Berliner Haushaltspläne - Kritik an möglichen Kürzungen beim Radverkehr - auch von SPD

Di 04.07.23 | 14:30 Uhr
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Archivbild: Ein Radfahrer fährt auf einem fast fertigen, aber für ungültig erklärten Radweg in der Ollenhauerstraße im Bezirk Reinickendorf. (Quelle: dpa/J. Carstensen)
Video: rbb|24 Abendschau | 04.07.2023 | Philipp Höppner | Bild: dpa/J. Carstensen

In Berlin wird weiter über die Verkehrspolitik des Senats gestritten. Die mitregierende SPD will keine Kürzungen bei Radprojekten mitmachen. Ein Verband spricht von bewusster Politik gegen Radfahrer.

Die Überlegungen im Senat, künftig weniger Geld für den Radwegeausbau ausgeben zu wollen, stoßen im Berliner Abgeordnetenhaus und bei Verbänden auf deutliche Kritik. Der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (ADFC) sieht die Gefahr, dass "bewusst Politik gegen Radfahrer" gemacht werde. Die Grünen zeigen sich irritiert und die SPD will keine Kürzungen hinnehmen. Die CDU relativierte die Haushaltsplanung.

"Wird es mit der SPD nicht geben"

Die mitregierende SPD geht deutlich auf Distanz zu den Überlegungen des Senats. Ihr verkehrspolitischer Sprecher Tino Schopf sagte zu möglichen Streichungen: "Das wird es mit der SPD nicht geben." Die schwarz-rote Koalition habe mehr und sichere Radwege verabredet. "Dieses Ziel erreichen wir mit Sicherheit nicht, wenn wir jetzt mit einem spitzen Bleistift Finanzmittel für den Radverkehr minimieren."

Grüne: Ohne Stopp wären in diesem Jahr 50 km Radwege entstanden

Die radverkehrspolitische Sprecherin der Grünen, Oda Hassepaß, gab zu, dass die Grünen in ihrer Regierungszeit nicht alle selbst gesteckten Ziele erreicht, aber vieles angeschoben hätten. Wenn jetzt alles blockiert werde, sei der "Schwung einfach weg", warnte sie. Nach dem Radwege-Stopp solle nun auch der Geldhahn abgedreht werden. "Alleine in 2023 - wenn diese Projekte nicht gestoppt worden wären - wären 50 weitere Kilometer sichere Radwege auf den Weg gebracht worden. Es läuft jetzt gut an. Jetzt könnte man wirklich ins Machen kommen", so die Abgeordnete.

Ähnlich bewertet auch der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club die Situation. Der ADFC sieht einen "Doppelschlag" aus Radwegestopp und einer Halbierung von Haushaltsmitteln. "Wir befürchten, dass das eine mutwillige Verhinderung ist, den Verkehr in Berlin endlich auch nur annähernd sicher und fair für alle zu gestalten", sagt ADFC-Sprecher Karl Grünberg. Sein Verband frage sich inzwischen, ob es dem Senat um "bewusste Politik gegen Radfahrer" gehe.

Der Automobilverband ADAC begrüßte das Vorhaben grundsätzlich. Claudia Löffler, Pressesprecherin ADAC Berlin-Brandenburg: "Für eine wachsende Metropolregion ist ein leistungsfähiges Verkehrssystem unerlässlich", so Claudia Löffler, Pressesprecherin des ADAC Berlin-Brandenburg. "Daher ist das Vorgehen der neuen Landesregierung richtig, zunächst eine Bestandsaufnahme zu machen und davon ausgehend wirksame Lösungen für alle Verkehrsteilnehmenden zu entwickeln. In der Vergangenheit hatten wir oft das Gegenteil, ideologisierte Debatten gegen das Auto. Individuelle und klimagerechte Mobilität müssen sich aber nicht ausschließen."

CDU: Spielraum für weitere Ausgaben möglich

Der verkehrspolitische Sprecher der CDU-Fraktion im Abgeordnetenhaus, Johannes Kraft, relativierte derweil die Befürchtungen. Noch sei man in einer frühen Phase der Haushaltsberatungen, in der es normal sei, dass ein Finanzsenator in einer schwierigen Haushaltslage nach Einsparmöglichkeiten suche. "Wenn man sich mal anschaut, was die Diskussionsgrundlage ist, dann reden wir immer noch darüber, dass im Doppelhaushalt 2024/25 noch deutlich mehr Geld eingestellt wurde als 2022 abgeflossen ist und verbraucht wurde." Es mache wenig Sinn, hohe Beträge in den Haushalt zu schreiben, die am Ende nicht ausgegeben werden, so Kraft.

2022 konnten viele Mittel allerdings nicht ausgegeben werden, weil Berlin in der vorläufigen Haushaltswirtschaft war. Das führte zu einer Haushaltssperre in der ersten Jahreshälfte. Kraft deutete an, dass es durch das geplante Fünf-Milliarden-Euro umfassende Sondervermögen für Klimaschutz noch finanzielle Spielräume geben könnte. "Der Verkehrssektor, der in erheblichem Umfang zum CO2-Ausstoß beiträgt, wird natürlich auch aus diesem Sondervermögen profitieren können."

Kraft zeigte sich zuversichtlich, dass der neue Senat deutlich mehr in die Radinfrastruktur investieren werde, dort wo es "sinnvoll und notwendig" ist, so Kraft gegenüber dem rbb.

Sendung: rbb24 Inforadio, 04.07.2023, 14:13 Uhr

75 Kommentare

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  1. 75.

    ... Sie sprechen mir sowas von aus dem Herzen!
    Es gibt einfach in jeder Gruppe der Verkehrsteilnehmer solche und solche - und ich kann es einfach nicht mehr hören "weil ALLE Radfahrenden bei Rot etc.pp..."
    haben sie weder Daseinsberechtigung, noch Recht auf Sicherheit ...

  2. 74.

    In diesem Artikel geht es ums Fahrrad , genau darum kümmert sich der ADFC. Andere Artikel handeln z,B. vom ÖPNV. Da geht es dann auch um Summen in einer anderen Dimension.

  3. 72.

    Ich war mal in München. Ich finde eigentlich dort sind die rücksichtslosesten Radfahrenden. Während die Cousine meiner Schwester, dessen Mutter der Vater sagt - Nein! - am schlimmsten ist es in Stuttgart. Während nun der Schwager meiner Bekannten, die mal die Ehefrau von...im Ernst jetzt? So entscheiden Sie, beauftragen Sie Verkehrspolitik?
    Zu Ihrer Information: Völlig irrelevant Ihre kleine Challenge.
    Die Feststellung - subjektiv oder objektiv, wahr oder unwahr - wo der rücksichtsloseste statistische Mittel-Autofahrende der schlimmste der Schlimmen ist, ist keine Grundlage bei der Zuteilung von Verkehrsraum, Budget und die Gnade der Sachlichkeit in der Diskussion.

    Sie machen halt keine Wette auf die Zukunft, in der der Verkehrsraum so organisiert und zugeteilt ist, dass man sich an Regeln halten kann. Statt das Autos den meisten Raum bekommen. Damit er sich weniger reglementiert fühlt.
    Stattdessen wetten Sie darauf, dass das Falsche noch bisschen funktioniert.

  4. 71.

    "den Verkehr in Berlin endlich auch nur annähernd sicher und fair für alle zu gestalten", sagt ADFC-Sprecher Karl Grünberg" - der Verkehr ist sicher, es sind leider nicht alle Verkehrsteilnehmer (Fussgänger inklusive) sicher, egal wie die sich fortbewegen.
    Und wenn der Weg/die Strasse nicht in Ordnung ist kann man sich doch anpassen.
    Aber Radler holen sich dann ihren "Anspruch" in allen Bereichen (und wollen zuweilen auch mit den Öffis transportiert werden) - anmaßend, arrogant, überheblich von Diesen.

  5. 70.

    Ich würde mal genau hinsehen. Der Radweg ist aufgehoben, sowohl am östlichen, wie am westlichen Ende hat er keine Verbindung zur Straße und führt über den Gehweg. Zudem meinte ich die östliche Ecke. Wie man sieht versuchen Sie sich rauszureden und zu verharmlosen! Anscheinend nutzen Sie diesen Radweg! Einen aufgemalten Radweg gibt es entlang der Mall of Berlin, der ist aber auf Grund von Bauarbeiten am Bundesrat zZ aufgehoben und hier treiben es die Radfahrer besonders wild und brettern über den Gehweg! Also auch hier von Ihrer Seite Verharmlosung!

  6. 69.

    genau so ist es, Meine Besucher aus Malente die auf ihrer Radtour durch Deutschland bei mir vorbeikamen. Sie stellten fest, das nirgends so viele Rücksichtslose Radfahrer unterwegs sind, wie in Berlin.

  7. 68.

    Beim Thema Sternfahrt hatten Sie noch kein fahrbereites Rad. Schön, dass es inzwischen geklappt hat.

  8. 67.

    Muß ich nicht, denn ihre Übertreibungen machen sie unglaubwürdig. In der Leipziger Straße Ecke Mauerstr. existiert so ein aufgemalter Pseudoradweg auf dem Gehweg. Daneben Parkplätze ohne Ende.

    Selbst wenn ihre Übertreibungen wahr wären, dann sind sie doch ein glühender Verfechter der Radspuren oder etwa nicht? Dann gäbe es diese Konflikte nicht mehr.

  9. 66.

    Mich beunruhigt eher Kinderarmut und fehlender Wohnungsbau als RRG-Folgen

  10. 65.

    Dann stellen Sie sich einmal zwischen 7:30 Uhr und 8:30 Uhr und ab 16:00 Uhr an die Ecke Mauerstr. Leipziger Straße in Fahrtrichtung Potsdamer Platz und überzeugen sich selbst, anstatt andere Foristen der Unwahrheit zu bezichtigen!

  11. 64.

    Antwort auf Karin B.
    Sehr geehrte Frau B.
    Sehe ich genauso es gibt noch soviele Strassen wo ein älterer Mensch keinen befestigten Gehweg hat ,geschweige jemand mit Rollator oder,Rollstuhl diesen gar nicht benutzen könnte.
    Und Fahrradfahrer Verbände nur ei seitig fordern aber nicht bereit sind selber Ihr Verhalten zu ändern verdecken lieber Ihre Augen und halten sich die Ohren zu.
    Nein es muss endlich was passieren daß Fahrradfahrer nicht mehr unschuldig davon kommen.

  12. 63.

    Ich besitze kein Auto aber mein drittes Fahrrad in 51 Jahren.
    So bin Kunde bei Fahrrad Keule in Biesdorf der mein Fahrrad wartet ähnlich wie Fahrzeuginspektion beim Auto nur das ich nicht gezwungen werde zum TÜV aber mir mein Leben wichtig ist und ich es freiwillig warten lasse.
    Also warum unterstellen Sie sowas.
    Ich will Gerechtigkeit für alle Verkehrsteilnehmer und nicht nur Mofa,Motorrad,Auto und LKW Fahrer.

  13. 62.

    "Eine Gruppe von Ramboradlern tragen ihren Verdrängungskamp mittlerweile gegen die Fußgänger aus. Im Durchschnitt begegnen mir auf dem Weg von und zur Arbeiot auf dem Gehweg mindestens sechs Radler/innen auf den unterschiedlichsten Rädern, vom Rennrad bis zum Hollandrad!"

    Warum immer diese maßlosen Übertreibungen, die zu keiner sachlichen Diskussion führen? Die Unfallstatistik sagt nämlich etwas anderes aus. Selbst wenn das wahr wäre, spräche das für Radspuren und gegen Hochbordradwege.

  14. 61.

    Die eingesparten Gelder für Radspuren könnte man stattdessen in den Ausbau des ÖPNV stecken. Nicht jeder kann zur Arbeit mit dem Rad fahren.

  15. 60.

    Kompromisse wären gut.Berlin ist 60 km lang von Ost nach West,da sind 50 km Radwege an sich noch wenig , aber die baulichen Möglichkeiten sind auch begrenzt,allerdings auch für Blechlawinen. Die könnten mit Parkplätzen an Bahnhöfen verringert werden und einem 9.-Ticket nur für ein Bundesland und Berlin A~C jeweils mit Fahrradmitnahme ,auch an Bundesstraßen oder Landstraßen ist an der Seite fast immer noch 0,75 ~ 1mtr.Platz übrig um daraus ein Radweg zu zaubern

  16. 59.

    Wow, die SPD hat ihr Rückgrat wieder gefunden. Oder gehen sie hier nur mit der allgemeinen Stimmung?

    Ich kann immer nur wieder betonen: Grundlage für die Verkehrswende ist eine angemessene Infrastruktur. Und ich bin Schönwetterradfahrer, weil die infrastruktur im Herbst und Winter einfach nicht sicher genug ist und ich keine Lust darauf habe, dass mein Vermächtnis ein weißes Fahrrad an einer Kreuzung sein wird. Und mehr Leute auf dem Fahrrad bedeutet immer weniger Leute im Auto, sodass für die Autos im Endeffekt wieder mehr Platz ist.
    Berlin, trau dich!

  17. 58.

    ... und ewig grüßt das Murmeltier: seit Monaten stellen Sie unter jeden Artikel, der nur im entferntesten mit Radverkehr zu tun hat, Ihre Forderung nach Fahrradsteuer und -kennzeichen. Nach wie vor ignorieren Sie die Erkenntnisse der Schweiz bzgl. Kennzeichen oder wissenschaftliche Berechnungen zu Kosten/ Nutzen von Autoverkehr zu Radverkehr - unbelehrbar?

  18. 57.

    "Die Leute vergessen immer wieder das Deutschland den Wohlstand zu großen Teilen der Autoindustrie zu verdanken hat, fast 1 Mio Menschen dort und angrenzendes Gewerbe dafür arbeiten, man über 500 Mrd € damit erwirtschaftet und 250 Mrd € Export sind. "

    Die Zeiten sind lange vorbei und war auch nie wahr. Maschinenbau stand an der ersten Stelle. Die Autoindustrie ist schon lange keine Schlüsselindustrie mehr. 90 % des Zubehörs stammen aus Billiglohnländern.

    Wer sind die Hauptaktionäre von Mercedes-Benz Group, BMW AG und Co.? Selbst die Cornahilfen des Bundes sind in private Hände geflossen.

  19. 56.

    Von Frau Schreiner war dazu noch nichts zu hören, ihr Fokus liegt auf der TVO und dem 17. BA A100 und da reden wir über Milliarden.

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