Nach Rede in der Urania - Staatsschutz ermittelt nach Völkermord-Vorwurf auf der Berlinale

Di 18.02.25 | 20:03 Uhr
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Archivbild: Regisseur Jun Li; Sektion: Panorama 2025. (Quelle: berlinale.de/Jun Li)
Audio: rbb24 Inforadio | 18.02.2025 | Silke Mehring | Bild: berlinale.de/Jun Li

Nach einer Berlinale-Veranstaltung ermittelt der Staatsschutz. Dort hatte am Wochenende der Regisseur Jun Li Deutschland vorgeworfen, "Genozid" an den Palästinensern zu unterstützen. Berlinale-Intendantin Tricia Tuttle bedauerte den Vorfall.

 

Nach einer Berlinale-Veranstaltung am Wochenende, bei der von Völkermord gegen die Palästinenser die Rede war, ermittelt der Polizeiliche Staatsschutz des Landeskriminalamts. Der Vorgang werde geprüft, sagte ein Sprecher der Berliner Polizei. Der Staatsschutz ist für politische Straftaten zuständig. Zuvor hatten mehrere Medien darüber berichtet.

Der Regisseur Jun Li hatte am Samstagabend in der Bildungseinrichtung Urania eine Rede des Schauspielers Erfan Shekarriz vorgelesen, der in seinem Film "Queerpanorama" mitspielt. Der Film wurde am Samstag im Rahmen des Festivalprogramms gezeigt, wie eine Berlinale-Sprecherin sagte. Er läuft nicht im Wettbewerb, sondern in der Sektion "Panorama".

Ein Videomitschnitt mit Teilen der Rede war in sozialen Medien zu sehen. In dem Redebeitrag hieß es, Millionen von Palästinensern erstickten unter Israels brutalem Siedlerkolonialstaat.

Scharfe Kritik an der Bundesregierung

Die deutsche Regierung und ihre Kulturinstitutionen, einschließlich der Berlinale, leisteten ihren Beitrag zur Apartheid, zum Völkermord und dem brutalen Auslöschen des palästinensischen Volkes. Als Reaktion aus dem Publikum gab es zustimmende, aber auch deutlich kritische Zwischenrufe.

In dem Beitrag war außerdem die umstrittene propalästinensische Parole "From the river to the sea, palestine will be free" zu hören. Mit dem Satz ist gemeint, es solle ein freies Palästina geben auf einem Gebiet vom Fluss Jordan bis zum Mittelmeer - dort, wo sich jetzt Israel befindet.

Die Intendantin des Filmfestivals, Tricia Tuttle, teilte mit, die Berlinale bedaure den Vorfall außerordentlich. "Wir haben unsere Gäste im Vorfeld darauf hingewiesen, welche politischen Äußerungen besonders sensibel und welche möglicherweise strafbar sind."

Zentralrat äußert sich "fassungslos"

Der Zentralrat der Juden in Deutschland schrieb auf der Plattform X mit Blick auf den Berlinale-Vorfall und die islamistische Terrororganisation Hamas: "Dass zu Hamas-Parolen Beifall aufbraust,
macht fassungslos. (...) Wir gehen davon aus, dass ein solches Verhalten entsprechend sanktioniert wird."

Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner (CDU) sprach sich für eine Berlinale ohne Antisemitismus und Israelfeindlichkeit aus. Sie sei unter der neuen Leitung von Tricia Tuttle auf dem richtigen Weg. "Es ist aber unerträglich, dass es bei der Berlinale erneut zu antisemitischen Vorfällen gekommen ist, die einen Schatten auf das Filmfestival insgesamt werfen", sagte Wegner. "Für mich ist das inakzeptabel. Antisemitismus und Israelfeindlichkeit dürfen auch auf der Berlinale keinen Platz haben."

Der Vorfall weckt Erinnerungen an die Preisverleihung 2024, als einzelne Preisträger auf der Bühne das Vorgehen Israels massiv kritisiert hatten, ohne den Terrorangriff der islamistischen Hamas vom Oktober 2023 zu erwähnen. In Statements war damals auch die Rede von Apartheid im Zusammenhang mit der Situation in den von Israel besetzten Gebieten sowie von Genozid (Völkermord) mit Blick auf das Vorgehen der Armee in Gaza.

Berlinale-Stars positionieren sich politisch

Sendung: rbb24 Inforadio, 18.02.2025, 7:00 Uhr

 

 

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24 Kommentare

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  1. 24.

    Eines muss man aber zur Kenntnis nehmen :

    6 mal max. 14 km sehen jetzt schrecklich aus.
    Arme KInder und alle Menschen die dort leben müssen.

  2. 23.

    Eines muss man aber zur Kenntnis nehmen :

    6 mal max. 14 km sehen jetzt schrecklich aus.
    Arme KInder und alle Menschen die dort leben müssen.

  3. 22.

    Die altbekannte Frage eines "Cui Bono", die über alles stehende Frage: "Wem nützt es?", anders: "Kann es zum Nutzen oder Schaden von Israel gereichen?", diese Art von Fragen hat immer schon eine offene Diskussion aller Art faktisch verhindert. Dies deshalb, weil der Fragende unabhängig seiner eigenen Motivation unverzüglich einsortiert wird und im Zweifelsfalle seine eigene Worte nicht mehr erkennt, in dem, was ihn ein anderer da in den eigenen Mund gelegt hat.

    MIthin: Es gibt eine legitime und gerechtfertigte Kritik an der gegenwärtigen israelischen Regierung wie an jeder anderen Regierung, die mit einem Jüdischsein überhaupt nichts zu tun hat und es gibt zweifellos auch eine legitime und gerechtfertigte Kritik an Palästinenser-Organisationen, die analog des mitteleuropäischen Denkens zur vorletzen Jh. wende den "Wert des eigenen Volkes" in Quadratkilometer Land bemisst.

  4. 21.

    Das hat staatlich verordnete Räson so an sich, zumal in Ländern wo FDGO verfassungsrechtlichen Rang hat.

    Wenn shon Räson, dann bitte ohne die eigenwilligen Interprätationen, die sich bestens eignen, die gewünschte Vernunft zu untergraben.

  5. 20.

    Jetzt geht das Affentheater schon wieder los, nicht zu fassen! Haben denn auch wieder Möchtegern-Empörte den Saal verlassen? Ich hoffe es doch wohl sehr...
    Mit river und sea bin ich jetzt nicht so auf dem Laufenden mit der Rechtsprechung - aber ansonsten darf man doch alle diese Ansichten haben und auch äußern: Nichts von dem, was hier erwähnt wird, ist kriminell!
    Da feiern wir, dass die Welt zur Berlinale hier zu Gast ist - aber dann soll die Welt gefälligst ihre Preise entgegennehmen, in die Kameras lächeln und ansonsten ihren Mund halten. Ein Trauerspiel!
    Man begreift mehr und mehr, dass der amerikanische Vizepräsident in München nicht so unrecht hatte...

  6. 19.

    Was der Staatsschutz da macht, Israel und das Jüdische Volk gleichzusetzen, ist der SCHLIMMSTE Akt des Anrisemitismus überhaupt! Deutschland macht sich mit diesem "Staatsräson" Mist halt international zur kompletten Lachmummer.

  7. 18.

    Ich möchte jedenfalls nicht, dass die Berlinale dazu instrumentalisiert wird, den Hass auf Israel als Iraner dort auszuleben, vorgetragen durch einen chinesischen Regisseur. Dieser Hass war sehr wahrscheinlich schon vor der jetzigen Situation in Gaza vorhanden. Iran und Israel sind Erzfeinde und Iran würde wahrscheinlich vieles tun, um Israel am liebsten selber verschwinden zu lassen.

  8. 17.

    Wie gut das die Berlinal das ist was es ist, ein Filmfest!
    Ja okay, bzgl. Ukraine standen zwar mal alle klatschend auf und es wurde ständig darauf hingewiesen.
    Aber das hatte keinerlei politische Ansätze.

  9. 16.

    Es klingt nicht nur überzogen, sondern ist es auch. Gucken Sie sich doch bitte an, von wem dieser Vorwurf kommt, von einem iranischen Schauspieler. Iran erkennt Israel nicht als legitimen Staat an, unterstützt islamistische Milizen wie Hisbollah und Hamas und dann wissen Sie, wie "neutral" diese Erklärung ist.

  10. 15.

    Naja, da hat sich jemand als Israel-Hasser geoutet. Das ist sicherlich ein Problem für das Ansehen der Berlinale, aber ein öffentliches Interesse zur Verfolgung einer Straftat kann ich darin nicht erkennen. Man sollte diesen Typen so wie jeden anderen Antisemiten behandeln und gesellschaftlich ächten. Da reicht es schon, wenn man seine Filme boykottiert und die öffentliche Förderung eingestellt wird. Mit einem Strafverfahren würde man eher dazu beitragen, dass er sich in einer angeblichen Opferrolle darstellen könnte.

  11. 14.

    Absurd wird es dort, wo die Tatsachen geleugnet werden und dazu beigetragen wird, daß dies nicht ausgesprochen werden darf ! Und dabei sind solche Äusserungs-Einschränkungen und Verbote durch die Berlinale und auch Ihr Beitrag ebenfalls einzuordnen. Auch wenn der von Ihnen zitierte Satz tatsächlich etwas überzogen klingt...

  12. 13.

    "...... einschließlich der Berlinale, leisteten ihren Beitrag zur Apartheid, zum Völkermord und dem brutalen Auslöschen des palästinensischen Volkes."

    Die Berlinale leistet ihren Beitrag zur Apartheit, Völkermord und brutalen Auslöschen des palästinensischen Volkes? Wie sollte das gehen? So langsam, wird es aber wirklich absurd und ärgerlich. Ich hatte so gehofft, dass die Berlinale dieses Jahr endlich zur Ruhe kommen kann und jetzt das. Der iranische Schauspieler Erfan Shekarriz, der selber die Berlinale boykottiert und der stattdessen seine Erklärung von dem chinesischen Regisseur Jun Li dort vortragen lässt. Alles klar, er selber boykottiert die Berlinale und sucht sich stattdessen ein Sprachrohr.

  13. 12.

    Das rechtfertigt aber in keinster Weise das Verhalten Israels im Augenblick. Vertreibung von Millionen Zivilisten und das töten Zehntausender Zivilisten ist kein Stück besser als das widerliche Treiben der Hamas. Israel ist längst über eine legitime Antwort auf den Überfall hinaus.
    Ihren Friedenswunsch/Gruß finde ich daher ziemlich Zynisch, da er ja scheinbar nur für Juden gilt.

  14. 11.

    Ganz meine Meinung ! Der internationale Strafgerichtshof geht nicht von Ungefähr mit Haftbefehlen gegen Netanjahu und Yoav Gallant vor. Aber das ist ja alles Fake...
    Zitat Amnesty: Die Haftbefehle des IStGH gegen Netanjahu und Gallant enthalten eindeutige Anklagen wegen Kriegsverbrechen, die 'schwere Verstöße’ gegen die Genfer Konventionen darstellen. Jeder Staat der Welt ist verpflichtet, unabhängig von der Nationalität des Täters oder des Opfers, diejenigen vor Gericht zu stellen, denen solche 'schweren Verstöße’ zur Last gelegt werden."
    Aber in Deutschland werden lieber die verfolgt, die solche Dinge ansprechen...

  15. 10.

    Der Genozid ist Teil der Anklage gegen Netanjahu. Deutschland stand „uneingeschränkt“ an der Seite dieses Mannes und lieferte Waffen. Warum muss der Staatsschutz ermitteln? Der Haftbefehl für Netanjahu und andere Leute steht.

  16. 9.

    Sie bekämpfen lediglich die Feinde des Judentums & Israel. "und da ist es egal auf welchen Gebiet" fehlt da nur noch als Zusatz!

  17. 8.

    Auf einer kulturellen Veranstaltung wie der Berlinale muss man sagen können, was man denkt. Wo kommen wir hin, wenn jede Äußerung kriminalisiert wird? Aufgabe der Veranstalter ist es dann sich deutlich zu positionieren. Nicht, Zensuren zu verteilen. Kommt mal alle wieder runter. Es gibt in diesem Land noch immer eine vom Grundgesetz geschützte freie Meinungsäußerung. Und falls jemand denkt, ich teile die propalästinenschen Ansichten, so muss ich enttäuschen. Ich finde diese einseitige Kritik an Israel zum Heulen. Wie kann man nur so blind sein.

  18. 7.

    ,,Die Hamas ist ein Produkt Israels". Wie bitte? Israel und das Jüdische Volk kämpfen seit Jahrzehnten für ihren Staat und gegen Banditen wie der Hamas und Hisbollah!
    Sie bekämpfen lediglich die Feinde des Judentums & Israel.

    Shalom!

  19. 6.

    Wo fängt bei ihnen der Völkermord an ?
    Bei mir wenn jemand bestrebt ist die Bevölkerung in brutaler Weise zu töten. Es gibt dafür keine Rechtfertigung.
    Nicht beim Völkermord an den Juden, Armeniern und Sowjetbürgern und ebenso wenig beim Vorgehen der extrem rechtsgerichteten Regierung Israels gegen unschuldige Palästinenser.
    Die Hamas ist ein Produkt Israels wie die Taliban ein Produkt der USA sind. Beide wurden finanziert und aufgebaut, um gegen andere Kräfte PLO u.a. in Stellung gebracht zu werden. Jetzt haben die sich verselbstständigt und deshalb müssen Unschuldige sterben? Ein Protest wird kriminalisiert in einem Land, welches sonst so tut als sei es der Hort der freien Meinungsäußerung?
    Geht gar nicht!

  20. 5.

    Gehören solcherlei Anwürfe nicht zum guten Ton in diesem Milieu?

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