Landratswahl am 8. Oktober - Drei Kandidaten wollen auf den Chefsessel im Dahme-Spreewald-Kreis
Im Dahme-Spreewald-Kreis wird der Landratsposten neu vergeben. Drei Personen bewerben sich. Sie sind parteilos, von der AfD oder der SPD. Von Daniel Friedrich
Am Sonntag wird im Dahme-Spreewald-Kreis ein neuer Landrat oder eine Landrätin gewählt. Nach fast 16 Jahren im Amt geht Stephan Loge (SPD) in den Ruhestand. Rund 150.000 Menschen sind aufgerufen, seinen Nachfolger beziehungsweise seine Nachfolgerin für die nächsten acht Jahre zu wählen.
Zwei Kandidaten und eine Kandidatin treten an. In alphabetischer Reihenfolge: Sven Herzberger (parteilos), Steffen Kotré (AfD) und Susanne Rieckhof (SPD). Gewählt ist, wer mehr als die Hälfte aller Stimmen bekommt. Dabei müssen mindestens 15 Prozent aller Wahlberechtigten abstimmen. Wird das verfehlt, geht es am 12. November in die Stichwahl.
Auf Loges Nachfolgerin beziehungsweise Nachfolger kommen mehrere Herausforderungen zu. Der Landkreis Dahme-Spreewald gehört zu den einwohnerreichsten Kreisen in Brandenburg. Gerade im Berliner Speckgürtel profitiert er von starkem Zuzug. Das führt allerdings auch dazu, dass die Gemeinden mancherorts nicht mehr hinterherkommen, Wohnungen, Kitas und Schulen zu bauen. Im ländlichen Süden schrumpfen dagegen manche Dörfer und es fehlen Ärzte für die überalterte Bevölkerung.
Herzberger: Auch mal Fakten des anderen gelten lassen
Er sei schon immer ein politischer Mensch gewesen, sagt der parteilose Sven Herzberger über sich. In der Wendezeit habe er sich in der "Initiative für Frieden und Menschenrechte" engagiert und sei zeitgleich in die PDS, später dann in die SPD eingetreten. Zusammenführen und nicht spalten, das sei das Wichtigste für einen Landrat, sagt der 54-Jährige, der seit fünf Jahren Bürgermeister von Zeuthen ist.
"Der reiche Norden, der arme Süden - das ist gar nicht so", beschreibt Herzberger seine Sicht auf den Landkreis. Es gebe nur unterschiedliche Probleme. Herzberger will nach eigenen Angaben die Kreisverwaltung modernisieren - von der Personalentwicklung bis zur Digitalisierung. Ein weiteres wichtiges Thema sei für ihn, regionale Wirtschaftskreisläufe zu stärken und damit Produzenten und Abnehmer besser zusammenzubringen, so Herzberger.
Sich selbst sieht Herzberger als integrativen Menschen. Es sei auch wichtig, sich selbst immer mal in Frage zu stellen, sagt er. "Du musst in der Lage sein, auch mal Fakten des anderen gelten zu lassen." Mit dem, was ihm AfD-Gegenkandidat Kotré politisch anbiete, könne er nichts anfangen. "Das macht mir teilweise Angst", sagt er dem rbb. Manche Auffassungen würden gar an den Grundsätzen der Verfassung rütteln, so Herzberger. Mit Gegenkandidatin Rieckhof verbinde ihn, dass sie beide Juristen seien. Sie habe allerdings einen anderen Politikstil als er.
Der 54-Jährige ist der Kandidat mit dem breitesten Spektrum an politischer Unterstützung und zugleich ein "überparteilicher Kandidat", wie er sagt. Es sei "nicht so, dass Linke, FDP, Freie Wähler, UBL und CDU ein Bündnis geschmiedet haben", so Herzberger. Er habe sich für eine Kandidatur entschieden und dann allen außer der AfD vorgestellt - und daraufhin hätten die Parteien beschlossen, ihn zu unterstützen. "Deshalb kommt es zu dieser fragilen Unterstützerfront."
Steffen Kontré:
AfD-Kandidat Steffen Kotré hätte sich noch vor ein paar Monaten nicht besonders gute Chancen ausgerechnet, sagt er dem rbb. Doch inzwischen sehe er die Lage anders. Die Migrationspolitik treibe ihm die Wähler zu, glaubt Kotré.
Studiert hat der 52-Jährige Wirtschaftsingenieurwesen, war dann Unternehmensberater und schließlich Referent für Wirtschafts- und Energiethemen in der Brandenburger AfD. Seit 2017 sitzt der gebürtige Berliner für die AfD im Bundestag.
Der Dahme-Spreewald-Kreis sei seine politische Heimat, sagt Kotré, der hier bereits drei Jahre Kreistagsmitglied war und nun als Landrat zurück will. "Fehlender Patriotismus, fehlendes konservatives Element und fehlendes freiheitliches Element in der Politik", trieben ihn dabei an. "Deswegen habe ich gesagt: Ich engagiere mich selbst." Es brauche laut Kotré einen Politikwechsel, ob auf Bundes-, Landes- oder kommunaler Ebene. "Die Politik muss wieder für den Bürger gemacht werden", umreißt er sein Credo.
Kotré will Kita- und Schulplätze schaffen, den Öffentlichen Personennahverkehr verbessern und die Migration stoppen. Das seien seine wichtigsten drei Ziele. "Es muss endlich abgeschoben werden. Wir haben hier viele Illegale", sagt Kotré, ohne ins Detail zu gehen. Dem scheidenden Landrat Loge wirft er vor, bei diesem Thema nicht tätig geworden zu sein. Schließlich sei der Landkreis technisch für Abschiebungen zuständig.
Um seine Ziele zu erreichen, müssten Aufgaben priorisiert werden, es brauche eine "ganz schlanke Verwaltung" und es müsse genau geguckt werden, wofür das Geld eingesetzt werde, sagt Kotré. Ein Stellenabbau in der Kreisverwaltung käme für ihn aber nicht in Frage. Stattdessen wolle er alles streichen, was für Migration rausgehe: "Wir müssen uns erstmal um uns selbst kümmern." Konkret plant er, Bargeld für Flüchtlinge durch Sachleistungen zu ersetzen. Außerdem wolle er ein Bürgerbegehren ins Leben rufen, dessen Ziel es ist, "die Migranten zentral unterzubringen".
Seinen Politikstil bezeichnet Kotré zwar als kooperativ. Die Gegenkandidaten, mit denen er als Landrat zusammenarbeiten müsste, hätten aber "leider das falsche oder gar kein Parteibuch". Deshalb könne nur die AfD die Dinge wirklich verändern, so Kotré.
Susanne Rieckhof:
SPD-Kandidatin Susanne Rieckhof sieht sich nicht als klassische Politikerin. "Sollte ich Landrätin werden, bin ich in erster Linie Verwaltungschefin der Kreisverwaltung", sagt sie. Als solche müsse sie die Interessen aller Einwohner vertreten. "Politische Meinungen stehen da hinten an, auch wenn ich seit über 20 Jahren SPD-Mitglied bin."
Lange war die studierte Juristin als Rechtsanwältin und Richterin an Brandenburger Gerichten tätig. Dort habe sie auch gelernt, zu schlichten. "Ich bringe Menschen gerne an einen Tisch. Gerade, wenn die Gegensätze stark aufeinanderprallen, gibt es nur eine Lösung: sich zusammensetzen."
2017 wechselte Rieckhof als Beigeordnete in die Kreisverwaltung von Dahme-Spreewald. Sie komme nach eigenen Angaben viel rum und wisse, wo den Menschen "der Schuh drückt". Im Wahlkampf habe sie festgestellt, dass "die Menschen möchten, dass man vor Ort bei Ihnen ist, damit sie Fragen und Probleme loswerden können." Als Landrätin plane sie, mindestens einmal im Jahr in den einzelnen Regionen zu sein und "für Gespräche und Kritik" zur Verfügung zu stehen.
Als Beigeordnete für Schulverwaltung habe sie im Landkreis unter anderem drei neue Schulen auf den Weg gebracht und die kostenlose Schülerbeförderung eingeführt, sagt Rieckhof. Ihre wichtigsten Ziele als mögliche Landrätin seien eine gute Infrastruktur mit genügend Wohnraum sowie vielen Kita- und Schulplätzen. Außerdem sei ihr eine gute Gesundheitsversorgung wichtig. "Unsere Kliniken müssen stabil sein, wir brauchen mehr Polikliniken und wir müssen dem Fachärztemangel vorbeugen." Dazu wolle die 59-Jährige "Rundum-Sorglos-Pakete" für die Ärzte schnüren, also den Landkreis bei Ärzten bewerben sowie attraktive Wohn- und Arbeitsangebote machen.
Auch das Ehrenamt sei für sie ein wichtiges Thema. Das wolle sie stärken, indem sie eine Ehrenamtsstelle schaffe, die die freiwilligen Helfer berät, unterstützt und Möglichkeiten zur Förderung sucht.
Auch, wenn die SPD in bundes- und landesweiten Umfragen stark eingesackt ist, ist Susanne Rieckhof überzeugt: "Ich weiß, was als nächstes anzupacken ist." Sie wolle mit ihrer Erfahrung punkten, weiterhin für gute Lebensverhältnisse und eine starke Wirtschaft sorgen. "Die Menschen wollen sehen, dass der Weg, den wir bisher gegangen sind, fortgesetzt wird."
Wenn Sie die Biografie-Kästen im folgenden Abschnitt nicht lesen können, klicken Sie bitte hier. Sie werden dann auf den Artikel im Web weitergeleitet.