Chatrian und Mariette Rissenbeek und das ganze Berlinale Team unterstützen."

Sendung: rbb24 Inforadio, 07.09.23, 06:20 Uhr

4 Kommentare

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  1. 3.

    Fast könnte man mit Claudia Roth Mitleid haben, denn momentan scheint die Grünen-Koryphäe kaum ein Fettnäpfchen auszulassen. Nach der skandalösen Nicht-Aufarbeitung des Documenta-Skandals erntete sie von jüdischen Jugendlichen gellende Pfiffe beim Jewrovision Song Contest und nun verkrachte sie sich auch noch mit der internationalen Filmszene so sehr, dass ein von Martin Scorsese mit unterzeichneter offener Brief die Grünen-Politikerin für ihr „schädigendes, unprofessionelles und amoralisches Verhalten“ kritisiert.

  2. 2.

    Da hat Frau Roth leider einen enormen kommunikativen Fehler gemacht. Es drängt sich der Verdacht auf, dass hier allzu instinktlos vorgegangen wurde. Wahrscheinlich gibt es jetzt ein Hauen uns Stechen um die Zukunft der Berlinale. Der offene Brief der Kritik ist jetzt in der Welt. Pikant: Frau Roth, die sich stets als auf der moralisch richtigen Seite stehend inszenierte, ist nun mit selbst mit dem Vorwurf des unmoralischen Handelns konfrontiert.
    Ich bin gespannt, wie sie damit umgeht.

  3. 1.

    Frau Roth hat bis jetzt wenig Ahnung vom internationalen Kulturbusiness bewiesen und wenn jetzt da echte und wirkliche Stars und Kenner der Szene Einspruch einlegen, wird schon so Einiges dran sein. Wäre schade für Berlin, wenn dass aus unprofessionell agierendem Personal wieder was verloren geht für Berlin. Ich habe meine, und die meines Mannes seit Generationen unsere Geburtstadt, mal sehr geliebt. Mittlerweile sagen wir auf Reisen nicht mehr, wo wir aus Deutschland genau herkommen ,sonst sorgt es für Lachen oder Diskussionen, was wir uns da zumuten. Sehr schade! Und die Berlinale ist ein internationaler Höhepunkt, bitte nicht auch noch kaputt machen.

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