Konzertkritik | Yeah Yeah Yeahs in der Columbiahalle - Nichts als Nostalgie

Mi 30.08.23 | 10:21 Uhr | Von Hendrik Schröder
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Archivbild:Konzert der Yeah Yeah Yeahs mit Frontsängerin Karen O am 25.08.2023.(Quelle:picture alliance/Photoshot)
Audio: rbb24 Inforadio | 30.08.2023 | Hendrik Schröder | Bild: picture alliance / Photoshot

Die Yeah Yeah Yeahs gehörten in den Nuller Jahren zu den aufregendsten Bands der Stunde. Dann wurde es still um sie. Am Dienstag spielten sie ihr erstes Berlin-Konzert seit zehn Jahren - doch fresh fand Hendrik Schröder die Musik nicht mehr.

Natürlich ist das Konzert der Yeah Yeah Yeahs ausverkauft. Wer in den Nuller Jahren goldene Schallplatten eingeheimst hat und mit einem eigentlich nicht gerade massentauglichen Sound sogar in Deutschland in die Charts kam, der hat Fans, die einen so schnell nicht vergessen. Fans, die sich zappelig und aufgeregt drängen an diesem Dienstagabend in der Columbiahalle, vor der Bühne, auf der Empore, vor den Bierständen. Fans, die vor 20 Jahren jung und wild und schön waren und diesen hibbeligen Garagen-Sound, diese kurzen Songexplosionen und die Frontfrau, die nicht von dieser Welt schien, sehr geliebt haben.

Neue Anhänger sind dem Anschein nach kaum dazu gekommen. Aber wie auch: Die Band hat zwischen 2013 und dem vergangenen Jahr nichts veröffentlicht.

Synthi-lastig geht es los

Das Konzert beginnt trotz riesigen Wiedersehensjubels erst mal ein bisschen verhalten. Die Leute stehen da und wissen nicht so recht , was sie machen sollen, denn der Opener "Spitting off the edge of the world" mäandert synthi-lastig so dahin und will einfach nicht recht losgehen. Überhaupt hat das Comeback Album "Cool it down" aus dem letzten Jahr gemischte Kritiken bekommen. Zu viele Flächen, zu viele Sounds, zu wenig Garage und Gitarre, fanden manche. Aber wegen neuerer Songs der Yeah Yeah Yeahs sind die meisten der Leute auch nicht gekommen.

Als mit "Heated hearts" und "Black tongue" zwei ältere Tracks folgen, da wärmt sich die Halle - trotz an vielen Stellen echt räudiger Sounds - so langsam auf. Sängerin Karen O gibt dabei die Gebieterin, die in einem Kleid aus roter Folie aussieht wie eine schreitenden und springende Geschenkverpackung, mit dunkler Sonnenbrille und schwarzen ledernen Stulpen an den Armen, wie eine Weltraumerscheinung. Und wenn sie lostanzt oder einen Mund voll Wasser in die Luft spuckt oder mit der Konfettikanone rosa Herzen durch die Halle schießt, dann juchzt und jubelt das Publikum auf.

Knöpfe drehen als eigene Sportart

Der Drummer Brian Chase, Gitarrist Nicholas Zinner und ein Tourmusiker am Bass, der nicht zum festen Bandtrio gehört, stehen unterdessen alle ganz in schwarz angezogen etwas weiter hinten und rocken und moshen sich einen ab. Vorne die schillernde Frontfrau, hinten die genialen aber etwas linkischen Nerds, so sieht das aus. Gerade Gitarrist Zinner hockt immer wieder auf dem Bühnenboden vor seinen rund 40 Effektgeräten und dreht und schraubt und schiebt an den Knöppen und Reglern, als sei das eine eigene Sportart.

Natürlich ist das toll, dass die Yeah Yeah Yeahs wieder da sind. Und das Finale mit absurd viel Konfetti zu "Heads will roll", kurz vor den Zugaben, das macht richtig Spaß. Aber: War diese Band wirklich mal krass, gefährlich, aufregend, fresh? Vielleicht verklärt man das auch ein bisschen in Rückschau. Und enttäuscht geht an diesem Abend wohl auch nur nach Hause, wer auf präzisen und klaren Sound steht und gerne jedes Wort vom Gesang versteht.

Dennoch: Das war ein Nostalgie-Konzert, ein Blick zurück. Der Band kann man nichts vorwerfen - sie wollen, sie liefern. Die Zeit bleibt halt immer nur für den Moment stehen, das gilt auch für die Yeah Yeah Yeahs.

Sendung: rbb24 Inforadio, 30.08.2023, 5 Uhr

Beitrag von Hendrik Schröder

1 Kommentar

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  1. 1.

    Top Artikel. Das Problem war aber nicht die Band, die hat top abgeliefert. Der Sound war nur echt mies. Die Columbiahalle müsste mal ihren Techniker tauschen. Die Vorband Jealous, habe ich in kleinen verdreckten Punkkellern gesehen, mit besseren Sound als in der Halle. Es war nur ein Brei, der der Band nicht gerecht geworden ist. Man müsste eigentlich von den hohen Ticketpreisen mal 5€ nehmen und Techniker endlich gut bezahlen, damit Leute kommen, die wissen was sie machen.

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