Brandenburg - Vineta wird aus dem Boden geholt - Ernte der frühen Kartoffeln gestartet
Sie gehört zu Brandenburg wie kaum ein anderes Gemüse: die Kartoffel. Im Spreewald hat schon die Ernte begonnen - und die Frühkartoffel ist mit ihrer dünnen Haut ziemlich anspruchsvoll, berichtet Nico van Capelle.
Mitten im Spreewald, noch unter der Erde, reift etwas heran. Es ist etwas rundes, etwas gelbes: die Vineta. "Ja, die Qualität ist sehr gut, die Größe gefällt mir auch schon", sagt Marko Karbitschke, der Leiter des Gemüseanbaus beim Händler "Der Dürrenhofer". Er buddelt zwei, drei Kartoffeln mit den Händen aus dem Acker.
Empfindliche Knolle
Die ganz dicken Kartoffeln, die ernten die Bauern erst im Herbst. In Dürrenhofe (Dahme-Spreewald) sind die Arbeiter zurzeit schon mit großen Geräten voll dabei, die Frühkartoffeln aus der Erde zu holen.
Sie sind laut Karbitschke in diesem Jahr schön gewachsen, schön saftig und frei von irgendwelchen Flecken. "Eine schöne, runde Kartoffel - so wie sie sein soll, die Vineta." Die Ernte läuft in diesem Jahr ganz gut, sagt er.
Anfangs noch voller Erde, werden sie schon wenig später noch schöner aussehen. "Wenn die noch durch die Sortierung, durch die Bürsten geht, ist sie für die Direktvermarktung sehr gut geeignet", so Karbitschke.
Der konventionelle Betrieb in Dürrenhofe baut auf 64 Hektar Kartoffeln an, auch die Vineta. Ihre dünne Haut macht sie empfindlich, sehr schnell bekommt sie Schäden. Da ist das richtige Händchen gefragt, zum Beispiel das von Dieter Schulz. Er fährt mit der großen Erntemaschine über den Acker, um die Kartoffeln zu ernten.
Schulz steht auf der Maschine direkt neben dem Gitterförderband, über die stetig neue Kartoffeln transportiert werden. Dutzende Knollen rattern pro Sekunde an ihm vorbei. Ab und zu greift er zu. "Man muss immer die Steine raussammeln, den Dreck und alles."
Die Landwirte brauchen aber auch ein glückliches Händchen bei dem Wetter. Die Vineta ist wetterfühlig. Doch dieses Jahr ist ein gutes Jahr. "Guck dir das doch mal an, besser geht's doch gar nicht", sagt Dieter Schulz und pickt exemplarisch zwei große Kartoffeln heraus. Alle Kartoffeln seien gesund.
Und weil es in diesem Jahr so viel geregnet hat, wurden die Felder intensiv auf natürliche Weise gewässert. Die Beregnungsanlagen musste der Betrieb nicht anstellen. Das sei in den Jahren zuvor nicht so gewesen - und für den Gemüseanbauleiter des Betriebs eine Besonderheit. "Ohne künstliche Beregnung kann man Kartoffelanbau hier nicht kostendeckend realisieren", so Marko Karbitschke.
Gleiche Fläche, schwankender Ertrag
Brandenburg ist Kartoffelland. "Die Kartoffel kann man Montag bis Freitag essen, nicht? Sie gehört einfach dazu", sagt Karbitschke. Entgegen dem Bundestrend ist die Anbaufläche in Brandenburg seit rund 20 Jahren in etwa konstant hoch, mit leichten Schwankungen. Im vergangenen Jahr war sie 10.200 Hektar groß. Knapp zehn Jahre zuvor, im Jahr 2014, waren es 9.800 Hektar und 13.100 Hektar im Jahr 2004.
Doch trotz der gleichbleibenden Anbaufläche, schwankt der jährliche Ertrag, abhängig von Bodentemperaturen und dem Faktor, ob es zu wenig oder zu viel geregnet hat. 347.000 Tonnen wurden im Jahr 2023 geerntet. Zum Vergleich: 2014 waren es 421.000 Tonnen.
Frisch geerntet geht die Frühkartoffel dann auf Reisen. Sie wird durchgerüttelt, gebürstet und anschließend in die bekannten Kartoffelnetze gefüllt. Aktuell sind es 200 Kilo, die die Maschine täglich abfüllt.
Für den Händler "Der Dürrenhofer" reicht diese Menge aus, sagt Marko Karbitschke. "Wir müssen ja sehen, dass wir hier alles regional vermarkten", so der Leiter. Ein Großteil gehe in die Direktvermarktung. "Wenn wir noch mehr produzieren würden, müssen wir sehen, dass wir das an den Mann kriegen." Seine Region sei aber "gesättigt", sagt er.
Jetzt ist Schnelligkeit gefragt, denn die Frühkartoffel hält nur wenige Wochen. Im Hofladen ist sie neben dem Spargel der Umsatzgarant, sagt Karbitschke. Bis zu 20 Prozent der Einnahmen gehen demnach auf die Kartoffel zurück, vor allem im Sommer.
Für 1,70 Euro pro Kilo geht die Vineta im Moment über den Ladentisch. "Demnächst werden die Preise auch leicht rückläufig sein", so der Leiter. "Das ist allgemein so, weil die Kartoffel langsam auf den Markt drückt."
Ende Juli hieß es von der Agrarmarkt Informations-Gesellschaft, dass die Verbraucherpreise noch über dem Niveau des Vorjahres liegen. Marktexperte der AMI Christoph Hambloch sprach von einem Bundesdurchschnitt von 1,66 Euro pro Kilo, ein Jahr zuvor waren es im gleichen Zeitraum 1,60 Euro. Mitte August 2023 sank dann der durchschnittliche Preis für das Kilo vorwiegend festkochende Kartoffeln auf 1,30 bis 1,40 Euro.
In ein paar Wochen ist die Vineta-Saison schon wieder vorbei und die nächsten Sorten werden geerntet. Dann kommen Linda und Sieglinde.
Sendung: rbb24 Brandenburg Aktuell, 06.08.2024, 19:30 Uhr
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