Teltow-Fläming - Ältestes Bauernhaus Brandenburgs entdeckt

Fr 27.10.23 | 16:01 Uhr
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Ältestes Bauernhaus Brandenburg (Quelle: rbb/Claudia Stern)
Audio: Antenne Brandenburg | 26.10.2023 | Claudia Stern | Bild: rbb/Claudia Stern

Im Landkreis Teltow-Fläming ist das älteste Bauernhaus Brandenburgs entdeckt worden. Der unscheinbar wirkende Fachwerkbau in dem Dörfchen Groß Ziescht soll nach Untersuchungen von Bauforschern aus dem Jahr 1618 stammen, wie der Landkreis am Freitag mitteilte.

Laut Landesamt für Denkmalpflege gibt es in Brandenburg kein annähernd so altes erhaltenes Gebäude wie dieses. Bisher galten Fachwerkbauten in Manker (Ostprignitz-Ruppin) und in Altranft im Oderbruch (Märkisch-Oderland) als älteste Bauernhäuser - beide stammen aus der Zeit des ausgehenden 17. Jahrhunderts.

Ältestes Bauernhaus Brandenburg (Quelle: rbb/Claudia Stern)
Innen sieht es aus wie eine Ruine | Bild: rbb/Claudia Stern

Eigentümer wollen Haus zum Wohnen nutzen

Die Entstehung des Bauernhauses in Groß Ziescht war laut Landkreis bei einer Begutachtung im Jahr 2019 zunächst in das späte 18. Jahrhundert datiert worden. Weil die Eigentümer das Gebäude, das in der Denkmalliste steht, dann 2022 verändern wollten, seien Untersuchungen zur Bestimmung des Holzalters gemacht worden.

Die neuen Forschungsergebnisse sollen nun in weitere Planungen zum Umgang mit der wertvollen historischen Substanz des Gebäudes einfließen. Die Eigentümer hätten den Wunsch, das Gebäude zum Wohnen zu nutzen, teilte der Landkreis mit.

Sendung: Antenne Brandenburg, 27.10.2023, 12:10 Uhr

18 Kommentare

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  1. 18.

    Ich schrieb ja, dass es möglich war, aber meiner Meinung nach eher unwahrscheinlich. Die Bauzeit hat damals noch nicht die entscheidende Rolle gespielt. Die Kosten waren entscheidend. Sonst hätte man eher gleich gänzlich mit Ziegeln gebaut. Ziegel im Fachwerk war damals unüblich. Für Nichtwohngebäude hätte man derart aufwändig erst recht nicht gebaut. Damals waren ja selbst einfache Bretterbuden nicht unüblich. Die meisten Menschen waren bittererarm und haben das genutzt, was verfügbar war.

  2. 17.

    Sie hatten offensichtlich noch nie mit dem Denkmalschutz zu tun. "Kann" interessiert dort leider selten, ist ja nicht deren Geld.

  3. 16.

    " Die Bauten werden erhalten, aber die Eigentümer nicht dazu verdammt, in einer Immobilie zu wohnen, die nicht oder nur sehr schwer auf heutige Wohn und Energiestandards zu bringen ist."
    Entspannt bleiben. § 105 GEG:
    "Soweit bei einem Baudenkmal, bei auf Grund von Vorschriften des Bundes- oder Landesrechts besonders geschützter Bausubstanz oder bei sonstiger besonders erhaltenswerter Bausubstanz die Erfüllung der Anforderungen dieses Gesetzes die Substanz oder das Erscheinungsbild beeinträchtigt oder andere Maßnahmen zu einem unverhältnismäßig hohen Aufwand führen, kann von den Anforderungen dieses Gesetzes abgewichen werden."

  4. 15.

    Niemand weiß, ob das Fachwerk des Gebäudes ursprünglich mit Lehm ausgefacht war und erst später ausgemauert wurde. Niemand weiß, ob dort tatsächlich eine Bauernfamilie lebte oder das Gebäude überhaupt damals zu Wohnzwecken errichtet wurde.
    Klöster stellten sehr früh Ziegel her und auch per Feldbrand in einer Art Meiler war die Herstellung auch Bauern möglich. Mit Ziegeln konnte man schneller bauen, da die Trocknungszeiten viel kürzer waren. Ich lese im Beitrag nur was über das Alter des Bauholzes. Daraus zu schließen, dass das Gebäude ebenso alt ist, halte ich für mutig. Wenn ein 92jähriger Tesla fährt, ist der Tesla dennoch nicht auch 92 Jahre alt.

  5. 14.

    In Skandinavien ist diese Form tatsächlich üblich. Sofern solch ein erhaltenswertes Gebäude da nicht innerhalb eines historischen Ensembles steht, wird es meist in einen "Hembyggdspark" (übersetzt ungefähr Heim- oder Hausbaupark) versetzt. Das sind, meist frei zugängliche, kleine Freilichtmuseen, die es in den meisten größeren Orten gibt, manchmal auch nur einzelne alte Gehöfte. Erhalten wird das Ganze dann von der Kommune, unterstützt von Freiwilligen. Ein sehr schönes Konzept, wie ich finde. Die Bauten werden erhalten, aber die Eigentümer nicht dazu verdammt, in einer Immobilie zu wohnen, die nicht oder nur sehr schwer auf heutige Wohn und Energiestandards zu bringen ist.

  6. 13.

    Natürlich konnte man Ziegel brennen, aber bis zur industriellen Herstellung derselben waren die sehr teuer und eine einfache Bauernfamilie konnte die sich in aller Regel nicht leisten. Die Ziegel dürften daher eher nicht zum ursprünglichen Erscheinungsbild gehören. Damals hat man Fachwerke üblicherweise mit einem Gemisch aus Lehm und Stroh ausgefacht.

  7. 12.

    Schüner Blick in die Zeit des 30jährigen Krieges.
    Und natürlich melden sich hier sofort die unzähligen Experten des Denkmalschutzes, die Architekurhistoriker, Geschichtswissenschaftler, Statiker...usw...zu Wort. Ich denke es gibt Fachkräftemangel?

  8. 11.

    Gebrannte Ziegel gibt es seit etwa 6.000 Jahren.
    Ziegel kannte man schon in der Jungsteinzeit, so etwa 6.000 vor Christi

  9. 10.

    Die bescheidene Frage sei erlaubt, woher Sie sich mit dem ländlichen Hausbau der ersten Hälfte des 17. Jh. in der Gegend auskennen? Der Pressemeldung nach zu schließen weist das Gebäude in seinem Alter eine gewisse Singularität in BB auf.

  10. 9.

    Das ist eine gute und in der Bauforschung nützliche Überlegung. Das Phänomen heißt Spolie und wird in der Datierung eingepreist.

  11. 8.

    Ich denke, dass die Menschen damals auch schon altes Holz zum Hausbau verwendet bzw wiederverwendet haben und es somit doch nicht soooooo alt ist

  12. 7.

    Vielleicht war das auch marke Eigenbau, wie 1618 sieht es von innen jedenfalls nicht aus. 1600 hat man mit Stroh und Felssteinen "gemauert" als Bauer - weil kein Geld. Bauen hatten maximal Holzhütten oder wohnten auf einem Ritteranwesen gratis gegen Arbeit.

  13. 6.

    Biberschwanz-Doppeldeckung, Feldsteinsockel, das Fachwerk wurde leider schon mal verschlimmbessert, ....
    Gemeinde Heideland ... hab' gerade 1000 Ideen. Nochmal 30 sein ... träum.

  14. 5.

    Ich bin immer wieder beglückt, endlose Tiraden über "Die Denkmalpflege" zu lesen. Danke, rbb, daß Ihr diese Kommentare auch alle unkommentiert veröffentlicht. Nein, es läuft nicht immer alles toll in "Der Denkmalpflege". Schon gar nicht im Land Brandenburg. Aber würde es "Die Denkmalpflege" nicht geben, wäre diese Meldung hier gar nicht erst möglich gewesen. Und ich möchte ehrlich nicht wissen, wieviele alte Häuser / Scheunen in Brandenburg schon der Unkenntnis oder Ignoranz ihrer Eigentümer zum Opfer gefallen sind.

    Schön, daß es in BB noch hie und da alte Häuser gibt! Endlos viele sind es nämlich nicht. Und noch schöner, wenn sie geschätzt und gepflegt werden.

  15. 4.

    Ein sehr altes Haus, was nun unter Denkmalschutz steht, da sollte seitens des Landes, mehr für den Erhalt möglich sein. Ein Glückwunsch, Urkunde, Händedruck und die normale Förderung ist zuwenig. Vllt. sollte es an anderer Stelle, Bestandteil eines Museumsdorfes werden. Der Plan der jetzigen Eigentümer das Haus denkmalsgerecht zu sanieren, um danach dort wohnen zu können, finde ich sehr ambitioniert. Da brauchen die Eigentümer mental u. finanziell einen langen Atem. Ich wünsche viel Glück..!

  16. 3.

    Ehrlichen Glückwunsch an die Eigentümer für dieses Kleinod - mögen sie einen langen Atem für die langen Behördenflure haben und nichts ist schlimmer als ein Denkmalschützer, der sich übergangen fühlt. Da ist 'ne böse Schwiegermutter ein Kuscheltier ;-).
    Wenn man sich auf solch ein "Abenteuer" einlässt unbedingt mal mit der Charta von Venedig auseinandersetzen. Unterm Strich ist es aber einfach "endg..." in einem Haus mit "Vergangenheit" zu leben.

  17. 2.

    https://upload.wikimedia.org/wikipedia/commons/6/66/Fachwerkhaus_in_Fischwasser.JPG

  18. 1.

    Bei den Auflagen unserer Denkmalbehörden würde ich die Finger von lassen. Da bleibt nicht viel Spielraum für die eigene Gestaltung. Allein die Fenster auf den heutigen Umweltstand zu bringen, kosten denkmalgerecht richtig viel, sprich energetisch wird das Gebäude eher nicht so toll werden. Und auf jeden Fall Gelder von der Behörde einfordern, wenn man schon nach deren Pfeife bauen muss.

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