Nachwuchsförderung auf der Berlinale - Der lange Traum vom ersten eigenen Film

Fünf Jahre - so lange brauchen Regie-Absolvent:innen der Filmhochschulen im Schnitt für ihren ersten Film. Hoffnung macht die neue Nachwuchs-Sektion der Berlinale. Von Nathalie Daiber und Alina Ryazanova

Pauline Roennebergs Regie-Karriere begann vielversprechend: Sie hatte als eine der ersten die Filmhochschule mit einer Serie abgeschlossen und konnte gleich weitermachen: "Das fing ganz toll an, und ich habe viel entwickelt, bezahlte Aufträge bekommen und Serien entwickelt. Damals wurde viel investiert in neue Ideen und mutigeres Erzählen." Das war vor sieben Jahren – damals boomten Serien. Es war der Beginn der Streamingdienste. Also konnte sie sogar zwei Folgen für die Doku-Miniserie von Doris Dörrie "Farm Rebellion" realisieren.
Aber ihr Regie-Debüt nach einem eigenen Drehbuch kann sie erst jetzt umsetzen. Nach einer Studie des Produzentenverbandes von 2021 brauchen Hochschulabsolvent:innen im Schnitt fünf Jahre, bis sie ihren ersten Film realisieren können. "Einen Originalstoff heute zu finanzieren, und da bin ich eigentlich schon seit meinem Studium dran, ist nochmal eine ganz andere Nummer", sagt Roenneberg.
Initiative fordert mehr Mut von Filmförderung
Mit anderen aus ihrer Filmhochschulklasse gründet die Regisseurin 2023 die Initiative "Angst essen Kino auf", weil sie alle große Schwierigkeiten haben, ihr Debüt zu finanzieren. Sie fordern mehr Mut, auch Anfänger:innen zu fördern: "Eure Angst tötet unsere Kreativität, unsere Ideen, unsere Lust am Schaffen", heißt es im Appell.
Dabei sind viele Filmschaffende sehr gut ausgebildet und hochqualifiziert - noch ein Ergebnis der Nachwuchsstudie des Produzentenverbands. Die Produzentin Alexandra Krampe hat sie mitinitiiert. Sie kämpft seit fast acht Jahren für eine Reform der Filmförderung: "Ein Teil des strukturellen Problems ist auch eine gewisse Risikoaversion in unserer Branche. Menschen müssen oft erst Preise gewinnen und etwas vorweisen, bevor sie Vertrauen geschenkt bekommen".
Mit ihrer eigenen Produktionsfirma Julex Film kennt sie die Probleme. Außerdem gehen viele in der Branche noch immer davon aus, dass Nachwuchs-Filmschaffende ihre ersten Filme "für einen Appel und ein Ei", also für extrem geringe Budgets, realisieren. Nach der Nachwuchsstudie haben nur 64 Prozent der Regisseur:innen bei ihrem ersten Film eine Gage bekommen. Dabei gelten auch beim Film Tarifverträge und geregelte Arbeitsbedingungen.
Doch keine Talentförderung vom Bund
Die prekäre Situation des Filmnachwuchs wollte die scheidende Kulturstaatsministerin Claudia Roth verbessern. Ihre Filmförderungsreform sah schon 2025 rund 7,2 Millionen Euro nur für Erst- und Zweitfilme vor. Alexandra Krampe hatte für den Produzentenverband an der Reform mitgearbeitet. Zwar wurde das Filmfördergesetz noch vom Bundestag beschlossen, aber das Geld für den Nachwuchs nicht. "Ob diese Talentförderung auch wie unter der alten Regierung geplant und budgetiert kommt, oder ob es dann in diesem Bereich noch einmal Veränderungen gibt, das weiß niemand von uns zum jetzigen Zeitpunkt", sagt Krampe.
Also konkurrieren die Nachwuchsfilmer:innen jetzt wieder mit den etablierten Filmemachern um die Förderungen. Mittlerweile sei das Antragsvolumen so hoch, so Alexandra Krampe, dass niemand sagen kann, ob überhaupt noch Debüts gefördert werden.
Auch der Maximilian Becht von der Produktionsfirma Kojotenfilm macht sich Sorgen, um die Zukunft. Zwei Kinoprojekte wollten sie eigentlich durch die neue Talentförderung finanzieren. Zumal Filmprojekte normalerweise über mehrere Jahre geplant werden: "In einem Jahr, entwickelt man das Drehbuch. Im nächsten Jahr möchte man finanzieren, im übernächsten Jahr soll man drehen. Und gerade kann man eigentlich gar nicht so wirklich planen, wie man dieses Budget zusammenstellen soll."
Für Pauline Roennebergs Debütfilm kommt die Nachwuchs-Förderung vom Bund sowieso zu spät: Sie plant noch im Frühjahr zu drehen. Ihr Debütfilm "Kalter Hund", eine schwarze Komödie über Familiengeheimnisse, wird vom "Filmfernsehfonds Bayern" und dem ZDF "Kleines Fernsehspiel" finanziert: Das Geld reicht nur für 20 Drehtage, eigentlich zu wenig. Aber endlich kann sie ihren Debütfilm realisieren.
Die Hoffnung heißt: Berlinale
Bei der diesjährigen Berlinale haben internationale Debütfilme erstmals eine eigene Wettbewerbsreihe bekommen: "Perspectives" heißt sie, und die neue Filmfestival Chefin Tricia Tuttle hat sie eingeführt. Maximilian Becht freut das: "So merken die Leute, dass Nachwuchsfilme mehr Unterstützung brauchen, denn das sind die Filmemacher:innen der Zukunft."
Hier finden sie ihr erstes Publikum, aber das Festival ist auch ein Branchentreff und eine gute Chance, mehr Budget für den nächsten Film zu bekommen. Die Berlinale, sagt Pauline Roenneberg, ist "das, wofür wir Filme machen."
Sendung: rbb24 Inforadio, 11.02.2025, 10:55 Uhr
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