Liste von Autobahnprojekten des Bundes - Brandenburg fürchtet Abzug von Kapazitäten für Autobahnausbau

Do 30.03.23 | 16:48 Uhr
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Symbolbild: Autos fahren bei Regenwetter durch eine Baustelle auf der A10. (Quelle: imago images/F. Sorge)
Audio: rbb24 Inforadio | 29.03.2023 | Kai Küstner | Bild: imago images/F. Sorge

Autobahnen in Deutschland sollen schneller saniert werden können, darauf hat sich die Ampelkoalition geeinigt und eine Liste von 144 vordringlichen Projekten aufgestellt. Vorhaben in Berlin und Brandenburg finden sich darauf allerdings nicht.

Nach der Einigung der Ampelkoalition zu einem schnelleren Ausbau von 144 Projekten auf Autobahnen hat das Brandenburger Verkehrsministerium den Bund angemahnt, bereits vereinbarte Projekte in der Region auch umzusetzen. Denn Projekte an Autobahnen in Berlin und Brandenburg sind nicht in der Liste des Bundesverkehrsministeriums enthalten. Diese liegt der dpa vor.

"Wichtig ist, dass der Bund die mit ihm vereinbarten Planungs- und Bauvorhaben auf dem östlichen Berliner Ring im Zusammenhang mit der Tesla-Ansiedlung sowie den für 2023 angekündigte Planungsbeginn für die A 12 einhält", erklärte Ministeriumssprecherin Katharina Burkardt auf Anfrage. Es dürfe keine Kapazitätsverschiebungen bei Personal und Mitteln hin zu anderen Projekten geben, betonte sie. "Auch die A 14 muss wie vereinbart fertiggestellt werden." Zudem müsse der Bund die Bundesstraßen auch weiterhin mit ausreichenden Finanzmitteln unterhalten.

Jarasch: A100-Weiterbau in Berlin hat damit keine Priorität

Auch Berliner Projekte stehen nicht auf der Liste. Verkehrssenatorin Bettina Jarasch (Grüne) begrüßte, dass der umstrittene Weiterbau der A100 in der Stadt nicht unter den Projekten ist und "damit keine Priorität" habe. Die A100 werde nicht gebraucht für eine gute Verkehrsinfrastruktur in der Stadt. "Wir haben Engpässe bei Wohnungen, Schulen und Grünflächen, nicht bei Autobahnen", so Jarasch. Gleichzeitig kritisierte sie die Priorisierung von Autobahnprojekten durch die Ampelkoalition. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) habe endgültig bewiesen, dass er kein "Klimakanzler" sei.

Dass Projekte in Berlin und Brandenburg nicht auf der Liste stehen, heißt aber nicht zwangsläufig, dass die Autobahnprojekte in den beiden Bundesländern nun stillstehen werden. Es könnte nur länger dauern als anderswo. In Berlin steht die Verlängerung der Stadtautobahn A100 schon länger zur Debatte. Dieses Projekt war bereits Teil des 2016 von der damaligen großen Koalition beschlossenen "Bundesverkehrswegeplan 2030". Zurzeit ist auf Bundesebene der Plan, diesen auch unverändert umsetzen.

Wissing: Güterverkehr auf der Straße wird stark wachsen

Die in der Liste aufgeführten Autobahnprojekte befinden sich hauptsächlich im Süden und Westen Deutschlands, die meisten in Nordrhein-Westfalen. Das Bundesland hat das dichteste Autobahnnetz in Deutschland. Für die Projekte soll ein "überragendes öffentliches Interesse" festgeschrieben werden. Das soll Planungs- und Genehmigungsverfahren sowie Umweltschutzprüfungen beschleunigen. Das Ziel: weniger Staus und flüssiger Verkehr auf den Autobahnen.

Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) hatte argumentiert, der Güterverkehr besonders auf der Straße werde laut einer Prognose in den kommenden Jahrzehnten stark wachsen. Mit dem schnelleren Ausbau von Strecken sollten Staus verringert werden - durch die auch wirtschaftliche Schäden entstünden.

Scharfe Kritik kam vom Umweltverband Greenpeace. Der geschäftsführende Vorstand Martin Kaiser kommentierte, wenn nun 144 zusätzliche "klimaschädliche Autobahnprojekte" beschleunigt durchs Land asphaltiert werden sollten, werde das Klima weiter vor die Wand gefahren.

Sendung: rbb24, 30.03.2023, 16 Uhr

84 Kommentare

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  1. 84.

    Gäbe es den politischen Willen und würde das vernünftig kommuniziert werden, könnte man die Leute mitnehmen, aber ich bezweifle diesen Willen der Politiker, wie man an dem FDP'ler und den Umfallern beib den Grünen sieht.

  2. 83.

    Ich halte mal die KFZ - Steuer dagegen, die Steuern auf Mineralöl auch und noch zusätzlich die Nutzung von diversen Bussen, der Feuerwehr, Polizei und sämtlicher infrastrukturell wichtigen Fahrzeuge. Ein KFZ zu bewegen zahlt also der Autobesitzer als solches und auch der zahlt alle weiteren Steuern, die reine Fußgänger auch zahlen. Radfahrer nutzen Fahrbahn, Radweg und reichlich häufig Bürgersteige, die aus Kassen bezahlt werden, in die jeder Steuerzahler einzahlt.
    Jetzt Du wieder. Und diesmal bitte mit nachdenken und ohne Fingerzeig.

  3. 81.

    Das nenne ich mal vernünftige Vorschläge, noch dazu relativ schnell umsetzbar.

  4. 80.

    "Wie kommen Sie... darauf, dass die komplette Batterie getauscht werden muss?" - Weil die Hersteller das genau so bauen werden. Vielleicht ist es für Sie neu das alle Hersteller spezielle Abteilungen haben die dafür zuständig sind, das Fahrzeug möglichst kompliziert zu (ver-)bauen. Da wird dann beispielsweise ein Rohr so verlegt das man an das Teil dahinter nicht herankommt. Beispiel gefällig ? Es gibt Fahrzeuge bei denen die Glühlampe, ja die gibt es noch, nur mit Bühne und abgebautem Stoßfänger gewechselt werden kann. Ja und wenn dann die getauschte Komponente des Akkus fast so teuer wie ein neuer ist....

  5. 79.

    Die Bitte geht auch an Sie: Bitte aus dem Kontext lesen. Der Zusammenhang ging dahin, dass jahrzehntelang der Bau unterirdischer Schienenstrecken oberirdisch und außerhalb der Zentren für einen Fahrbahnausbau genutzt wurde. Das meinte ich mit Parallelverkehren - in diesem Sinne also verkehrsträgerübergreifend.

    Ein Straßenbahn(aus)bau verdeutlicht den straßen- bzw. fahrbahnmäßig geteilten Raum nahezu exzellent.

    So viel zu einem Thema, was das hier angegebene Thema mittelbar berührt.

  6. 78.

    Wie aus dem Zusammenhang ersichtlich ist, ist der Parallelverkehr mit dem Autoverkehr gemeint. Sollte eigentlich selbstredend sein angesichts der von Ihnen und mir genannten Beispiele.

    Guten Tag.

  7. 77.

    Sofortiger Stopp von Autobahnneubau, den Erhalt des vorhandenen bzw Ertüchtigung fördern, Brücken sanieren okay. Das gesparte Geld in den Ausbau dee Bahn umlenken, die Bahn zurück an den Staat, Wiedereinführung der rollenden Landstraße zu günstigen Konditionen für Spediteure und wer das Angebot nicht nutzt muss erhöhte Maut bezahlen. Ausbau von entsprechenden Terminals um die Verteilerverkehre zu entflechten. Lkw im Transit müssen auf die die Bahn. Öffis attraktiv machen.
    Gruß eines noch Autonutzenden, der Bahnangebote vermisst.

  8. 76.

    Ich merke, Sie kennen das U-Bahn-Netz in Berlin nicht wirklich, ist doch der Parallelverkehr mehrere Linien auf gleicher Strecke eher die Ausnahme ist wie auch die Fahrpläne anders gestaltet sind als Sie glauben. Hier sind ganz banal die Verkehrsströme ein klein wenig größer als bei Ihnen in Potsdam, so dass selbst die U- und S-Bahn im Berufsverkehr voll mit Arbeitnehmern sind.

  9. 75.

    Die geschätzten Kostenvergleiche sind leider auch nur ein hilfloser Versuch, E-Autos billig zu rechnen, um den teuren Erwerb zu rechtfertigen. Fakt ist und bleibt, dass individuelle Mobilität teuer ist, egal mit welcher Antriebsart. Momentan wird E vom Staat noch massiv gefördert. Ab einem gewissen Punkt wird sich das massiv ändern, denn der Staat wird auf die Einnahmen aus dem Autoverkehr weder verzichten wollen, noch können. Sämtliche individuelle Mobilität wird künftig deutlich teurer werden. Ob es mit der E-Mobilität wirklich umweltschonender wird, hängt von vielen Faktoren ab, die heute noch schwer einzuschätzen sind. Unter anderem wird es auch darum gehen, ob überhaupt genügend bezahlbare Rohstoffe für die Akkus und genügend Strom im Netz zum jederzeitigen Laden zur Verfügung stehen werden. Die Gesellschaft sollte definitiv technologieoffen an die Sache herangehen. Vielleicht macht ja doch eher die Ammoniak-Brennstoffzelle das Rennen.

  10. 74.

    "Wären Ihnen ein dünn aufgespanntes Tram-Netz der besseren Übersichtlichkeit lieber?"

    Hätten Sie an dem gewiss "dünn gespannten U-Bahn-Netz" etwas auszusetzen?

    Ich nicht unbedingt. Eine, zwei Linien pro Strecke reicht. Fünf Linien pro Strecke, wobei die eine Linie dann zwei Stationen links herum fährt, die andere nach drei Stationen rechts herum, die dritte nur in der Hauptverkehrszeit unterwegs ist, die vierte nur am Wochenende und die fünfte über etliche Kilometer der Straße folgt, kann nicht wirklich attraktiv sein.

    Die Hannoveraner Stadtbahn hat übrigens als nur teilweise unterirdische Bahn eine hervorragend überschaubare Linienstruktur.

    Ich will die Sache aber nicht ausweiten. Wir kommen hier in der Tat ab von dem eigentlich gestellten Thema. ;-

  11. 73.

    Sie bringen immer wieder dieselben Argumente. Parallelverkehre sind überhaupt nichts Negatives, wenn sie unterschiedliche Geschwindigkeiten haben. Diese Situation haben wir jetzt schon, überall und bundesweit und das ist auch gut so. Bestünden diese nämlich nicht, würde das langsamste Verkehrsmittel den Takt und die Geschwindigkeit für alle anderen bestimmen, wenn man sie nicht räumlich trennen kann. Da der Straßenraum begrenzt ist, ist dies sehr schnell der Fall. Tram und U-Bahn haben vollkommen unterschiedliche Transportaufträge. Die U-Bahn ist ein Expressmittel mit großen Abständen zwischen den Haltestellen. Die Tram hat kurze Abstände zwischen den Halten, erschließt damit den Nahbereich und ist entsprechend extrem langsam. Die durchschnittliche Geschwindigkeit einer Tram liegt bei gerade mal 20 km/h, also gemütlicher Fahrradgeschwindigkeit. Für weite Strecken ist das schlicht inakzeptabel. Die Systeme stehen nicht in Konkurrenz, sie ergänzen sich.

  12. 72.

    Ich sprach bewusst von Außenbezirken. Da ging - und geht - der U-Bahn-Bau und die Verbreiterung der Fahrbahnen Hand in Hand. Auch Parallelförderung genannt.

  13. 71.

    In der Tat hat nicht jeder Verbrenner einen Turbolader. Sauger wie der Porsche 911 GT3 sind aber längst die Ausnahme auf dem Neuwagenmarkt. Wie kommen Sie eigentlich weiterhin immer noch darauf, dass die komplette Batterie getauscht werden muss? Geplanter Obsoleszenz ist Ihrer Ansicht nach warum nur bei E-Autos ein Thema? Mechanisch belastete Teile haben grundsätzlich wegen der eingeschränkten Wechselfestigkeit nur eine begrenzte Lebensdauer.

  14. 70.

    Das ist absolut so pauschal nicht wahr. Wir fahren seit 2 Jahren E-Auto und Diesel. In der Gesamtkalkulation ist ganz klar der Diesel günstiger. Das E-Auto ist eine Gewissensfrage, nicht mehr. So ehrlich muss man einfach sein. Mir ist unklar, warum man die E-Auto-Debatte nicht auch mal ehrlich führen kann. Als gäbe es nur schwarz und weiß. Dabei gibt es inzwischen viele Familien, bei denen die Notwendigkeit von zwei Fahrzeugen besteht, die sich für einen Verbrenner - meist für Familie und Langstrecken - und ein E-Auto für die alltäglichen eher kurzen Wege entschieden haben. Die haben alle Gründe für ihre Entscheidung.

  15. 69.

    Hier geht es eigentlich um Nutzungszeiten weit darüber hinaus, so bis 20 Jahre. Materialkosten für einen neuen Turbolader liegen meist zwischen 850,- und bis zu 2.300 Euro + Einbau. Da ist noch viel Land bis zur billigsten Batterie. Jedes Elektroauto hat einen Akku aber nicht jeder hat einen Turbolader. Wer glaubt, das in Zukunft die Werkstattkosten exorbitant sinken weil ein E-Auto weniger Teile hat, hat das mit der Marktwirtschaft wohl nicht so richtig verstanden. Von geplanter Obsoleszenz will ich mal gar nicht anfangen....

  16. 68.

    "der Busverkehr mit seiner unüberschaubaren Linienstruktur ist nicht wirklich attraktiv." Touristen mögen ob der Angebotsvielfalt erschlagen sein, Berliner finden sich aber schnell zurecht. Wären Ihnen ein dünn aufgespanntes Tram-Netz der besseren Übersichtlichkeit lieber?
    "Massierung in den Türbereichen" Blöd halt, dass die Busse typischerweise 2+2 bestuhlt sind, während bei der Tram meist nur 2+1 zu finden ist. Da kann der Gang natürlich breiter sein, so dass mehr Stehfläche zur Verfügung steht.

  17. 67.

    Wer sagt, dass das so bleiben muss? S. z.B. Paris, wo man die Metro längst massiv ausbaut und parallel den MIV zurückdrängt. Wien war dabei ebenfalls sehr erfolgreich. Wen das zu weit weg ist, schauen Sie z.B. sich mal die Fußgängerzone in Hannover beim Hauptsbahnhof an.

  18. 66.

    " Unsere ganze Gesellschaft und Infrastruktur ist auf Mobilität und Individualverkehr aufgebaut."

    Das ist in der Tat differenziert. Auf dem Land schon, leider auch durch die Schließung und das Abhängen kleiner Kaufmannsläden in Dörfern und Kleinstädten und die Implantation riesiger Einkaufszentren weitab, in der Stadt dagegen erheblich anders.

    Innerhalb des Berliner S-Bahn-Rings gibt es Nahverkehrsdefizite "nur" im früheren West-Berlin, was den straßenbündigen Verkehr angeht, denn der Busverkehr mit seiner unüberschaubaren Linienstruktur ist nicht wirklich attraktiv. Auch kommt es anders als in Bahnen kaum zu einer Gleichverteilung innerhalb des Fahrzeugs, sondern zu einer Massierung in den Türbereichen.

    Die 1950er J. Pläne und 70er J.-Umsetzungen bspw. der Bundesallee, der Konstanzer Str./ des Hohenzollerndamms o. des Straßenzuges A 104 - Schildhornstraße jedenfalls haben in eine Sackgasse geführt, trotz oder sogar wegen des Baus unterirdischer Nahverkehrstrassen.

  19. 65.

    Und erst das pöse Kobalt;
    https://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/kobalt-aus-dem-kongo-hier-sterben-menschen-fuer-unsere-e-autos-a-1291533.html

    Oder wollen Sie mit Ihrem Beitrag zum Ausdruck bringen, dass fossile Verbrenner erst Recht übel sind, da immer mehr auf sekundäre Ölquellen wie die Teersande in Kanada zurück gegriffen wird?
    https://www.sueddeutsche.de/wissen/kanada-wie-der-oelsand-boom-die-luft-verschmutzt-1.3006633

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