Berlin-Friedenau - Eltern der Bergius-Schule kündigen Dienstaufsichtsbeschwerde an

Fr 13.12.24 | 18:19 Uhr
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Friedrich-Bergius-Schule in Berlin-Friedenau (Bild: dpa-news/Leonie Asendorpf)
Audio: rbb24 Inforadio | 13.12.2024 | Birgit Raddatz | Bild: dpa

Nach dem Brandbrief von Lehrkräften der Friedrich-Bergius-Schule in Berlin-Friedenau kündigen die Eltern der Schüler Konsequenzen an. Der Vorsitzende der Gesamtelternvertretung (GEV), Andreas Thewalt, will am Wochenende Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die zuständige Schulaufsicht einreichen. Zuerst berichtete der "Tagesspiegel".

Am Donnerstagabend wurde eine GEV-Sitzung zur Situation an der Schule durchgeführt. Lehrkräfte hatten zuvor von teils respektlosem Verhalten der Kinder auch untereinander berichtet und fordern von den Behörden Unterstützung. Konkret geht es ihnen beispielsweise um einen Pförtner für die Schule sowie um einen Zugang zu einer zweiten Sporthalle.

GEV sieht Bruch des Schulgesetzes

Ein Vertreter der Schulaufsicht habe zunächst zu dem Termin am Donnerstag zugesagt, wenig später jedoch wieder abgesagt, so Thewalt. Die Absage hält der GEV-Vorsitzende für einen Verstoß gegen das Schulgesetz. In Paragraf 116 heißt es darin: "Vertreterinnen und Vertreter der Schulaufsichtsbehörde und des Bezirksamts sind berechtigt und auf Einladung eines schulischen Gremiums verpflichtet, an Sitzungen in Angelegenheiten, die sie betreffen, teilzunehmen.

"Kindern bringt man an der Schule Regeln bei und die Schulaufsicht hält sich nicht an ihr eigenes Schulgesetz", kritisiert Thewalt.

Bildungsverwaltung: "Prozess noch in früher Phase"

Der Vertreter der Schulaufsicht hatte seine Absage damit begründet, es gebe eine neue Sachlage. Diese sei ihm nicht bekannt, so der GEV-Vorsitzende Thewalt. Anfang kommenden Jahres soll es erneut eine Sitzung mit allen Eltern geben.

Die Bildungsverwaltung antwortete auf eine rbb-Anfrage, man habe den Vorsitzenden der Gesamtelternvertretung vor der Sitzung darüber informiert, dass die Schulaufsicht "bei einer der nächsten Sitzungen zur Verfügung stünde, um über den aktuellen Stand und die weitere Entwicklung des Prozesses zur Schulentwicklung" zu berichten. Aus Sicht der Behörde befinde sich der Prozess "noch in einer frühen Phase".

Der angekündigten Dienstaufsichtsbeschwerde gegen die Schulaufsicht sieht die Bildungsverwaltung gelassen entgegen. Deren Sprecher teilte mit: "Jeder kann von seinem Recht Gebrauch machen, sich zu beschweren."

Sendung: rbb24 Inforadio, 13.12.2024, 18:10 Uhr

15 Kommentare

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  1. 15.

    Wie sollen das Quereinsteiger, Studenten usw. denn machen, wenn sie Zeitarbeitskräfte sind und jedes Jahr entlassen werden? Auch fehlt es an Sozialarbeitern und Psychologen dort. Ein Mediator könnte auch hilfreich sein. Ein Klaps hat noch nie geschadet. Wir hatten das früher auch in der DDR.

  2. 14.

    Bevor Lehrer einen Brandbrief schreiben dürfen Sie davon ausgehen, dass viel, sehr viel passiert ist. Lehrer sind Profis. Helfen würde es, wenn Lehrer und Eltern, Ärzte, Verwaltungen gegenüber Kindern „ an einem Strang ziehen“. So wie zu Hause über andere gesprochen wird, so wird das Verhalten der Kinder dann sein.

    P.S. Lehrer sind, entsprechend ihrer Bildungsanstrengungen, geringer bezahlte Landesbedienstete als in der Privatwirtschaft. Für diese Anstrengungen sind, außerhalb steuerfinanzierter Gehälter, ganz andere Größenordnung möglich. Diese Chancen haben Lehrer nicht.

  3. 13.

    *3.
    "Es sind sehr hochbezahlte Experten für das Thema Lernen und damit auch für die Themen "Veränderungen gestalten und Probleme lösen"."
    Ich denke, Sie machen es sich zu einfach. Der AKTUELLE Stand ist:
    "Von den aktuell 4.762 neu eingestellten Lehrkräfte sind 3.300 sogenannte "sonstige" Lehrkräfte; das sind Seiteneinsteiger*innen ohne volle Lehrbefäfigung, darunter etwa 550 Studierende, Lehrkräfte an Willkommensklassen... Das sind 70% aller neu eingestellten Lehrkräfte, die ganz überwiegend befristet eingestellt werden - viele von ihnen immer wieder." (GEW. 28.08.2024)
    "Warum kommt von denen nicht mal zumindest ein grundlegendes Konzept (möglichst mit ersten Erfahrungen aus einer Umsetzung) um die Situation zu konstruktiv zu verbessern?" Wie sollen das Quereinsteiger, Studenten usw. denn machen, wenn sie Zeitarbeitskräfte sind und jedes Jahr entlassen werden. Wenden Sie sich mit Ihren (berechtigten Fragen) doch mal an die Kultusminister, Landesschulamt etc.

  4. 12.

    Der Landesrechnungshof hat die Ineffektivität der Behörden bemerkt und gerügt. Uiuiui! Da sind die gleich in die Puschen gekommen auf dem Weg zur Geld-Nicht-Verschwendung.

    "Amtsschimmel, der schön in der warmen Stube sitzt und keiner merkt, dass er extrem unwirtschaftlich ist"

  5. 11.

    Der Ansatz, das immer das pädagogische Personal in dafür verantwortlich ist, wenn Kinder gewalttätig sind ,,sich nichts sagen lassen, machen was sie wollen ist in unserer Gesellschaft immer der einfachste Weg Erziehung und Bildung von sich selbst auf andere zu schieben. Ich sehe in dem neuen Bildungsstil der Partipisation und des uneingeschränkten Schutzes der Kinderrechte ab der Geburt mittlerweile ein großes Problem. Kinder die nie lernen Niederlagen auszuhalten,immer nur ihren Bedürfnissen folgen, immer gefragt werden sollen , ob sie jetzt getröstet werden oder in den in den Arm genommen werden möchten erziehen wir zu Empathieunfähigen ich bin der Narbel der Welt Persönlichkeiten. Wenn unsere Senatoren beim Beschluss der Sparmaßnahmen der Meinung sind mehr kinder mit herrausforderndem Verhalten in kleineren Räumen an maroden mit minimaler Personaldecke ausgestatteten Bildungseinrichtungen unterzubringen regt sich kein Widerstand und Ungehorsam.

  6. 10.

    Das Durchschnittsgehalt für Akademiker in Deutschland ist knapp 60.000 Euro. Das ist in etwa das, was Lehrer nach einigen Jahren verdienen. Hier von "sehr hoch bezahlt" zu sprechen ist billige Polemik.

    Außerdem würde ich davon ausgehen, dass der Brief nicht das erste war, dass die Lehrkräfte getan haben.
    Die *offizielle* Personalausstattung ist an vielen Schulen 90-95 %. Darin fehlt aber noch eine Vertretungspauschale. Und nein das kann man nicht durch Mehrarbeit auffangen, da Überstunden nichts bringen, wenn die Kinder schon zu Hause sind.

    Wenn die seit 2019 verpflichtende Zeiterfassung mal kommt, wird sich zudem zeigen, dass die reale Personalausstattung noch deutlich darunter liegt.

    Warum treten Rechte eigentlich immer gegen andere Arbeitnehmer? Woher kommt dieses negative Menschenbild?

  7. 9.

    Die Haltung "ich kann eh nichts machen" hilft nicht weiter, sondern ist einfach nur Resignation (von Bequemlichkeit rede ich lieber nicht). Lehrkräften sollte das "systemische Denken und Handeln" bekannt sein und hier können sie wesentliche Elemente einbringen - das erfordert aber tatsächliche Aktivitäten.
    Thema "Sie schreiben von hochqualifizierten Fachkräften ... tja, eben nur so hochqualifiziert, wie es die Ausbildung zulässt." Ausbildung / Studium ist allenfalls eine Basis mehr nicht! Wenn z.B. Informatiker nicht (selbst-) ständig permanent weiter lernen, sind sie nach spätestens einem Jahr berufsunfähig. "Lebenslanges Lernen" ist das Motto und das man dasLehrkräften beibringen muss ist schon bemerkenswert. Im In- und Ausland gibt es viele gute Beispiele wie Schule anders praktiziert werden kann - übrigens zum Wohle aller!

  8. 8.

    Die Eltern beschweren sich über das respektlose Verhalten der Schüler(ihrer Kinder) und die Schulaufsicht/Lehrer sollen das richten.
    Finde ich einen interessanten Ansatz.

  9. 7.

    Die Lehrer haben nicht die Macht allgemeine gesellschaftliche Tendenzen auszubügeln! Zudem sind mMn alle Lehrer, die mehr als 15 Schüler in der Klasse haben, soweiso überlastet.
    Sie schreiben von hochqualifizierten Fachkräften ... tja, eben nur so hochqualifiziert, wie es die Ausbildung zulässt.
    Da ist seit Corona und auch schon davor viel kaputt gegangen, Stichwort homeschooling. Wenn die angehenden Pädagogen keinen richtigen Kontakt zu den Lernenden haben und heutzutage eher ne trendy app für den Unterricht programmieren müssen können, was soll dabei rumkommen!?
    Also, ich würde, wenn Lehrer schon einen Brief schreiben, diesen auch ernst nehmen! Immerhin sind diese wichtige Indikatoren (Fühler) unserer sich entwickelnden Gesellschaft und somit auch Zukunft.
    Landesweites Handyverbot in S-G, mehr Sportmöglichkeiten, kleinere Klassen, attraktive ganztägig geöffnete Bildungstätten anstatt in Bildnungsklassen eingeteilte Lern-Kasernen. Entmonetarisierung des Bildungssystems!

  10. 6.

    Woher wissen Sie welche Ausbildung /Tätigkeiten ich gemacht habe? Immer das Gleiche, wenn man die Arbeit von Lehrkräften hinterfragt... Leider wurden meine Fragen auch hier nicht beantwortet: was kommt von den Lehrkräften, es geht doch um ihren (sehr hoch bezahlten) Job?! Mit diesen jungen Leuten habe viele pädagogische Fachleute von der Kita bis zum Ausbildungsbetrieb zu tun - von der (stationären) Jugendhilfe will ich gar nicht erst reden. Keine dieser Berufsgruppen schreibt einfach nur einen Brief und das war es dann - sie kümmern sich selber aktiv um die Lösung von Problemen in ihrem Job! Gerade Pädagogen sollten doch als Experten für die lernende Gestaltung von (Arbeits-) Situationen hier ihre Kompetenz einfließen lassen. Oder ist die eigne Kompetenzsituation vielleicht ganz anders....?

  11. 5.

    Vor drei Tagen las ich einen interessanten Bericht zu diesem Thema. Der Autor, welcher ein langjähriger Lehrer an den sog. Brennpunktschulen war, berichtete dort ausführlich worauf diese Probleme in den Schulen beruhen. Die, und ich sage mal vorsichtig, bunte Vielfalt der heutigen Schüler mit all ihren Auffälligkeiten, so wie man sie auch im Alltag erlebt, begünstigen nicht gerade ein Klima, in dem man konstruktiv lernen kann. kurz gesagt, da kann man noch so viele Interventionen starten, das Kind ist in den Brunnen gefallen! Es müsste sich schon grundsätzlich der Umgang in der Gesellschaft ändern, um da irgendwas zu reißen.

  12. 4.

    Interessante Sichtweise. Wollen Sie nicht selbst Lehrer/in werden? Ich finde es toll, dass so viele Menschen Ihre Meinung darüber äußern, was Lehrer alles können sollen. Und das ist nicht wenig. Ich frage mich nur, warum sind solche Menschen dann nicht selbst Lehrer/in geworden? Das würde uns allen sicherlich helfen. Berlin braucht Lehrer/innen. Also bitte bewerben Sie sich für den Quer- bzw. Seiteneinstieg.

  13. 3.

    Es gibt an der Schule Stress und was machen die Lehrkräfte außer einen Brandbrief zu verfassen. Es sind sehr hochbezahlte Experten für das Thema Lernen und damit auch für die Themen "Veränderungen gestalten und Probleme lösen". Sie sind doch die eigentlichen Fachleute für die Situation der Schule, der Schüler-innen, der Eltern und natürlich auch für Gestaltung des Unterrichtes. Warum kommt von denen nicht mal zumindest ein grundlegendes Konzept (möglichst mit ersten Erfahrungen aus einer Umsetzung) um die Situation zu konstruktiv zu verbessern?
    Wenn ich an meinem Arbeitsplatz Probleme habe, dann bin ich auch dafür zuständig sie zu lösen. Wenn ich der Geschäftsführung, dem Vorstand, dem Aufsichtsrat einfach nur einen Brief schreiben würde, dann hatte ich bald ein ganz anderes Problem.

  14. 2.

    Mal interessant, dass z.Zt. in Berlin die Kultur als nicht notwendig und sinnlos abgestempelt wird. Was ist mit dem Amtsschimmel, der schön in der warmen Stube sitzt und keiner merkt, dass er extrem unwirtschaftlich ist? Schnell mal die Digitalisierung abgeschafft, damit ein großer Teil der Spezies weiter ineffektiv die Zeit totschlagen kann...

  15. 1.

    Ich kann aus eigener Erfahrung sagen das nichts passieren wird.Dienstaufsichtsbeschwerde hin oder her und die Aussage, man sieht dem ganzen gelassen entgegen, zeigt die sorglosigkeit von überbezahlten Plaudertaschen.Eine Krähe hackt der anderen kein Auge aus.Aber ich wünsche viel Glück...

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