Brandenburg - Vineta wird aus dem Boden geholt - Ernte der frühen Kartoffeln gestartet

Mi 07.08.24 | 16:52 Uhr
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Mitarbeiter Dieter Schulz steht auf der Erntemaschine, auf einem Gitterlaufband fahren die geernteten Kartoffeln an ihm vorbei (Foto: rbb)
Video: rbb24 Brandenburg Aktuell | 06.08.2024 | Nico van Capelle | Bild: rbb

Sie gehört zu Brandenburg wie kaum ein anderes Gemüse: die Kartoffel. Im Spreewald hat schon die Ernte begonnen - und die Frühkartoffel ist mit ihrer dünnen Haut ziemlich anspruchsvoll, berichtet Nico van Capelle.

Mitten im Spreewald, noch unter der Erde, reift etwas heran. Es ist etwas rundes, etwas gelbes: die Vineta. "Ja, die Qualität ist sehr gut, die Größe gefällt mir auch schon", sagt Marko Karbitschke, der Leiter des Gemüseanbaus beim Händler "Der Dürrenhofer". Er buddelt zwei, drei Kartoffeln mit den Händen aus dem Acker.

Marko Krabitschke von der Agrargenossenschaft Dürrenhofe steht auf einem Acker mit zwei Kartoffeln in der Hand (Foto: rbb)
Marko Karbitschke | Bild: rbb

Empfindliche Knolle

Die ganz dicken Kartoffeln, die ernten die Bauern erst im Herbst. In Dürrenhofe (Dahme-Spreewald) sind die Arbeiter zurzeit schon mit großen Geräten voll dabei, die Frühkartoffeln aus der Erde zu holen.

Sie sind laut Karbitschke in diesem Jahr schön gewachsen, schön saftig und frei von irgendwelchen Flecken. "Eine schöne, runde Kartoffel - so wie sie sein soll, die Vineta." Die Ernte läuft in diesem Jahr ganz gut, sagt er.

Anfangs noch voller Erde, werden sie schon wenig später noch schöner aussehen. "Wenn die noch durch die Sortierung, durch die Bürsten geht, ist sie für die Direktvermarktung sehr gut geeignet", so Karbitschke.

Vogelblick aus der Luft auf die Erntemaschine auf einem Kartoffelacker (Foto: rbb)
| Bild: rbb

Der konventionelle Betrieb in Dürrenhofe baut auf 64 Hektar Kartoffeln an, auch die Vineta. Ihre dünne Haut macht sie empfindlich, sehr schnell bekommt sie Schäden. Da ist das richtige Händchen gefragt, zum Beispiel das von Dieter Schulz. Er fährt mit der großen Erntemaschine über den Acker, um die Kartoffeln zu ernten.

Auf einem Kartoffel-Acker fahren Erntemaschinen (Foto: rbb)
Bild: rbb

Schulz steht auf der Maschine direkt neben dem Gitterförderband, über die stetig neue Kartoffeln transportiert werden. Dutzende Knollen rattern pro Sekunde an ihm vorbei. Ab und zu greift er zu. "Man muss immer die Steine raussammeln, den Dreck und alles."

Die Landwirte brauchen aber auch ein glückliches Händchen bei dem Wetter. Die Vineta ist wetterfühlig. Doch dieses Jahr ist ein gutes Jahr. "Guck dir das doch mal an, besser geht's doch gar nicht", sagt Dieter Schulz und pickt exemplarisch zwei große Kartoffeln heraus. Alle Kartoffeln seien gesund.

Und weil es in diesem Jahr so viel geregnet hat, wurden die Felder intensiv auf natürliche Weise gewässert. Die Beregnungsanlagen musste der Betrieb nicht anstellen. Das sei in den Jahren zuvor nicht so gewesen - und für den Gemüseanbauleiter des Betriebs eine Besonderheit. "Ohne künstliche Beregnung kann man Kartoffelanbau hier nicht kostendeckend realisieren", so Marko Karbitschke.

Blick aus der Luft auf die Erntemaschine auf einem Kartoffelacker (Foto: rbb)
Bild: rbb

Gleiche Fläche, schwankender Ertrag

Brandenburg ist Kartoffelland. "Die Kartoffel kann man Montag bis Freitag essen, nicht? Sie gehört einfach dazu", sagt Karbitschke. Entgegen dem Bundestrend ist die Anbaufläche in Brandenburg seit rund 20 Jahren in etwa konstant hoch, mit leichten Schwankungen. Im vergangenen Jahr war sie 10.200 Hektar groß. Knapp zehn Jahre zuvor, im Jahr 2014, waren es 9.800 Hektar und 13.100 Hektar im Jahr 2004.

Eine Grafik zeigt die Entwicklung der Kartoffelernte in Brandenburg seit 2014 (Foto: rbb)
Bild: rbb

Doch trotz der gleichbleibenden Anbaufläche, schwankt der jährliche Ertrag, abhängig von Bodentemperaturen und dem Faktor, ob es zu wenig oder zu viel geregnet hat. 347.000 Tonnen wurden im Jahr 2023 geerntet. Zum Vergleich: 2014 waren es 421.000 Tonnen.

Frisch geerntet geht die Frühkartoffel dann auf Reisen. Sie wird durchgerüttelt, gebürstet und anschließend in die bekannten Kartoffelnetze gefüllt. Aktuell sind es 200 Kilo, die die Maschine täglich abfüllt.

Für den Händler "Der Dürrenhofer" reicht diese Menge aus, sagt Marko Karbitschke. "Wir müssen ja sehen, dass wir hier alles regional vermarkten", so der Leiter. Ein Großteil gehe in die Direktvermarktung. "Wenn wir noch mehr produzieren würden, müssen wir sehen, dass wir das an den Mann kriegen." Seine Region sei aber "gesättigt", sagt er.

Ein Preisschild und Kartoffeln liegen zum Verkauf in einem Korb (Foto: rbb)
Bild: rbb

Jetzt ist Schnelligkeit gefragt, denn die Frühkartoffel hält nur wenige Wochen. Im Hofladen ist sie neben dem Spargel der Umsatzgarant, sagt Karbitschke. Bis zu 20 Prozent der Einnahmen gehen demnach auf die Kartoffel zurück, vor allem im Sommer.

Für 1,70 Euro pro Kilo geht die Vineta im Moment über den Ladentisch. "Demnächst werden die Preise auch leicht rückläufig sein", so der Leiter. "Das ist allgemein so, weil die Kartoffel langsam auf den Markt drückt."

Ende Juli hieß es von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft, dass die Verbraucherpreise noch über dem Niveau des Vorjahres liegen. Marktexperte der AMI Christoph Hambloch sprach von einem Bundesdurchschnitt von 1,66 Euro pro Kilo, ein Jahr zuvor waren es im gleichen Zeitraum 1,60 Euro. Mitte August 2023 sank dann der durchschnittliche Preis für das Kilo vorwiegend festkochende Kartoffeln auf 1,30 bis 1,40 Euro.

In ein paar Wochen ist die Vineta-Saison schon wieder vorbei und die nächsten Sorten werden geerntet. Dann kommen Linda und Sieglinde.

Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 06.08.2024, 19:30 Uhr

 

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30 Kommentare

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  1. 30.

    >"Das liegt daran, dass "Regional" nicht immer regional ist. Meine REWE-Filiale hatte "regionalen" Spargel aus Niedersachsen im Angebot."
    Regional ist kein geschützter oder fest difinierter Begriff. Regional geht noch bis 100km oder ganz Deutschland. Gilt dann auch in Rostock für Kartoffeln aus Bayern.
    Ist übrigens genaus wie Premium. Das ist auch keine geschützte Wortwahl für besonders gute Qualität, suggeriert nur eine Wertigkeit. Wenn Premium drauf steht, ist meist billiger Mist teuer verkauft. Aber richtig billig! - nicht preiswert! Billig und preiswert ist ein himmelweite Unterschied. Wie die Wortdeutung zwischen verdienen und bekommen beim Gehalt... ;-))

  2. 29.

    Mhh ... 55 Cent für Kartoffeln, Kohlrabi rd. 60 Cent - plus Boulette bei zwei Euro Gesamtkosten. Preisfrage: Wo soll das Fleisch herkommen? Ich denke ein Brötchen mit Fleischgeschmck solls nicht werden ;-).

  3. 28.

    Nudeln oder Reis. Weil die beim Kochen aufquellen, braucht man pro Portion nur 62,5 g.

  4. 27.

    Das liegt daran, dass "Regional" nicht immer regional ist. Meine REWE-Filiale hatte "regionalen" Spargel aus Niedersachsen im Angebot.

  5. 26.

    >"... früher waren Kartoffeln ein gesundes und billiges Lebensmittel,..."
    Ja ja früher... da gabs noch D-Mark oder Mark der DDR, die Gehälter waren niedriger, die Energiepreise und sonstige Abgaben für Erzeuger und Verbraucher waren niedriger, das Leben war regional begrenzt, viele Lebensmittel waren nicht wie heute glanzpoliert dargeboten in den Geschäften, viele heute kaufbaren Lebensmittel gabs zu dieser Zeit "früher" noch gar nicht hier... Warum vergessen die Leuts immer, dass das Leben früher insgesamt ein anderes war als heute. Wollen Sie zurück in die 60er und 70er Jahre? Ja in meiner Kindheit wurden die Kartoffeln unten im Keller in einer kleinen Miete übern Winter eingelagert, es wurde eingeweckt usw. Das hat aber auch Arbeit gemacht, die man heute als immer verfügbares Produkt bezahlt ohne eigene Kellerbevorratung.

  6. 25.

    Na dann nehme ich doch lieber Möhren und Äpfpel, sind häufig preiswerter wie das gegenwärtige Grundnahrungsmittel Kartoffel!
    Rinde, Blätter und Gras sollen ja auch verwertbar sein.
    Aber das von öffentlichen Land zu "Pfücken" ist, ist doch Diebstahl, oder?

  7. 23.

    Nana, nicht so frech zu ,,Lisa''! Sie hat schon recht. Die Kartoffelpreise sind in diesem Jahr exorbitant gestiegen (in den Supermärkten)! Darüber wurde auch in den Medien berichtet. Und dazu kommen ja die anderen überteuerten und in kleinerer Menge verpackten, Lebensmittel! Und es sind Lebensmmittel - es sollten endlich die Mehrwertsteuer dafür gesenkt werden. Die ,,SUPERmärkte'' hamdeln gegen die Bevölkerung!

  8. 22.

    an alle, die sagen, Kartoffeln sind teuer. Was esst Ihr denn dann?

  9. 21.

    Murks. Quark und Leinöl gibt es überall. Gute Kartoffeln auch. Und die Preise sind in Ordnung. Ihre Grossfamilie ist die Ausnahme, daher die kleineren Packungen. Dieses Gejammer über angebliche teure Preise ist wirklich unglaublich.

  10. 20.

    Aber der Handel bietet sonderbarer Weise Preiswerteres an wie das (vermeindlich) Regionale.
    Ich kann da keine Rücksicht nehmen, egal ob Lable wie Bio, Öko oder Regional - ich bin auf das Preisgünstigste angewiesen.
    Und sonderbarer Weise vertragen wir es und der Magen nimmt es an.

  11. 19.

    Sie glauben doch nicht im Ernst, daß ich sowas esse? Und, wie unten schon jemand sagte, die Kartoffeln im Supermarkt sind zu teuer und schlechter Quali!

  12. 18.

    Ich schreibe es mal trotzdem, früher waren Kartoffeln ein gesundes und billiges Lebensmittel, das sich keine Familie hundertgrammweise gekauft hat, sondern mindestens 5-pfundweise, oft auch mal im 20-Kilosack, der dann kühl, trocken und dunkel gelagert wurde, bis er aufgebraucht war. Kartoffeln gab es fast jeden Tag als Beilage.
    Also dann 4,25 Euro pro Netz – und den 20-Kilosack (34 Euro) spare ich mir jetzt an der Stelle.
    Ein sehr beliebtes Berliner Sommeressen waren Pellkartoffeln mit Weißkäse und Leinöl, auch deshalb, weil es billig und ergiebig war. Das Netz hat man auf einmal weggekocht und am nächsten Tag gab es Bratkartoffeln mit Spiegeleiern.
    Wenn ich das heute nachkochen wollte (Armeleuteessen), dann muß ich vorher eine Niere verkaufen, natürlich 100-grammweise. Übrigens würde ich die Zutaten (Weißkäse und Vineta)weder bei Aldi, Penny, Lidl, oder Norma finden, da wo Menschen einkaufen, die ein kleines Budget haben. Auf was muß ich ausweichen?

  13. 17.

    Was ist daran teuer? Typisch deutsch, Essen darf am besten nichts kosten…. . Der Bauer nimmt 1,70 pro Kilo. Essen Sie täglich 5 Kilo oder was?

  14. 16.

    >"Sorry, aber die kann ich mir z.Z. nicht leisten!"
    Kann vielleicht daran liegen, dass es die meist nur in 2,5 kg oder mehr Beuteln gibt und man eigentlich nur 4 Kartoffeln in der Woche braucht als Einzelhaushalt. Große Gebinde sind immer günstiger, braucht unsereins aber in der Masse dann nicht. Aufm Markt oder im Supermarkt als Einzelware zum selbst abwiegen kosten 4 Kartoffeln pro 100gr immer mehr als ein ganzer Beutel auf 100gr runtergerechnet. War aber schon immer so. Verhungert sind wir deshalb aber alle nicht.
    Dass in den letzten 2 Jahren alles irgendwie teurer geworden ist, ist heutzutage eigentlich kein Schmoll-Kreterium mehr. Ich kaufe dadurch weniger und werfe fast nichts mehr weg an Lebensmitteln.

  15. 15.

    300 wenn es der Hauptgang ist, wenn nur Beilage dann rund die Hälfte, wer isst schon täglich ausschließlich Kartoffeln ?

  16. 14.

    Die Kartoffel kann man sich sicher leisten. Wer einen Garten hat, kann ja auch einmal selbst ein paar Frühkartoffeln anbauen.

  17. 13.

    Ja, das Argument mit den Preisen verstehe ich auch nicht so richtig von dem anderen Björn.

  18. 12.

    Mir geht es zwar ähnlich wie Ihnen, aber dieser Bericht kann ja trotzdem prinzipiell für alle interessant sein, bei denen die gute alte Kartoffel und insbesondere die leckere Frühkartoffel noch auf dem Ernährungsplan steht. Es war keine Umfrage, ob man sich Kartoffeln noch leisten kann oder nicht.

  19. 11.

    300g Kartoffeln gehören p. P. zum Essen. Also 55 Cent.
    Dazu 1 Kohlrabi und 1 Bulette.
    Macht 2€
    .......
    Wenn das zu teuer ist, dann verstehe ich die Welt nicht mehr.

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