Amtsgericht Berlin-Tiergarten - Angriff auf ZDF-Team: Angeklagte erhalten Bewährungs- und Geldstrafen
In der Hochphase der Corona-Demonstrationen 2020 wurde in Berlin ein ZDF-Team angegriffen. Mehrere Opfer wurden schwer verletzt. Am Montag gab es das Urteil gegen die vier Angeklagten. Die sprechen derweil von einer Verwechslung.
Fast vier Jahre nach einem Angriff auf ein ZDF-Team am Rande einer Demonstration der "Querdenker"-Bewegung sind drei Männer und eine Frau jeweils zu Bewährungsstrafen von zwei Jahren verurteilt worden.
Das Amtsgericht Tiergarten sprach die Angeklagten im Alter von 28 bis 34 Jahren am Montag der gefährlichen Körperverletzung schuldig. Sie müssen jeweils 5.000 Euro Geldbuße zahlen. Das Geld soll den Opfern zugutekommen.
Die zwei Männer aus Berlin sowie das Geschwisterpaar aus Baden-Württemberg hatten zuvor gestanden, am 1. Mai 2020 auf das Fernsehteam eingetreten und eingeschlagen zu haben. Nach ihren Angaben handelte es sich um eine Verwechslung. Sie seien davon ausgegangen, dass die Angegriffenen der rechtsextremen Szene angehörten.
Zwei Angegriffene verloren zeitweilig Bewusstsein
Die Angeklagten hatten sich in von den Verteidigern verlesenen, nahezu gleichlautenden Geständnissen bei den Angegriffenen entschuldigt. Das Geständnis der bislang nicht vorbestraften Angeklagten war Voraussetzung dafür, dass das Gericht Bewährungsstrafen aussprach. Darauf hatten sich die Prozessbeteiligten vor Verhandlungsbeginn verständigt, wie Richterin Ulrike Hauser erläuterte. Mit seinem Urteil folgte das Gericht dem Antrag der Staatsanwaltschaft.
Das sechsköpfige Fernsehteam war damals im Auftrag für das ZDF-Satireformat "heute-show" unterwegs und berichtete über die Demonstration. Die Angeklagten waren Teil einer größeren Gruppe von Angreifern.
Das TV-Team hatte zuvor Aufnahmen von einer Demonstration gegen die damaligen Corona-Maßnahmen gemacht. Die Angreifer schlugen unter anderem mit Metallstangen und Fäusten auf die Mitarbeiter des Kamerateams und Security-Mitarbeiter ein. Zwei der Angegriffenen verloren dabei zeitweilig das Bewusstsein. Einige der Angegriffenen litten auch Monate nach der Tat noch an den physischen und psychischen Tatfolgen.
Die Berliner Staatsanwaltschaft hatte die drei Männer und eine Frau bereits vor einem Jahr, im Januar 2023, angeklagt. Gegen zwei weitere Beschuldigte wurde das Ermittlungsverfahren eingestellt. Für die Ermittlungen waren Videoaufnahmen ausgewertet und DNA-Proben analysiert worden.
Zeugen: Wurden von bis zu 20 Vermummten angegriffen
Zum Prozessauftakt wurden unter anderem zwei Mitarbeiter des TV-Teams als Zeugen angehört. Sie schilderten den Angriff von 15 bis 20 schwarz vermummten Menschen und die erlittenen Verletzungen. Weitere Zeugenaussagen sowie gerichtsmedizinische Befunde wurden verlesen.
Die Staatsanwaltschaft hatte den Angeklagten unter anderem gemeinschaftliche, gefährliche Körperverletzung vorgeworfen. Der Vorwurf in einem Fall wegen Widerstands gegen Vollstreckungsbeamte sollte im Rahmen der Absprache zwischen den Prozessbeteiligten fallen gelassen werden.
Sendung: rbb24 Inforadio, 08.01.2024, 15:23Uhr