Bildungsverwaltung - Verband nennt neues Pflichtschuljahr für Ausbildungslose eine "Herausforderung"

Mi 12.02.25 | 19:09 Uhr
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Symbolbild: Schülerinnen melden sich während des Unterrichts an einer Schule. (Quelle: dpa/Dittrich)
Bild: dpa/Dittrich

Berlins Berufsbildungsschulleiterverband sieht es als Herausforderung an, bis zum Sommer genügend Lehrkräfte für das 11. Pflichtschuljahr in Berlin zu finden. Dieses soll laut der Bildungsverwaltung im neuen Schuljahr 2025/ 2026 starten.

Bereits ohne zusätzliche Klassen besteht Lehrkräftemangel

Die Lehrkräftesuche sei eine "Herkulesaufgabe", so Stefan Marien, stellvertretender Vorsitzender der Vereinigung der Leitungen berufsbildender Schulen in Berlin. An seiner Schule, dem OSZ Ästhetik und Technik, liege die Lehrkräfteausstattung bei 92 Prozent. Mit dem elften Pflichtschuljahr kämen vier neue Klassen dazu, für die er Lehrkräfte brauche, aber auf dem Arbeitsmarkt gebe es diese "nicht unbedingt so viel".

Als eine weitere Herausforderung sieht der Schulleiter, dass die Kooperationsschulen, aus denen er in Charlottenburg seine künftigen 11.-Pflichtschuljahr-Schüler bekommen soll, bis zu einer Stunde Fahrtzeit entfernt liegen, etwa in Reinickendorf und in Buch: "Es wird natürlich schwierig, dass gerade schuldistante Schüler, mit denen wir rechnen, so lange Wege haben. Es wird spannend, ob sie regelmäßig eintreffen."

Sekundarschulleitervereinigung warnt

Sven Zimmerschied von der Sekundarschulleitervereinigung erwartet ebenfalls, dass unter den Jugendlichen im 11. Pflichtschuljahr auch Schülerinnen und Schüler mit Schuldistanz sein werden. Zimmerschied kennt die Schülerklientel aus seiner eigenen Schulleitererfahrung. Er meint: Ein Teil werde in den neuen elften Klassen ankommen. "Aber es wird auch welche geben, die jetzt nicht zur Schule kommen in der zehnten Klasse an der Sekundarschule. Weshalb sollten sie dann in der elften Klasse in der Berufsschule zur Schule gehen, weil sie im Augenblick vielleicht erst mal ganz andere Probleme bewältigen müssen." Als Beispiele nennt er "psychologische und familiäre Probleme".

Schulleiter Stefan Marien rechnet damit, dass die neuen Elftklässler an seinem Oberstufenzentrum eine "sehr individuelle" Unterstützung brauchen werden, zum Beispiel durch eine zusätzliche Sozialarbeiterin, die ihm auch versprochen worden sei. Unter anderem durch viel Praxis will Marien erreichen, dass die neuen Elftklässler gerne kommen und sich beruflich orientieren können. Genügend "gute Praktikumsplätze" für sie braucht er deshalb auch, für ihn ist das eine weitere Herausforderung. Das elfte Pflichtschuljahr hatte die schwarz-rote Koalition in Berlin eingeführt für Jugendliche, die nach der Klasse 10 weder einen Ausbildungsplatz noch andere Perspektiven haben. Derzeit betrifft das etwa zehn Prozent eines Jahrgangs, laut der Bildungsverwaltung berlinweit rund 3.000 Jugendliche.

Sendung: rbb88,8, 12.02.2025, 16 Uhr

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7 Kommentare

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  1. 6.

    In Hamburg ist bis 18 Jahren Schulpflicht. Die Schüler/innen, die keine Ausbildung antreten oder tatsächlich doch noch einen höheren Schulabschluss nachholen wollen, werden überwiegend an Berufsschulen in sog.Arbeitsvermittlungsklassen aufgefangen. So eine Klasse wird u.a. von meiner Tochter unterrichtet. Die Schüler/innen müssen Bewerbungen schreiben, sich um Praktika bemühen. Bei den meisten klappt es tatsächlich,so dass etliche dann eine Ausbildung machen.

  2. 5.

    Tja, das Bayern nach dem Krieg einen "Eisernen Vorhang" vor die Nase gesetzt bekam, und ihre angestammte Hanndel und - Wirtschaftsstrukturen abgewürgt wurden, das war der Grund!

    Beispiel Berlin; Westberlin wurde seit seiner Gründung "gepammpert", ebenso auch Ostberlin duch die SED - Bonzen, und Berlin kann immer noch nicht ohne Länderausgleich auskommen, aber nicht nur in Sachen Bildung leistet es sich schlecht abzuschneiden..

  3. 4.

    Schön, dass Bayern da viel weiter ist.
    Könnte daran liegen, dass Bayern bis 1982 Geldempfänger war im Länderfinanzausgleich.
    Vielleicht sollte man das anderen Bundesländern zeitlich zugestehen.

  4. 3.

    Das was in Berlin als eine neue Herausforderung gilt, das wird in Bayern bereits seit Jahrzehnten praktiziert!

  5. 2.

    Kann ja nicht, haben nur 2 wichtige Wahlthemen.
    Migration und Wirtschaft.
    Geile Zukunft !!!

  6. 1.

    Ach, haben wir neben Migration etwa noch das wichtige Thema "Bildung"? Hab' ich im Wahlkampf bisher nicht gemerkt...