Barnim - Sanierung maroder Schleusen auf denkmalgeschütztem Finowkanal gestartet
Viele Jahre war die Zukunft des 400 Jahre alten Finowkanals ungewiss. Jetzt hat die Erneuerung der marode gewordenen Schleusen begonnen - ein aufwendiges Projekt, das mehr Touristen aufs Wasser bringen soll.
Nach jahrelangem Ringen um die Zukunft des Finowkanals im Nordosten Brandenburgs ist am Freitag mit einem symbolischen Spatenstich die Sanierung der historischen Schleusen gestartet worden. Insgesamt soll ein zweistelliger Millionen-Euro-Betrag in das Projekt von Bund und Land und Land gesteckt werden.
Ziel sei es, den Wassertourismus in der Region zu stärken. "Der Finowkanal ist die älteste künstliche Wasserstraße, die wir in der ganzen Bundesrepublik haben", erklärte Brandenburgs diensthöchste Denkmalschützerin und Kulturministerin Manja Schüle (SPD) am Freitag in Marienwerder (Barnim). Der Kanal sei bereits über 400 Jahre alt und insgesamt 32 Kilometer lang. Er sei bei Touristen und Wassersportlern sehr gefragt. Auch für die Anwohner der zahlreichen Schleusen am Finowkanal sei die Region "Naherholung par excellence und insofern ist es uns sehr wichtig, dass diese Schleusen jetzt saniert werden können", erklärte Schüle.
Von Handbetrieb auf Automatik umstellen
"Wir wollen, dass der Finowkanal durchgängig schiffbar bleibt", sagte der Vorsteher des Zweckverbandes Region Finowkanal, Adolf Maria Knopp, zum Bauvorhaben, das er als Mammutprojekt bezeichnete. Freizeitskipper müssen wegen der mehrere Jahre dauernden Sanierungsarbeiten mit Einschränkungen rechnen. Hierzu sollen alle zwölf mehr oder weniger baufälligen Schleusen des unter Denkmalschutz stehenden Finowkanals saniert werden. Sie werden bislang noch per Handkurbel bedient. Künftig solle es aber automatisiert werden, meinte Kopp. Für die aktuelle Saison von April bis Oktober seien acht Schleusenwärter beschäftigt.
Auf dem rund 32 Kilometer langen Finowkanal fahren Motorboote, aber auch alle Wasserfahrzeuge, die mit Muskelkraft betrieben werden, also etwa Paddel- und Ruderboote. Die Wasserstraße, die die Havel mit der Oder verbindet, wurde nach der Wende für den Wassertourismus entdeckt. Wegen der jetzt startenden Bauarbeiten ist sie vor allem für Motorboote nicht mehr durchgängig befahrbar.
Nach Streit um Zuständigkeit musste Denkmalschutz-Fragen geklärt werden
Das Projekt war lange Zeit auf der Kippe. Der Streit zwischen Bund und Kommunen reicht viele Jahre zurück. Einst hatte der Bund vor, sich von der Wasserstraße wegen der fehlenden wirtschaftlichen Bedeutung zu trennen, gab dann aber nur die Schleusen und zwei Brücken ab. Schließlich übernahm ein 2020 gegründeter Zweckverband der Gemeinden am Finowkanal die historischen Bauwerke.
Auch in anderer Hinsicht war es nicht leicht, die Sanierung auf den Weg zu bringen, erklärte Schüle. Man habe mit den Denkmalschützern um jeden Ziegel gerungen. Letztlich habe man einen Kompromiss finden können, indem beispielsweise das alte Schleuserhäuschen in Ruhlsdorf bestehen bleiben könne. Zwar würden laut Schüle Ecksteine im Zuge der Arbeiten abgetragen. Hinterher müssten diese aber wieder aufgestellt werden. Für den zweiten Teil der Sanierungsarbeiten, müsste man sich in Sachen Denkmalschutz noch mehr Zeit nehmen und weitere Kompromisse finden, unterstrich die Ministerin.
Bis 2024 sollen die ersten drei Schleusen fertiggestellt werden
Zunächst werden nun sechs westliche Schleusen erneuert, später sollen die sechs anderen instand gesetzt werden sei. Die Baukosten für die Erneuerung der ersten sechs Schleusen liegen laut Kulturministerium, das auch für Denkmäler zuständig ist, bei knapp 62 Millionen Euro.
Bis Mitte nächsten Jahres sollen die erste drei Schleusen fertig sein. Bund, Land und Kommunen übernehmen die Kosten. Insgesamt sollen zwölf Schleusen, die 140 bis 150 Jahre alt sind, erneuert werden.
Barnim-Landrat Daniel Kurth (SPD) sagte, gerade bei solchen komplexen und langfristig angelegten Baumaßnahmen seien Kostensteigerungen nicht ausgeschlossen. Er verwies auf die Preisentwicklungen bei Rohstoffen, Materialien und Arbeitsleistungen.
Das weiß auch Zweckverbands-Vorsteher Kopp. Er gibt zu bedenken, dass es im Zeitplan zu unvorhersehbaren Überraschungen kommen kann. "Man weiß nie, ob man nicht eine Bombe findet", sagte Kurth.
Sendung: rbb24 Brandenburg aktuell, 17.02.2023, 19:30 Uhr