Reaktionen auf Medienbericht - Bundesarbeitsminister zeigt sich besorgt über schwere Arbeitsunfälle bei Tesla
Laut einem Medienbericht gab es bei Tesla in Grünheide auffällig viele Arbeitsunfälle. Das Brandenburger Verbraucherschutzministerium hält die Kontrollen für ausreichend. Aus der Bundes- und Landespolitik sowie der IG Metall kommt zum Teil scharfe Kritik.
- Laut "Stern"-Bericht gab es bei Tesla in Grünheide auffällig viele Arbeitsunfälle
- Bundesarbeitsminister Heil äußert Sorgen über die zum Teil schweren Unfälle
- Linksfraktion im Landtag fordert Untersuchungsausschuss
- Gewerkschaft kritisiert "großen Arbeitsdruck" im Tesla-Werk
Angesichts der zahlreichen Arbeitsunfälle im Tesla-Werk in Grünheide (Oder-Spree) hat sich Bundesarbeitsminister Hubertus Heil (SPD) besorgt gezeigt. "Arbeitsschutz schützt in Deutschland im Zweifelsfall auch Leben und deshalb bin ich tief besorgt über die Nachrichten, die da über ein großes Unternehmen in die Öffentlichkeit gekommen sind", sagte Heil RTL und n-tv am Donnerstag. Er erwarte konsequente Kontrollen der Länderbehörden.
Bereits sieben schwere Arbeitsunfälle
Nach Informationen des Magazins "Stern" [Bezahlinhalt] hat es in den vergangenen eineinhalb Jahren ungewöhnlich viele Arbeitsunfälle bei Tesla gegeben. Demnach hat der US-Elektroautohersteller innerhalb von sechs Monaten 190 Arbeitsunfälle in seinem Brandenburger Werk gemeldet.
Bisher seien sieben Arbeitsunfälle als schwer eingestuft worden, teilte das Brandenburger Sozialministerium am Donnerstag mit. Bei drei Unfällen seien Tesla-Beschäftigte betroffen gewesen, in vier Fällen Beschäftigte von Bau- oder Montagefirmen auf der Baustelle.
Zudem wurden laut dem Medienbericht bereits 26 Umwelt-Havarien gemeldet. Dazu zählen Austritte von 15.000 Liter Lack, 13 Tonnen Aluminium sowie 50 und 150 Liter Diesel. Seit März 2022 gab es zudem acht Brände.
Verbraucherschutzministerium hält Kontrollen bei Tesla für ausreichend
Das Brandenburger Verbraucherschutzministerium hält die Kontrollen im Werk des US-Elektroautobauers Tesla in Grünheide (Oder-Spree) für ausreichend. Kaum ein anderer Betrieb in Brandenburg werde so intensiv, engmaschig und regelmäßig beraten, wie das Tesla-Werk in Brandenburg, sagte ein Sprecher des Ministeriums dem rbb am Donnerstag.
Seit dem Bau der Fabrik werde das Werksgelände durch die Arbeitsschutzbehörde des Landesamts für Arbeitsschutz, Verbraucherschutz und Gesundheit (LAVG) regelmäßig im Zwei-Wochen-Rhythmus besichtigt, so der Sprecher.
Auch Sascha Gehm (CDU), erster Beigeordneter im Kreis Oder-Spree und als Dezernent für Ordnung und Umwelt zuständig für Tesla in Grünheide, hält die Kontrollen für ausreichend. "Es wird schwer, ein ähnliches Vorhaben zu finden, das genau so engmaschig kontrolliert wird – insbesondere durch die Behörden des Landkreises - wie die Tesla-Gigafactory in Grünheide", sagte Gehm dem rbb. Bei den Vorwürfen müsse man berücksichtigen, dass es auf dem Tesla-Gelände sowohl Großbaustelle als auch ein Industriebetrieb gebe.
Linke fordert Untersuchungsauschuss
"Elon Musk spielt wilder Osten in Brandenburg und die Landesregierung rollt ihm dafür den roten Teppich aus", teilte der Fraktionsvorsitzende der Linke im Brandenburger Landtag, Sebastian Walter, am Donnerstag mit. "Um Tesla im Land zu halten wird anscheinend vertuscht, verdeckt und getrickst."
Die Linke im Landtag fordert derweil einen Untersuchungsausschuss. Man müsse den Vorwürfen nachgehen, dass Kontrollen nicht ordnungsgemäß durchgeführt worden seien, sagte Walter dem rbb. Die Landesregierung müsse jetzt handeln. Es bestehe der Verdacht, dass Tesla auf Kosten der Menschen, von Wasser und Umwelt Profite machen könne.
IG Metall-Bezirksleiter: "Bei Tesla herrscht ein enormer Druck"
Die Industriegewerkschaft Metall fordert von Tesla, die Missstände beim Arbeitsschutz zu beheben. "Die Anzahl der Arbeitsunfälle und die Schwere der Arbeitsunfälle ist deutlich über dem normalen Maß, das ich aus anderen Betrieben der Metall- und Automobilindustrie kenne", sagte Dirk Schulze, IG Metall-Bezirksleiter, dem rbb. "Das ist schon sehr beunruhigend. Da muss man wirklich Angst haben, dass irgendwann jemand zu Tode kommt."
Es dürfe keinesfalls Druck auf Beschäftigte oder Kranke ausgeübt werden. Auch das erhöhe das Risiko von Arbeitsunfällen, so Schulze. "Gerade deswegen weil bei Tesla ein enormer Druck herrscht, weil die Menschen nichts sagen dürfen, was aus dem Arbeitsverhältnis und den Arbeitsbedingungen resultiert. Das müssen sie gegenzeichnen und insofern haben sie richtig Angst, dass sie dann mit Repressalien zu rechnen haben wie Abmahnungen oder gar Kündigungen."
Aktuell arbeiten in dem Werk in Brandenburg Unternehmensangaben zufolge mehr als 10.000 Beschäftigte, "perspektivisch sind 22.500 Mitarbeiter möglich", erklärte Tesla. Der Konzern will die Produktionskapazität in dem Werk auf eine Million Autos verdoppeln.
Sendung:Brandenburg Aktuell, 28.09.2023, 19:30 Uhr