Liveticker zum Hochwasser - Oder-Spree verstärkt Vorbereitungen +++ Entwarnung in der Prignitz

Sa 21.09.24 | 11:11 Uhr
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Hochwasser in Ratzdorf an der Oder
Bild: dpa

+++ Prognosen rechnen mit einem Höchststand der Oder am kommenden Mittwoch +++ Landkreis Oder-Spree intensiviert Vorbereitungen +++ Lage an der Brandenburger Elbe entspannt sich +++ Weitere News im Liveticker

Samstag, 21. September

10:45 Uhr: Kampf gegen das Hochwasser machte Platzeck 1997 zum "Deichgraf"

Rückblick: Die Oderflut im Juli und August 1997 führte in Tschechien, Polen und Deutschland zu schweren Schäden in zahlreichen Orten, in den beiden Nachbarländern kamen damals mehr als 100 Menschen ums Leben. Auslöser waren anhaltende starke Regenfälle.

Am 23. Juli brach bei Brieskow-Finkenheerd (Oder-Spree) der erste Deich in Brandenburg, die mehr als 5.000 Hektar große Ziltendorfer Niederung wurde überflutet. Auch in Ratzdorf (Oder-Spree) richtete das Wasser schwere Schäden an, die Thälmann-Siedlung zwischen Frankfurt (Oder) und Eisenhüttenstadt stand fast bis zu den Dächern unter Wasser.

Auch dem Oderbruch drohte die Überflutung, sie konnte jedoch durch den Dauereinsatz von Hilfskräften knapp verhindert werden. Die Verteidigung der Deiche in der Region ging als "Wunder von Hohenwutzen" in die Landesgeschichte ein. Brandenburgs damaliger Umweltminister und späterer Ministerpräsident Matthias Platzeck (SPD) war für das Krisenmanagement verantwortlich und wurde als "Deichgraf" bundesweit bekannt. Damals legte er die Basis für seinen Aufstieg zum Ministerpräsidenten und SPD-Vorsitzenden.

Dass Brandenburg 1997 einigermaßen glimpflich davonkam, ist auch auf die weitreichenden Überflutungen am Oberlauf der Oder in Polen zurückzuführen. Dort wurden rund 650.000 Hektar Land und mehr als 1.000 Orte überschwemmt. Die Oderdeiche wurden seitdem umfassend saniert.

Archivbild: Zwei Männer schwimmen mit persönlichen Sachen in einer Mülltüte durch die Eingangstür ihres überfluteten Hauses in der Thälmann-Siedlung südlich von Frankfurt (Oder) am 26.07.1997. (Quelle: dpa/Ralf Hirschberger)
Thälmann-Siedlung stand 1997 fast bis zu den Dächern unter WasserBild: dpa/Ralf Hirschberger

9:05 Uhr: Woidke besucht am Nachmittag Hochwasser-Gebiet

Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke (SPD) informiert sich am Samstag um 14.00 Uhr in Frankfurt (Oder) über die aktuelle Hochwasserlage. Gemeinsam mit Oberbürgermeister René Wilke (parteilos) will er eine Ausgabestation für Sandsäcke besuchen und sich eine montierte Schutzwand an der Uferpromenade ansehen, wie die Staatskanzlei in Potsdam mitteilte. Auf der Stadtbrücke ist auch ein Zusammentreffen mit Vertretern des Krisenstabs von Frankfurt und der Nachbarstadt Slubice sowie der Woiwodschaft Lebus geplant.

Am Wochenende und zu Beginn der neuen Woche könnte die höchste Hochwasser-Alarmstufe 4 mit einem Pegel von knapp sechs Metern an der Oder erreicht werden. In Odernähe werde es definitiv zu Überschwemmungen im Stadtgebiet kommen, sagte Wilke dem rbb. Sorge bereite ihm auch die mögliche Dauer des Hochwassers. Die Hochwasserlage 2 bis 3 könne demnach nicht nur ein paar Tage, sondern auch ein bis zwei Wochen andauern. Bislang ist Alarmstufe 1 für Frankfurt (Oder), Eisenhüttenstadt und Ratzdorf (beide Oder-Spree) ausgerufen.

07:42 Uhr: Ab Montag Alarmstufe 3 im Landkreis Oder-Spree

Der Landkreis Oder-Spree verstärkt seine Vorbereitungen auf das erwartete Hochwasser. Landrat Frank Steffen (SPD) sagte am Samstag im rbb24 Inforadio, er habe angeordnet, dass die Behörden ab Montag unter den Bedingungen der Alarmstufe 3 arbeiten. Diese werde bis dahin voraussichtlich erreicht. Derzeit liege der Pegelstand in Ratzdorf bei gut 4,80 Meter, im Lauf des Dienstags könne er auf bis zu 6,20 Meter steigen.

Laut Steffen wird wahrscheinlich auch die höchste Alarmstufe 4 ausgerufen werden und an einigen Stellen Wasser durch den Deich sickern. Eine Situation wie bei der Oderflut 1997 sei aber nicht zu erwarten - die Deiche seien in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut und gesichert worden. Er gehe davon aus, dass sie das Hochwasser "gut aushalten".

Freitag, 20. September

16:45 Uhr: Polnisches Slubice sperrt ab Sonntagmorgen Transitverkehr durch Stadt

Slubice wird den Transitverkehr in Richtung Frankfurt (Oder) ab Sonntag 7 Uhr sperren. "In der derzeitigen Situation können wir absolut keine Staus in der Stadt zulassen. Alle Dienste, die sich derzeit aufgrund der Hochwassergefahr um unsere Sicherheit kümmern, müssen ungehindert durch die Stadt fahren können", sagte Slubices Bürgermeisterin Marzena Slodownik am Freitag.

Autofahrer von außerhalb werden von Polizisten zum Autobahn-Grenzübergang Swiecko umgeleitet. Slubicer aus Gemeinde und Bezirk, die zur Arbeit nach Deutschland fahren, können in die Stadt und die Stadtbrücke Slubice-Frankfurt überqueren, so ein polnischer Polizeisprecher. Innerhalb des Slubicer Stadtbezirks würden Polizeistreifen überprüfen, wer die Stadt betreten darf.

14:40 Uhr: Entspannte Lage in der Prignitz

An der Elbe im Landkreis Prignitz wird das erwartete Hochwasser wohl weniger stark ausfallen als zunächst erwartet.

Nach Angaben des Brand- und Katastrophenschutzes beim Landkreis wird am Dienstag oder Mittwoch am Pegel Wittenberge ein Wasserstand von 4 Metern bis 4,50 Metern erwartet. Die zuvor prognostizierte Alarmstufe 1 würde damit nicht erreicht.

Bei der Hochwasserlage in diesem Jahr wirke sich positiv aus, dass es in der Prignitz selbst zuletzt keine Niederschläge gegeben habe. Auch die Zuflüsse in die Elbe wie Havel, Mulde und Saale würden derzeit keine zusätzlichen Wassermengen zuführen; eine Potenzierung der Pegel bleibe damit aus.

Hochwasser: Erklärung der Alarmstufen. (Quelle: rbb)
Bild: rbb

12:00 Uhr: Höhepunkt in Frankfurt am Mittwoch erwartet

Nach dem starken Hochwasser in Polen schwillt die Oder allmählich in Brandenburg an. Zwar sind die Pegel nach der Übersicht des Landesamts für Umwelt am Freitag landesweit derzeit in einem ungefährlichen Bereich [pegelportal.brandenburg.de]. Es wird allerdings ein schnelles und starkes Anschwellen insbesondere der Oder befürchtet. Die brandenburgischen Behörden erweiterten wegen der nach ihren Angaben "sehr ernsthaften Lage" den Vorhersagehorizont für die Entwicklung der Hochwasserlage auf sechs Tage. Ab dem dritten Vorhersagetag handle es sich aber um Abschätzungen, die mit großen Unsicherheiten behaftet seien.

Für Frankfurt (Oder) wird derzeit nach dieser unsicheren Sechstagesprognose für Dienstag das Erreichen der Alarmstufe drei erwartet und für Mittwoch mit 5,79 Metern Höhe ein Pegelhöchststand des bisherigen Hochwassers. 1997 erreichte die Oder dort einen historischen Pegel von 6,56 Metern. Auch in Eisenhüttenstadt (Oder-Spree) wird Alarmstufe drei prognostiziert, in Ratzdorf (Oder-Spree) auch die höchste Alarmstufe vier. Dort wird für die Oder ein Anschwellen auf bis zu 6,17 Meter nach der unsicheren längerfristigen Prognose erwartet, ab 5,90 Metern Höhe gilt die Katastrophenabwehr.

Blick auf die Entwicklungen des Hochwassers vom 19. bis zum 20. September.

Sendung: rbb24 Inforadio, 21.09.2024, 09:01 Uhr

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2 Kommentare

  1. 1.

    Und wo sind die anderen möchtegern Ministerpräsidenten? Halten wohl schon Sekt oder Selters kalt gestellt …
    Wie man sieht, gibt es nur einen, der Ministerpräsident sein kann und soll!

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