Ukraine-Konferenz mit Selenskyj - Wenn der Personenschutz Berlin lahmlegt

Di 11.06.24 | 16:45 Uhr
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Symbolbild: Spezialeinheiten der Polizei sichern den Hauptbahnhof, bevor König Charles III. und die Königsgemahlin von dort Berlin mit dem Zug verlassen.(Quelle: picture alliance/dpa/Kay Nietfeld)
Bild: picture alliance/dpa/Kay Nietfeld

Ob Selenskyj, Obama, König Charles oder der Papst: Für sie wird nicht nur der rote Teppich ausgerollt, sondern auch Teile Berlins zur Sicherheitszone erklärt. Wer entscheidet, wie Staatsgäste geschützt werden.

Rund 2.000 Menschen kommen am Dienstag anlässlich der Wiederaufbaukonferenz für die Ukraine auf dem Berliner Messegelände zusammen. Gleichzeitig wirbt der ukrainische Präsident Volodymyr Selenskyj im Bundestag für die Unterstützung seines Landes im Krieg gegen Russland, anschließend ist er bei Bundespräsident Steinmeier zu Gast.

Deshalb gelten besondere Sicherheitszonen in der Hauptstadt. Deren Auswirkungen wie etwa Verkehrseinschränkungen bekommen viele Berliner:innen zu spüren.

Für den Schutz von Politikern und ihren Gästen wie Selenskyj ist in Deutschland die Polizei zuständig. Beim Bundespräsidenten, dem Bundeskanzler und einer Reihe Bundesminister übernimmt das Bundeskriminalamt (BKA) diese Aufgabe. Laden diese ausländische Gäste ein, erhalten auch diese Schutz.

Präsident Selenskyj mögliche Zielscheibe

Personenschutz ist durch die polizeiliche Dienstvorschrift 129 geregelt. Sie unterteilt die Gefährdung in drei Stufen. Die erste ist für Menschen mit besonders hohem Risiko. Sie sind erheblich gefährdet, mit einem Anschlag ist jederzeit zu rechnen. Dazu zählt auch Selenskyj, der als Machthaber eines Landes im Krieg eine höhere Wahrscheinlichkeit hat, zur Zielscheibe zu werden.

Staatsgäste, für die ebenfalls eine solche Einstufung galt, waren etwa der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu oder der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan im vergangenen Jahr, Barack Obama 2013 oder der Papst Benedikt XVI. im Jahr 2011. Dazu stimmt sich das BKA jeweils mit den ausländischen Sicherheitskräften ab.

Maßnahmen eine Zumutung für Einwohner

Die zweite Gefährdungsstufe gilt für Personen, die gefährdet und auf die ein Anschlag nicht unwahrscheinlich ist. Bei Stufe drei kann eine Gefährdung der Person nicht ausgeschlossen werden.

Laut BKA steht am Beginn die Gefahreneinstufung - wie wahrscheinlich ist es, dass der zu schützenden Person etwas passieren könnte? Daraufhin werden erforderliche Maßnahmen festgelegt - etwa Personenschützer, Eskorten, Absperrung von Straßen und Bahnstrecken, Luftraumüberwachung, Scharfschützen auf Dächern oder das Verplomben von Gullydeckeln. Auch werden im Bedarfsfall Gebäude mit Sprengstoff-Spürhunden durchsucht, die im Nachhinein von Staatsgästen betreten werden.

Für die Berlinerinnen und Berliner sind die Maßnahmen häufig eine Zumutung: Ausweiskontrollen vor der eigenen Wohnung oder Arbeitsstätte, das Verbot, Fenster zu öffnen oder den eigenen Balkon zu betreten sowie massive Einschränkungen des Straßen- und Schienenverkehrs.

In der Vergangenheit mehrere Angriffe auf Politiker:innen

Auch Landespolitikerinnen und -politiker erhalten Personenschutz. Als Franziska Giffey (SPD) noch Regierende Bürgermeisterin von Berlin war, wurde ihr Dienstwagen immer von einer zweiten Limousine des Landeskriminalamts mit mehreren Leibwächtern begleitet. Im Amt der Wirtschaftssenatorin galt sie nicht mehr als besonders gefährdet und hatte normalerweise keinen Schutz mehr.

Jede Annäherung können aber auch die Leibwächter der Polizei nicht verhindern. Vor allem in Wahlkämpfen mit viel Bürgernähe schaffen es aggressive Menschen manchmal, Politiker zu bedrängen. Bundeskanzler Helmut Kohl (CDU) wurde 1991 mit Eiern und Farbbeuteln beworfen, sein Nachfolger Gerhard Schröder (SPD) 2004 geohrfeigt. Bei den gravierendsten Vorfällen wurden 1990 der CDU-Spitzenpolitiker Wolfgang Schäuble und der SPD-Kanzlerkandidat Oskar Lafontaine durch Angriffe schwer verletzt.

71 Kommentare

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  1. 71.

    Moabit, Beusselstrasse... da erlebt man einiges. Man stellt sich drauf ein. Klappt.

  2. 70.

    Großstadt ist Großstadt. Dorf ist Dorf. Da regen sich Zugezogene auch auf. Manche. Über Hahn, Katz und Hund. Tach sagen können die auch nicht. Manche. Schöne EM allen in Berlin!

  3. 69.

    Na dann informieren Sie sich mal wie die Bürger in der Schweiz über das Treffen auf dem Bürgenstock für eine Meinung haben. Begeisterung ist das jedenfalls nicht.

  4. 68.

    Wie können Kneipen laut sein? Die Besucher einer Kneipe schon.

  5. 67.

    "Da gibt es aber keine ausreichende Zahl von Hotelzimmern für 2000 Teilnehmenden."
    Die braucht man auch gar nicht. Ein Teil der Leute geht abends ganz normal nach Hause in Berlin oder Umgebung. Für die allermeisten reichen auch ganz normale Zimmer halbwegs in der Nähe, die sind nicht soooo wichtig. Auch wenn sie sich sicher so vorkommen. :-)

  6. 66.

    Ach, in Bonn hat so etwas auch prima funktioniert ohne zu derartigen Verkehrsproblemen zu führen. Regierung und Parlament sollten eine eigene Stadt erhalten, wo sämtliche Sicherheitsanforderungen problemlos erfüllt werden können, ohne die Bevölkerung beständig zu drangsalieren.

  7. 65.

    Die Konferenz ist auf dem Messegelände. Da gibt es aber keine ausreichende Zahl von Hotelzimmern für 2000 Teilnehmenden. Und ein wenig wird die Polizei wahrscheinlich auch ein Interesse daran haben, dass die besonders gefährdeten Gäste in Hotels unterkommen, in denen sie gut zu schützen sind.

  8. 64.

    An der Konferenz nehmen 2000 Menschen teil. Die Infrastruktur für so etwas gibt es nur in Großstädten.

  9. 62.

    "So werden die Züge der Linie RE1 im Abschnitt Erkner und Berlin-Wannsee umgeleitet und halten zusätzlich in Berlin-Gesundbrunnen"
    Sie halten dort nicht zusätzlich, sondern stattdessen: Alle Halte in Berlin bis Wannsee entfallen nämlich.
    Warum baut man eigentlich für viele Millionen Schloss Meseberg aus, wenn man dann doch halb Berlin lahmlegt?
    Bei Macron neulich war das doch auch nicht, und das war ebenfalls ein hoher Staatsbesuch...

  10. 61.

    Das geht gar nicht. Nichts funktioniert. leute kommen nicht zur Arbeit, Schüler und Schülerinnen nicht zur Schule.
    So wichtig ist Selenskyj nicht. Beendet das, jetzt.

  11. 59.

    Friedensverhandlungen finden in den nächsten Tagen in der Schweiz statt. Moskau schickt aber lieber Soldaten anstelle von Diplomaten. Putin hat sich für Krieg statt Frieden entscheiden.

  12. 58.

    Warum spricht man von "Wiederaufbau", wenn der Krieg andauert und "Wiederaufgebautes" wieder zerstört werden kann? Macht man so etwas nicht nach Friedensverhandlungen und erst, wenn die Waffen schweigen? So ergibt sich doch der Eindruck, dass die Milliarden, welche in die Ukraine fließen, sich gleichsam in ein Faß ohne Boden ergießen.

  13. 57.

    Danke für deine Nachricht ! Ich kann auch nicht verstehen warum die S-Bahnen und Regios langsam fahren müssen ! Nicht Nachvollziehbar…

  14. 56.

    Also wer da ein Problem mit hat, soll wegziehen und gut ist. Das ist Berlin und kein Dorf. Häufig sind es eh die Zugezogenen die sich aufregen, wie auch über zu laute Kneipen und was nicht alles.

  15. 55.

    Wenn man meint die Gegend rund um Regierungsvietel oder das Messegelände absperren zumüssen, kann ich das nachvollziehen. Auch wenn ich dafür kein Verständnis habe.

    Doch warum gibt es auch fernab von Regierungsvietel und Messegelände massive Einschränkungen?

    Warum wird der S-Bahn-Verkehr nach Erkner, Mahlsdorf, BER/Schöneweide oder Potsdam massiv eingeschränkt - der S-Bahn- Nordring zeitweise ganz vom Netz genommen? Ich kann es nicht nachvollziehen?

  16. 54.

    "Wir steuern unweigerlich in einen Krieg" Naja Russland schafft es nicht mal gegen eine zahlenmäßig unterlegende Ukraine.

  17. 53.

    Vollstes Verständnis das die Leute geschützt werden müssen. Weniger dafür das die alle immer in der Innenstadt unterkommen und konferieren.
    Wir haben doch genug gute Hotels innere Pampa die sowas ausrichten könnten. Heiligendamm war doch super (also als Location zumindes)

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