Berliner Förderprojekt - Antrag abgelehnt? Was es beim Reparaturbonus zu beachten gibt

Mi 13.11.24 | 17:24 Uhr | Von Hannah Weber
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Ein Techniker arbeitet an einem Smartphone mit defektem Display in seinem kleinen Fachgeschäft für Reparaturen und Zubehör. (Quelle: dpa/Christian Charisius)
Bild: dpa/Christian Charisius

Über 2.800 Anträge in knapp zwei Monaten – die Reparatur von Elektrogeräten wird in Berlin mit dem Reparaturbonus gefördert. Aber: Nicht alle Reparaturen werden vom Senat gefördert. Was tun, damit es klappt?

  • Reparaturbonus-Förderprojekt im September in Berlin gestartet
  • erstattet wird die Hälfte der Reparaturkosten, maximal jedoch 200 Euro
  • Geräte müssen defekt sein, bei Optimierung wird der Antrag abgelehnt

Seit September fördert die Berliner Senatsverwaltung mit dem Reparaturbons die Reparatur von Elektrogeräten. Über 2.800 Anträge sind seitdem eingegangen. Vor allem für die Reparatur von Laptops, Handys/Smartphones und Waschmaschinen. Knapp 1.200 Anträge wurden bereits bewilligt, 144 wurden abgelehnt. Einer von ihnen: Der Antrag von Linda Senkel. Sie hat den Akku ihres Smartphones austauschen lassen.

Linda Senkel hat versucht, alles richtig zu machen: Sie hat auf der Info-Seite des Reparaturbonus [ibb-business-team.de] recherchiert, ihr Smartphone dann in ein Fachgeschäft gebracht, wie vorgesehen mit Karte bezahlt - und dann die Rechnung von 99,99 Euro und alle nötigen Informationen im digitalen Antragssystem eingereicht.

Linda Senkel rechnet mit einer Erstattung von etwa 50 Euro. Einige Tage später dann die Nachricht: Antrag abgelehnt. Der Tausch eines Akkus sei eine Optimierung, keine Reparatur. Das Smartphone sei in diesem Zustand aber nicht mehr alltagstauglich, sagt Linda Senkel: “Wenn ich nach der Arbeit auf dem Heimweg bin, muss ich damit rechnen, dass mein Handy jeden Moment ausgeht". Sie stand also vor der Option: Neukaufen oder Akku austauschen lassen. Weil sie vom Reparaturbonus gehört hat, entschied sie sich für den Tausch des Akkus.

Projekt seit September - bis zu 200 Euro können erstattet werden

Im September ist das Förderprojekt der Senatsverwaltung gestartet. Der Reparaturbonus soll Berliner Verbraucher einen finanziellen Anreiz geben, elektronische Geräte reparieren zu lassen, statt neuzukaufen. So soll Elektroschrott reduziert und natürliche Ressourcen geschont werden. Davon soll nicht nur die Umwelt, sondern auch Privatpersonen profitieren: Die Hälfte der Reparaturkosten, maximal aber 200 Euro, können durch die Förderung erstattet werden. Repariert man das Gerät in einem Repair-Café, können die Kosten für Ersatzteile bis zu einem Wert von 200 Euro komplett übernommen werden.

Optimierung oder Reparatur?

Auf Nachfrage des rbb bei der IBB Business GmbH, die das Förderprojekt der Senatsverwaltung umsetzt, wird zwischen Optimierung und Reparatur unterschieden. Bei einer Optimierung funktioniere das Gerät noch, würde aber beispielsweise durch ein Systemupdate schneller laufen. Eine Reparatur sei es erst dann, wenn das Gerät wirklich defekt ist. Und nur dann könne die Förderung bewilligt werden. So erklärt es eine Sprecherin des Unternehmens. Gilt ein Akku also erst als defekt, wenn der Bildschirm trotz Ladekabel schwarz bleibt?

“Wenn der Akku nicht mehr korrekt bzw. gar nicht mehr geladen, oder das Smartphone aufgrund des Akkus nicht mehr genutzt werden kann", gilt ein Smartphone-Akku als defekt, sagt die Sprecherin. Bei der Einschätzung, ob es sich um eine Optimierung oder eine Reparatur handelt, orientieren sich die Bearbeiter am "Text der Reparaturrechnung".

Ein solcher Text, also eine Einschätzung zum Zustand des Akkus stand aber nicht auf Linda Senkels eingereichter Rechnung. Und sie ist auch nicht gängig, bestätigt ein Berliner Reparaturservice für Smartphones auf Anfrage von rbb|24.

Akku-Tausch grundsätzlich förderfähig

Auf Rückfrage bei dem Unternehmen bestätigt eine Sprecherin, dass der Akku-Tausch grundsätzlich möglich ist und bereits häufig genehmigt wurde. Es müsse aus dem Antrag aber klar werden, dass das Akku wirklich defekt sei. So war das bei Linda Senkels Antrag nicht, sagt die Sprecherin. Stattdessen war von "nachlassender Kapazität bei sonst voller Funktion des Telefons" die Rede. Dieser Satz deute auf eine Optimierung statt auf eine Reparatur hin, sagt die Sprecherin. Linda Senkel hat Widerspruch eingelegt.

Eine Optimierung statt einer Reparatur sei nicht der einzige Grund, wieso ein Antrag abgelehnt wird. Die häufigsten Gründe sind laut Sprecherin: Barzahlung, eine selbstdurchgeführte Reparatur oder ein Rechnungsdatum, das vor dem Start des Förderprojekts liegt. Die Art des Elektrogeräts scheint für diese Entscheidung kaum relevant, denn die Liste möglicher Geräte ist lang: Toaster, Geschirrspülmaschine, Eierkocher, Staubsauger. Es seien auch schon Anträge für die Reparatur von Fusselrasierer, Mischpult oder Weinkühlschrank eingegangen, sagt die Sprecherin.

Projektlaufzeit bis Ende des Jahres

Noch bis Ende des Jahres können Berliner Anträge für den Reparaturbonus stellen. Insgesamt seien bereits über 120.000 Euro ausgezahlt worden. Für das Projekt stehen insgesamt 1,25 Millionen Euro, inklusive Projektmanagementkosten, zur Verfügung. Ob das Projekt im nächsten Jahr weitergeführt wird, ist laut Sprecher der Senatsverwaltung noch nicht entschieden. Es müsse zunächst über die Einsparungen im Haushaltsjahr entschieden werden.

Sendung: Super.Markt, 11.11.2024, 20:15 Uhr

Beitrag von Hannah Weber

Kommentar

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19 Kommentare

  1. 18.

    Falsch! Unsere brandenburger Freunde dürfen Ihre Geräte auch bringen! Nur die blauen nicht.

  2. 17.

    Das ist eine richtig große und schwere Espressomaschine! Die können Sie doch abholen lassen. Schönes Gerät! Italia!

  3. 15.

    Danke, für diesen Exkurs...., der mir bedeutet, am "letzten Ende" würde es doch noch eine Rettung geben.

    Aber ein (hoher)Gebrrauchswert würde ich sagen, entsteht vor allem dadurch, dass es sehr gute Bewertungen für die Handhabbarkeit und eine sich selbsterschließende Bedienbarkeit ergibt. Ich glaube, dass gerade auf diesem Gebiet sehr viel Luft nach oben ist. Denn es dürfte doch wohl fast jeden schon mal beschäftigt haben, dass es zu einem Fehlkauf kam, weil man sich vom äußeren Schein hat verführen lassen.
    Deshalb sehe ich in der Möglichkeit, erstmals(erneut)das Recht auf Reparierbarkeit eingeräumt zu bekommen, eine großen Fortschritt. In der rohstoffarmen/Devisen kostenden ehem DDR war man in Fragen Gebrauchsgeräte weiter, manche Produkte waren nahezu unverwüstlich u. - hatten überdies noch ein gutes Aussehen. Manche! - Heute zu wenige.

  4. 14.

    Der in dem Artikel beschriebene Akku war eben nicht defekt (= funktioniert komplett nicht mehr) sondern nur schwach (= funktioniert, aber nicht mehr mit voller Leistung). Solange ein Gerät funktioniert, ist es nicht defekt. Und der Reparaturbonus ist eben nur für defekte Geräte gedacht. Ansonsten würden sämtliche Berliner sich über diesen Weg einen neuen Akku für das Handy finanzieren lassen (fast jeder Akku hat nach kurzer Zeit bereits eine geringere Leistung).

  5. 13.

    Bloß weil Sie persönlich an der Antragstellung gescheitert sind ist also das ganze Projekt eine "Nullnummer"? Dass "bereits über 120.000 Euro ausgezahlt worden" sind haben Sie wohl überlesen?

  6. 11.

    Streng genommen ist der Akku nicht "fest verbunden" aber nur mit erheblichen Aufwand und handwerklichen Geschick zu tauschen. Damit ist der Laie überfordert.

    Nur alleine um das Gehäuse zu öffnen braucht es Know how und z.B. ein Plektrum o.ä.. Dann muß man auch noch ein entsprechendes Lötgerät und Schrumpfschlauch haben und Wissen. Meist auch noch einen Torxschraubendreher. um an den Akku zu kommen.

    Damit kommt das Repaircafe ins Spiel und Laien meinen dann den Antrag ablehnen zu müssen. Ein platter Akku ist keine "Optimierung", sondern notwendiger Tausch.

    Bei einem Austauschgetriebe bei einem Auto spricht man ja auch nicht von "Optimierung".

  7. 10.

    Die Idee ist zwar nicht schlecht, aber eigentlich kann es nicht der Weg sein.... Ich finde das Antragsprozedere schon etwas eigenartig. Also, ich bringe meine zu reparierenden Jeanshosen zum Schneider, der mir das sehr sorgfältig "löst", was nicht funktioniert. Ein Smartphone mit einem festverbundenen Akku würde ich auch nicht kaufen; und da sind wir näml. beim Kern der Sache: Der Hersteller muss erkennen; hey "Alter", so nicht - icke will den Akku tauschen wollen... Dasselbe gilt für Schuhe, oder andere Dinge, die einer Reparatur bedürfen. Leider sind beim Repaircafe in nicht mehr meiner Nähe sehr lange Warteschlangen, man hat kaum die Aussicht, dranzukommen, das ist sehr schade. Denn inzwischen sind es nun gleich 2 Kleingeräte, die ich gerne in eine Reparatur geben würde. Trotzdem muss die Industrie auch 'durch die Politik die Ansage bekommen, macht ihr bitte schön mit, bei der Abfallvermeidung!' Die Herren Lindner /Habeck werden's nicht mehr durchsetzen! Klar!

  8. 9.

    "Hab mir am Anfang angeguckt was man alles machen muss für den Antrag. Ganz ehrlich... als ob sie gar nicht wollten das jemand ein Antrag stellt. "

    Das kommt davon wenn blutige Laien darüber entscheiden was eine Reparatur und was eine "Optimierung" ist.

  9. 8.

    "Zudem wird allen suggeriert, stets ein neues zu besitzen... Verrückte Welt! "

    Nein, Kapitalismus pur. Es wird ja nicht nur suggeriert, sondern auch dafür gesorgt dass man sich ein neues Smartphone/Tablet kaufen muss, weil maximal 2 Updates auf des neueste OS möglich ist.

    Die Ausrede die Anforderungen werden immer höher ist banal. Auf meinem inzwischen 9 Jahre alten Smartphone werkelt Android 14, als LineageOS.

    Da ich gleichzeitig den ganzen Galaxy und Google Schrott heruntergeschmissen habe flotter als mit dem ausgelieferten Android 4!

  10. 7.

    Hab mir am Anfang angeguckt was man alles machen muss für den Antrag. Ganz ehrlich... als ob sie gar nicht wollten das jemand ein Antrag stellt.

    Hat sich angefühlt als ob man ein Kind bekommt und 1000 Formulare von verschiedenen Stellen braucht.

    Sollen sie ihr Geld behalten. Ich überleg mir auf jeden Fall ob ich mir nicht doch ein neues Smartphone kaufe und gut ist.
    Hatte ja Hoffnung das es mal was sinnvolles gibt von der Politik. Aber es ist wieder nur schmu den einer von 1000 in Anspruch nehmen darf.

    In meinen Augen war der Reparaturkosten ein absolute nullnummer.

  11. 4.

    Naja, im Prinzip ne gute Idee und den einen oder anderen wird man sicher erreichen und auch ohne Geld. Trotzdem sollte doch die Industrie viel mehr in die Verantwortung genommen werden. U.a. werden Handys doch so gebaut das sich oft eine Reparatur nicht lohnt. Zudem wird allen suggeriert, stets ein neues zu besitzen... Verrückte Welt!

  12. 3.

    "Der Antrag von Linda Senkel. Sie hat den Akku ihres Smartphones austauschen lassen. [...]

    ... und dann die Rechnung von 99,99 Euro und alle nötigen Informationen im digitalen Antragssystem eingereicht."

    Also ein fest verlöterter Akku, den man selbst nicht tauschen kann (kann man schon aber...), selbst schuld. Wer kauft denn Geräte mit Akkus, die man nicht tauschen kann?

    Dauert bei meinem Smartphone ca. 1 Minute.

  13. 2.

    Unterschied zwischen Optimierung und Reperatur kann für manche(n) tatsächlich schwierig sein aber logisches Denken hilft enorm.

  14. 1.

    Kann ich auch als Brandenburger dahin gehen?
    Mit meiner Espressomaschine Bezzera Magica?

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