Vermehrt Anfragen an Cottbuser Tierheim - "Die fragen uns, ob wir ihre privaten Tierarztkosten übernehmen können"
Gestiegene Futterkosten und hohe Tierarztrechungen bringen aktuell viele Menschen dazu, ihre Tiere abzugeben. Die Besitzer wenden sich dann an die Tierheime, beispielsweise in Cottbus. Doch auch dort ist die Lage angespannt. Von Daniel Mastow
Die Hunde bellen hinter ihren Gitterstäben, die Katzen liegen entspannt im Gras. Für das Tierheim in Cottbus scheint es ein normaler Montag zu sein.
So normal ist er dann allerdings doch nicht: Der Brandenburger Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) hat sich angekündigt und Geld mitgebracht. 8.000 Euro aus Lottomitteln hat das Tierheim am Vormittag erhalten - und die werden dringend gebraucht.
Den entspannten Eindruck, den die im Gras liegenden Katzen vermitteln, machen die Mitarbeiter des Tierheims nicht. Immer häufiger klingele das Telefon, berichtet Romana Dobianer. Immer häufiger müssten sich Tierhalter von ihren Schützlingen trennen, weil sie die gestiegenen Kosten nicht mehr stemmen könnten. "Die fragen uns, ob wir ihre privaten Tierarztkosten übernehmen können", sagt Dobianer. "Das geht natürlich nicht, ansonsten würde es uns irgendwann gar nicht mehr geben".
Auch Menschen, deren Tiere etwa Spezialfutter benötigten, würden anrufen und um Hilfe bitten, so Dobianer. Auch deshalb würden aktuell Tiere abgegeben.
Tiere vermehrt über den Zaun geworfen
Die Kapazitäten des Tierheims sind allerdings fast ausgeschöpft. Geht es so weiter, können bald keine Tiere mehr aufgenommen werden, sagt Romana Dobianer. "Dass Tiere über den Zaun geschmissen wurden oder einfach davor abgestellt wurden, hatten wir jetzt wieder vermehrt", sagt sie.
Zusätzlich kommen derzeit weniger Spenden beim Tierheim an - eine weitere Folge der gestiegenen Kosten. Auch Personalprobleme hat das Heim. Elf Mitarbeiter sind hier beschäftigt, mehr könne es aus finanziellen Gründen nicht geben, sagt Dobianer. "Es kommen immer mehr verhaltensausffällige Hunde zu uns, die ein intensives Training benötigen und es funktioniert nicht."
Die Ursache für die verhaltensauffälligen Hunde sieht Dubiana darin, dass sich viele Hundehalter ihre Tiere unüberlegt über das Internet, beispielsweise über Ebay Kleinanzeigen anschaffen, wie sie sagt. "Große Rassen, die in kleinen Wohnungen gehalten werden - die werden dann abgegeben, weil die Hunde anfangen, die Kinder anzuknurren oder zu schnappen, zu beißen", sagt sie. Außerdem würden sich die Käufer häufig nicht über die Rassen informieren.
Anbau abgesagt
Einen geplanten Anbau musste das Tierheim wegen der aktuellen Finanzprobleme vorerst auf Eis legen. Geplant war eine Kranken- und Quarantänestation. "Das mussten wir sehr weit nach hinten schieben aufgrund der Energiekosten und der Futterkosten. Wir wollen auf jeden Fall unser Personal halten", so Dobianer.
Die 8.000 Euro Lottomittel sind zwar ein Tropfen auf dem heißen Stein - helfen aber dennoch. Das Tierheim will sich davon eine neue Spezial-Waschmaschine anschaffen.
Sendung: Antenne Brandenburg, 03.04.2023, 16:12 Uhr