Bundesweite Studie - Nur jeder zehnte Vater nimmt längere Elternzeit in Anspruch

Mi 14.12.22 | 12:45 Uhr
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ILLUSTRATION - Ein Vater schaut am 06.10.2022 in einer Wohnung in Berlin mit seinem Kind in einem Bilderbuch (gestellte Szene). (Quelle: dpa/Christin Klose)
Bild: dpa/Christin Klose

Nur etwa jeder zehnte Vater nimmt mehr als zwei Monate Elternzeit in Anspruch. Das zeigt eine am Mittwoch vorgestellte Studie des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung (BIB) für den Zeitraum zwischen 2009 und 2019.

"Väter übernehmen kaum alleinige Verantwortung für die Kinderbetreuung", lautet eine Schlussfolgerung der Studie. Die Mütter tragen nach wie vor den Hauptanteil bei der Familienarbeit.

"Über die ersten Lebensmonate des Kindes hinaus sind seit Einführung des Elterngeldes kaum weitere Fortschritte bei der Aufteilung der Familienarbeit zu erkennen", sagte Mathias Huebener, Wissenschaftlicher Mitarbeiter beim BIB.

Das Elterngeld wurde für Eltern mit Geburten ab 1. Januar 2007 eingeführt. Als "Einkommensersatzleistung" nach der Geburt eines Kindes sollte es einen Schonraum für junge Familien schaffen sowie eine stärkere Erwerbsbeteiligung von Frauen und eine partnerschaftliche Aufteilung der Kinderbetreuung ermöglichen.

Das Elterngeld ist eine Einkommensersatzleistung in Höhe von etwa 67 Prozent des vorgeburtlichen Einkommens. Es beträgt mindestens 300 Euro und höchstens 1.800 Euro pro Monat und wird dem betreuenden Elternteil für bis zu zwölf Monate nach der Geburt des Kindes gezahlt. Über das Elterngeld hinaus haben beide Elternteile Anspruch auf insgesamt drei Jahre Elternzeit, die jedoch nicht bezahlt wird.

Fortschritte durch die Einführung der Einkommensersatzleistung

Seit der Einführung der Einkommensersatzleistung gab es auch Fortschritte: Der Anteil der Väter, die Elterngeld beziehen, hat sich im Laufe der Jahre verdoppelt. Während für im Jahr 2007 geborene Kinder etwa 20 Prozent der Väter Elterngeld in Anspruch nahmen, lag der Anteil im Jahr 2019 bei 43 Prozent.

Bei den anspruchsberechtigten Müttern bezogen durchgehend mehr als 98 Prozent Elterngeld - die meisten mehr als zehn Monate lang.

Für die Untersuchung wurden amtliche Statistiken sowie zwei repräsentative Umfragen herangezogen.

Sendung: Fritz, 14.12.2022, 14 Uhr

6 Kommentare

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  1. 6.

    Freunde sind vor kurzen in den Genuss dieser Leistung gekommen, sie noch in der Ausbildung, er berufstätig. Wäre er zu Hause geblieben, hätte die Familie jeden Monat mehr als tausend Euro verloren.

    Vielleicht ein Sonderfall, aber es wirkt auf mich so, als würde da etwas nicht bis zu Ende gedacht sein.

  2. 5.

    Glauben Sie, dass geht nur Vätern so? Wenn ein nicht angestellte, selbständig arbeitende Frau ein Kind bekommt, bedeutet das für ihre Karriere eine empfindliche Unterbrechung, wenn nicht gar das Ende. Und der Partner kann dann nichtmal Elternzeit nehmen, da ja einer das Geld für die Familie ranschaffen muss.

    Andererseits können sich Selbständige ihre Zeit oft einteilen bzw. müssen nicht täglich präsent sein. Das ist auch für frischgebackene Väter möglich, wenn der entsprechende Wille da ist.

  3. 4.

    Nun ist es auch wenig realistisch, dass ein Kind währen der Arbeitszeit gestillt wird, auch wenn rechtlich dafür Raum ist (,was sehr gut ist).Stillen hat zwar Alternativen, kann aber nicht gleichwertig ersetzt werden. Daher liegt es nahe, dass Mütter den Großteil von Elternzeit und Elterngeld beanspruchen, um dem Kind den größtmöglichen gesundheitlichen und emotionalen Vorteil durch das Stillen zu ermöglichen. Dies ist nur ein Argument, das zeigt, das nicht nur ein "traditionelles Rollenverständnis" hinter dem Ergebnis der Statisktik steht. Diese Thematik ist vielschichter als es zuerst aussieht.

  4. 3.

    Naja Kinder muss man sich in Deutschland leisten können. Daher ist es oftmals eine finanzielle Entscheidung, ob Mama oder Papa mehr Elternzeit nehmen.
    Angenommen Frauen würden deutlich mehr als Männer verdienen, würden sich sicherlich mehr Väter für die Elternzeit entscheiden (können)

  5. 2.

    Das ist wieder so ein typisches Projekt, was nur aus der Perspektive von Arbeitnehmern gedacht wurde. Die können sich mal eben von der Arbeit abmelden, und dann erledigt eben jemand anderes die Arbeit. Aber was ist mit Selbständigen? Und dann noch in einem Bereich, wo man die eigenen Aufträge nicht beliebig an andere Leute weiterdelegieren kann? Nehmen wir mal an, ich würde wirklich mal eine Frau kennenlernen, die sich für mich interessiert (was schon sehr unwahrscheinlich ist) - soll ich dann meinen Auftraggebern sagen, dass ich ein Jahr lang wegen Familiengründung keine Aufträge annehme, und sie zusehen sollen, wo sie bleiben? Dann habe ich nach diesem Jahr keine Auftraggeber mehr...

  6. 1.

    Anscheinend liegen zwischen den Wünschen der "Gleichstellen-Wollenden" und der Lebensrealität vieler Familien Welten.
    In den meisten Familien scheint die traditionelle Rollenverteilung bei der Kinderbetreuung und -erziehung tief verwurzelt.

    Gut, dass die Möglichkeit zu mehr Elternzeit - auch für Väter - geschaffen wurde, aber es muss auch respektiert und akzeptiert werden, wenn nur wenige von dieser Möglichkeit Gebrauch machen!

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