Schriftsteller aus der Uckermark - Ehm-Welk-Stipendium aus Geldmangel eingestellt - Bücher verkaufen sich schlecht

Fr 30.08.24 | 16:13 Uhr
Verschiedene Ausgaben des Romans - Die Heiden von Kummerow - von Schriftsteller Ehm Welk. (Quelle: imago/Steinach)
Audio: rbb24 Inforadio | 30.08.2024 | Fred Pilarski | Bild: imago/Steinach

Mit den Erlösen aus dem Verkauf des Romans "Die Heiden von Kummerow" von Ehm Welk konnte 50 Jahre lang ein Stipendiun für Jugendliche finanziert werden. Dieses wird jetzt zum letzten Mal verliehen - weil der Roman kaum noch verkauft wird.

Zum 50. und letzten Mal wurde am Donnerstag im Angermünder Ortsteil Biesenbrow das Ehm-Welk-Stipendium vergeben. Die Auszeichnung wurde aus den Buchverkäufen des 1966 verstorbenen Schriftstellers Ehm Welk finanziert. Das Stipendium verstand sich als Ausbildungsstarthilfe und Anerkennung für Gemeinsinn und Hilfsbereitschaft. Doch jetzt ist aus Geldmangel damit Schluss.

"Wir haben ein Stipendium, das auf der Basis eines Testaments vergeben wird. Dieses Testament hat festgelegt, dass das Stipendium aus den Tantiemen bezahlt wird", sagte Frank Bretsch, Vorsitzender des Ehm-Welk-Vermächtnisvereins, dem rbb. Man habe jahrelang damit gut arbeiten können, doch der Geschmack der Leser habe sich auch geändert, so Bretsch. "Ein solches Stipendium ist endlich. Das ist schade."

Sechs Stipendiaten dieses Jahr

Sechs junge Menschen haben dieses Jahr zum letzten Mal das Stipendium bekommen, aus unterschiedlichen Gründen. "Ich habe mich für meine Mitschüler eingesetzt und habe sie bei Problemen immer unterstützt", sagte der Stipendiat Jonas Kracheel. "Ich habe versucht, Lösungen zwischen Schülern und Lehrern zu finden." Auch die Schülerin Jasmin Falih Yuan hat das Stipendium nach eigenen Angaben wegen ihrer Zuverlässigkeit und Sorgfalt bekommen.

Ehm Welk wurde 1884 im uckermärkischen Biesenbrow geboren. In seiner Trilogie "Die Heiden von Kummerow", "Die Gerechten von Kummerow" und "Die Lebensuhr des Gottlieb Grambauer" zeigte er seine Liebe zu den uckermärkischen Landschaften und Menschen. Besonders "Die Heiden von Kummerow" galt jahrzehntelang als Bestseller.

Angermünder Museum erinnert an Ehm Welk

Karla Schmook, die Chefin der Schwedter Ehm-Welk-Verlagsbuchhandlung, hat sich jahrzehntelang für das Werk Ehm Welks engagiert. Sie hatte nach eigenen Angaben eine eigene Lizenzausgabe der "Lebensuhr des Gottlieb Grambauer" verlegt und sogar die Filmrechte der "Heiden von Kummerow" erworben, um eine DVD zu produzieren. Nun aber scheint der Boom vorbei zu sein. "Das hängt ein bisschen mit der heutigen Lebensweise zusammen", sagte sie. Der Jugend müsste das Werk nähergebracht werden, so die Buchhändlerin.

Immerhin: In Angermünde wird noch an den Schriftsteller erinnert. Im dortigen neuen Museum wird die komplette Stadtgeschichte mithilfe von Ehm Welks Heiden-Geschichte erzählt. Eine Bronzeskulptur zeigt die Hauptfiguren des Heidenromans: den Jungen Martin Grambauer und den Tagelöhner Krischan Klambüddel, einen alten Mann am Rande der Gesellschaft, mit dem sich die Kinder solidarisch zeigen – ähnlich wie die letzten Ehm-Welk-Stipendiaten.

Sendung: rbb24 Inforadio, 30.08.2024, 15:40 Uhr

Mit Material von Fred Pilarski

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