Berlin-Wedding - Leopoldplatz-Initiative fordert Masterplan gegen Drogenkonsum
Die Anwohner des Leopoldplatzes im Wedding wollen nicht mehr länger zusehen, wie der Platz wegen des Drogenkonsums im Chaos versinkt. Die Forderung: mehr Polizeipräsenz, mehr Initiativen der Politik. Die Stimmung wurde zuletzt aggressiver.
Vor dem Hintergrund des Drogenkonsums am Leopoldplatz in Berlin-Wedding fordert die Initiative "Wir am Leo" einen Masterplan von Bezirk und Senat.
Der Sprecher der Initiative, Sven Dittrich, sagte Radioeins vom rbb am Mittwoch, seitdem an dem Platz auch die Droge Crack konsumiert werde, sei die Stimmung sehr aggressiv geworden. "Wir schwimmen alle im Moment wirklich und schauen einfach nur nach Minimallösungen." Vor Ort müssten auch immer wieder Spritzen aufgesammelt werden, so Dittrich.
"Nicht jeder hat das Recht, alles auf dem Platz zu tun"
Warum ausgerechnet der Leopoldplatz für die Drogenszene ein so attraktiver Ort ist, sei den Initiatoren nicht klar. Dittrich äußerte die Vermutung, die nahegelegene U-Bahn könnte ein Vorteil für die Szene sein.
Dittrich erklärte, jeder habe sein Recht, auf dem Platz zu sein. "Wir sagen dann aber, nicht jeder hat das Recht, alles hier auf dem Platz zu tun." Es müsse ein gewisses Gleichgewicht auf dem Platz herrschen, damit das Zusammenleben weiter funktioniere.
Die Initiative fordert laut Dittrich, dass die Politik beginnt, "greifende Konzepte zu entwickeln, gewisse Themen nicht mehr zu tabuisieren, einfach auch laut über dieses Problem zu sprechen, Lösungen zu suchen."
Mehr Polizeipräsenz und mehr Drogenkonsumräume gefordert
Der Bezirk Mitte drängt derweil auf mehr Polizeipräsenz und rund um die Uhr geöffnete Drogenkonsumräume am Platz. Die Polizei brauche vor Ort "mehr Personal direkt auf der Straße", sagte Bezirksbürgermeisterin Stefanie Remlinger (Grüne) am Dienstag dem "Tagesspiegel" [Bezahlschranke]. "Auch das Drogenmobil und der Platzdienst müssten 24 Stunden am Tag vor Ort sein", so Remlinger.
Als erste Sofortmaßnahme will die Bezirksbürgermeisterin dem Bericht zufolge nun eine Sichtschutzwand zwischen dem Aufenthaltsbereich der Suchtkranken und einem nur wenige Meter entfernten Spielplatz aufstellen. Dadurch sollten aber keine zusätzlichen, uneinsehbaren Ecken geschaffen werden, sagte Remlinger weiter.
Wann die Sichtschutzwand gebaut wird, ist unklar. Laut "Morgenpost" [Bezahlschranke] wird zeitnah und noch in diesem Sommer "eine Zwischenlösung realisiert". Demnach soll ein 90 Zentimeter hoher Zaun zwischen Drogentreffpunkt und Spielplatz errichtet werden.
Die Anwohnenden erwarten dem Bericht zufolge einen konkreten Zeitplan vom Bezirk. Vom Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU) wünscht man sich demnach, dass er zum Leopoldplatz kommt und sich selbst ein Bild von der Situation dort macht. Die Lage soll auch Thema auf der Sicherheitskonferenz sein, zu der Wegner für Anfang September eingeladen hat.
Weiteres Drogen-"Konsummobil" soll zum Einsatz kommen
Die Gesundheitsverwaltung teilte unterdessen mit, das ab dem vierten Quartal ein zusätzliches Fahrzeug als "Konsummobil" zur Verfügung gestellt wird. Derzeit ist ein solches Mobil vor Ort montags bis freitags von 10 bis 13:30 Uhr im Einsatz.
Nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung ist Crack Kokain, das durch einen chemischen Prozess eine intensivere, aber auch kürzere Wirkung bekommt. Durch das Rauchen der weiß-gelblichen Kristalle gelangt der Wirkstoff innerhalb weniger Sekunden in die Blutbahn und löst nach kurzer Zeit einen sehr starken Rausch und starke Euphorie aus. Die Wirkung lasse aber schon nach zehn Minuten nach, heißt es.
Die Gefahr einer schweren psychischen Abhängigkeit ist bei Crack laut Bundeszentrale sehr groß. Crack könne zu Atem- und Herzstillstand und auch zum Tod führen. Darüber hinaus werde die Lunge geschädigt (Cracklunge). Crack verursache auch depressive oder wahnhafte Psychosen.
Sendung: Radioeins, 09.08.2023, 5 Uhr