75. Internationale Filmfestspiele Berlin - Berlinale startet mit starkem Appell an Menschlichkeit und Solidarität

Do 13.02.25 | 23:00 Uhr | Von Ula Brunner
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Tilda Swinton steht am 13.02.2025 während der Eröffnung der Berlinale auf der Bühne und hält ihren goldenen Ehrenbären in den Händen. (Quelle: dpa/Stache)
Video: rbb24 Abendschau | 13.02.2025 | Sascha Hingst, Arndt Breitfeld | Bild: dpa/Stache

Die Festspiele können beginnen. Höhepunkt der glanzvollen Eröffnungs-Gala war die Verleihung des Goldenen Ehrenbären an Oscar-Preisträgerin Tilda Swinton. In einer flammenden Rede wandte sie sich gegen eine Politik von Ausgrenzung und Verfolgung. Von Ula Brunner

Am Donnerstagabend haben Intendantin Tricia Tuttle und Moderatorin Désirée Nosbusch die 75. Internationalen Filmfestspiele im Berlinale-Palast bei einer glanzvollen Gala eröffnet.

Vor rund 1.500 prominenten Gästen aus Politik und Kultur gedachte das Festival zunächst auch des mutmaßlichen Attentats in München, bei dem am Donnerstag 30 Menschen verletzt wurden: "Unsere Gebete und unsre Herzen gehen an die Menschen in München".

Internationale Jury stellt sich vor

Mit einem filmischen Rückblick erinnerte die Berlinale an die Höhepunkte ihrer 75-jährigen Geschichte und an frühere Preisträger. In der Tradition der Eröffnungsveranstaltung wurde die sechsköpfige internationale Jury vorgestellt, der in diesem Jahr auch Regisseurin Maria Schrader und die chinesische Schauspielerin Fan Bingbing angehören.

Unter Leitung des Oscar-nominierten US-amerikanischen Regisseurs und Drehbuchautors Todd Haynes ("Dem Himmel so fern") werden sie am 22. Februar über die Vergabe des Goldenen und der Silbernen Bären entscheiden.

Tilda Swinton hält eine starke Rede

Ein Höhepunkt der Veranstaltung war der Auftritt von Berlinale-Dauergast Tilda Swinton. Der schottische Schauspielstar erhielt für sein Lebenswerk den Goldenen Ehrenbären. Swinton war im Jahr 2009 Jury-Präsidentin bei der Berlinale und spielte laut Angaben der Filmfestspiele bereits in 26 Filmen des Festivalprogramms mit, darunter "Caravaggio" (1986) und "The Beach" (2000). 2008 erhielt sie den Oscar als beste Nebendarstellerin für "Michael Clayton". Auch die Internationalen Filmfestspiele von Venedig haben Swinton bereits mit einem Goldenen Löwen für ihr Lebenswerk geehrt.

In seiner Laudatio sagte der Regisseur und vierfache Oscar-Preisträger Edward Berger ("Im Westen nichts Neues") über Swinton: "Es ist ihr Geist, der uns berührt und uns verändert und uns nie wieder verlässt."

In ihrer Dankesrede wandte sich die 64-Jährige gegen eine "Politik von Ausgrenzung, Verfolgung und Abschiebung", sowie gegen Besetzungen, Kolonisierung, Massenmord und Kriegsverbrechen. Swinton warb für eine humane Solidarität mit allen Menschen und Gerechtigkeit, "in einer Gegenwart, in der es vielleicht noch nie so wichtig war, zu überlegen, was Souveränität wert ist, was Geschichte, was Kultur bedeutet, was Menschsein wert ist."

Das Kino könne die Welt inspirieren. Es sei "ein Licht in der Dunkelheit, das nie erlischt". Sie beendete ihre Ansprache auf Deutsch mit der Forderung: "Warum denn nicht!"

"Es ist dringlich, dass wir miteinander reden können"

"Ich hoffe, dass wir uns einander Gehör schenken. Ich denke, es ist so dringlich wie nie zuvor, dass wir miteinander reden können", sagte auch die neue Berlinale-Chefin Tricia Tuttle bei der Eröffnungsgala. Die US-Amerikanerin und frühere Chefin des London Film Festivals hat seit April 2024 die Intendanz von ihren Vorgängern Charlotte Rissenbeek und Carlos Chatrian übernommen.

Überschattet wurde ihr Amtsantritt von einer langanhaltenden Debatte über die politische Position des Festivals: Die Preisgala 2024 endete wegen einseitiger und unwidersprochener israelkritischer Äußerungen Filmschaffender mit einem Eklat. Auch deswegen wohl erinnerte Tuttle gemeinsam mit Filmschaffenden wie Andrea Sawatzki oder Ulrich Matthes auf dem roten Teppich an die israelische Geisel David Cunio. Sie hielten ein Foto des Filmemachers mit der Aufschrift "Bring David Cunio Home" hoch. Dieses Jahr wird auf der Berlinale ein Film gezeigt, der von ihm handelt: "Michtav Le'David. A Letter to David".

19 Filme im Wettbewerb

Über 200 internationale Filme hat das Team rund um Tricia Tuttle ausgewählt, 19 davon konkurrieren im Wettbewerb um den Goldenen und die Silbernen Bären.

Für Deutschland gehen zwei Filme ins Bären-Rennen: "Was Marielle weiß" von Frédéric Hambalek mit Julia Jentsch über eine Familie, deren Tochter Marielle plötzlich übersinnliche Fähigkeiten entwickelt. Die Ko-Produktion "Yunan" von Ameer Fakher Eldin wiederum stellt die Geschichte eines im Exil lebenden arabischen Autors in den Mittelpunkt.

Weitere Filme mit deutscher Beteiligung sind "Mother's Baby" der Österreicherin Johanna Moder sowie "La Tour de Glace" der französischen Regisseurin Lucile Hadžihalilović.

Während sich altbewährte deutsche Bären-Gewinner wie Andreas Dresen oder Christian Petzold in diesem Jahr nicht unter den Wettbewerbs-Kandidaten befinden, sind einige internationale Regiegrößen dabei: das biografische Musikdrama "Blue Moon" von US-Regisseur Richard Linklater über den Broadway-Komponisten Lorenz Hart und die neuen Werke von altbekannten Berlinale-Gewinnern wie Radu Jude ("Kontinental '25") oder dem südkoreanischen Filmemacher Hong Sang-soo mit "What Does that Nature Say to You".

Im neuen internationalen Nachwuchs-Wettbewerb "Perspectives" gehen 14 Spielfilmdebüts ins Rennen.

Cotillard, Pattinson, Chalamet, Cumberbatch

Mit den Filmen kommen die Weltstars: Fans und Autogrammjäger können sich auf die Schauspielerinnen Rose Byrne ("If I Had Legs I'd Kick You", Wettbewerb) und Marion Cotillard ("La Tour de Glace", Wettbewerb) freuen. Weitere Oscar-Preisträger erweisen Berlin die Ehre, etwa Schauspielerin Jessica Chastain ("Dreams", Wettbewerb) und Regisseur Bong Joon Ho, der für "Mickey 17" (Berlinale Specia Gala) auch Robert Pattinson und Steven Yeun mitbringt.

Die Hollywood-Stars Timothée Chalamet ("A Complete Unknown", Berlinale Special Gala), Benedict Cumberbatch ("The Thing with Feathers", Berlinale Special Gala), Margaret Qualley und Ethan Hawke (beide in "Blue Moon", Wettbewerb) werden ebenfalls über den roten Teppich flanieren.

Die Gala live im Kino und im rbb-Fernsehen

Nach der Gala lief der Eröffnungsfilm der Berlinale: "Das Licht" von Tom Tykwer. Der Film mit Lars Eidinger und Nicolette Krebitz erzählt den Alltag einer Familie, deren Alltag durch eine syrische Haushälterin durcheinander gewirbelt wird.

Die 75. Berlinale findet vom 13. bis 24. Februar 2025 statt und gilt als größtes Publikumsfestival der Welt. Der Ticketverkauf ist bereits gestartet.

Schnee, Stars und Proteste zum Start der Berlinale

Sendung: rbb24 Abendschau, 13.02.2025, 19:40 Uhr

Beitrag von Ula Brunner

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26 Kommentare

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  1. 26.

    Weil solche Typen jetzt vor der Wahl massenhaft unterwegs sind:Die TikTok-Armee der AfD. man muß noch die Trollfabriken Russlands dazu nehmen. dann wissen Sie, was los ist.

  2. 25.

    Ick sach nur ,,Perlen vor die Säue''! Diese/er Sally ist nurb ein Troll aus Langeweile und Provolust....!

  3. 24.

    Tja Sally…. So ist das hier inzwischen in den Kommentarspalten. Sind Sie irgendwie anderer Meinung, können Sie ja nur ganz rechts und AfD-Wähler sein.
    Dabei ist Ihr erster Kommentar durchaus verständlich und für mich auch nachvollziehbar.
    Nehmen Sie es einfach nur gelassen - diese Kommentatoren bleiben in ihrer Blase und versprühen weiter ihr Gift…

  4. 23.

    Ich kenne die Tilda überhaupt nicht Ich hoffe das ist nicht schlimm.

  5. 22.

    Ich komme ganz gut ohne Berlinale samt Schickeria und Gedöns aus.

  6. 21.

    Wirklich lustig, was Sie in meinen kleinen Text hineininterpretieren. Nichts davon stimmt, aber leben Sie ruhig in Ihrer kleinen, eingeschränkten Bubble weiter.

  7. 20.

    Interessant, was Sie mir unterstellen, denn ich habe gar nicht geschrieben, dass ich nichts mit Kultur anfangen kann.

  8. 19.

    Sie werden es nicht glauben, aber Sie sind nicht das Maß aller Dinge - es ist schade, dass viele Menschen in unserer Demokratie nur noch sich sehen. Denn alles hat mit Ihnen zu tun. Es gibt die Berlinale seit 75 Jahren, sie ist ein interessantes, vielseitiges Festival, das besondere Filmerlebnisse ermöglicht und ein Gespräch über die Betrachtung der Welt. Solchen Perspektivenaustausch sollte es viel öfter geben, dann würden Leute nicht extremistisch verblöden und in begriffsloser Feindseligkeit extremistische Parteien wie die AfD wählen oder dem Islamismus verfallen - ist alles ähnlich.
    Die Welt als Gesamtzusammenhang zu sehen und sich selbst darin zu verorten, sich menschlich zueinander zu verhalten, das ist einer der Aspekte eines Filmfestivals. Die Berlinale ist ein großes Treffen, und Berlin ist der Ort dafür.

  9. 18.

    Es wird unterstützt. Nicht voll finanziert. Etwas über 10% des gesamten Etats.

  10. 17.

    "Nur Unzufriedene und Wähler der AfD schreiben diese komischen Kommentare. "

    Hier gibts auch langsam gar kein Niveau mehr. Was läuft denn bei ihnen schief, dass Sie so einen Unfug schreiben? Am liebsten würde ich den Satz nehmen und auf Sie ummünzen.

  11. 16.

    Starke Rede gegen die von Israel begangenen Verbrechen, ohne Israel beim Namen zu nennen. Denn sonst würde auch sie, wie schon viele andere vor ihr. von unseren Politikern und Presse als Antisemitin/Judenhasserin verunglimpft werden.

  12. 15.

    Auf Andrea Sawatzki ist Verlass. Eine angenehme Erscheinung in dieser Branche, die viel zu oft den Mund hält. Was ich über Leute wie L. Neubauer, M. Becker oder A. Thalbach denke, behalte ich lieber für mich.

  13. 14.

    Solange nicht gegen Menschen und Länder agiert wird, ist das ein tolles Event. Letztes Jahr war ich mehr als entsetzt, als die Berlinale politisch missbraucht wurde.

    Doch in diesem Jahr hege ich die Hoffnung, dass es anders wird. Immer konstruktiv denken, es kann nur besser werden.

  14. 13.

    Was wollen Sie uns mitteilen? Mein Rückgrat ist komplett kaputt, bis auf das Rückenmark, aber trotzdem reicht es immer noch dazu, zufrieden und glücklich wertfreie und konstruktive Kommentare zu schreiben. Ich liebe die Berlinale, Weltoffenheit hat was mit Solidarität, Demokratie und Freiheit zu tun.

    Fazit: Auch mit kaputtem Rückgrat kann man das Leben positiv sehen.


    Nur Unzufriedene und Wähler der AfD schreiben diese komischen Kommentare.


  15. 12.

    Ob es jeder einzelne Mensch mag oder nicht, ist unwichtig. Zu den Filmfestspielen ist Berlin jedes Jahr mal eine internationale Stadt, das ist doch gut. Ansonsten wird es hier doch langsam stickig.

  16. 10.

    Da sind Sie aber ganz falsch informiert. "Die Berlinale wird gefördert von der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Der European Film Market (EFM) ist Teil der Berlinale." Kann man ohne Probleme nachlesen.

  17. 9.

    Wer Rückgrat besitzt, bleibt diesem Event konsequent fern.

  18. 8.

    Nicht jeder muss was mit Kultur anfangen müssen, die international Menschen zusammen bringt.
    Manchmal denkt so einer nur an die Straße, in der er oder sie wohnt.

  19. 7.

    Irgendwie hat diese Veranstaltung nichts mit mir als Berlinerin zu tun.

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